Suche löschen...
Dresdner Journal : 29.05.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-05-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188905293
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18890529
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18890529
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-05
- Tag 1889-05-29
-
Monat
1889-05
-
Jahr
1889
- Titel
- Dresdner Journal : 29.05.1889
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
O124 Mittwoch, den 29. Mai, abends. 1889. Einnahme dem >» «d Gr < »ad «rkedr« «irz. >765000» 5Ü >645170» 78 l »80 »0» »« 158 601 1 150 587 17 8 018 »4 187 »01 74 ,06 654 » 1» 7b» »5 rächt denz- sern lbar 1844 ^Beicht' (Stifts, ichte und Vorm »Preiset apouiert r Unter. Jugend: engelder (Dürer- erdieost Ricolai ait den Becken- fU. Srdan- Gotte»- »«>>-« oßberg. to Uhr Borm, mahl», predigt: i und mann.) Borm. giriuS. Seichte » Uhr rdi. " che. 0 Uhr »US- pellt: edigt: egene w»hl> «rt, alber f per lsold. 8» ldlr vrorckon eivrto(jdt>rliod , U 50 ?t., doi ä«a N»i»orl. ckoutoodvn kootnnrtaltoa ei»rt»I- Mirllod 8 1t ; »oroordalk äs» äsutovdsn Usiod«, tritt ?o«t- unä Stompolmmodlag tünm». L,d>»ckl8NNA»Ued>dr«», "Ar äsv tt»nw siasr noipiUtonen 2oUo dlsioor äedrikt 40 ?k. Ontor „^in^s-t^iät" äi« 2«il« 50 kl. U« ?»l»oUon naä 2iüora»»t» «ntopr. F«k»odl»a DM-MrImmml. LraeN-t»«», Hl^Uod mit anonnlun« ckvr konn- noä ^merto^o »donä». korrmprovd-^nooiUnoor Ur. ILss. Für die Gesamtleitung verantwortlich: Hofrat Otto Banck, Professor der (itteratur- und Kunstgeschichte. Lnnndmv r« a»NN»air»L« ßuuMsrM» L«tp»tg: F> Lrmrckrtrttor, LommiooionNr äs« vroockwor äonrnol», Lomdoi^ Zortl» -wt«» LotprtU - 8»»»I Nr—la» -knmLInrr ». ».: Aaa««mt«N L ^opi«r, NorUn Vto» Lomd«,- Er»g I^tpitg-Vnmllnrr ». N. N»n«d«n: Lko««,- k»rti l^aäoa-NsrUa-Nraallare ». »-8tnUU»rt: D«^« L Oo., ZorU»: /^valtäe^tant, Sürllt»! ü LtaUor» ^ac->/ot«e,- Nonooeor, 0. Sc/»a«U«-, N»U« ». »., / Larot » 0». s«r»»»»»derr Lbnigl. Lxvoäition äs, vromtwor lounutt». Drooaon, ^Hringor^r»,^ 80. ksrnoprood-^timodtuoi! Ur. ts-s. Amtlicher Teil. Dresden, 26. Mai. Se. Majestät der König haben allrrgnüdigst geruht, den Bankier Eduard Frege zu Hamburg, Chef der daieldst bestehenden Firma Ed. Frege u. Co» -um Konsul für den Bereich der freien u.,d Hanfestadt Hamburg zu ernennen. Der Bankdirekior Robert O-kar Clemens Heusch, kel -u Dresden ist zum Königlich Dänischen Bice- konsul daselbst ernannt worden. Bekanntmachung, die Auslosung Königl. sächs. Staatspapiere und die Auszahlung fälliger Kapitalien, Prämien, Zinsen und Renten der Staatsschuld betreffend. Di- öff-miich- «»-l-K-g d-r d-n zur Rückzahlung gelangenden 4 <k Staatsschuldenkasstnscheine von den Jahren 1652/55/58/59/62/66 und /68, 4 ib (vormals 5 H) dergleichen vom Jahre 1867, 4 «ch dergleichen vom Jahre 1869, 4 H dergleichen vom Jahre 1870 und der durch Abstempelung in 3k <fi» und 4 H StaatS» papiere umgewandelten Löbau-Zittauer Eisen- daynaktien 1-it. und ö, ingleicben der den 1. Dezember 1889 und beziehent lich den 2. Januar 1890 zurückzuzahlenden, aus den Staat übernommenen 3k H Partialobligationen von den Jahren 1839/41 und 4 H Schuldscheine vom Jahre 1866 der vormaligen Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie soll den L. Juni diese- Jahre- und folgende Tage, vormittag- von 1V Uhr an, im hiesigen Landhause, I. Obergeschoß, stattfinden. Die Auszahlung der den ^um ^ses Jahres fälligen, laut der Ziehungslisten vom 3., 4. und 6. Dezember 1888 ausgelosten Kapitalien der 4 A, Staatsanleihen von den Jahren l 852/68, 1867, 1869 und 1870 und der auf den Staat übernommenen 4 H (vormals 4k H) Schuldscheine vom Jahre 1872 der vormaligen Leipzig - Dresdner Eisenbahn - Compagnie, der den 30. Juni dieses Jahres fälligen Kapitalien und Prämien der laut der Ziehungsliste vom 7. März 1889 ausgelosten, auf den Staat übernommenen 4 db sächsisch schlesischen Eisenbahnaktien, HO ^tuni der den dieses Jahres fälligen Zinsen von Königl. Sächs. Staatspapieren und den vom Staate zu vertretenden sächsisch-schlesischen und Löbau-Zittauer Eisenbahnak'ien und Anleihen der Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie, ingleichen der Renten auf die StaatSschuldverschreibungen vom 1. Juli 1876 soll den 15. Juni diese- Jahre- bei der Staatsschuldenkasse bierselbst und der Lotterie- Darlehnskasse io Leipzig, sowie zufolge der bezüglichen Bekanntmachungen des Königlichen Finanz-Ministeriums und der sonst getroffenen Festsetzungen auch bei der Sächsischen Bank zu Dresden und deren Filialen, bei Herrn Ed. Bauermeister in Zwickau, bei Herrn G. E. Heydemann in Bautzen und m Löbau, bei dem Vor schubvereine in Plauen i. B., bei der Döbelner Baak n Döbeln und deren Filiale in Roßwein beginnen. Dresden, den 28. Mai 1889. -er za»dtegia«sch»ß z, Verwaltng brr Steattscholde,. Bönisch. Feuilleton. Ein Millionär.*) Ein kalifornische- Lebensbild von Bret Harte. (An» dem Amerikanischen von LH'Ludwig.) Einleitung. Diesmal wars kein Irrtum; er war endlich auf Gold gestoßen. Da lag es vor ihm — ein ungestaltetes Stück braunfleckigen Quarzes, durchsetzt mit mattem, gelben Metall, nachgiebig genug, um seiner Hacke zu gestatten, in die zellenartigen Vertiefunaen einzudringen und doch schwer genug, um von der Spitze derselben herab zufallen, al- er sich bemühte, e- aus der roten Erde empor zu heben. Er sah das alle- vollkommen Kar; aber als er sich in einiger Entfernung vom Schauplatz seiner Entdeckung be fand, fühlte er—er wußte nicht warum —, daß sein Herz auf geregt klopfte und er übermäßig schnell atmete. Und doch ging er langsam und schwankend undwar sich dunkel bewußt, daß er stehen blieb, um die Gegend auzustarren, die ihm nicht mehr bekannt vorkam. Er hoffte, irgend ein Jnftinkl oder die Macht der Gewohnheit würde ihn wieder zu sich bringen, aber al- er eineu Nachbar in seinem angrenzenden Anteil bei der Arbeit sah, zögerte er erst und wandte ihm dann den Rücken. Und dabei hatte er noch einen Augenblick vorher daran gedacht, zu ihm zu laufen und ihm zu sagen: »Beim Himmel, Rechdruck »erbot«. Nichtamtlicher Teil. TeLegraphische WcrcHrichten. Dortmund, 2V. Mai. - Tel. d. Drr-dn. Jour« ) Der Zeitung „Tremonia" zufolge richteten die Delegierten der noch au-stehenben Zechen de- hie sigen Revier- au die Belegschaften heute einen Aufruf, am Freitag die Arbeit wieder aufzu- nehmen. Bukarest, 29. Mai. (Tel d. DreSdn Journ.) Der Aortifikatiouekredit wird heute im Senat be raten. Die Kammer bewilligte gestern die von der Untersuchungskommission, betreff- Versetzung de- Kabinett- Bratiano in den Anklagtzustand, verlangte Verlängerung ihre- Mandat- bi- zur nächsten Session, und begann sodann die Debatte über die Interpellation Carps, in welcher die Regierung aufgesordert wird, ihre Grundsätze über die Lrrwaltungkreform zu rulwickeln. Dresden, 29. Mai. Die AuLstandsbewegung in den rheinisch- westfälischen Kohlenbezirken. Trotz der beherzigenswerten, zum Frieden mah- nenden Worte, welche Kaiser Wilhelm an die Ver treter der Arbeiter und der Grubenverwaltungen richtete und trotz aller Bemühungen der Behörden, emen Aus gleich herbeizuführen, ist die Ausstandibewegung in de, rheinisch-westfälischen Kohlendezirken noch immer nicht erloschen. Nach den Essener Beschlüssen de» Vereins für die bergbaulichen Interessen vom 18. d. M. und noch der Einmütigkeit, mit der diese Beschlüsse in der Bochumer Versammlung der Vertreter der Arbeiter vom 19 d. M angenommen wurden, schien die Erwartung gerechtfertigt, daß der bedauerliche Streik nunmehr endgiltig beigelegt sei. Durch die in der Bochumer Delegiertenversammlung der Bergleute vom 24. d. M. gefaßten Beschlüsse wurde jedoch diese Erwartung in höchst unliebsamer Weise getäuscht. Wie wir bereits mitteiltrn, wurde in dieser Versammlung beschlossen, am 27. d. M. auf sämtlichen Zechen in Rheinland und Westfalen die Arbeit auf- neue weder- -ulcgen Begründet wurde dieser Beschluß mit der Be hauptung, daß die Ess-ner Erklärungen de- Vereins für die bergbaulichen Interessen von vielen Gruben vorständen nicht beachtet worden, daß die gegebenen Zusagen vielmehr direkt oder indirekt gebrochen und insbesondere die Leiter und Führer der Bewegung von den Zechenv rwaltungen gemaßregelt worden seien. Entsprächen diese Angaben wirklich den Thatsachcn, so könnte man das Verfahren ter Zechenverwaltungen nur im höchsten Grade mißbilligen. Es kann indessen keinem Zweifel unterliegen, daß die Zechenverwalt ungen sich durchaus keines Bruches der gegebenen Versprechungen schuldig gemacht Haden. Dieselben haben sich voll und ohne Vorbehalr auf den Boden der getroffenen Vereinbarungen gestellt und wenn auf der einen oder der andern Grube bei der Wiederauf nahme der Arbeit wirklich eine Maßregelung von Arbeitern durch einen übereifrigen Beamten vorgekom- men sein sollte, so kann dies unmöglich den Gruben verwaltungen zur Last gelegt werden. In Elfen und Bochum war am 18. und 19. d. M. betreffs der Dauer der Arbeitszeit wörtlich vereinbart worden: .Die normale Dauer der Schicht unter Tag? ist 8 Stunden, und es soll streng darauf ge halten werden, daß diese Frist vom Schluß der Ein fahrt bis zum Beginn der Ausfährt nicht überschritten wird. ES wird also in die 8 stündige Normalschicht die Einfahrt wie die Ausfährt nicht mit eingerechnet. Die Einfahrt wie die Ausfahrt soll jeweilig in der Regel nickt länger als eine halbe Stunde dauern * In der Bochumer Versammlung der Bergleute vom 24. d. MiS. aber wurde dann der Beschluß gefaßt, folgende Forderung auszustelleu: ,ES darf die Schicht unter Tage für alle Bergarbeiter nur 8 Stunden be tragen Die Förderschicht muß so geregelt werden, daß die Seilfahrt morgens 5. mittag» 1 und abends 9 Uhr, bez. 6, 2 und 10 Uhr beginnt.* Hier nach sollte die Schicht einschließlich der Ein- und Ausfahrt 8 Stunden betragen. Es ist aller dings nicht unmöglich, daß die getroffene Vereinbar- ung betreffs der Länge der Schichtzeit von einem Teile der Arbe ter mißverstanden worden ist; von einem Wortbrnche der Zechenverwaltungen aber kann bei dem klaren Wortlaute der gegebenen Zusage unmöglich die Rede sein. Der ganze Ve lauf, den die Bewegung neuerdings genommen hat, deutet darauf hin, daß es Einflüsse von außen waren, welche die Bergleute zur Wieder aufnahme des Streik- bestimmten. Hierfür spricht so wohl der Umstand, daß ein Teil der feiernden Arbeiter den Bochumer und Essener Einigungsbeschlüssen über haupt nicht Folge leisteten, wie auch die inzwischen erfolgte Verhaftung des Vorsitzenden der Bochumer Arbeiterversammlung vom 24. d. M., Weber, welche den offenkundigen Beweis dafür liefert , daß die neuer liche Arbeitsniederlegung in erster Linie aus sozial- d.mokratische Hetzereien zurückzuführen ist. Durch die Feststellung dieser Thatjache müssen die Sympathien, welche den Arbeitern in allen vorurteilslos denkenden Kreisen entgegengebracht wurden, begreiflicherweise be deutend abgekühlt, wenn nicht vollständig zerstört werden. Im übrigen hat der letzte mit 69 gegen 48 Stim men gefaßte Bochumer Beschluß nicht dahin geführt, alle Arbeiter zum Feiern zu bewegen; nur etwa 4000 von 74000 arbeitenden Bergleuten leisteten dem Macht- geböte der Führer Folge. Welchen Verlauf die Be wegung noch nehmen wird, läßt sich schwer voraus sagen. Im höchsten Gra:e zu wünschen wäre es, daß eine baldige Einigung erzielt würde, da ein fortge setzter Ausstand nicht nur die fiiernden Arbeiter selbst in schwerster Weise schädigt, sondern auch andere her vorragende - Industriebetriebe lahm zu legen droht. Die Berliner „Polit. Nachr." knüpfen an die Wen- deng, welche der Streik neuerdings genommen, eine bemerktuSwelte Betrachtung, die wir in Nachstehendem folgen lassen: „ES ist noch nicht so gar lange her, als alle Welt sich und in keineswegs frenndticher Weise ob der spekulativen Ausschrei tungen des Pariser KupsershndtkatS ereiferte. Man hatie tris- tigsten Grund dazu, denn bei jener Spekulation handelte e» sich um nicht- geringere-, al- durch Beschlagnahme der gesamten ikupjerjörberung des Erdballe- für Rechnung einiger waghalsiger Börsenspieler eine Konjunktur zu schassen, welche alle aus den Verbrauch de» Kupfer- al-Rohmaterial angewiesenen Industrie zweige bedingungslos unter das Joch willkürlicher PreiSnor» mierung seitens des kupserringeS beugen sollte Daß der finan zielle Zusammenbruch de» Pariser Kupserringe« mit ausnahms loser Genugthuung zur Kenntnis genommen wurde, erschien im Hinblick aus die andernfalls hervorgetrrtenen für da» Gesamt- intereffe der Kupferkonsumenten arg bedrohlichen Folgen ohne weitere- begreiflich Da- neueste Stadium de» westfälischen Massen streiks fordert zur Anstellung von Betrachtungen aus, die zu wesentlich analogen Endergebnissen führen, nnt dem einzigen Unterschiede, daß das heutige SpekuiaiionSobjekt nicht Kupfer ist, sondern kohle, und daß der kreis der Teilnehmer an dem neuesten wirtschaftlichen Hazardspielr minder eng begrenzt ist. Der andauernde Ausstand vieler Laufende von kohlengruben- arbeitern »erfolgt den augenfälligen Zweck, eine Konjunktur zu schaffen, welche den Streikenden ermöglichen soll, einseitig die Bedingungen zu diktieren, unter denen man sich zur Wieder aufnahme der Arbeit verstehen will. Die Streikenden fagrn sich, wa- auch den weitesten Kreisen de» BolkeS ebensowohl be kannt ist: daß der AbhängigkritSzustand de» kohle verbrauchen den Publikum- von dem guten Willen de- Gro- der Kohlenarbeiter eine mächtige Waffe in den Händen der letzteren bildet, eine Waffe, mittelst welcher sich dem deutschen Ratioualwahlftande die schwersten, ja geradezu tödliche Wunden schlagen lassen. Ohne kohle ist nach dem modernen kulturbegrisse die Führung einer geregel ¬ ten Leben-Haltung, eine« geordneten Arbeittbetriebet kaum noch denkbar. Die kohle al» Feuerung-material ist im Haushalte von Vornehm und Gering, im groß, wie im kleininduftrielleu Betriebe absolut unentbehrtich, durch kein Surrogat zu ersetzen, man kann sie mit Fug und Recht den unentbehrlichsten ander- weitrn Existenjbedürsniff« de- Volke-, den Lebensmitteln, an reihen. Wer e- daraus anlegt, durch in- Extrem getrieben« Selbst sucht, durch Ausstellung maßloser Forderung« den Preis der Sohle, diese» wichtigsten Vehikel» oller nationalen Produktion, aus eine Höhe hinauszuschrauben, bei welcher ein lohnender Industriebetrieb unmöglich wird, versündigt sich genau ebenso an dem Wohle der Gesamtheit, al» wer e» unternehmen wollt«, dem Volk« sein unentbehrlichste» Lebensmittel, da- Brot, nur um Wucherpreist zu verlausen, kurz, der wekfälische Mafien- streik in seiner jetzigen Au»ar1ung droht mit seiner Überschrei- tuog aller BiUigleäSgrenzen die hervorragendsten Indu,nie- betriebe lahm zu legen und oie nach Millionen zählenden wirt- schastlichen Existenzen, die im Dienste der nationalen Arbeit ihren Lrben-unterhalt finden, erwerb-lo», d. h. brotlos zu mache». Dieser Perspektive find sich die Führer uud Schürer de» weftdeutscheu Massenstreiks vollständig bewußt und sehe» gerade darin den Schwerpunkt ihrer hrtzrrifchen Lhüngleü. Wa» sie aber nicht sehen, oder doch ignorieren zu wollen scheinen, ist die Mahnung de- bekannten Wortes, daß allzuscharf schartig macht. Eden die furchtbare Stärke ihrer Waffe bildet zugleich auch deren grüßte Schwäche, keine Bewegung der Welt kann, wenn sie zum Ziele führen soll, der Unterstützung durch da» allge meine, dem Menschen mnewohnende Recht-gefühl «traten. Die» Rechtsgefühl sieht ab>w nur solch« Bestrebung« zur Seite, an deren Lauterkeit und innerer Billigkeit kein Zweifel herrfchm kann. So wandte sich auch zu Anbeginn der westfälischen Lohn bewegung die Sympathie der öffentlichen Meinung vorwl«g«d den Arbeitern zu, weil, und so lange man der Überzeugung war, daß deren Forderungen einen berechtigten Ke« in sich schlöffen. Man sympathisierte mit den Streckenden auch aus die Gefahr hin, eventuell einige Unbequemlichkeit«, selbst Störungen de» wirtschaftlichen Organismus vo-übergehend in den Kaus nehmen zu müssen, in der stillschweigend« Voraus setzung, daß die Streikenden auch ihrerseits da» Bewußtsein der schweren Verantwortung welche sie mit dem Ausstand geg«- üder der Gesamtheit unseres Volke« aus ihre Schulte« geladeu, sich stets gegenwar,g halt« uud mit ihren Forderungen die Grenzlinie nicht überschreiten würden, wo das Jnterefie ge« wiffenlo- spekulierender Selbstsucht von der gebotenen Unter ordnung des Einzelnen unter da« Wohl der Gesamtheck sich scheidet. Eden diese Scheidung sehen wir gegenwärtig im Begriff sich zu vollziehen. Daß damit der Streik seine» Anfang«, charakter völlig einbüßt, und au» einem in mancher Hinsicht wohl nicht unbeltchtigtro wirtschaftlichen V>rielb,gungi»kampf zu einem bösartigen Angriffskriege gegen die Grundlagen unserer nationalen Prosperität, und damit unserer nationale» Existenz, sich umwandelt, kann nor derjenige bestreiten wolle«, d«r sei« Auge uud Ohr den off«kwidig« Thatsachen absichtlich ver schließt. Jedem Unbesangen« aber w»rd e» eillleuchten, daß ein wrseuUtcher Unterschied zwischen dem srüher einstimmig ver worfenen kupserrmg und dem jetzig« Gedahren de« kohlea- ringe» nicht besteht. Die Interessen der Allgemeinheit dem EgoiSmu« einer Minorität opfern, tst gleichermaßen srivol, mag nun die Aristokratie der Finanz oder da» Proletariat der schwte- ligen Faust sich diese« Attentat« aus den normal« Gaug der wirtschaftlichen Dinge schuldig machen Da» Fiasko solcher mit dem Geiste der modernen ttulturentwickelang unverträglichen Spekulationen wird in keinem Fall au-bleibea.' Lagesgeschichte. * Berlin, 28. Mai. Se. Majestät der Kaiser nahm heute vormittag mehrere Vorträge entgegen. Nachmittags begab sich der Monarch nach Pol-dam, wohin Ihre Majestät die Kaiserin mit den Prinzen und der Hofhaltung bereit- am Vormittag übergefie- delt war. Wien, 28. Mai. Se. Königl. Hoheit der Prinzregent Luitpold vonBayern ist gestern abend in Begleitung seiner Schwester, der Herzogin Adel gunde von Modena, hier eingetroffen, um, wie seit einigen Jahren schon, 8 bi- 10 Tage al- Gast de- HofeS hier zuzudrtvgen. — Die Nachklänge zu den Berliner Festtagen wollen nicht verhallen und jetzt erst treten die Mißtüve ans. Der Dreibund hat leider bei uns Femde genug, daß man sich nicht wundern kann, wenn jetzt einzelne finden wollen, Österreich- Ungarn sei in Berlin zurückgesetzt worden. Al- ob unserer Monarchie nicht gerade im passendsten Augen blicke von berufener Seite gedacht worden wäre. Well mit solchen läppischen Insinuationen kein Glück zu - ' . ein Ende machend, daß er auf ihn -ukam. Der Schatzfinder ging ihm einige Schritte entgegen und blieb dann unentschlossen stehe». ,Hollo, SlivnI* sagte der Nachbar vertraulich. .Hollo, Master-' antwortete Slinn schwach. Liu Fremder hätte sicher nach dem Ton ihrer Stimmen ihre beiderseitige Lage falsch aufgefaßt. „Weshalb zum Donnerwetter schleicht Ihr hier so umher? Wa» ist lo-?" und al- er SUnnS bleiche- ängstliche- Gesicht gewahrte, .seid Ihr krank?* Slinn war eben im Begriff gewesen, ihm sei« Glück zu erzählen, hielt aber inne. Die unglückliche Frage bestätigte, wa» ihm schon selbst in den Sina gekommen — eine geistige und physische Störung — und er fürchtete den stet» bereiten Spott seine- Ge fährten. Er wollte e- ihm später sagen. Master brauchte ja nicht zu wissen, waun er den Fund ge- thau. Auch bebte er in seinem jetzigen Zustand« vor den brü-ken, praktischen Fragen zurück, die ein Mau« wie Master» sicher stellen würde. „Ich bin ein Bitche n schwindelig — hier —* antwortete er, sich mit der Hand an de« Kopf fahrend, „und ich dachte, ich wollte warte«, bi- es besser ist.* Master» blickte ihn prüfend au- feiuen graue« Auge« am „Will Euch wa» sage», Alter! Wenn Ihr nicht die verdammte Dummheit in de« ver- lasseuen Tunnel ausgebt, werdet Ihr uvch verdreht! Seit Ihr so versessen darauf seid, dieser blinde« Ader da zu folgen, leid Ihr niiht mehr r«ht vervüirftigl* Hier bot sich Gelegenheit, ihm alle- zu saaea und die Richtigkeit sei«« Theorie» z« beweisen. Aber er bebte avermal« davor zurück uud jetzt trat, um die Verwirruag zu erhöhe«, sonderbarerweise »och big ich habe Gold gefunden!* Aber der Augenblick war vorbei und jetzt hatte er da» Gefühl, al» könne er kaum sprechen und al- müßten die herausgestoßenen Laute unnatürlich und gezwungen klingen. Ebenso wenig war er im stände, kühl zu ihm herüberzugehen und ihm sein Glück zu verkünden, und teil» dieser seltsamen Scheu wegen, teil» weil er hoffte, eine noch malige Besichtigung seines Schatzes würde ihm wieder zu natürlichem Ausdrucksvermögen verhelfen, ging er zu seinem Tunnel zurück. Ja, da war e»! Keine bloße „Tasche" oder .Ab lagerung", sondern ein Teil eiuer weißlichen Ader, die er so lange gesucht. Da lag eS neben der Hacke und den Trümmern der Oberfläche der Ader, die er ge nügend bloß gelegt, um sich nach dem ersten freudigen Schreck zu versichern, daß sein Glück eine Thatsache und von Dauer sei! ES war da und mit ihm kam die Widerlegung seiner hohnvollen Feinde, die Be stätigung seiner gläubig vertrauenden Freunde, die praktische Auseinandersetzung seiner eigenen Theorie, die Belohnung für feine geduldige Arbeit. Es war da, das war sicher! Aber er konnte die erste Freude nicht nur nicht zurückrufen, sondern er war sich auch eine- unbestimmten Gefühl- von Verautwottlichkeit und Unruhe bewußt. L- war ohne Zweifel ein enor me- Vermögen für einen Mann in seinen Verhält nissen, e- betrug vielleicht einige hunderttausend Dollar und mehr, wenn man nach dem Wert der alten Martingrube urteilte, welche nicht so reich war wie diese; aber e- erforderte beständige und scharfsinnige Arbeit. Mit einem Gefühl entschiedenen Unbehagen« suchte er wieder da- Helle Sonnenlicht auf. Sein Nachbar war noch auf sriaem Autell sichtbar; aber er hatte anscheinend ausgehört zu arbeiten und rauchte nachdenklich unter einem großen Fichtenbaum sein Pfeifchen. Eine» Augenblick lang beneidete er ihm sein augenscheinliche- Behagen; er fühlte plötzlich den wilden, unerklärlichen Wunsch, ihm seine behagliche Armut durch Offenbarung seine- nun gefundenen Schatze» zu vergällen. Aber auch dies Gefühl ging vorüber und er starrte wieder mit leeren Blicken ins Blaue. Sobald er seine Entdeckung bekannt gemacht und ihren Wert festgestellt haben würde, wollte er nach seiner Frau und den Kindern in den Vereinigte« Staaten schicken. Er wollte ein schönes Hau» der Hügelseite gegenüber bauen, wenn sie ihre Einwillig, ung dazu gab und nicht vorzog, der Kinder wegen in San Francisco zu leben. Dann überkam ihn daS Gefühl, daß er an Unabhängigkeit verlieren und durch den Wechsel der Verhältnisse nicht länger sein eigener Herr sein würde, und da» machte ihn mitte« i« seine« glänzendsten Hoffnungen bestürzt. Gewisse Beziehungen zu andern Gliedern seiner Familie, welche durch Ent fernungen und seine eigene Unbedeutendheit versäumt worden waren, mußten nun von »euem wieder auf- jenommen werden. Er mußte etwa» für seine Schwe ter Jaue tbun, für seinen Bruder William, für arme verwandte seiner Frau. E« hieße ihm Unrecht thun, wollte man alaubeu, er habe diese Dinge auS einem andern Antriebe al- au- purem Edelmut erwogen; dennoch war er sich bewußt, daß er eine gewiße Be stürzung und Verlegenheit darüber empfand. Indessen hatte der Nachbar seine Pfeife zu Ende geraucht, köpfte die Asche heran» uud stand auf, jeder ferneren Ungewißheit ihre- Zusammentreffens dadurch
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite