Volltext Seite (XML)
HOCH SCHUL NACHRICHTEN 4. Jahrgang Karl-Marx-Stadt, 28. Januar 1961 Nummer 2 l\eue Fachrichtung: F ertigungsmeßt echnik Oberstuienausbildung bereits im Herbstsemester 1960 aufgenommen Die Bildung der Fachrichtung „Fertigungsmeßtech nik“ resultiert aus der Forderung der Industrie nach wissenschaftlicher Behandlung der Probleme der Fertigungskontrolle und Güteüberwachung. Der Einsatz der Absolventen als Kontrolltechnologen, Gütekontroll- und Kontrollabteilungsleiter wird dazu beitragen, die Qualität der Erzeugnisse unserer Industrie zu verbessern und zu sichern. An unserer Hochschule besteht seit September 1960 die neue Fachrich tung Fertigungsmeßtechnik. mIpougmumgIIm RBSEllElDBafflQSIB Die Ereignisse von Marburg haben vor den Deutschen die Gretchenfrage unserer Ge schichte erneut gestellt: „Wie hältst du’s mit der Demo kratie?" Die in Marburg. Gastgeber Dr. Dieckmanns sein wollten, waren im Vorjahr in der DDR, in Leipzig. Hier waren Herr Horn und seine liberalen Freunde mit unserem Volks kammerpräsidenten und sei nen politischen Freunden zu sammengetroffen. Hier saß man zusammen, hier sprach man miteinander. Und obwohl die politischen Auffassungen verschieden waren, randalierte niemand, warf niemand Steine und keiner schrie: „Hängt ihn auf!" Bei uns genossen sie das selbstverständliche Gastrecht und volle Meinungsfreiheit. Und wie jene Marburger Stu denten. erfuhren Gleiches west deutsche Professoren, Politiker unterschiedlicher Couleur, Hunderttausende Besucher aus Westdeutschland. Wir machen davon kein Aufhebens, wir finden das völlig normal. Als aber Bürger unserer Re publik von den Exzessen in Marburg erfuhren, erklärten sie ganz spontan: „So etwas ist bei uns nicht mehr möglich." Natürlich nicht. Denn sie selbst, die Bürger der DDR, haben sich mit ihrem politischen Han deln eine Ordnung geschaffen, die faschistischen Terroristen und Zerstörern der Demokratie keinen Raum läßt. Meinungs freiheit und demokratisches Verhalten, politische Ausein andersetzung mit geistigen Waffen entspricht dem Charak ter des sozialistischen Staates und seiner Bürger. Die faschistischen Ausschrei tungen in Marburg entsprechen dagegen dem antidemokrati schen Charakter des Bonner Staates. Mit Marburg wurde den demokratischen Kräften in Westdeutschland bedeutet: Wir lassen euch nicht mehr zu Wort kommen. Und die sich in Marburg angesichts der rasen den Schreihälse abwandten und fragten: „Warum greift die Polizei nicht ein?", ver kannten die Gefahr und ihre Verpflichtung. Bedauerlich ist, daß eine Minderheit den Ver ständigungswillen terrorisieren konnte, und die Mehrheit der anständigen Menschen in Marburg schwieg. Wer auf die Grundfrage unse rer Geschichte antwortet: „Ich bin Demokrat", der muß für die Demokratie kämpfen und den Faschisten die Luft und die Lust zum Schreien nehmen. Das lehrt die Geschichte, das lehrt Marburg 1961. Für einige Studenten des 7. Seme sters wurde bereits mit der Aus bildung in der Oberstufe begonnen. Hauptgrund für die Bildung der neuen Fachrichtung war die For derung der Industrie nach speziell ausgebildeten Mitarbeitern auf dem Gebiet der Kontrolltechnologie und Gütekontrolle. Der rationelle und einwandfreie Einsatz, der für die Überwachung des gesamten Fertigungsprozesses benötigten Prüfverfahren, verlangt hochqualifizierte Mitarbeiter. Die Bedeutung der wissenschaftlichen Behandlung aller Probleme, die die Sicherung der Qualität unserer Erzeugnisse betreffen, hat sich seit dem Bestehen des Institutes bei der Zusammenarbeit mit den volks eigenen Betrieben in jeder Hinsicht bestätigt. Hinsichtlich des Einsatzes wissen schaftlich ausgebildeter Kader in den technischen Kontrollorganisa tionen ist nach der Nomenklatur vorgesehen, die Stellen der Güte- kontrolleiter und in den Groß betrieben auch die Stellen von Kontrollabteilungsleitern mit Diplom-Ingenieuren zu besetzen. Der unmittelbare Einsatz der Ab solventen als Kontrolltechnologen im Rahmen der Gesamttechnologie in den Betrieben ist eine wichtige Voraussetzung für die Steigerung der Qualität und die Erhöhung der Arbeitsproduktivität. In dem Ge setzblatt Teil I vom 6. Oktober 1960 können wir in der Verordnung über die Technische Kontrollorga nisation (TKO) in den volkseigenen Produktionsbetrieben und die Ver besserung der Qualität industrieller Erzeugnisse lesen: „Für die recht zeitige und vollständige Ausarbei tung der Kontrollarbeitsgänge als Bestandteil der Gesamttechnologie und für die systematische Mechani sierung und Automatisierung der Kontrollvorgänge ist die Abteilung Technologie verantwortlich. Sie arbeitet gemeinsam mit der TKO den Perspektivplan der Rekon struktion der Kontrolle aus.“ Daraus ergibt sich, daß alle Tech nologen die zur Durchführung der 'Kontrollarbeitsgänge möglichen Meßgeräte und Meßverfahren ken nen müssen, während für die Stu denten der Fachrichtung Fer tigungsmeßtechnik eine umfas sende Grundausbildung auf dem Gebiet der Fertigungstechnologie äußerst wichtig ist. Darüber hinaus muß der als Kontrolltechnologe tätige Diplom-Ingenieur in der Lage sein, die zur Prüfung benötig ten iMeivorricntigungen selbst zu entwerfen. Schwerpunkte der Ausbildung innerhalb der Fachrichtung Fer tigungsmeßtechnik sind neben den Grundlagenfächern die Längen meßtechnik, die Werkstoffprüfung, die statistische Güteüberwachung, die Fertigungstechnik und die Kon struktion von Meßvorrichtungen. Es ist vorgesehen, ungefähr 30 Stu denten in der Fachrichtung Fer tigungsmeßtechnik jährlich auszu bilden. Außerdem ist es möglich, das Diplom im Abendstudium zu erwerben. DDR-Wissensdlait hat enormes Tempo Berlin (ADN/SNN). „Die deutsche Wissenschaft hat eine große Tra dition, und die Gelehrten in der DDR setzen diese Tradition wür dig fort“, erklärte der Präsident der Akademie der Wissenschaften der UdSSR, Prof. Dr. Nesmeja now, vor seinem Abflug aus Berlin in einem Interview. „Ich bin über das hohe Niveau der Forschung in der DDR ehrlich er staunt; man kann hier viel lernen. Mein Gesamteindruck ist: Die DDR- Wissenschaft hat ein enormes, ein ausgezeichnetes Entwicklungs tempo, das besonders durch den Aufbau des Sozialismus forciert wurde und wird.“ Prof. Dr. Nes ¬ mejanow, der mit Mitgliedern der Delegation der Akademie noch mehrere Institute der TH Dres den besucht hatte, äußerte sich voller Anerkennung über die her vorragende Zusammenarbeit von Forschung, Lehre und Industrie. Die wissenschaftlichen Leistungen der von ihm besichtigten Institute schätzte der weltbekannte Wissen schaftler hoch ein. „Ich bin in die DDR gekommen mit der Überzeu gung, daß die wissenschaftliche Zu sammenarbeit zwischen unseren beiden Ländern vertieft werden müsse. Ich reise ab. und diese Überzeugung hat sich bei mir nicht nur verdoppelt, sondern im Quad rat verstärkt.“ Elektromotoren ans Niedersedlitz Dresden (ADN ND). Motoren für die internationale Erdölleitung, die, von Kuybischew (UdSSR) aus gehend, Polen, die CSSR, Ungarn und die DDR mit dem wichtigen Rohstoff Erdöl versorgen wird, werden zur Zeit im volkseigenen Sachsenwerk Dresden-Niedersed litz gebaut. Die beteiligten sozialist. Länder bauen die Erdölleitung nach ge meinsamen Plänen jedes auf seinem Territorium. Jeweils in 50 bis 100 km Entfer nung müssen Pumpstationen in die Leitungen eingebaut werden, um das Öl über die Tausende von Kilometern langen Strecken zu transportieren. Von Kuibyschew bis zur Endstation in der DDR, im Erdölverarbeitungswerk Schwedt (Oder), sind es 3000 Kilometer. Zum Antrieb der Pumpen dienen die vom Sachsenwerk produzier ten Elektromotoren, deren Null serie jetzt anläuft. Da in den Pump stationen, die vollautomatisch arbeiten werden und zu deren Wartung jeweils nur eine Arbeits kraft benötigt wird, leicht explo sive Gase auftreten können, wer den die Motoren in einer beson deren explosionsgeschützten Aus führung mit Frischluftanlage gelie fert. Die Motoren stehen dann ständig unter Überdruck, so daß eine Explosionsgefahr ausgeschal tet ist. Diplom-Ingenieur Gunter Zeiner (mitte), komm. Oberassistent am Institut für Meßtechnik und Austauschbau, mit Diplomanden bei einer Unterweisung am Evolventen-Prüfgerät vom VEB Carl Zeiss Jahr der Agrarreform Von Nil-Korrespondent Kurt Hoffmann Das größte soziale Unrecht in Kuba vor der Volksrevolution von 1959 war der Großgrundbesitz, der Latifundismus. Unter Ausnutzung des Boden monopols verlangten die Grund besitzer von den Bauern beim Ab schluß von Pachtverträgen hor rende Pachtsummen, die entweder in Geld oder in Naturalien zu be zahlen waren. Wie groß das Elend un ter der Landbevölkerung Kubas war, bestätigte eine 1959 ange stellte Umfrage, die ergab, daß nur 4% der Landbevölkerung den Genuß von Fleisch als ständiges Nahrungsmittel kannten und nur 12%, das ist jeder 8., wußten wie Milch schmeckt. Mit diesem himmelschreienden sozialen Unrecht hat die ku banische Volksrevolution radikal Schluß gemacht. Am 17. Mai 1959 verkündete die revolutionäre Re gierung Kubas das Gesetz über die Agrarreform. Das kubanische Gesetz über die Agrarreform be rücksichtigt diese historische Ent wicklung der Landwirtschaft mit der Bestimmung, daß die zur Durchführung des Gesetzes ge schaffene Institution, die INRA (Instituto Nacional de la Reforma Agraria), beauftragt wurde, die großen zusammenhängenden Flächen der Latifundien zu er halten und sie in unteilbare land wirtschaftliche Kooperativen und Volksgüter umzuwandeln. Durch die Umwandlung der Produk tionsverhältnisse auf dem Lande wurden über 200 000 Landarbeiter von der Ausbeutung durch die Großagrarier befreit. Zu den neuen Kulturen, die auf den Feldern Kubas neuerdings angebaut werden, gehört unter vielen anderen die Baumwolle. Niemals zuvor war in Kuba Baumwolle angebaut worden. Die jetzt begonnene Ernte übertrifft alle Erwartungen. Kuba kann aus ihrem Ertrag die Hälfte seines Be darfs an Baumwolle decken. Der freiwillige Zusammenschluß der Einzelbauern zu Kooperativen erfolgte auf zwei verschiedene Arten. Im fortgeschrittenen Typ dieser Kooperativen legen die Bauern ihre Bodenabschnitte zu sammen und bearbeiten die so entstandene größere Fläche ge meinsam. Es sind also Produk tionsgenossenschaften. Ausdruck der Erfolge des Jahres der Agrarreform ist der Anstieg der Lebenshaltung. Im Vergleich zu 1958 stiegen die Löhne der Landarbeiter um fast 45 Prozent. Der Verbrauch von Fleisch hat sich in diesem Jahr um nahezu 49 Prozent gesteigert. Die großen Ziele des revolutio nären Gesetzes über die Agrar reform wurden 1960 im wesent lichen erfüllt. Der monopolistische Großgrundbesitz ist beseitigt. An seine Stelle trat der Besitz des Volkes an Grund und Boden. Die Landbevölkerung wurde aus der Fessel befreit, die ihr das System der halbfeudalen Pacht und Halb pacht auferlegt hatte. 1961 im „Jahr der Volksbildung“, hat sich Kuba das Ziel gestellt, ein weiteres Erbe der feudalen Barbarei, das Analphabetentum, völlig zu überwinden. (gekürzt aus ND vom 14. 1. 1961)