MITTEILUNGEN DER HOCHSCHULE F,U R’M A S C H I N E N B A U KAR L-MARX- STADT 1. Jahr Juni 1958 Nr. 3 Professor C. Zietemann 75 Jahre Am 20. Mai vollendete Professor Dipl.-Ing. Constantin Zietemann sein 75. Lebensjahr. Der Jubilar wurde 1883 als Sohn deutscher Eltern in Petersburg, dem heutigen Leningrad, geboren und verlebte dort seine Kindheit und Jugendzeit. 1901 begann er sein Studium des Maschinenbaues an der Technischen Hochschule in Riga, das er nach der Vorprüfung 1905 in Dresden fort setzte. Hervorragende Wissenschaft ler wie Mollier (Thermodynamik) und Lewicki (Dampfturbinen) ver mittelten ihm hier das Rüstzeug für seine spätere erfolgreiche Berufs tätigkeit. Der junge Ingenieur wandte sich nach dem Abschluß des Studiums im Jahre 1908 einem Aufgabengebiet zu, das für seine ganze weitere Entwicklung bestimmend werden sollte: dem Bau und der Berechnung von Dampfturbinen. Die um diese Zeit gleichfalls noch junge Maschi nengattung ist inzwischen zu einem dominierenden Faktor in dr gesam ten Energiewirtschaft geworden und beherrscht für größte Leistungen unter den Wärmekraftmaschinen allein das Feld. 1908—1910 arbeitete C. Zietemann als Konstrukteur und Berechnungs ingenieur in der Dampfturbinen abteilung der AEG und anschließend bis 1918 im gleichen Sektor bei der Firma Wumag, Görlitz. Am 1. April 1919 begann er dann seine Lehr tätigkeit an der staatlichen Gewerbeakademie des dama ligen Chemnitz (spätere Akademie der Technik), die ihm viele dankbare Schüler zugeführt hat. Noch im gleichen Jahre erfolgte die Ernennig zum Professor. Er ver trat die Fächer Thermodynamik und Konstruktion von Wärmekraftmaschinen, insbesondere Dampfturbinen. 1923 brachte Professor Zietemann seine Aufgaben sammlung der Wärmemechanik heraus, die sich rasch bei der Ausbildung des Nachwuchses einführte. Zur Zeit ist die 5. Auflage in Vorbereitung. Außerdem bearbeitete er mehrere Abschnitte in „Freytags Hilfs buch für den Maschinenbau“ und in „Uhlands Inge nieurkalender“. Als Frucht eigener Konstruktionserfah rungen und der mit der Lehrtätigkeit verbundenen Durchdringung des Stoffes erschien 1930 das Buch „Dampfturbinen“ (Springer-Verlag), das inzwischen bei Konstruktion und Berechnung dieser Strömungs maschinen unschätzbare Dienste geleistet hat. In der Fachwelt ist es als „der Zietemann“ ein Begriff ge worden. Das 1955 in zweiter Auflage erschienene Werk hat den Namen des Verfassers international bekannt gemacht. Auch in der Sowjetunion erfreut es sich größter Wertschätzung. Unter dem Titel „Die Dampf turbinen“ erschienen drei Göschen- Bändchen als kurze Zusammen fassung des Hauptwerkes. Sie sind 1955 in 3. Auflage herausgekommen. Nach dem Zusammenbruch arbeitete Professor Zietemann als Konstruk teur und technischer Dolmetscher am Wiederaufbau mit, wobei ihm seine vorzüglichen Kenntnisse der russi schen Sprache bei der Zusammen arbeit mit sowjetischen Dienststellen sehr zustatten kamen. Ab 1952 nahm er seine Lehrtätigkeit an Ingenieur schulen in Karl-Marx-Stadt und beim Fernstudium der TH Dresden wieder auf. Als 1955 die Ausbildung an un serer Hochschule soweit vorange schritten war, daß „Technische Wär melehre“ gelesen werden mußte, stellte er sich als Lehrbeauftragter für Vorlesungen und Übungen zur Verfügung und leistete eine wesent liche Hilfe für das Anlaufen des Lehrbetriebes am Institut für ange wandte Thermodynamik - Maschinen laboratorium. Nachdem der rüstige Jubilar bis zum Ende des laufen den Semesters drei Jahrgängen mit reifen Lehrerfah rungen das notwendige wärmetechnische Rüstzeug ver mittelt hat und sich dabei außerordentlicher Wert schätzung der Studenten erfreuen konnte, beendet er nunmehr seine Hochschultätigkeit, um sich privaten Studien widmen zu können. Mit seinem stets vorbehalt los zur Verfügung gestellten, umfassenden Wissen, seiner Bescheidenheit und selbstverständlichen Pflicht erfüllung ist er dem Nachwuchs ein leuchtendes Vor bild im Dienst an der Wissenschaft. Seine menschlichen Eigenschaften lassen es alle engeren Mitarbeitern sehr bedauern, daß sich Professor Ziete mann nunmehr in den längst wohlverdienten Ruhe stand zurückzieht, der bei seinen regen Interessen und seiner Aufgeschlossenheit für alles Werdende keine Zeit der Untätigkeit sein wird. Wir wünschen ihm noch lange Jahre bei guter Gesundheit und in Verbunden heit mit unserer Hochschule, die beste wissenschaftliche Traditionen, wie sie durch ihn verkörpert werden, weiterentwickeln will. Dr.-Ing. habil. Häußler Dankschreiben des Ministeriums für Schwermaschinenbau an Seine Magnifizenz Prof. Schläfer Aus Anlaß der Übergabe der Hochschule für Maschi nenbau Karl-Marx-Stadt hat der Staatssekretär des Ministeriums für Schwermaschinenbau an Seine Magni fizenz am 21. Mai ein Schreiben gerichtet. In diesem Schreiben spricht er dem Rektor, dem Akademischen Senat, dem Lehrkörper, den Assistenten sowie allen Arbeitern und Angestellten den Dank und die Aner kennung der Leitung des Ministeriums für die bisher geleistete aufopferungsvolle und erfolgreiche Tätigkeit beim Aufbau der Hochschule, bei der Erziehung und Ausbildung junger sozialistischer Ingenieure aus. Er knüpft daran die feste Hoffnung, daß unter der Leitung des Staatssekretariats für das Hoch- und Fach schulwesen die Zukunft eine weitere Verbesserung bringen und daß die Verbindung zu den VVB und den Betrieben des Maschinenbaues in engerer Zusammen arbeit mit den einzelnen Sektoren der Staatlichen Plan kommission sich zielstrebig vertiefen wird. Das Schreiben schließt mit den besten Wünschen an alle Mitarbeiter für Gesundheit und weitere Erfolge in der Lehr-, Forschungs- und Erziehungsarbeit.