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Hochschulspiegel
- Bandzählung
- 1973
- Erscheinungsdatum
- 1973
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- A 812
- Vorlage
- Universitätsbibliothek Chemnitz
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek Chemnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770833978-197300004
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770833978-19730000
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770833978-19730000
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Projekt: Bestände der Universitätsbibliothek Chemnitz
- Saxonica
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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-
Zeitschrift
Hochschulspiegel
-
Band
Band 1973
-
- Ausgabe Nr. 1, Januar 1
- Ausgabe Nr. 2, Januar 1
- Ausgabe Nr. 3, Februar 1
- Ausgabe Nr. 4, Februar 1
- Ausgabe Nr. 5, März 1
- Ausgabe Nr. 6, März 1
- Ausgabe Nr. 7, April 1
- Ausgabe Nr. 8, April 1
- Ausgabe Nr. 9, Mai 1
- Ausgabe Nr. 10, Mai 1
- Ausgabe Nr. 11, Juni 1
- Ausgabe Nr. 12, Juni 1
- Ausgabe Nr. 13, Juli 1
- Ausgabe Nr. 14, Juli 1
- Ausgabe Nr. 15, August 1
- Ausgabe Nr. 16, August 1
- Ausgabe Nr. 17, September -
- Ausgabe Nr. 18, Oktober 1
- Ausgabe Nr. 19, Oktober -
- Ausgabe Nr. 20, November -
- Ausgabe Nr. 21, November 1
- Ausgabe Nr. 22, Dezember 1
- Ausgabe Nr. 23, Dezember -
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Band
Band 1973
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- Hochschulspiegel
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Frans Masereel: Der Abschied. — Original-Holzschnitt. 1926. 50 Jahre Graphik-Kabinett Das Graphik-Kabinett der Städ tischen Kunstsammlung im Museum am Theaterplatz präsentiert im Sockelgeschoß aus seinen Mappen, Kästen und Schränken in sorgfälti ger Auswahl, was darin gesammelt und bewahrt worden ist: Original- Graphik von Altdorfer bis Zille, von Dürer über Rembrandt bis Adolph Menzel. Für unser Jahrhundert ste hen Namen wie Ernst Barlach, Lovis Corinth, Käthe Kollwitz. Otto Dix, George Grosz, Frans Masereel, Hans und Lea Grundig, Fritz Schulze und Eva Schulze-Knabe fehlen ebensowe nig wie Fritz Cremer, Arno Mohr und Herbert Sandberg. Der Graphik der Dresdner Künstlergemeinschaft „Brücke“ (1905 bis 1913) ist ein eige ner Raum gewidmet, in dem wir den Gründern dieser progressiven Ge- mein.chaft Karl- Schmidt-Rottlufi, Ernst-Ludwig Kirchner, Fritz Bleyl und Erich Heckel sowie den später gewonnenen Mitgliedern in aus drucksstarken Blättern begegnen. Zeitgenössische Graphik der jünge ren Generation schließt sich an. Neben der Orientierung in den Grundtechniken der Druckgraphik — Kupferstich, Holzschnitt, Radierung und Lithographie — ist für Augen freuden gesorgt durch dargebotene Meister-Aquarelle. Die Hinentwick lung von der zarten, lavierten Sepia zeichnung aus dein 18. und 19. Jahr hundert kann bis zur volltönenden Wasserfarbenmalerei verfolgt und die Umsetzung eines Erlebnisses in Farbe nachempfunden werden. Der zur Ausstellung gelangte Querschnitt von etwa 200 Exponaten kann nur einen kleinen Teil eines gewachsenen Ganzen darstellen. Die Sammlung zählt heute etwa 13 000 Blätter. Dank ihrer Substanz ist sie über die Grenzen unserer Stadt hinaus wirksam. Einer der jüngsten Beweise dafür ist die Be teiligung an einem Wettbewerb für Kleingraphik, der anläßlich des 50jährigen Bestehens des Kabinetts ausgeschrieben .worden ist. Die etwa 250 eingesandten Blätter stammen aus allen Teilen unserer Republik. Sie. sind im Studienraum zu be trachten. J- M. Kunst ist Waffe im ideologischen Kampf Diskussionsbeitrag des Singeklubs auf der FDJ-Aktivtagung der TH im September 1973 Wir hatten das große Glück, als Singeklub geschlossen zu den X. Weltfestspielen fahren zu dürfen. Es wurden für uns fünf frohe und erlebnisreiche Tage. Wir waren noch begeistert von dem großartigen Eröffnungspro gramm im Stadion der Weltjugend, als wir mit Tausenden ins Stadtzen trum zogen. Dieser Zug gestaltete sich zu einer spontanen Demonstra tion der Völkerfreundschaft, und wir waren beeindruckt, als unsere Kampflieder von einem großen Chor in Russisch, Deutsch, Englisch, Ita lienisch, Spanisch verstärkt wurden. Diese machtvolle Manifestation in ternationaler Einheit machte es unse ren Gegnern, z. B. den Vertretern der Jungen Union, recht schwer, ihre Argumente an den Mann zu bringen. Gleich am ersten Abend hatten wir unsere erste Bewährungs probe zu bestehen, als in der Nähe vom Fernsehturm eine große Gruppe von Anhängern der Jungen Union eifrig gegen unseren Staat agitierte: Wir stellten uns dazu und hatten schon nach den ersten Liedern die Masse des Publikums und die La cher auf unserer Seite. Wir fanden aufs neue die alte These bestätigt: Kunst ist Waffe im ideologischen Kampf! Selbstverständlich waren wir, so weit es unser Zeitplan erlaubte, Dauergast bei PLX, den „Politischen Liedern zu den Zehnten“, von wo wir eine Reihe von Anregungen für unsere eigene Arbeit mitnahmen. Ob in der Volksbühne oder auf der Freilichtbühne nebenan — vom Vor mittag bis spät in die Nacht folgte ein interessantes Programm dem anderen. Wer von seinem Stehplatz im Gedränge auch noch die Bühne sehen konnte, hatte großes Glück. So verschieden wie die Mentalität der Völker und die politische Si tuation in den Ländern, aus denen die Gruppen und Solisten kamen, waren auch ihre Lieder und Pro gramme, doch aus ihnen allen sprach der gleiche Leitgedanke: das Wissen um die Kraft der weltwei ten Solidarität, unerschrockener Kampfgeist und leidenschaftliches Engagement für den gesellschaft lichen Fortschritt. Besonders begei sterten uns die Gruppen „KOM- teatteri" aus Finnland, die übrigens direkt in ihrem Programm eine Reihe wertvoller Arbeitshinweise für Singegruppen gaben, „Fria Pro- teatern“ aus Schweden sowie „Floh de Cologne“ und Franz-Joseph De genhardt aus der BRD. Ein politisches Lied klingt in je der Sprache anders, aber viele Lie der werden in allen Sprachen ge sungen, zum Beispiel der Marsch der FNL „Befreit den Süden“, den wir von der schwedischen Gruppe lern ten: — Lied „FNL-Marsch“. Aber wir haben nicht nur zuge hört, sondern auch selbst viel gesun gen in Berlin. Unseren größten Er folg hatten wir, glaube ich, am Alex unter der S-Bahn-Brücke. Schon nach wenigen Liedern drängten sich immer mehr Menschen um uns, und mit der Zeit hatten wir kaum Platz, unsere Instrumente zu halten. Die Stimmung war jedenfals ganz groß artig, und bei „Avanti Popolo“, „Jona“, „La Batea“ und anderen Lie dern sang die ganze Umgebung mit, als gäbe es die dröhnenden Straßen kehrmaschinen und S-Bahn-Züge neben und über uns gar nicht... In Berlin versprachen wir den chilenischen Jugendlichen: Ihr steht nicht allein in eurem Kampf! Die fortschrittliche Jugend der Welt steht fest an eurer Seite, ihr könnt stets auf unsere Solidarität zählen! Heute brauchen die chilenischen Klassenbrüder unsere Hilfe. Die Be freiung von Angela Davis, der Sieg des tapferen vietnamesischen Volkes haben eindringlich die Kraft welt weiter Solidarität gelehrt. Am 31. Juli hatten wir ein Treffen mit der chilenischen Delegation. Ich bin tief bewegt, wenn ich heute an diese Begegnung zurückdenke: Die Herz lichkeit und Offenheit, mit der wir empfangen wurden, und die feste Zuversicht der Genossen, mit der sie sagten: „Was ihr hier habt, bauen wir bei uns auf, trotz aller Hinder nisse, die uns die eigene Reaktion und vor allem der USA-Imperialis mus in den Weg legen.“ Ich bin sicher, auch das Volk Chiles wird eines Tages endgültig seine Ge schicke in die eigenen Hände neh men. Erst jetzt, nach diesem imperia listischen Militärputsch, begreife ich so richtig die Worte, die der un vergessene chilenische Dichter und Spanienkämpfer Pablo Neruda in seiner Botschaft an die Teilnehmer der X. Weltfestspiele richtete. Dar in heißt es: „Die Rückeroberung unserer Bodenschätze, der Erde und der Würde für unsere Bauern — das verletzt unsere Feinde, die die Feinde aller Völker sind. Überall habe ich zur Verteidigung der angegriffenen Völker gespro chen: Heute erhebt sich meine Stimme aus der tiefsten Tiefe meines Seins zur Verteidigung meines eige nen Volkes, meines bedrohten Va terlandes. Eure Brüderlichkeit ist das Brot und das Wasser, die der heldenhafte Kampf meines Volkes braucht. Mein einziges Wort an euch, junge Men schen: Chile ist ein stilles Vietnam!“ Uns allen liegt gerade jetzt die Solidarität mit dem chilenischen Volk ganz besonders am Herzen. Drei Exponate aus der Garde der Nußknacker. Sie gehören zu den begehrtesten Erzeugnissen unserer erzgebirgischen Spielwaren ¬ industrie. "m" nm Erich Weinert: Das Lied vom roten Pfeffer Hundert Gedichte 216 Seiten. Ganzleinen, 6,90 Mark Aufbau-Verlag Berlin und Weimar „Es gibt keinen deutschen Dichter der Vergangenheit und Gegenwart, der zu Lebzeiten so populär und beliebt war bei den werktätigen Menschen wie Erich Weinert..." Willi Bredel „.. „Unser Erich“ oder auch kurz und bündig ,Erich“, wie einen nahen Freund und Ge nossen nannten ihn die Ar beiter in Berlin und Hamburg, in den rußigen Bergarbeiter- Siedlungen, in den billigen Kneipen, wo die Arbeitslosen zusammenkamen. Er erschien unter ihnen nicht wie eine Be rühmtheit mit gewohntem Lä- cneln auf leutselig verkniffe nen Lippen, nicht mit einstu dierten Verbeugungen. Nein, zu alt und jung, zu .organi sierten“ und zu parteilosen Ar beitern kam Erich Weinert als guter alter Bekannter wie zu seinesgleichen. Er sprach ihre Sprache, ... er hörte ihnen mit konzentrierter Aufmerksam keit zu - .“ Lew Kopelew i Edwin Hoernle: Rote Lieder Mit einem Nachwort von Alexander Abusch 194 Seiten — Ganzleinen 6.69 Mark. Auf bau-Verlag Berlin und Weimar .Brüder, seht, die rote ['ahne weht uns kühn voran!" — Wer kennt nicht dieses Ar beiterkampflied, hat es nicht selbt vielemale mit anderen gesungen. Sein Verfasser ist Edwin Hoernle (11)83 bis 1952), der zeitlebens gedichtet, aber das Dichten für sich nicht zum Beruf gemacht hat. Die Ge dichte Oculi-Fabeln von Edwin Hoernle können durchaus ne ben den Gedichten Erich Wei nerts, denen sie wohl am stärksten verwandt sind, be- S stehen... - Günter Deicke Vom Hochschulsport Geräteturnen Im Oktober fanden in Glauchau die Bezirksmeisterschaften im Ge räteturnen der Männer- und Frauen leistungsklassen statt. Als beste Tur ner bei den Frauen — Lk II — so wie bei den Männern — Lk-I — er wiesen sich Maria Dittrich und Karl- Heinz Klinger (beide HSG Wissen schaft TH). " Eine recht erfreuliche Tendenz läßt .sich bei unseren Turnerinnen feststellen, denn vier Turnerinnen konnten sich in die Lk II klassifizie ren. Darüber, hinaus qualifizierten sich fünf Turner unserer HSG in die Lk I. Ergebnisse: Frauen, Lk II: 1. Maria Dittrich, HSG, 34,60 Punkte; 2. Marion Schra der, HSG, 34,15 Punkte; 2. Christa Böhme, Motor Brand-Langenau, 34,15 Punkte. Männer, Lk I: 1. Karl-Heinz Klin ger, HSG, 55,15 Punkte; 2. Paul Prause, Motor Brand-Langenau, 54,55 Punkte; 3. Stefan Hauke, HSG, 53,45 Punkte. Auch bei den Finalkämpfen an den einzelnen Geräten waren die Vertre ter unserer HSG sehr erfolgreich. Männer: Karl-Heinz Klinger (Bezirksmei ster: Boden, Pferd, Ringe, Reck; 2. Platz: Barren). Stefan Hauke (Be zirksmeister: Sprung; 3. Plätze: Ringe und Reck). Reiner Gründling (3. Platz: Boden). Günter Pollender (3. Platz: Sprung). Frauen: Marion Schrader (Bezirksmeister: Balken und Sprung). Sabine Peter (Bezirksmeister: Boden und 3. Plätze: Sprung, Stufenbarren). Maria Ditt rich (2. Plätze: Boden, Sprung. Stu fenbarren). Klinger Vorweihnachtliche Schau guten Kunsthandwerks Die „Vorweihnachtliche Schau gu ten Kunsthandwerks“, schon seit 24 Jahren zur guten Tradition unse rer Stadt gehörend, findet auch in diesem Jahr wieder in der Zeit vom 25. November bis 16. Dezember im Museum am Theaterplatz statt. Zu den regelmäßigen Besuchern gesel len sich immer wieder neue, die von der Vielfalt und Auswahl der darge botenen Dinge überrascht sind. Kunsthandwerk unserer Republik, von der Ostsee bis zum Erzgebirge, von der Lausitz bis zum Thüringer Wald, stellt die Städtische Textil- und Kunstgewerbe-Sammlung in die ser Ausstellung vor. VE Betriebe und Produktionsgenossenschaften des Kunsthandwerks sowie aner- kannte Einzelschaffende geben sich hier mit Arbeiten ihrer Werkstätten ein Stelldichein und vermitteln den Besuchern einen Einblick in das künstlerische Schaffen auf dem Ge biet der angewandten Kunst. Die vielseitig gestalteten Ziergeräte und Dinge des täglichen Bedarfs umfas sen die Bereiche Keramik, Glas, Holz, Leder, Metall und Textilien, auf alte volkskundliche Traditionen aufbauend bis hin zum freizügig ge stalteten Experiment. Beim Betrach ten der in Form und Farbe vorbild lichen Arbeiten, die großes hand werkliches Können bedingen, er füllt' sich das Anliegen der Veran stalter, geschmacksbildend und er zieherisch auf den Besucher einzu wirken. Die Ausstellung ist täglich von 10 bis 12.30 Uhr und 14 bis 17.30 Uhr geöffnet. Montag und Freitag Ruhe tage. Die Kollegen der Sammlung sind gern bereit, nach vorheriger Anmel dung Gruppenführungen zu überneh men. H. J. WIR SIND ÜBERALL AUF DER ERDE, AUF DER ERDE LEUCHTET EIN STERN • '3202323< 3332383238828283832833888888833583 Von Gabriele Berthel, Mitglied des Zirkels schreibender Studenten und Mitarbeiter der TH Sie heißt Claudia, Claudia Eisin ger. Sie sitzt mir gegenüber an der langen, weißgedeckten Tafel, ihre Sommersprossen und die großen bernsteinbraunen Augen lassen sie gleichzeitig frech und ernst erschei nen. Gedankenverloren spielt sie mit ihren Kopfhörern. Zu Beginn der Pause, als ich sie fragte, woher sie käme, meinte sie nur kürz: „DKP“. Dabei stammt sie aus Mün chen, und sie hätte sich doch den ken müssen, daß ich danach frage. wenn ich so frage. Es ist seltsam, mir fallen jetzt mindestens zehn ein, die hätten „München“'gesagt. Warum eigentlich habe- ich es nicht früher bemerkt, jenes schmale Abzeichen mit dem aufgeschlagenen Buch und der geballten, Faust: „Marxistischer Studentenbund SPARTAKUS“. Sie lächelt; kaum merklich, als sie meinen Blick auf- fängt. Wie viele seid ihr? • „Im MSB?'An meiner Uni weniger als ein Prozent. Tja, Marxologen gibt's mehr als Marxisten ... Für manchen ist es schick, „links“ zu sein .. “ Die Kopfhörer machen mich ner vös. Sie soll aufhören, an den Kopf hörern zu fingern. „Gestern, weiß du, gestern waren wir im Berliner Ensemble. Leben des Galilei. Weiß nicht mehr genau, wann bin ich das letzte Mal im Theater gewesen ... Viermal in der Woche Versammlung, Diskussio nen ...“ Sie bricht ab, mitten im Satz. Ge hört das nicht zum Thema? Aber laß mal, Mädchen, danach frag ich dich noch. Und ... was studierst du? „Was ich ...? Nichts mehr. Bin fer tiger Lehrer. Geschichte und Ger manistik“ Das sagt sie, als ginge sie das Ganze nichts an, mit einer Spur Bitterkeit vielleicht oder auch Ge ringschätzung — aber ich kann mich da täuschen. Einen Augenblick lang nur scheint es, als wollte sie weitersprechen. Ich warte vergeb lich. Zurückhaltung? Betonte Lässig keit? Wenn ich Antworten hören will, muß ich Fragen stellen. Doch sie - scheint- nicht ganz bei der Sache zu sein, braucht Sekun den, um sich zurechtzufinden. „Unterrichten? Ich sag doch, ich bin DKP. Berufsverbot... Na ja, für die bloße Mitgliedschaft freilich net... Karteikram mach ich jetzt in 'nem historischen Institut...“ Berufsverbot. Fehlen in diesem Land nicht fünf zehntausend Lehrer? Wie sagte Willy Brandt: Wir wol len mehr Demokratie wagen ... Claudias Stimme reißt mich un sanft aus der Grübelei. „Bei uns gibt's für Lehrerstuden ten einen Leitsatz. Den mußt“ im Schlaf herbeten können! Konflikte sind nur durch Kompromisse lös bar ...“ So ist das. Und weiter? Was weiter. Sie zuckt mit den Achseln: „Wirf die Flinte nicht ins Korn, heißt es, das ärgert die Bauern...“ Da ist ihr Studienbuch für das Fach Geschichte. Die Staatsform „Sowjetrußlands“ wird. dort neben der des Faschismus behandelt. Über beiden dr 'bemerkenswerte -Titel: „Totalitäre Systeme“. Für Momente wird ihr Blick schroff, ist voll beißender Ironie. „So- was muß a Geschichtslehrer den Kindern beibringen. Na, ich na türlich net, aber deswegen nehmen's mich ja net..." Sie heißt Claudia. Sie wohnt in München. ★ Der letzte Abend im Zeichen des Festivalfeuers. Tausende und aber Tausende auf dem Marx-Engels- Platz. Merkwürdig, viele der Mädchen und Jungen in nagelneuen oder schon verblichenen Blauhemden sprechen französisch, finnisch, alge risch ... „Jugend und Studenten der Welt! Wir, die Vertreter von Millionen ...“ Die vor dem Mikrofon steht, ist noch einmal Angela Davis, unsere Angela, deren Stimme laut genug war, durch Gefängnismauern zu dringen, unsere Angela, die nun keine fünf Sätze sprechen kann, ohne daß tosender Beifall sie unter bricht. Es lebe die fortschrittliche Jugend der Welt! Wie suchend tasten die Lichtfinger von Scheinwerfern über den Him mel, heben für Sekundenbruchteile das blaßgrüne Kuppeldach des alten Schlosses aus dem Dunkel. Da erklingen die weichen, schmei chelnden Töne' eines vietnamesi schen Liedes, stampfen die Füße junger Afrikaner die Bühnenbretter im Takt von Sambarhythmen. Langsam sinkt die Fahne mit der bunten Blume am Mast, erlischt in der Pylone die Flamme, die wir ge loben, in die Welt zu tragen und in unseren Herzen zu bewahren, bis sie von neuem in einer anderen Stadt entzündet wird. In die eingetretene Stille fällt jäh das Bersten von Feuerwerkskörpern. Ein heller Streifen über uns zer reißt die Nacht, Funkensterne sprü hen, in grünes, rotes, gelbes Licht scheint der Himmel getaucht'. Lange währt das ständig wechselnde Farbspiel, von dem ein schwacher Widerschein auf unseren Gesichtern liegt. Dann ist das letzte Feuerrad verloschen. „Jugend aller Nationen...“ Zö gernd noch klingen die ersten Takte dieses Liedes, werden aufgenommen in unseren Reihen. Als hätte uns einer den stummen Befehl gegeben, fassen wir uns an den Händen. Lau ter tönt der mehr als hundertspra chige Chor, und so werden uns wohl auch jene hören, deren Plätze in un serer Mitte leer blieben. UNSER LIED DIE LÄNDERGRENZEN ÜBERFLIEGT ... Schluß
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