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Wir grüßen die 1. Delegiertenkonferenz der Hochschuiparteiorganisation und wünschen ihr viel Erfolg! Organ der SED - Hochschulparteileitung Technische Hochschule Karl-Marx-Stadt 2. Jahrgang 7 Nr. 7/8 April 1964 10 Pfennig Am 17. April wurde Nikita Sergejewitsch Chruschtschow, Erster Sekretär des Zentralkomitees der KPdSU und Vorsitzender des Ministerrates der UdSSR, 70 Jahre alt. Seinen Geburtstag feierten mit den Völkern der Sowjetunion die kommunistische Weltbewegung, die Arbeiterbewegung aller Länder und alle Kämpfer für Frieden und Demokratie. Die Glückwünsche kamen aus aller Welt. Die Deutsche Demokratische Republik, als deren Repräsentant eine Delegation mit Walter Ulbricht an der Spitze an den Geburtstagsfeierlichkeiten in Moskau teilnahm, würdigte die hervorragenden Verdienste N. S. Chruschtschows mit der Verleihung ihrer höchsten Aus zeichnung, des Karl-Marx-Ordens. Prof. Dr.-Ing. habil. Edgar Pietsch Zur Verantwortung des Hochschullehrers an sozialistischen Hochschulen Das Problem ist nicht neu und wurde bereits in den verschiedensten Variationen behandelt. Aber gerade deswegen, weil es viel besprochen und noch immer nicht überall ver standen wurde, will ich hierzu meine eigene Meinung, in der nüchternen Sprache des Technikers und mit aller Offenheit zur Diskussion stellen. Alle diejenigen, die in der vielleicht nicht ganz salonfähigen Form die Sache nicht zu erkennen vermögen, . sollen mich ruhig wegen der Form kritisieren. Allen anderen wird die , Problematik viel zu wichtig sein, um sich bei Formfragen aufzuhalten. Das Thema bringt drei bedeutende Begriffe in Beziehung zueinander: die Begriffe „Verantwortung“, „Hoch schullehrer“ und „sozialistische Hoch schule“. Sollte ich über jeden einzel nen Begriff eine wissenschaftliche Abhandlung schreiben, so wäre ich für diese Themen als Maschinen bauer gewiß nicht zuständig, be stimmt aber nicht gerade prädesti niert. In der Wortverbindung kann ich dem Problem jedoch nicht aus- weichen, ohne in Verdacht zu gera ten, daß ich meiner Berufung zum Hochschullehrer nur aus egoistischen Interessen zugestimmt habe. Welcher Hochschullehrer möchte wohl in die sen Verdacht geraten? Natürlich braucht man nicht unbedingt darüber zu schreiben. Viel wichtiger ist zwei fellos, daß man der Umwelt den sichtbaren Beweis dafür liefert, daß man mit der vorliegenden Problema tik fertig ‘geworden ist. Weil aber diese Beweise auch heule noch oft fehlen, eben gerade deshalb kann das Thema noch immer nicht von der Tagesordnung abgesetzt werden. Bei Diskussionen über dieses Thema hört man von Hochschul lehrern oft die Formulierung, daß man sich in dieser oder jener An gelegenheit bzw. dieser oder jener Person oder Organisation gegenüber verantwortlich „fühlt“. ~ Hier bin ich der Meinung, daß man klar heraus stellen sollte, wem und wofür man tatsächlich verantwortlich i s t, denn allein mit Gefühlen kann man seiner Verantwortung wohl nicht vollauf gerecht werden. Verantwortlich ist man einmal der Gesellschaft und ihren Organisatio nen, die uns mit bestimmten Auf trägen zum Hochschullehrer berufen haben, und zum anderen seinem eige nen Gewissen, das uns dazu inspi rierte, die Aufträge der Gesellschaft anzunehmen. Wer aber die Aufträge vielleicht mit dem Hintergedanken angenommen hat, sich nicht mit gan zer Kraft für ihre Erfüllung einzu setzen, handelte entweder leichtfertig oder böswillig. Beiden Personenkreisen sollte man jedoch im Bereiche der Wissenschaft ler, die als Erzieher wirken, keiner lei Chance einräumen, da Willens schwäche und Böswillige selbst zur Kategorie der vordringlich Er ziehungsbedürftigen zählen. Das soll natürlich nicht heißen, daß ein Er zieher unfehlbar sein muß und nicht nötig hätte, an seiner eigenen Ent wicklung zur Persönlichkeit laufend weiterzuarbeiten. Meines Erachtens ist auch die zweite Frage „Für welche Aufgaben komplexe ist man als Hochschul lehrer verantwortlich und zu welcher Auftragserfüllung hat man sich mit seiner Berufung einverstanden er klärt?“ nicht schwer zu beantwor ten. Es geht hier nicht darum, den Weg zur optimalen Erfüllung die ser Aufträge zu diskutieren. Diese Wege kann, oder besser gesagt, muß man selbst mitgestalten. Hier geht es vielmehr um die großen Ziele, die erreicht werden sollen und die man mit seiner Berufung als Hochschul lehrer anerkannt hat. Die sozialistische Hochschule un terscheidet sich in ihrer Aufgaben stellung von den Hochschulen in ka pitalistischen Staaten u. a. dadurch, daß in diesen Lehre, Erziehung, For schung und Produktionsunterstützung zu einem einheitlichen Aufgaben komplex verschmolzen wurden, wäh rend in jenen die Lehre im Vorder grund steht, die Forschung und Fro- duktionsunterstützung dem Prinzip der Freiwilligkeit unterliegen und die Erziehungsaufgaben der Erhal tung des Bildungsprivileges dienen oder weitestgehend herausgelöst wurden. Abgesehen davon, daß die Ziele und damit der Inhalt der Auf gaben in beiden Hochschulsystemen entsprechend der unterschiedlichen Gesellschaftssttruktur verschieden sind, stellt die Verschmelzung der vier Grundaufgaben von vornherein höhere Anforderungen sowohl an den Hochschullehrer wie an den Stu dierenden. Der Hochschullehrer wird zu einem Wissenschaftler, der Lehrer, Erzieher, Forscher und Produktionsmitarbeiter in einer Person sein muß. Seine Welt ist primär nicht mehr begrenzt auf das enge Studierstübchen und auf die Höhen und Tiefen der Fachwis- Heute 12 Seiten mit Entwurf der Entschließung der 1. Delegiertenkonferenz der Hochschui parteiorganisation *********************************************** senschaft, sondern seine Welt ist die Welt aller Werktätigen, ist die sozia listische Gesellschaft. Von den Werk tätigen unterscheidet er sich nur da durch, daß er sich für alle gesell- schaftlichen Probleme in ihrer Ge samtheit, wie zum Beispiel für die (Fortsetzung auf Seite 3)