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^S2L5. Sonnabend, den 14. September, abends. 1889. UNr 0r«»ä», visrtolMu-liod > N»0 kt., t—t u« L»ü«ri. u»nttoi»»» «»ttl- MturUvl» » N.; <t«» äsattvd«» Koicdi tritt k«t- «v»U iu»»L. tM»U»aiu»»»0«d»Ur«» r MNr a«» L«ua »ü»or es« P«^I denen 2«ile klain« koNritt X> ?L vatsr Nie L«I» LV kt. v« »ä LiN«ru»»t« «»ttpr. tak«>tü»a L^Uo^ »it äsr Sow»- n»ä koiorttU« ^«»»prooN-^LioNIow, Ur. L8-t» DreMerMurml. Für die Gesamtleitung verantwortlich: Hofrat Gtto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. VW» »mneLrM» Let^Ui ^>. L-oxtttttt««, Oowml—lonLr ä« vre»N»« ^oorwü», >»»dw, I«rU»-Vi»»-I^IpetU - Lml-Lr—-^r»»^v« ». ».! //««««<«« L L«rU» Vt« L»»dwU- kr», L«ts»lU-rr»ntt<u< ». L«<i. ^o««,' k»ri»-Loii<o»->»rUn-rr»LLeitr» ». Ka-tix L Oo.,- »«rll»: / SÜrllt«: S. LtaNsr» Swworor, L7. üc^U«1«',- U»U» », I., / Loret » 0a. 8«r»«,»ov»r: Nvaigl. Lrpoäitioa äs» I>r««ä»« ^oarwü». vrwäo», 2»ria8«ritr»,,» >0. Unuxrook-tLiotUiu«: Ur. ILd». Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge- raht nachstehenden Armeebefehl zu erlassen: Besondere Befriedigung gewährt eS Mir, allen Offizieren, Unteroifizieren und Monuichaften Meiner Truppen, welche an den heute beendeten großen Herbst« Übungen Theil genommen haben, für die von ihnen auch bei dieser Gelegenheit bewiesene Ausdauer, Fmdig- leit und fleißige, ergebnißreiche FriedenSarbeit und für daS geschickte und planvolle Zusammenwirken aller Waffengattungen im Gefecht Meine volle Anerkmuung hiermit aussprechen zu können. Ich verbinde mit dieser Anerkennung des zeither Geleisteten die bestimmte Erwartung, daß Meine Armee auch in Zukunst in Krieg und Frieden, in guten und bösen Tagen jederzeit allen an sie hrrantretenden An« sorderungen in voUem Maße Genüge leisten werde. Ta» Kriegs-Ministerium hat das Vorstehende zur Kenntniß aller Behörden und Lruppeotheile der Armee zu bringen. Dresden, am 10. September 1889. Albert. An daS Kriegs-Ministerium. Dresden, 14. September. Ihre Majestäten der König und die Königin haben nach Aufhebung des Hoflagers zu Pillnitz heute die Königliche Villa zu Strehlen bezogen. Dresden, 13. September. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der StaatSmimster vr. von Gerber den ihm von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen verliehenen Rothen Avlerorden erster Klaffe annehme und trage. Dresden, 13. September. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den LegationS- rath im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten Kammerherrn Freiherrn von Friesen zum Geheimen LegatiouSrath zu ernennen. Nichtamtlicher Teil. Geographische Wachrichten. Hannover, 14. September. (Tel. d. Dre-dn. Journ.) Ihre Majestäten der Kaiser und dir Kaiserin, der Grohürst-Throufolger von Rußland und die übrigen Fürstlichkeiten begaben sich heute morgen um 8 Uhr nach Wülfel, woselbst Corpö- Manöver gegen einen markierten Feind stattfivdet. Rom, 14. September. (Tel. d. DreSdn. Jvunr.) Der „Offervatore Romano" erklärt, eS bestehe keinerlei Konflikt zwischen Spanien und dem Va tikan, vielmehr herrsche zwischen beiden vollste Harmonie. DaS Blatt fügt hinzu, daß der Papst in den letzten Tagen auS Majorka eine Adresse sämtlicher dortiger Einwohner erhielt, worin er gebeten wurde, fall» er Rom verließe, ihre Insel jedem anderen Orte vorzuziehen. Neapel, 14. September. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Alt der Ministerpräsident Crispi gestern abend Uhr in der Straße Caracciolo mit seiner Tochter eine Spazierfahrt machte, schien- derte eia Individuum zwei Striae auf ibu, deren einer den Minister am Kinn verwundete. Vas Individuum wurde alsbald verhaftet und bezeich nete sich alS chemaligkv Architrkturzögling Emil Coporali, 21 Jahre alt. Die Wände CriSpi» scheint leicht zu sein, derselbe kehrte ganz ruhig nach Hause zurück. In der Bevölkerung gab sich große Entrüstung kund. Neapel, 14. September. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Ministerpräsident CriSpi brockte die gest rige Nackt ruhig und fieberfrei zu. Der Wund- verlauf ist normal. Nock iu später Nachtstunde strömten gestern zahlreiche Besucher nach der Woh nung deS Staatsmannes. London, 13. September. (W. T. B.) Sämt- Uche Komitees der streikenden Lockarbeiter haben beute abend ihre Zustimmung zu dem Vorschläge de- Kardinals Manning gegeben, nach welckem die Erhöhung deS Lohnes auf 6 Pence am 4. No vember in Kraft treten soll. Die Direktoren der Dockgesellsckaften erklärten fich bereit, diese Be dingungen anzunrhmen, vorausgesetzt, daß sämt- Uche Arbeiter der Thrmsedock» und -QuaiS die Arbeit am Montag wieder aufnehmen. Da die Lastträger die Einzigen find, die mit dieseu Be dingungen nicht zufrieden find, erwartet mau mit Zuversicht, daß der Streik am Montag beendet sein werde. Loudon, 14. September. (Tel. d DreSdn. Journ.) Die Lichterschiffer beschlossen gestern abend, behufs Beendigung deS Streiks einige Zugeständ nisse zu macken und die Arbeit am Montag wie der aufzunrhmrn, wenn die Annahme dieser Zuge ständnisse seitens der SchiffSherreu erfolgt sei. New-Aork, 14. September. (Tel. d. DreSdn. Journ.) DaS Unwetter an der Küste von New- Jersey dauert fort, doch hat die Heftigkeit des Orkans nachgelassen. Ein von Stettin kommen- deS Schiff aus Geestemünde ist bei Absrcon ge scheitert; die Mannschaft ist indes gerettet worden. Dresden, 14. September. Da- Steigen der Preise der Lebensmittel. „Der Preis deS Kalbfleische» ist schon wieder um 10 Pfennig in die Höbe gegangen und für do» Pfund Zucker muß man jetzt 1b Pfennig mehr bezahlen al» sluher." — Diese und ähnliche AuSmse hat in der letztes Ze'.t gewiß mancher Familienvater von feiner „besseren Hälfte"' öfter, al» ib« lieb war, zu hören bekom men, denn keine „iunerpolitische" Frage dürfte in diesen Tagen von unseren redseligen Hausfrauen so oft und so eingehend erörtert worden sein, als die der Steiger ung der Preise für eine ganze Reihe notwendiger Lebensmittel. Jeder Meinungsaustausch von nicht mehr alleinstehendes Vertretermven des weiblichen Geschlechts drehte sich zumeist um diesen Punkt und wo nur immer in diesen Tagen Frauen zusammeukamev, da fanden mehr oder weniger lebhafte Debatten darüber statt. Die Sache ist ja freilich auch wichtig genug, um nicht mit Stillschweigen übergangen zu werden und iu erster Linie sind eS wieder die Hausfrauen, den n die Lösung der schwierigen Aufgabe obliegt, wie bei gesteigerten Ausgaben ohne Erhöhung der Ein nahmen daS häusliche Budget rnS Gleichgewicht zu bringen ist. Daß im übrigen die eingetretene Preissteigerung nicht etwa nur, wie vielleicht mancher HauShaltungSvorstaud im Stillen gedacht haben mag, in den Köpfen der redegewandten Hausfrauen existiert, wird sofort durch einen Blick auf die Marktpreis- tabellen der größeren deutschen Städte klar. Danach haben im großen und ganzen die Preise für Fleisch, Milch, Butter,Kaffee, Zucker, Kohlen u.s.w.iu den letzten Mo naten in der That eine nicht unerhebliche Steigerung er fahren, während die Getreidrprerse ungefähr auf dem selben Staude stehen geblieben sind, wie in vorigen Jahre und die Kartoffeln einen geringen Preisrück gang zu verzeichnen haben. Am meisten sind die Fleischpreise in die Höhe gegangen und zwrr ist eS namentlich das Schweinefleisch, welches eine nicht un beträchtliche Verteuerung erfahren hat. » Diese letztere Preissteigerung ist neuerdings in der Presse mm Gegenstände einer sehr lebhaften Erörter ung gemacht warben. Die oppositionellen Blätter ließen sich die schöne Gelegenheit nicht entgehen. Stimm ung gegen die Regierung zu machen und die gesamte Wirtschaftspolitik de» Reiches in gewohnter Weise an- zugretsen Den willkommenen Anlaß hierzu bot ihnen daS vor kurzem von der Negierung erlassene Verbot der Einfuhr von Schweinen über die östliche Grenze. DiesemzVerbote, welches nach ihrer Behauptung ledig lich im Interesse der Schweinezüchter erfolgt sein soll, und den bösen Fleisch- und Getreide Zöllen messen sie die gan;e Schuld an der Verteuerung des Schweine fleische» und der übrigen Lebensbedürfnisse bei. In einem vielbemerkten Aussatze sind diese gewissenlosen Verhetzungen des Volkes von der „Nordd. Allg. Ztg." sehr nachdrücklich zurückgrwie^en worden. DaS offizlöse Berliner Blatt wie» darauf hin, daß eS sich bei dem Schweineeinfuhrverbote lediglich darum handle, die Maul« und Klauenseuche von den deutschen Viehbeständen eruzuhalten. DiefortgesetzteEinschleppungdieserSeuche fauS Rußland habe großen Schaden in Deutschland angerichtet und dahin gesührt, daß von der englischen, der französischen und auch der belgischen Regierung ein allgemeine» Vieheinsuhrverbot gegen uns erlassen worden sei. Deutschland müsse es als seine dringendste Aufgabe betrachten, den heimischen Volkswohlstand vor Schädigungen dieser Art zu schützen. Diese Auslassungen sind umsomehr am Platz?, als bei der verhältnismäßig sehr geringen Einfuhr von Schwrinen über die russische Grenze fast mit Sicher heit anzunehmen ist. daß die eingetretene Preissteiger ung nur eine vorübergehende sein und bald wieder verschwinden wird. Solange sie anhült, wird sie frei lich die große Masse der Bevölkerung empfindlich be rühren und in Verbindung mit der Preissteigerung der Kohlen, obschon auf diesen gar keine Zölle liegen, derjenigen Presse, welche in erster Linie bestrebt ist, behuf» Förderung von Wahlzwecken Unzufriedenheit unter den Massen zu erregen, ausgiebigen Stoff zur Agitation gewähren. Die wirtschaftspolitisches Maß nahmen des Reiche» werden also wohl vor den Wahlen noch manche Anfeindung zu erleiden haben und die gläubiges Auhäager de» DeMschfreisinn» werden die oft gehörte Behauptung van der Ver- teueruug de» Brote» „des armen Maune»" durch die Agrarzölle jedenfalls noch mehr als einmal zu hören kriegen. ES dürfte de»halb vielleicht nicht ganz unrugezeigt sein, schon jetzt darauf aufmerkjam zu macheu, daß iu früheren Jahren oft noch weit erheblichere Preis schwankungen zu verzeichneu waren, als Heuer. So bleiben beispiel-weise, wie die„H.N." in einem dieseu Gegenstand behandelnden Aufsatze hervorhedeu, die jetzigen Preise von Weizen und Roggen noch erheb lich hinter dem Durchschnitt der 5 Jahre von 1879 bis 1884 zurück und die Preissteigerung des Roggens von 1878/79 zu 1879/80 und 1880/81 mit 40 und 34 M. für den Doppelzentner geht weit über die Preisbewegung der letzten Jahres hinaus. Im Jahre 1870 stieg der DurchschuittSpreiS deS Rindfleische» von 97 Pf. pr. 1 Kilogramm auf 123 Pf., im Jahre 1873 der des Schweinefleische» in dem gleichen Zeitraum von 115 aus 135 Pf. Dieser PreiSauf- schlag läßt also die gegenwärtige Preiserhöhung für Schweinefleisch nur um ein geringe» hinter sich. So stark endlich die Kohlevpreise in den letzten sechs Monaten gestiegen sind, so wird die Preisbewegung in jener Zeit sich doch der gegenwärtigen gleichfalls Feuilleton. Zwei Brüder. »S Erzählung von Sophie Junghaa«. (Fortsetzung.) 12. Der Tag, an welchem der Beginn der Schwur gerichtsverhandlung über deu mutmaßlichen Mord der Freiin v. Röntgen angesetzt war, fand sämtliche Be wohner der Eommende in begreiflicher Auflegung. Von einer Vorladung mehrerer Glieder der Familie Leupoldt hatte nicht Abstand genommen werden können, weil sie, als langjährige Hausgenossen der Verstor benen, die nötige Auskunft über ihre Lebensweise und Haushaltsgewohnheiten zu vervollständigen so ziemlich allein vermögend waren. Bor allem würden die Aus sagen des StiftSsyndikuS Leupoldt, welcher in seiner amtlichen Eigenschaft über den Umfang de» weltlichen Besitzer der Stiftsdame sich ein Urteil hatte bilden müssen, schwer iu» Gewicht fallen. Seit fünf Uhr morgen» war da» Hau» in Be wegung, denn die Frau Shndiku» gehörte zu den Frauen, welche gern ein vaar Stunden zu früh au- sangen und möglichst viel Unruhe bet jedem besonderen Vorkommni» für unerläßlich halten. Um acht Uhr sollte ein für diese» Zweck gemieteter Postomnibu» Vorfahren uud die ganze Gesellschaft nach Helbingea führe». Alexander war natürlich mcht bei der Parti«, da er in der Stadt wohnte. Außer- dem umfaßte die Gefellschast aber die vollzählige Fa« milie, weil man Ottchev doch nicht wohl allein zu Hause lassen konnte. Fräulein Dora Berninger begleitete ihre Gast- freunde, um auf der Galerie des für die Verhandlung dienesden Saales dem Prozesse beizuwohnen, an welchem sie ein erklärliche» Interesse nahm. Ebenso würde Felix nur einfach Publikum sein. Seine Mutter hatte, im Bewußtsein des Vorzüge» ihrer wichtigen Zugehörigkeit zu dem Ereigni» de» Tage», ein förmliche» Mitleid mit ihm. Assessor Leupoldt hatte vor einiger Zeit gegen seinen jüngeren Bruder die Bemerkung hrngeworfen: „Ich glaube, Felix, wir können Dir wenigsten» die Last ersparen und auf Dein Zeugni» in der Affaire verzichten, da Du etwas, wa» sonst niemand über den Menschen wüßte, wa» etwa einen neuen Gesichts punkt eröffnete, ja doch nicht berbrisgen würdest. Du hättest weiter nicht» al» Scherer« und störenden Zeitverlust davon. — Mehr al» der Popa könntest Du ja doch unmöglich sagen; wa» Du weißt, weißer ja auch, uvd wenn wir ihn laden, brauchen wir Dich nicht, womit Du gewiß sehr eiuverstanden bist." Felix, sich einer jeden Entkräftung dieser Annahme au» irgend einem Grund« enthaltend, hatte hieraus nur gemeint: „So hältst Du r» demnach auch nicht für wahrscheinlich, daß die Verteidigung mich al» Zeugeu auflufen werde?" „Für sehr unwahrscheinlich", hatte hierauf Alexan- der rasch erwidert. „Oder meinst Du, daß Dick der Alte verlange» würde, in der Meinung, durch seine verrückten Pfuschereien in da» Raturfach einen Stein bei Dir im Brett zu haben?" „Das wäre nicht unmöglich'", hatte Felix darauf geäußert. Unterweg», in dem bequemen großen Omnibus, den man dergestalt für sich hatte, war die Unterhalt ung natürlich eine ziemlich lebhafte. Der Syndikus hatte einen Eckplatz inne, und wenn er auch über die große Angelegenheit deS Tage» selber sparsam an Worten war, so machten dafür seine Orakelworte bei den übrigen desto mehr Eindruck. Fräulein Berninger redete nicht mit. Ohne daß deshalb eine ausdrückliche Übereinkunft zwischen ihnen beiden stattgefunden hätte, fand sie sich zum Zurück- Halten ihrer abweichenden Meinung veranlaßt durch den Vorgang von Felix. Felix Leupoldt versuchte, was ringS um ihn her vorgebracht wurde, nicht zu widerlegen, und ebensowenig setzte er seine eigene An sicht der Widerlegung au», sondern behielt dieselbe völlig für sich. Und Dora sand e» nicht schwer, die- ebenso zu machen. Da» fiel auch nicht weiter auf; waren ihr doch dir bei der unglückseligen Angelegenheit Beteiligten nur oberflächlich bekannt. „Die arme Löwenstern", hob Frau Leupoldt unter- weg» einmal an. „Eie haben sie vor zwei Jahren ein paar Mal gesprochen, nicht wahr, Fräulein Dora? Da hätten Sie sich gewiß nicht träumen lassen, daß Eie sie unter solchen Umständen Wiedersehen würden! Da» wird heute ein schwerer Tag für siel Arme Frau! sie war immer wie rin Hauch. Wenn sie fich nur aufrecht erhält!" „Hat Frau v Löweusteru eine so schwache Ge- sundheit?" warf Doro in einem höflichen Fragelon hin. „Wenn auch da» nicht gerade — e» ist aber iu der ebenbürtig zur Seite stellen. Es wäre also durchaus unrichtig, die gegenwärtige Entwickelung und Höhe der Preise wichtiger Lebensbedürfnisse als etwas ganz außergewöhnliches, früher nicht dagewesenes ansehru zu wollen. Es wiederholt sich vielmehr nur uvd zwar in schwächerem Maße diejenige Bewegung der Preise, welche in einer Zeit ähnlich aufsteigender Entwickelung der Industrie und des Verkeh"s vorigen Jahrzehnts wahrzuuehmen war. Wie lange die jetzige Bewegung der Preise anhalten wird, läßt sich mit Sicherheit nicht Vorhersagen. DaS hängt zum Teil von dem Ausfall der Ernte im Jahre 1890, teil- von der weiteren Entwickelung der Industrie und des Ver kehrs ab. Tagesgeschichte. Dresden, 14.September. Se. Majestät der deutsche Kaiser hat an Ee. Majestät den König ein Aller höchstes Handschreiben gerichtet, dessen Wortlaut wir nachstehend mitzuteilen ermächtigt sind: Durchlauchtigster Großmächtigster Fürst, freundlich lieber Vetter und Bruder! Es gereicht mir zur aufrichtigen und herzlichen Freude, bei Beendigung der diesjährigen großen Herbstübungen des XII. (königlich sächsischen) Armee- corps, meiner schon bei der Parade und an den einzelnen Manövrrtagen ausgesproch-nen lebhaftesten Vesriedigung und vollsten Anerkennung gegen Euer Majestät nochmals beredten Ausdruck zu geben. Das Armeecorps befindet sich in jeder Beziehung in einem durchaus kriegstüchtigeu Zustande und voll kommen geeignet, iu dem Heere unsere» deutschen Vaterlandes die Stelle eiuzunehmeo, welche sich für die Söhne dieses schönen Lande- mit seiner glor reichen Vergangenheit gebührt. Ich spreche Euer Majestät meinen herzlichen Glückwunsch zu solchen Lüftungen de» Armeecorps au», welche erkennen lassen, daß da» bewährte Soldatenau^e seines Königs die Ausbildung all« Teile mit unermüdlicher Sorgfalt überwacht. Euer Majestät bitte ich, auch Ihren Truppen und deren Führern — insbesondere aber dem Geueralfeld« marfchall und kommandierenden General, Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Georg, Herzvg zu Sachsen — Kenntnis vou meiner lebhaften An erkennung geben zu wollen. Gleichzeitig bitte ich meinen wärmstcn Dank entgegen zu nehmen für die meinem Herzen so wohlthueade liebevolle Ausnahme, die mir uud der Kaiserin, meiner Gemahlio, iu Euer Majestät Hause uud Ihrem Lande bereitet wordeu ist. Mit der Versicherung der vollkommensten Hochachtung und aufrichtiger warmer Freundschaft verbleibe ich Euerer Majestät freundwilliger Vetter uud Bruder gez. Wilhelm. 4. L Dresden, den 10. September 1889. An deS Königs vou Sachsen Majestät. Auf Allerhöchsten Befehl ist da» vorstehende Aller höchste Handschreiben, soweit dasselbe die Armee be trifft, allen Behörden uud Truppeuteilen derselben be- kanut gegeben worden. letzten Zeit zu viel auf sie ««gestürmt", klagte die Frau Syndikus. „Schon der Tod der Tante hatte sie so furchtbar mitgenommen.'" „Da» wundert mich", sagte hi« Fräulein Dora trocken, „denu der Tod einer achtzigjährigen Person, der noch dazu längst vorauSzusehen gewesen, kann doch gerade kein aufregende- Ereignis genaunt werden. " „Die Frau hat eben zu viel gelitten iu ihrem Leben", meinte Frau Leupoldt, wobei der logssche Zu sammenhang zwischen ihren Worten und denen, auf welche sie erwiderte, verborgen blieb. „Sie hatte leicht etwas ausgeregte»." „Frau v. Löwenstern hat mir keinen angenehmen Eindruck gemacht", fand sich Fräulein Berninger hier gedrungen zu sagen. Während sie sprach, begegnete sie zufällig dem Blick von Felix Leupoldt und merkte, daß derselbe mit einer gewissen Spannung auf ihr weilte. „Ich erinnere mich, daß sie mir sehr befremd lich vorkam", fuhr Dora fort, „durch etwa» souder- bare», geküustelte» in ihrem Wesen. — Ging e» Ihnen allen nicht mehr oder weniger ebenso, Frau Leupoldt? -"" Hier mischte fich Felix iu» Gespräch. „Fräulein Berninger hat natürlich sicht vergeffeu, wie wir samt und sonder» die vielleicht nicht ganz löbliche Praxi» hatten, die Frau v. Löwe»steru mehr von der lächer lichen Seite »u nehmen, und wundert fich jetzt über den totalen Umschwung der Stimmung. Wie jemand, der vorher uuau»stehlich war, mit eine« Male da durch, daß ihm eine alte Tante stirbt, z« eiuem Aut- bund« vou Vortrrfflichkeit werde« kau», da» entzieht fich ihre« Verständnis."