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HOCHSCHULSPIEGEL ORGAN DER SED-PARTEILEITUNG DER TECHNISCHEN HOCHSCHULE KARL-MARX-STADT Drel Gr undsütze der Forschung an den Hochsdiulen Auszug aus der Festrede Walter Ulbrichts auf dem Festakt anläßlich der 200-Jahr-Fcier der Bergakademie Freiberg am 13. November 1965 Um unser Forschungspotential mit höchstem wissenschaftlichem und volkswirtschaftlichem Nutzen einzusetzen, möge die Forschung an den Hochschulen und Universitäten so gestal tet werden, daß sie immer besser folgenden drei Grundsätzen entspricht: Erstens: Die Hauptanstrengungen in der wissen schaftlichen Arbeit der Forschungsgemein schaften, Institute und Sektionen sollen auf solche Aufgaben gerichtet werden, die heute echten wissenschaftlichen Vorlauf für die in dustrielle Produktion von morgen schaffen. Die Orientierung dafür gibt der Plan der na turwissenschaftlichen Forschung und der Per spektivplan Neue Technik, an deren Ausarbei tung auch zahlreiche Wissenschaftler der Berg akademie beteiligt waren. Wie Sie wissen, er folgt die Koordinierung auf höchster Ebene im Forschungsrat bei der Regierung der Deut schen Demokratischen Republik. Zweitens ist insbesondere auf den Gebieten der techni schen Wissenschaften die mathematische, na turwissenschaftliche und ökonomische Durch dringung von Technik und Technologie in der Durchführung der Forschung und in der Dar stellung ihrer Ergebnisse und Anwendungs möglichkeiten zunehmend zu verwirklichen. Drittens ist die Hochschulforschung in Übereinstim mung mit den Aufgaben und Zielen der aka- demischeu Ausbildung zu entwickeln. Das Ent scheidende dabei ist, daß die jungen Inge nieure, Naturwissenschaftler und Ökonomen, die wir heute ausbilden, morgen die moderne Wissenschaft und Technik meistern müssen und Wissenschaft, Technik und Produktion selbst schöpferisch weiterentwickeln sollen. Ausgehend davon, daß der Fortschritt in den einzelnen Gebieten von Wissenschaft und Technik durch die ständige Verwertung neuer Erkenntnisse aus anderen Bereichen der Wis senschaft von hoher Dynamik ist, muß die Pla nung und Leitung der Forschung an den Hoch schulen und Universitäten diesen Grundsätzen entsprechend entwickelt werden. Der allseiti gen wissenschaftlichen Leitung der Forschung auf zusammengehörigen Gebieten und der Zu sammenarbeit mit den forschungsleitenden Organen und anderen wissenschaftlichen Insti tuten ist besondere Beachtung zu schenken. Die Sicherung der Entwicklung unserer so zialistischen Volkswirtschaft und die Errei chung des notwendigen wissenschaftlichen Vorlaufs in Forschung und Entwicklung hän gen maßgeblich von den Kenntnissen und schöpferischen Fähigkeiten der Absolventen unserer Universitäten und Hochschulen und von der Anzahl der ausgebildeten Fachkräfte ab. In der weiteren Umgestaltung der akade mischen Ausbildung und sozialistischen Erzie hung kommt es vor allem darauf an, das Hoch schulstudium als einen Prozeß der gesell schaftlichen Erziehung in der tätigen Beschäf tigung und Auseinandersetzung mit der Wis senschaft und Praxis zu verstehen und zu ge stalten, der zur allseitig gebildeten sozialisti schen Persönlichkeit führt. Im Vordergrund steht die Aufgabe, den In halt der sozialistischen Erziehung und Ausbil dung so zu gestalten, daß er den Erfordernis sen der Entwicklung der Produktivkräfte, dem Fortschritt in Wissenschaft und Technik und dem weiteren Aufbau unserer nationalen Wirtschaft und der Entwicklung der sozialisti schen Gesellschaft entspricht. Die Absolventen sollen besser befähigt werden, sich neueste Kenntnisse anzueignen und für den volkswirt- schaftlich-technischen Fortschritt nutzbar zu machen. Die Ausbildungsphase an den Hochschulen, die einen entscheidenden Abschnitt in der Heranbil dung befähigter und erfahrener wissenschaft licher Fachkräfte darstellt, soll durch die Ge währleistung einer weitgehend einheitlichen Grundausbildung und einer soliden Fachaus bildung Möglichkeiten zu einer vielseitigen Spezialisierung durch Studium und Beruf schaffen. Allgemeingültige Studienpläne des Grundstudiums und des Fachstudiums und große Flexibilität, stetige Anpassung der Lehre an die rasche Entwicklung der Wissenschaft und Technik und hohe Eigenverantwortung der Fakultäten im Spezial- und Forschungs studium folgen daraus. Die Aufgabe der Wissenschaftler besteht neben der inhaltlichen Gestaltung der einzel nen Lehrveranstaltungen auch darin, Struktur und Methodik des Studiums den einzelnen Bil- dungs- und Entwicklungsstufen angepaßt zu entwickeln. Gemeinschaftsarbeit realisierte Forderung unserer Partei Interview mit Herrn Prof. Dr. rer. not. habil. Forker, Leiter der Abteilung Physikalische Chemie und Elektrochemie am Institut für Chemie Prof. Dr. rer. nat. habil. Forker (links), Leiter der Abteilung Physikalische Chemie und Elektrochemie am Institut für Chemie unserer TH und sein wissenschaft licher Mitarbeiter, Genosse Dipl.-Chemiker Hans Wicht, halfen einer Arbeitsgruppe des Klubs junger Techniker im Karl-Marx-Werk Magdeburg maßgeblich, ihre Arbeit auf dem Gebiet des Elysiersenkens erfolg reich abzuschließen. Diese Gemeinschaftsarbeit trug dazu bei, den Anschluß an den Weltstand zu erreichen. „Hochschul-Spiegel": „Neues Deutschland“ berichtete kürzlich über die Erfolge einer Arbeitsgemeinschaft im Karl- Marx-Werk Magdeburg bei der Entwicklung einer Elysiersenkanlage. Wie wir erfahren, haben Sie und Mitarbeiter der von Ihnen geleiteten Abtei lung maßgeblichen Anteil daran. Würden Sie uns sagen, wie es zu dieser Zusammenarbeit kam und welche Bedeutung Sie ihr beimessen? Prof. Dr. Forker: Das elektrochemische Senken ist wie jedes an dere elektrochemische Metallbearbeitungsverfah ren ein sehr komplexes Problem. Es handelt sich dabei zunächst einmal um elektrochemische Vor gänge, so daß in erster Linie Fragen der elektro chemischen Kinetik und Verfahrenstechnik (Elek trolytzusammensetzung, Elektrodenformen, Strö mungsverhältnisse u. a.) eine große Rolle spielen. Andererseits sind jedoch für eine technische An wendung zahlreiche konstruktive, mechanisch- technologische und steuer- und regeltechnische Aufgaben zu lösen. In klarer Erkenntnis dieses Sachverhaltes trat das Karl-Marx-Werk mit der Bitte an uns heran, den elektrochemischen und elektrochemisch-tech nologischen Anteil bei der Entwicklung des soge nannten Elysiersenkens zu übernehmen. Während eine Arbeitsgruppe des Klubs junger Techniker in Magdeburg mit größtem persönlichen Einsatz die Konstruktion und den Bau einer entspre chenden Anlage vorantrieb, wurden von Herrn Dipl.-Chem. Wicht und von mir die erforderlichen elektrochemischen Grundlagen im Laboratorium erarbeitet. In der anschließenden Etappe wurden die Ergebnisse beider Arbeitsgruppen vereinigt, und die Entwicklung in gemeinsamen Tag- und Nachteinsätzen bis zu dem geplanten Termin erfolgreich abgeschlossen. Die Bedeutung dieser engen Zusammenarbeit zwischen dem Klub junger Techniker im Karl- Marx-Werk und meiner Abteilung besteht in erster Linie darin, daß durch sie die auf der 5. Tagung des ZK der SED im Jahre 1964 erho bene Forderung nach schneller Einführung elek trochemischer Bearbeitungsmethoden in einem Zeitraum realisiert werden konnte, der gegenüber der Entwicklungszeit im Ausland um etwa drei bis vier Jahre kürzer ist. Dadurch konnte auf dem Gebiet des Senkens der Anschluß an den Welt stand erreicht werden. Der Erfolg unserer Arbeit ist nicht zuletzt auf die echte Team-Arbeit zu rückzuführen, die eine gemeinsame detaillierte Planung des gesamten Versuchsprogramms und die sofortige Überführung der Ergebnisse der na turwissenschaftlichen Grundlagenforschung in die industrielle Praxis ermöglichte. „Hochschul-Spiegel“: Worin sehen Sie die prinzipielle Bedeutung der elektrochemischen Bearbeitungsverfahren ? Prof. Dr. Forker: Die elektrochemischen Verfahren haben vor rangige Bedeutung bei der Bearbeitung harter Werkstoffe (Stahl, Hartmetalle, Stellite usw.). Ihre hervorstechendsten Merkmale sind: 1. Kein oder fast kein Werkzeugverschleiß. 2. Keinerlei thermische Beanspruchung des Werkstückes beim Bearbeitungsprozeß. 3. Hohe Abtragleistung (bis 30 cm 3 /min). 4. Hohe Oberflächengüte (bis etwa 0,05 Mikro meter). 5. Enge Toleranzen (bis ± 5 Mikrometer beim Elysierdrehen). 6. Völlige Gratfreiheit. Die hohe Abtragleistung, die häufig mögliche Einsparung von Arbeitsgängen, die fast unbe grenzte Beständigkeit der Werkzeugelektrode u. a. bringen in vielen Fällen neben erheblichen Qualitätsverbesserungen beträchtliche Einsparun gen an Zeit und Geld mit sich. „Hochschul-Spiegel“: Was sind Ihrer Meinung nach die weiteren Aufgaben der Wissenschaft auf dem genannten Gebiet, nachdem die praktische Anwendbarkeit, der Wissenschaft sozusagen vorauseilend, nach- gewiesen ist? Prof. Dr. Forker: Das Tempo der Weiterentwicklung wird vor allem davon abhängen, inwieweit es gelingt, nähere Einblicke in die Elementarvorgänge zu er halten, die sich in dem sehr engen Arbeitsspalt zwischen Werkstück und Werkzeugelektrode und insbesondere in der nur wenige Atomlagen dik- ken Schicht an der Oberfläche des Metalls abspie len. Dazu ist eine sehr tiefgehende gezielte Grundlagenforschung vonnöten. Es läßt sich aber schon heute erkennen, daß sich dabei eine ganze Reihe neuer Gesichtspunkte ergeben wird, die die Mannigfaltigkeit der technischen Anwendung elektrochemischer Metallbearbeitungsverfahren vergrößern wird. Bernd Seifert auf der Messe der Meister von morgen Der Absolvent der Fachrichtung Physiklehrer Bernd Seifert stellte sein im Rahmen einer Staatsexamen arbeit im Institut für Physik entstan denes und erprobtes Motor- und Generator-Funktionsmodell auf der diesjährigen MMM des Bezirkes Karl-Marx-Stadt aus. Bernd Seifert, der jetzt als Lehrer in der Gewerblichen Berufsschule I in Karl-Marx-Stadt wirkt, erhielt auf der Bezirksmesse ein Diplom und eine Geldprämie. Die Abteilung Volksbildung beim Rat des Bezirkes Karl-Marx-Stadt empfahl, die Ar beit auf der zentralen MMM in Leipzig, die vom 9. November bis 21. November stattfand, auszustellen. Hier erhielt die Arbeit von Bernd Seifert eine Goldmedaille. Das in der Abteilung Methodik des Physik-Institutes entstandene Modell, bei dem Bernd Seifert an der Erprobung der Funktionstüchtigkeit und Testung wesentlichen Anteil hat, soll nach der Registrierung durch die Fachkömmisson beim DPZI eine we sentliche Lücke im Lehrmittelangebot unserer Republik schließen. Durch frühzeitiges Bekanntmachen mit Entwicklungsarbeiten der Ab teilung Methodik konnte der Student Seifert eng mit den Mitarbeitern der Abteilung und des VEB Poly- technik Karl-Marx-Stadt Zusammen arbeiten. Dadurch entstand ein ech tes Vertrauensverhältnis zwischen den Studenten und Mitarbeitern. Bernd Seifert betrachtete seine Ar beit nicht nur als „notwendiges Übel“ zur Erreichung des Staats examens, sondern fühlte sich mit- verantwortlich für die der Abtei lung übertragene Entwicklungs arbeit. Auch als Lehrer in unserer sozialistischen Schule ist er durch seine Arbeit mit dem Institut wei terhin verbunden, indem er gemein sam mit den Mitarbeitern der Abtei lung an der Weiterentwicklung des Funktionsmodells arbeitet.