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Verdi nur Opern geschrieben. Hier konnte er seinem melodischen Erfindungsreich tum den besten Ausdruck geben. Unvergessen bleiben Verdis beste Schöpfungen, darunter „Die Macht des Schicksals“. Schneidende Fanfaren eröffnen die Ouvertüre. Es folgt ein schneller, jagender Satz, bis ein von inniger Melodik erfüllter Teil ein setzt. In ihrer dramatischen Spannung und melodischen Schönheit ist diese Ouver türe ein typisches Werk des Meisters. Das gleiche Verhältnis von Dramatik und Melodik findet sich auch in der Arie „Als Sieger kehre heim“ aus „Aida“. Wir müssen allerdings feststellen, daß selbst bei diesen großen, monumentalen Werken ein einfacher Stil gewählt ist und daß der Ausdruck immer klar und damit natür lich bleibt. Sehr schwer war der Weg Dvofäks von einem armen Bauernsohn bis zu dem Künstler, wie wir ihn heute mit seinen Liedern, Opern und sinfonischen Werken, vor allem jedoch mit seinen „Slawischen Tänzen“ kennen. Unser Programm bringt die Tänze Nr. 1, C-Dur, und Nr. 2, e-Moll. Nun handelt es sich hierbei nicht um Tänze in dem Sinne, daß dazu getanzt wird, sondern es sind reine Orchesterwerke, die Dvorak ursprünglich für Klavier komponiert hat. Wieder haben wir diese volkstümlichen, urtschechischen Melodien. Der erste Tanz, etwas keck und recht lustigen Charakters, bildet einen schönen Gegensatz zum Tanz Nr. 2, der, bis auf den Mittelteil, etwas Schwermütiges an sich hat. Doch gehören beide in ihrer verschiedenen Art zu den beliebtesten und populärsten Tänzen. Das Werk Dvofäks umschließt alle Gattungen. So hat er auch acht Opern geschrie ben, die allerdings nur in seinem Vaterlande bekannt wurden. Ein großer Erfolg von der Uraufführung an war jedoch die letzte Oper und damit auch Dvofäks letztes Werk „Rusalka“. Wir finden darin Arien, die ohne weiteres aus ihrem Zusammen hang gelöst werden können, wie z. B. Rusalkas liebliche Szenen im ersten Akt. Das „Lied an den Mond“ ist wegen seiner melodischen Eindringlichkeit ein beson ders begehrtes Stück. Wir wollen auch die herrlichen Farben und Klangmöglichkeiten, die uns in der Fassung dieser Werke für großes Orchester geboten werden, nicht überhören. Feine und empfindsame Ohren können so die geringsten Ausdrucksunterschiede wahrnehmen. Zum Abschluß erklingt die Orchestersuite Nr. 1 aus der Oper „Carmen“ von Bizet. Es erscheinen Preludes (eine Art Vorspiel zum ersten Akt), Aragonaise (Spanischer Tanz, Zwischenspiel vor dem vierten Akt), Intermezzo (zwischen zweitem und drit tem Akt), Lcs dragons d’Alcala (Zwischenspiel erster/zweiter Akt) und die Ouver türe in der aufgeführten Reihenfolge. Neben dieser Orchestersuite Nr. 1, die aus schließlich instrumentale Stücke enthält, existiert auch noch eine zweite Suite, in der Bizet die schönsten Teile für Gesang zusammengestellt hat. Der Komponist hat mit „Carmen“ ein einmaliges Spitzenwerk der französischen Opernproduktion geschaffen. Obwohl er seinen heimatlichen Boden niemals verließ, ist das spanische Milieu in diesem Werk meisterhaft getroffen. Es sind Melodien, die von einer glühenden Leidenschaft zeugen, wie man sie nur in Spanien kennt! Dieter Winzer