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Organ der SED-Hochschulparteileitung Technische Hochschule Karl-Marx-Stadt —-— 2. Jahrgang / Nr. 10 Juni 1964 10 Pfennig Das Deutschlandtreffen - einfach großartig! Was die Studenten unserer TH beim Deutschlandtreflen der Jugend sahen und erleb ten lesen Sie auf Seite 8. Wir diskutieren über die Grund sätze des einheit lichen soziali stischen Bildungs- syslems Auf einem Symposium über „As pekte der Ausbildung an unserer Technischen Hochschule mit den Augen des Praktikers gesehen“ sprach am 3, Juni im Hörsaal des Physik-Instituts Herr Dr. Heinrich, Technischer Direktor des VEB DKK Scharfenstein. Uebcr seine Ausfüh rungen als auch über die Diskussion auf dem Symposium wird in der nächsten Ausgabe des „Hochschul- Spiegel“ berichtet werden. Herr Dr. Heinrich (33) ist gelernter Elek triker. Nach dem Besuci der ABE Jena studierte er von 1932 bis 195" an der TU Dresden in der Fachrich tung Technologie des Maschinen baus. Anschließend begann er seine praktische Ingenieurtätigkeit als Produktionsleiter im Werk Schar fenstein. 1959 wurde er dort als Technischer Direktor eingesetzt, Ausbildung - ja! Erziehung - nein ? Seit Monaten wird in verschiede nen, vor allem leitenden Gremien un serer Hochschule eine nicht selten sehr heiße Diskussion um Ausbil dungsfragen geführt. Begrüßenswer terweise geht es dabei um Fragen, die der umfassende Aufbau des So zialismus in unserer Republik und die technische Revolution, die sich, engstens mit ihm verknüpft, auf die Tagesordnung setzen. Probleme der verstärkten Grundlagenausbildung der Studenten, eines längeren Inge nieurpraktikums und damit einer der wichtigsten Seiten der engen Verbin dung von Lehre und Praxis, Pro bleme der kollektiven Arbeit in For schungsgruppen und Studentenzir keln z. B. werden insbesondere im Zusammenhang mit den neu zu er arbeitenden Ausbildungsplänen dis kutiert. Das weist darauf hin, daß sich der Lehrkörper unserer Hochschule seiner gesellschaftlichen Verpflich tung, Lehre und Forschung mit den Erfordernissen unserer Entwicklung in Einklang zu bringen, sehr wohl bewußt ist. Leider nicht so heiß gestritten wie über Ausbildungsfragen wird um Erziehungsprobleme. Auch die Hoch- schulzeitung ist in dieser Hinsicht über Ansätze, die nicht immer glück lich waren, kaum hinaus gekommen. Bedeutet das, daß es an unserer Hochschule keine Erziehungspro bleme gibt? Niemand wird so verwe gen sein, eine solche Behauptung auf zustellen. Ganz abgesehen davon, daß unsere perspektivische Aufgabenstel lung erhöhte Anforderungen an die Erziehungsarbeit stellt, gibt es gerade in letzter Zeit eine Reihe Erscheinun gen, die auf eine mangelhafte Er ziehung, allein nur gemessen an den Erfordernissen der Gegenwart, deu ten. Manche Klagen und leider nur „intern“ geführten Gespräche könn ten darüber Auskunft geben. In dem Umstand, daß die Erzie hungsfragen nicht im gleichen Aus maß und in ungenügender Verbin dung mit den Ausbildungsfragen dis kutiert werden, äußert sich vor allem ein gewisses Unverständnis für die objektiv bedingte Einheit von Aus bildung und Erziehung, die zu be achten, die Grundsätze für das ein heitliche Bildungssystem zurecht na mentlich auch von den Universitäten und Hochschulen fordern. An einem ganz konkreten, wie die Delegierten konferenz der Hochschulparteiorga nisation der SED hervorhob, auch für uns brennenden Problem, wird in Von Dr. phil. II. Mehner, Direktor des Instituts für Gesellschaftswissenschaften den Grundsätzen die wechselseitige Bedingtheit von Ausbildung und Er ziehung angesprochen, von der wir in Zukunft stärker ausgehen müssen, um größere Erfolge in unserer Ar beit zu erreichen. In den Grundsätzen wird hervor gehoben, daß die hohe Zahl der vor zeitigen Abgänger, daß also der auch an unserer Hochschule fabrizierte „Murks“, wenn ich mich einmal so ausdrücken darf, um die Lage etwas zugespitzt zu charakterisieren, nicht allein durch neue und verbesserte Studienpläne vermindert werden kann, sondern daß dazu genausogut die Hebung ' des Verantwortungsbe wußtseins und d er Studiendisziplin der Studenten erforderlich ist. Das aber ist eine Aufgabe, deren Lösung ebenso sorgfältig geplant und organi siert werden muß wie die Ausbil dung, wenn nicht von dieser Seite her Mängel entstehen sollen, die selbst dem besten Ausbildungsplan von vornherein den Erfolg ver bauen. Auch in der Erziehung, und gerade in ihr, ist jeder Selbstlauf schädlich, und die notwendige Selbst erziehung der Studenten, ihre Selbst verwaltung in den Internaten usw., kann, wenn sie besser funktionieren würde als an unserer Hochschule zur Zeit, den Lehrkörper sowie alle ande ren an der Erziehung direkt betei ligten Personen und Leitungskörper schaften nicht von der aktiven Ein flußnahme auf die Erziehung der Studenten entbinden. Es erübrigt sich eigentlich zu sagen, daß diese Einflußnahme nicht in einem ständigen Gängeln, sondern vor allem in der konkreten Hilfe bei der Organisation der Selbsterzie hungsmaßnahmen der Studenten be stehen muß. Unsere Studenten, ins besondere die besten und bewußten unter ihnen, wissen oder fühlen zu mindest selbst, was zu tun ist, um voranzukommen. Wir sollten sie vor allem das Wie lehren und ihnen hilfreich beiseite stehen bei der Ueberzeugung derjenigen wenigen, die noch nicht verstanden haben, daß sie nicht nur zum Studienempfang auf der Welt sind. Eine solche Einflußnahme auf die Erziehung erfordert vor allem von dem infolge seiner wissenschaftlichen Leistung geachteten Hochschullehrer keine langen und zeitraubenden „Be lehrungen“ .Viele wissen aus ihrer eigenen Studienzeit, daß schon die knappe Bemerkung eines beliebten Professors oder Dozenten in der Vor lesung ein bedeutender Erziehungs impuls sein kann. Solche Impulse, wie auch andere Erziehungsmaßnah men, müssen sich um so wertvoller und nachhaltiger auswirken, je stärker sie in Uebereinstimmung stehen mit der Gesellschaft, in wel cher der zu Erziehende lebt und wirkt und mit ihren Entwicklungs- tendenzen, die seine Zukunft beein flussen und bestimmen. Es genügt nicht, einfach für eine anonyme Ge sellschaft zu erziehen, wie das mehr 'oder weniger in einem Diskussions- beitrag von Dr. Dr. h. c. Dr. h. c. Mothes, der auch in unserer Hoch schulzeitung („Hochschulspiegel“ Nr. 3, 4 und 5/1964) veröffentlicht wurde, vom Hochschullehrer gefordert wird. — Fortsetzung auf Seite 2 •