musikantischer Musiziertrieb und die spontane Freude an einer schönen, gefühlsdurchströmten Melodik, und nicht zuletzt geht ein kraftvoller und bezwingender Optimismus von dieser Musik aus. Dr. Eberhard Rebling be- zeichnete Kochans Konzert als eines der ersten deutschen Beispiele des neuen musikalischen Realismus. Bei der Uraufführung in Berlin errang das Werk einen so starken Puhlikumserfolg, daß der letzte Satz wiederholt werden mußte. Kochans Violinkonzert steht — Zufall oder Absicht? — in D-Dur, der gleichen Tonart, in der auch Beethoven, Brahms und Tschaikowskij ihre Violinkonzerte geschrieben haben. Im ersten Satz stellt Kochan zwei im Charakter sich ähnelnde Themen gegenüber, die wie im klassischen Konzert „durchgeführt“ und verarbeitet werden. Nach einer Kadenz des Solisten schließt der Satz mit einer Koda. Der langsame Mittelsatz ist sehr kurz. Fagott und Solovioline stimmen eine breit ausgesponnene Melodie an. Als Kontrast zu dieser ruhigen Stimmung erklingen später akzentuierte Rhyth men der Blechbläser. Im letzten Satz verwendet der junge Komponist die Form des Rondos. Die Solovioline setzt mit dem ersten Takt ein, begleitet von den gezupften Bratschen. Sprühendes Temperament und Musizierlust klingen uns aus der Musik des dritten Satzes entgegen, das Bekenntnis eines jungen Menschen zum Leben unserer Zeit. Johannes Ihalims: 1. Sinfonie c-Moll, op. 08 Brahms' 1. Sinfonie, op. 68, wurde 1877 veröffentlicht. Die Einleitung zum ersten Satz ist voll größter Spannungen, der Orgelpunkt der Pauke zu Beginn stützt eine Musik von dramatischer Wucht und Erhabenheit. Der Aufbau dieses Satzes ist klassisch, beide Themen sind klar formuliert und deshalb klar zu erkennen. Brahms hat nun eine eigene Art der Durchführung, die sein Wesen, seinen grüblerischen Ernst und seine spröde Verhaltenheit deutlich erkennen läßt. Der englische Dramatiker Priestley sagt in einem Roman über dieses Werk einmal, daß er den Eindruck habe, daß Brahms mürrisch und grollend in der Ecke stehe und der übrigen Welt den Rücken kehre. Er hat nicht ganz unrecht, weil er mit diesem Bild die Neigung zum Pessimismus, der Brahms niemals ganz Herr werden konnte, andeutet. Auch Clara Schu mann sagt ihm selbst in einem Briefe, sie fürchte sich vor der Düsternis und Kantigkeit seiner Seele, die sich gerade in diesem Satz offenbare, der mit dem Orgelpunkt des Beginns wieder abschließt. Der liebliche zweite Satz, der ebenfalls zwei musikalische Gedanken entwickelt, wird in der Mitte von