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provokatione-polM. Wenn die Weltgeschichte als Weltgericht ihr Urteil über den französischen Nachkrieg an der Ruhr fällen wird, diesen posthumen Rachefeldzug einer entarteten Nation, die seit Jahrhunderten in Europa unter dem Deckmantel ihrer Schein- zioilisation dte Friedensstörung gewerbsmäßig betreibt, dann wird sie di« Feststellung nicht umgehen können, daß die Haager Friedenskonferenzen von 1899 und 1907 keines ihrer Ziele, weder die Einschränkung der Kriege noch ihre Hu- manisterung erreicht haben, sondern nur die Bestie im Men schen in steigendem Maße zur Folge hatten. Die dritte Kon ferenz, die für 1916 geplant war, kam überhaupt nicht zu stande. Stattdessen entwickelte sich der Weltkrieg mit dem Krieg ohne Ende und mit einer für das unterlegene Deutsch- land beispiellosen Auswirkung. Selbst barbarische Völker respektierten von jeher den Friedensschluß, wenn es überhaupt dazu kam und die besiegte Bevölkerung etwa nicht al» Sklaven verteilt und verkauft, ihr Landbesitz und sonstige» Eigentum dem Sieger zugesprochen wurde. Aas jetzt dte Franzosen vollfuhren, übertrifft aber jede» Krtegsbrauch. War nun Friede geschlossen, dann mußte dem besiegten Gegner die Möglichkeit gewährt werden, die Friede ns bedingungen zu erfüllen. Dazu bedurfte es keiner Haager Konventionen, sondern es war einGeb 0 t oe». einfach«« Menschenverstandes. Frankreich tat das Gegenteil: e» vereitelt« systematisch diese Möglichkeit durch Ueberspannung seiner Forderungen und verlachte alle längst im Völkerrecht und der Denkweise der Kulturnationen ringewu^elten Grundsätze. Ls hielt sich bet der Eintreibung der Echuldzahlung nicht an den schuldigen Staat allein, son dern griff auch über in das Privateigentum, ein unerhörtes, jeder Menschlichkeit hohnsprechendes Verfahren. Mehr noch: es litt, daß ungesühnte Morde im Ruhrbezirk zur Regel wurden, unbekümmert um den Abscheu, den diese Bestiali- täten in der Kulturwelt erregten. Das Wort Elemenceaus, Deutschland habe 20 Millionen Einwohner zu viel, soll Wahrheit werden. Ungesetzliches Verurteilen zu Geld-, Gefängnis- und Zuchthausstrafen, An drohung von Todesstrafen für „Sabotage", Ausweisungen, Plünderungen, Verwüstungen, Diebstähle, Beraubungen auf offener Straße, Mißhandlungen willkürlichster Art durch Bajonettstiche, Revolver- und Gewehrschüsse, durch Kolben- schlüge, Peitschenhiebe, Fußtritte vervollständigen das Bild der Kultur, wie sie von einem angeblich auf der Höhe der Menschheit stehenden Franzosentum gepflegt wird. Zweifelt jemand, daß es mit dieser gewollten Rechtlosig keit auf Provokationen abgesehen ist, um die Mas chinen - gewehre und Geschütze spielen zu lassen? Niemand wir- bestreiten, daß hier unglückliche, wehrlose Menschen bis aufs Blut gereizt und zuaktivemWider- stand getrieben werden sollen. Die Liste dieser Untaten ist endlos. Zu den Scheußlichkeiten der Aushungerung gesellen sich Absperrungen, die sogar in manchen Orten die Kranken pflege verhindern, eine Brutalität, wie sie in Bochum vor gekommen ist. Ls ist unmöglich, Einzelfälle aufzuzählen; sie gehen von Mund zu Munde, steigern die Erregung und Er- bltterung bis zur Wut, und wenn sich ein Verzweifelter ein- mal zu blutiger Gegenwehr Hinreißen läßt, was dann? Selbst wenn ihm die Flucht ins unbesetzte Gebiet gelingt, ist der Zweck der Provokation erreicht: es folgt ein Massaker, folgen neue Strafmaßnahmen und unerschwing- licheKontributionen. Selbst die pazifistisch gerichtete sozialdemokratische Presse des Ruhrgebiets kann sich der Be- fürchtung nicht erwehren, daß die passive Resistenz ans Ende ihrer Passivität zu gelangen droht; denn nicht nur einzelne, sondern die Bewohner ganzer Städte sind in eine gefährlich« Unruhe geraten, was keinen wundernehmen wird. Es ist höchste Zeit, daß eine internationaleKommission sich durch Augenschein von dem Zustand der Dinge überzeugt. Will das Ausland den offiziellen Berichten der deutschen Re- j gierung nicht Glauben schenken und hält es die Schilderungen ihrer eigenen Presse für übertrieben, dann könnte wenigsten« eine Kommission von ausländischen Menschenfreunden de» Sache der Menschlichkeit einen Dienst erweisen und die Pro vokations-Politik Frankreichs in das Licht der Oeffentlichker stellen. Deutschland hat nichts zu verschweigen; es kann sich jedem Zeugenverhör unterziehen. Schon die Untersuchung durch eine solche unpartc'iische Instanz würde die entmenschte französische Kanaille zügeln, da es sich nicht um Verfolgung politischer Zwecke, sondern nur um Festlegung von Tatsachen handelt. Den Provo kationen muß die Spitze abgebrochen werden, damit nicht das Blut von Unschuldigen fließt. -Das wäre ein Vor- gehen, dem sich die Entente, die mitschuldig an den Scheuß lichkeiten ist, nicht widersetzen könnte. Oie Häfen von Mannheim und Karlsruhe besetzt. Auch in Darmstadt Franzosen eingerückt. Im Morgengrauen des Sonnabends haben die Franzosen vo« Ludwigshafen aus mit mehreren Kompagnien den Rhein überschritten sind in Mannheim eingedrungen. Gleichzeitig besetzte ein Bataillon farbiger und ein Bataillon weißer Franzosen Darmstadt. Lin« Abteilung Marok kaner hat — ebenfalls in den frühen Morgenstunden des Sonnabends — die Besetzung von Karlsruhe vollzogen. Ueber die Besetzung verlauten folgende Einzelheiten: Besetzt ist bis zur Stunde von den Franzosen im rechts rheinischen Mannheimer Gebiet das Hauptzollamt, die Iungbuschbrücke Uber den Verbindung-Kanal von Mühlau Hafen zum Neckar und die Iungbuschncckarbrücke. Weiter bestehen kleine französische Postierungen an der früheren An- i legestelle der Dampfbootverbindung Mannheim-Ludwigshafen ! über den Rhein. Nach der bisherigen Ausdehnung der Be setzung handelt es sich anscheinend für die Franzosen darum. die Hafenanlagen rheinabwärts der Rhein- brUckevollständigtndenBesitzzubekommen, um den Nheinschiffahrtsverkehr zu überwachen und die Nhein- zollgrenze durchführen zu können. Die in der Neckarvor- stadt gelegene Hidaschule ist von den Franzosen zur Unter bringung der Truppen beschlagnahmt worden. Die Stärke der bis jetzt in Mannheim gelandeten französischen Truppen wird auf etwa drei Kompagnien geschätzt. Man ver mutet, daß die Franzosen auch den jenseits des Neckar ge legenen Stadtteil Lutzenburg, der unmittelbar an die Hafenanlagen anstößt, besetzen werden. Polizciboote auf dem Neckar unterbinden jede Abfahrt von Schiffen neckarauf wärts, so daß also auch der Schiffahrtsverkehr von MannheimnachHeilbronn st illgelegt ist. Man ist hier der Ansicht, daß es sich nicht um eine völlige Besetzung handelt. Die bisher erfolgte Besetzung der Mannheimer Hafen anlagen umfaßt das sogenannte alte Mannheimer Hafengebiet, das rheinaufwärts bis nördlich der Rhein brücke Mannheim-Ludwigshafen liegt. Dieses alte Mann- Heimer Hafengebiet besteht aus dem Rheinvorland, dem Mühlauer Hafen, dem Binnenhafen, dem Verbindungskanal, dem Neckarhafen und dem Industriehafen. Die Hafenanlagen sind in die Rheinzollgrenze einbezogen worden. Es liegen bis jetzt keinerlei Anzeichen für eine Besetzung der Stadt Mannheim vor, zumal sie bei der großen räumlichen Aus dehnung der Stadt — in der Flüchenausdehnung die zweit größte Stadt Deutschlands — ein sehr großes Trup - penaufgebot erfordern würde. Zn Darmsta-i sind besetzt worden das L l e k tr i z i tä t s w e r k, das G a s - werk, der Güterbahnhof und das Eijenbahn- ausbesserungswerk. Der Befehlshaber der fran- zösischen Abteilung erklärte den Betricbsvorständen, daß die Besetzung und der Eingriff in den Betrieb einVersehen untergeordneter Organe sei. Man habe nicht die ! Absicht, irgendwie in den Betrieb einzugreifen, wenn die Arbeit und der Betrieb sofort wieder ausgenommen würden. Als jedoch die Franzosen die ausgestellten Posten nicht ein zogen, wurde die Wiederaufnahme oes Betriebes vorläufig abgelehnt. Man will abwarten, ob die Franzosen sich zurück- ziehen oder ob Verstärkungen kommen. Unmittelbar vor der Stadtgrenze steht eine Kavalleriepatrouille unter ! einem Offizier abgesessen. Auf der ganzen Chaussee von ' DarmstadtbisGrieshermisteinePostenkett« . eingerichtet. Größer« Truppenansammlungen sind in den an- ' grenzenden Waldungen nicht festgestellt worden. Banken und Lebensmittelgeschäfte werden stark bestürmt. Der Zugverkehr geht noch regelmäßig vor sich. Wertvolle Belege usw. sind vor dem Zugriff der Franzosen in Sicherheit gebracht worden. Die Schupobeamten hatten von der bevorstehenden Besetzung Kenntnis und haben sich der Verhaftung durch Abreise entzogen. Der Einwohnerschaft hat sich eine großr Erregung bemächtigt, da man unter Umständen Vorkommnis^ wie in Epen, o-clienlirchen, Bochum und anderen Orten des Ruhrbezirks befürchtet. * Karlsruhe wurde schon Freitag abend von dem Gerücht durchschwirrt, daß die Franzosen im Anmarsch seien. Daraufhin haben teil weise die Behörden, u. a. die Steuerbehörde, unter Mitnahme der Bücher und der Kassen die Stadt verlassen. Nachdem dann ; heute früh bekannt geworden ist, daß die Franzosen die Mannheimer Vororte, so u. a. das rechtsrheinische Maschau, besetzt haben, verließen auch die Schutzpolizei und die Last- automobile, sowie auch viele Privat- und Geschüftsautomobile ; die Stadt. Sonnabend früh kamen dann die Franzosen in j Stärke eines kriegsstarken Zuges über die Nheinbrücke bei / Maxau geritten und wandten sich nach dem Nheinhafen. Auf der linksrheinischen Seite werden größere Trup- penansammlungen bemerkt. Die Besetzung von Darmstadt und Karlsruhe sowie von j Mannheim schließen sich den übrigen französischen Rechts- ' brüchen und Uebcrfüllen würdig an. Mit Mannheim haben l sic den dem Werte nach größtendeutschenBinnen- Handelsplatz mit Beschlag belegt und den drittgrößten s Güterverkehrsplatz. Das bedeutet in erster Linie die Zer- s schneidung der Hauptschlagader des Handels von Süddeutsch- l land. Da auch Karlsruhe, die badische Hauptstadt, „erobert" ! ist, scheint Uber kurz oder lang ganzBaden demselben ! Schicksal überantwortet zu werden und mit der > Besetzung von Darmstadt der südliche Teil Hessens. Dadurch I häuft sich der Konfliktstoff in gefahrdrohender Weise, denn ! Darmstadt wie Karlsruhe sind die Regierungssitze ' zweier Länder, und da Proteste gegen Vergcwaltigun- ' gen bisher stets fruchtlos gewesen sind, entsteht die Frage, ob die Ministerpräsidenten und die ganze Regierungsmaschinc- rie von den Franzosen ihrer Befugnisse entkleidet werden, ob Verhaftungen, Ausweisungen, Stillegungen aller rechtmüßi- gen amtlichen Tätigkeit erfolgen werden. Wie sich die von den Uebergriffen der Gewaltherrschaft betroffenen Beamten -erhalten werden, kann nicht zweifelhaft sein. Sie werden ihre Pflicht tun, auf die Gefahr hin, wegen ihrer Pflichttreue . eipgekerkert zu werden, und die Bevölkerung wird einmütig ! nur den Weisungen einer gesetzmäßigen Regierung folgen, komme was da wolle. Daß ganze Länder mitten im Frieden ihrer Regierungen beraubt werden, ist mit Beispielen aus der Geschichte nicht zu belegen, num müßte denn auf die be kannten Gewaltstrciche des Sonnenkönigs exemplifizieren oder den Ueberfall des peruanischen Inkas durch den Räuber- Hauptmann Pizarro anziehen wollen. Wenn irgend etwas geeignet ist, die Mißachtung und Verletzung der deutschen Staatsoberhoheit ins rechte Licht zu setzen —, dann ist es dieses Vorgehen Frankreichs, das sich nicht einmal mit den so oft mißbrauchten Neparationsartikcln des Versailler Friedens im entferntesten rechtfertigen läßt. Es ist nicht ein Schein Rechtens vorhanden. Das Tagewerk -er Räuber. InB 0 chum wurden die Kreiskasse und dieP 0 lizci - h n u p t k a s s e a u s g e l e e r t. In oer Kreiskasse sind den Fcan^scn drei Millionen Mark in die Lmnde aekaste». die Auf der Tagesordnung des Reichstages stand am Freitag die zweite Lesung des Gesetzentwurfes über die Ausgabe von D 0 i l a r 1 ch a tz a n w e i s u n g e n. Danach wird der Finanz Minister bekanntlich ermächtigt, 6 0 Millionen Dollar durch die Ausgabe von Schatzanweisungen flüssig ju machen. Die Bestimmung darüber, wann, in welchen Beträgen und unter welchen Bedingungen die Schatzanwei sungen auszugeben sind, bleibt ihm überlassen. Das Gesetz wurde in zweiter und dritter Lesung gegen die Kommunisten angenommen. Es folgte die erste Beratung eines Gesetzentwurfes zur Erhaltung leistungsfähiger Krankenkassen. Staatssekretär Geib empfahl die Vorlage namens des Arbeits ministeriums. Abg. Koch (Soz.) stellt fest, daß es überhaupt keine lei stungsfähigen Krankenkassen mehr gäbe. Ihren Verpflich tungen gegenüber den Aerzten können sie nicht oder nur ver spätet Nachkommen. Abhilfe könne nicht gegen, sondern nur zusammen mit den Aerzten geschaffen werden. Abg. Andre (Ztr.) weist darauf hin, daß der Zu- sammenbruch der Krankenkassen eine ungeheure Not des deutschen Volkes Hervorrufen würde. Die Land krankenkassen seien noch mehr gefährdet als die städtischen. Abg. Lambach (Dn.) schilderte die Not der Aerzte. Bald würden die Acrzte als solche nur noch nebenberuflich nach Feierabend tätig sein. Hier müßte der Staat helfen. Der Redner tritt für Betriebs- und Ersatz kassen und für die Bezahlung der Wochenhilfe durch das Reich ein. Vor der Abstimmung über die Verweisung des Gesetz- „Versehlung". Annahme -er Goldanleihe im Reichstag. Brakes haben Franzosen im Gemeindewalb 50 E"i chbäum« gefällt und abtransportiert. Am 27. Februar wurde das Pastamt in Aplerbeck besetzt. Wie verlautet, haben die Franzosen auch die Thyssenwerke besetzt' Anscheinend handelt es sich um die Forinahme von Lokomo- tiven. Nähere Nachrichten fehlen noch. In Herten wurde ein Postmeister, in Recklinghausen ein Postdirektor kriegs- gerichtlich zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Die Polizeiwachen in Dredeney, Stoppelberg und Kappenberg wurden Freitag nacht aufgehoben und die anwesenden Beamten, insgesamt zwölf, verhaftet und ncit unbekanntem Bestimmungsort abtransportiert. In Brakel wurde das Polizeirevier umstellt und besetzt. Laut Meldung der „Kölnischen Zeitung" wurden aus Recklinghausen vier Eisenbahner, die mit einem Transport von Lohngeldern unterwegs waren, von Franzosen abge fangen. Sie wurden in einen Kraftwagen gebracht und ver schleppt. 60 MillionenMark Lohngelder, die für die morgige Löhnung der dortigen Eisenbahner bestimmt waren, wurden dabei fortgenommen. Sonnabend morgen wurde die Oberpostdirek tion tnDüsseldork von einer feldmarschmäßig ausge- rüsteten Kompagnie besetzt un-geschlossen. Den deutschen Angestellten ist es verboten, die Räumlichkeiten zu betreten. Verlegung -er Lugenleurlommisflon Nach einer Meldung aus Essen soll die Ingenieurmisflon ihren Sitz von Essen nach Düsseldorf verlegen. Trotz Ab leugnung scheint etwas derartiges beabsichtigt zu sein, denn der Führer einer Abteilung der Mission habe sich nach Düsseldorf begeben, angeblich, um währen- der Periode der Operationen, die jetzt beginnen sollen, in enger Fühlung mit dem Oberkommando zu stehen. t Das Geständnis -es Belgiers. Zunächst war es die Absicht Frankreichs und Belgiens, die Kohlenschütze des Ruhrgebiets auszubeuten. Angesichts der Politik Deutschlands aber ist der Zweck der gesamten Nuhraktion jetzt ein anderer geworden, es handelt sich jetzt darum, das Ruhrgebiet und seine Bevölke rung ständig unter Druck zu halten, damit der Widerstand beseitigt werde. So erklärte der belcEche Außenminister Iaspar. Seine Worte haben großes Aufsehen erregt, besonders, weil diese offene Erklärung nicht besonders schmeichelhaft für Frank reich ist. Der Minister spricht so offenbar unter dem ständi- gen Druck der belgischen Industriellen, deren Geschäft durch die Ruhrbesetzung langsam, aber sicher vernichtet wird. Oie Errichtung -er Ruhrbahn-Regie. Die Franzosen sind nunmehr dazu übergegangen, die Verordnung der Rheinlandkommission über die Ueber- nahme der Ruhreisenoahnen in eigene Regie durchzuführen. In den Vormittagsstunden wurde der Hauptbahnhof Essen und Bahnhof Krey militärisch besetzt und der Betrieb still gelegt. Das Personal wurde mit dem Kolben ver- trieben und mußte die Züge wie es ging und stand im Stiche lassen. Es wurde ihm später gestattet, seine Mäntel und sonstiges Eigentum mitzunehmen. Dieses Vorgehen ist durchaus planmäßig. Während Düsseldorf, Duisburg, Ober- Hausen und ein Teil der Mülheimer Bahnhöfe bereits still liegen, sind nun mit Ausnahme von Essen-Nord und Alten- essen die wichtigsten Knotenvunkte jenseits von Gelsenkirchen und Bochum für den deutschen Verkehr aus- geschaltet. Der Schnellzugsverkehr beginnt und endet in Wanne. Die Verbindung nach Köln ist vorläufig noch möglich durch Umleitung über Schwerte—Hagen—Opladen. Es ist damit zu rechnen, daß auch die östlich von Essen gelegenen Bahnhöfe besetzt werden. .Ein in Essen einlaufender O-Zug wurde von den Franzosen beschlagnahmt. Vier Jahre Gefängnis! Oberbürgermeister Strobel von Pirmasens, Präsident des Kreisrates der Rheinpfalz, wurde vor einiger Zeit von den Franzosen verhaftet, weil er sich geweigert hatte, Plakate der französischen Besatzungsbehörde anschlagen zu lassen. Strobel ist nun durch das Kriegsgericht in Mainz zu vier Jahren Gefängnis und 10 Millionen Mark Geldstrafe ver urteilt worden. Cs konnte Strobel gar nichts weiter vor geworfen werden, als daß er den Befehlen seiner vorgesetzten Behörde gehorcht hat. Man hatte es deshalb auch gar nicht für nötig befunden, Zeugen aufzu bieten. Lediglich der Delegierte von Pirmasens konstatierte