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Wir schreiben die Jahre 1785—1786. Mozart ist seit August 1782 mit Konstanze Weber verheiratet, er versucht, aller Fesseln ledig, in Wien als „freier Künstler“ zu leben. In seiner Unerfahrenheit in allen praktischen Dingen des Lebens vermag er nicht zu erkennen, daß man zur Erreichung dieses Zieles Skrupellosigkeit und ro buste Ellbogenkraft braucht, die er nicht besitzt, und daß noch über ein volles Jahrhundert vergehen sollte, ehe es — und auch dann nur ganz wenigen Großen im Reiche der Tonkunst — gelingen konnte, sich durch ihr Schaffen eine gesicherte Existenz aufzubauen. Private und öffentliche Konzerte bringen dem glänzenden Klaviervirtuosen zwar Anerkennung und Beifall, doch der pekuniäre Erfolg bleibt dürftig. Die erhofften Opernaufträge, die die wirtschaftliche Misere mildern könnten, bleiben aus. Noch sind weder der „Figaro“ noch „Don Giovanni“ geschrieben. Unbekümmert leben die jungen Eheleute von der Hand in den Mund, und es ist kein Zufall, daß in dem Zeitraum von 1782 bis zum Frühjahre 1786 Mozart vorwiegend Kammer- und Klaviermusik, unter anderen die sechs dem großen Freunde Joseph Haydn gewid meten Streichquartette, schreibt. Auch einige Lieder entstehen, darunter die bekannte dramatische Szene nach Goethes Text: „Ein Veilchen auf der Wiese stand“. Zahlenmäßig stehen die Konzerte an erster Stelle — das c-Moll-Konzert (KV 482) ist neben dem d-Moll-Konzert (KV 466) dank der Tiefe seiner inhalt lichen Aussage im gesamten Schaffen Mozarts von überragender Bedeutung. — Feine Ohren hören aus dieser meisterlich geformten Musik die Sorge und Ent täuschung über den ausbleibenden, wirklich durchschlagenden Erfolg heraus, die Mozarts männlicher Stolz vor der ahnungslos neben ihm lebenden Konstanze zu verbergen weiß. Sie hören, wie seine Stimmung umschlägt in wilden Schmerz, in leidenschaftliche Anklage und Auflehnung. Doch immer von neuem hat sich sein Genius wieder in der Gewalt —, in stiller Resignation findet er zurück zu harmoni scher Ausgeglichenheit und Friedsamkeit. (Langsamer Mittelsatz.) Die Ecksätze des Konzertes sind streng sinfonisch gebaut und fordern volle Orche sterbesetzung. Oboen, Klarinetten und den übrigen Bläsern werden wichtige, mitunter recht heikle Aufgaben gestellt. — Der 1. Satz trägt fragend-bohrenden Charakter, das Larghetto berückt durch seine in Wohllaut getauchte anmutsvolle Heiterkeit. — Die Variationen (Veränderungen eines Themas) des Schlußsatzes sind zwischen dem Solisten und dem Orchester wohlausgewogen aufgeteilt. Sie ver klingen in grimmigem Trotz in einer Stretta (schneller Schlußteil) im 6 / 8 -Takt. Seine dritte Sinfonie in d-Moll schrieb Anton Bruckner in der Zeit vom Februar bis zum Dezember 1873. — Mit drei fertigen Sätzen wagte er von Marienbad aus den Sprung nach Bayreuth zu Richard Wagner. Dieser erkennt die künstlerische Bedeutung seines glühenden Verehrers und nimmt die Widmung des Opus an. Die im Frühjahr nach Bayreuth gesandte Partitur trägt zwar keine Widmung, aber in seinem Hauskalender notiert Anton Bruckner: „Symphonie in d-Moll Sr. Hochwohl geboren Herrn Richard Wagner, dem unerreichbaren weltberühmten und erhabenen Meister der Dicht- und Tonkunst, in tiefster Ehrfurcht gewidmet von A. B.“ —