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Dresdner Journal : 24.01.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-01-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188901248
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18890124
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18890124
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-01
- Tag 1889-01-24
-
Monat
1889-01
-
Jahr
1889
- Titel
- Dresdner Journal : 24.01.1889
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IL4 könne» sich endlich nicht entschließe«, de» Arbeiter die Gelegevhett zur Ausnutzung der, iß»t voa der Natur gegebenen Albeit-kroft l» höhere» Maße zu bejchrä». ten, als dies darch übe> wiegende RücksiLtrn der öfseut« lichen Wohlfahrt erforderlich ist. In dieser ihrer liier- zeugung steheu die verbüniet»» Regie»u»geu einmütig zusammen und keine derselben hat, wie Staatssekretär v. Bötticher betonte, irgend welche Vorschläge in der Richtung der Reichstagsbeschlüffe gemacht. Demnach dürste rin Zweifel an dem Schicksal der Reichstags- antläge in der Arbeiterschutzsrage, wie sie jetzt wieder gestellt sind, nicht möglich fein. Das Abgeordnetenhaus erledigte in seiner heutigen Sitzung die erste Lesung de» Etat» und ver wies die wichtigeren Lnle desselben an die Budget- kommlssion. Die,Laudes-Zeitung für Elsaß-Lothriogen" schreibt: „Die von der Pariser Presse au-gegebene Parole, wonach die deutsche Vrrujpoltzei durch Vcrdöchiigungcn und Ver leumdungen möglichst in Ptißtredu zu bringen ist, Wird Nicht nur von au-landgchen, sondern lnder auch von deutschen Blät tern befolgt. E« muß daraus verjichtet werden, die sich täglich erneuernden Lügen und böswilligen Entstellungen rikzeln zu widerlegen. Für heute sei daraus hinget»,-sen, dich die von dem «bg. Frhrn. v. Stausfenberg in der «eich-iagssthung vom 17. d. Mts. erwähnte, zuerst in der „Araststrrtcr Zeitung" »er- össentllchie Beschwerde über den isreazpoUzeibeamten in Novsaut, welcher einen iu England naturalisierten und jetzt in Paris an gesessenen Aranlsurter, Namen» Herz, sehr nuzitmltch be handelt haben sollte, sich al» vsllpändig grnudlo» heraus- gestellt hat." Die ,)Kordd. Allg. Zig.' schreibt an leitender Stelle: Lie „Bossischr Zlg." läßt sich von ihrem Londoner Lorre- spondenten telegraphieren: Die englische Regierung solle beschlossen haben, „den Vertrag, traft dessen teuft europäische Macht einen überwieg-noen Einfluß aus Samoa erlangen oder zu erlangen versuchen dürft", entschieden ausrecht zu erhalten. England und die Vereinigten Staaten seien darüber einig, daß das Vorgehen der deutsche» Agenten in Samoa „nicht nur gegen den Buchstaben und Beist des erwähnten vertrage» verstoße, sondern auch der diplomatischen Etikette zuwiderlause." Du» etwa sei der Inhalt ver jüngsten Noten gewesen, welche von Washington und London au» nach Berlin gerichtet w«rden seien. Der von der „Voss. Ztg." erwähnte Vertrag, „kraft dessen keine europäische Macht einen überwiegenden Einfluß auf Samoa er langen oder zu erlangen versuchen darf", existiert nicht. In dem Abkommen zwischen Deutschland und England, betresftnd die Abgrenzung der deutschen und englischen Machlipyann im westlichen Stillm Ozean, ist vereinbart, daß Tonga, Samoa und die Riue-Jnsetn nach wie vor ein neutrale« Gebiet bilden, da» heißt, weder der englischen noch der deutschen Machtsphäre un terstellt werden sollen. Mit den Bereinigten Staaten ist ein analoges Übereinkommen nicht abgeschlossen; ebenso wenig mit einer anderen europäischen Macht. In den Freundschaft-- und Handelsverträgen, welche Samoa mit Deutschland, England und Len Vereinigten Siaaten abgeschlossen hat, findet sich in ziemlich übereinstimmender Fassung die Bestimmung, daß die Regierung von Samoa vcrspr cht, jeder vertragemacht gleiche Rechte zuzu- gepehen, wie den Regierungen oder den Unlkrihanen irgend einer anderen Nation. Der betreffende Artikel lautet in dem amerikanischen Vertrage folgendermaßen: „'Ist« üovvrvweut vt 8»mou tixross to allo« to ids üort-ruursui, und etirrsos ok ttrs 0niivä Ltals» krs« anä ur uu^ pririlsxs» ibub vavs Keon or üsrviittsr bs xrnndsä io ilrs Oorsrnwvnt, oibirsar, or subgvet« ot un/ otber onUon." vertragt mäßige Abmachungen zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten wegen der Neulralrtat und Unabhängig keit Samoa» existieren nicht. Der ganze Artikel de» Londoner Korrespondenten der „Bosjischen Zeitung" beruht auf Erfindung. Noien der angegebenen Art sind aus London über die Samoa- angeltgenycit niemals nach Berlin gelang». Die Tyatsache, daß solche vcrtragimäßigen Abmachungen, wie sie in der Phantasie des Korrespondenten der „vsfstschen Zeitung" vorhanden sind, nicht existieren, wird Deutschland aber selbstredend nicht ab- haltcn, die Rechte zu achten, welche andere Staaten durch Ver träge mit Samoa erworben habe». Weimar, 23. Januar. Se. Kömgl. Hoheit der Gro.ßherzog begledt sich am Sonnabend nach BeNin zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des deutschen Kaisers. — In den letzten Tagen weilte hierjelbst Baron v. Gravenreuth, der tue Station der Deutschen oftasnkamschen Gesellschaft in Bagamvyo mit Umsicht und Energie verteidigt hat, dis ihn Krankheit nötigte, auf emige Zeit nach Deutschland zurückzukehren. Der Großherzog empfing Hrv. v. Gra- venreuth in besonderer Audienz und zeichnete ihn durch Verleihung des Falkenorden- mit Schwertern aus. — Aus Loburg, 23. Januar, wird gemeldet: Der Landtag oes Herzogtums ist zu feiner ersten diesjährigen Sitzung am 20. d. MtS. hier unttr dem Vorsitze des Alterspräsidenten, Oberbürgermeister Muther, zufammengetreten. Wien, 23. Januar. Wenn es noch eines Beweises bedürfte, daß die Tschechen mit ihren über» lriebeneu Anforderungen diejenigen sind, welche die innele Ruhe stören, jo könnte man ihn darin erblicken, daß die Ruhe emlehrt, sowie der böhmische Landtag seine Psvlten schließt. Freilich gilt die- nur für die . Ze.t d«L Lüikwcotlftrien. Nur SLs»ge_»»ckl..drptrt diese Windstille; daun tritt der Reichsrat zusammen und nach Erledigung unwesentlicher wirtschaftlicher Vorlegca j wird die Budgetdebatte begiauen. Die Slowene» melde» sich schon jetzt zu» Wort: sie wer de» — heißt c» — nicht für da« Budget stimmen, wen» die Negierung den gegenwärtigen Statthalter von Triest nicht durch eine» den Slawen genehmen Mana ersetzt. — Wenn ma» Versicherungen von kleri kaler Seite Glauben schenken darf, so würde die Re gierung doch, und zwar zunächst im Her>e»hause eine Schulnovelle einbliuglii Der klerikale Abg. Bodl- Hammer sprach von einer sblchea Vorlage iu bestimm ter Form. Die Organe der Linken halten mit ihren diesbezügliche» Anschauungen noch zurück — Die Er höhung der Diözese Krakau zum Range eine-Fürst bistum- hat in Galizien einen außerordentlich gün stige» Eindruck gemacht und die polnische Presse zu fast üderichwangftchen Kundgebungen peranlaß! Die Polen überschätzen wohl die Bedeutung des kaiserlichen Alte-, welcher aber jedenfalls ein fehr geschickter Schachzug gegen die den Polen so unbequeme russisch- vatikanische Verständigung ist. r^r Pari», 22. Januar. Die Kammer beendete gestern die Beratung des Rekrutierungsgesetzes. Bevor zur Endabstlmmung geschritten wurde, gab Baron Reille namens der Rechten die Gründe an, aus denen er und seine Freunde nicht sür das Gese^ stimmen könnten: da» seit 1872 in Kraft gewesene entspreche allen Erfordernissen der Landesverteidigung und hätte höchstens leichter Änderungen dedurst, um die nötigen Reformen durchzuführeu; es enthielt bereits den Grundsatz der dreijährigen Dienstpflicht. Das neue Gesetz erhöhe die finanziellen Opfer des Landes, sei widerspruchsvoll, zerstöre den militärischen Geist und führe auch nicht die unmögliche Gleichheit durch, auf die man im Laufe der Beratung habe verzichten müssen. Die Rechte erhebe also gegen das neue Ge setz Verwahrung aus Vaterlandsliebe und au» Rück sicht auf dos Heer, aber nicht minder aus gesell schaftlichen Gründen, denn es. vermindere die Dienst- befreiungen um die Hälfte, reihe de» Klerus und die Lehrer ein und schädige dadurch die sittlichen und geistigen Güter des Landes. Nicht einmal den Be- dürfuissen der Mobilmachung entsprech« eS; sön Zweck je» ein rein politischer. Die Rechte werfe daher da» Gesetz zurück, welches ein Sprung ins Unbekannte sei. Kriegsminister de Freycivet verteidigte das Gesetz gegen diese Vorwürfe und erklärte, dasselbe sei aus militärischen Gründen notwendig gewesen. Das von 1872 habe gifte Dienste gethan und eine neue wohl geordnete Armee geschaffen, die aber nur 2 Millionen Streiter ins Feld stellen könne, und Frankreich brauche im Kriegsfälle 3 Millionen. Diese sichere da» neue Gesetz und dadurch werde e» Frankreich den Frieden verbürgen. Die Aunahme erfolgte mit 369 gegen 169 Stimmen. — Der Mrvisterrat nahm heute Kenntnis von einem sertenS des französischen Gejchwader- befehlShaberS vor Sansibar dem Martneminister zu gegangenen Berichte über die Handhabung der Lüsten- sperre. Danach Haden die deutschen und englischen Kreuzer einige hundert „doutrs»" (Fahrzeuge der Ein geborenen) besichtigt und io keinem Waffen vorgefun- deu. In dreien fand man Sklaven, aber keines derselben trug französische Flagge. Der Krieg»- nunister zeigte an, daß er »chon in einige» Tagen die Vorlage betreffend Schleifung gewisser Festung-- weilt eindringen werde. La» gestern von der Kam mer angenommene Gesetz betreffend da-AuShebungS- wesen gelangt übermorgen wieder an den Senat. — — In der opportunistischen Fraktion de» Senat», der .Republikanischen Vereinigung", ist eine schroffe Spal tung zu Tage getreten. Ein Teil der Gruppe unter Führung To la ins strebt nach link» und will mit der kleinen radikalen Fraktion zusammen die Regierung unterstützen; die Freunde Ferrys hingegen, obenan besten ehemaliger Postmivlster Lochery und Ehallemel- Lacour, sind sür ein Zusammengehen mit der gemä ßigten .Republikanischen Linken" und mit dem linken Zentrum. Der Ausfall der Pariser Wahl dürfte für die Wendung, die dieser Streit nimmt, entscheidend werden. — Da» republikanische Wahlkomil« beglückt Paris heute mit einem neuen Wahlaojchlag, welcher hauptsächlich dem Lode de» Kandidaten Jacques ge widmet ist, dessen stilles Wirken zum Wohle seines Stadtviertels, dann der Stadt und des Seinedeparte- meuts vorteilhaft mit der geräuschvollen MannSzucht- lofigkeit seine», nicht wie er behaupte von den Paila- mentariern, sondern von der Armee selbst aus ihrer Mitte entfernten Gegners verglichen wird. ^Zesei««»» >ktß, das^ r^pchlftüßrsi Jahre» mit »»er- Hingebung dem Woim de- Avises -vidmrt. Dteftr Plebejer gehön nicht z» bru,c>ugri!, «elche in den öffentlichen Aemtern anr eine Befriedigung ihrer Eitelkeit elbuckro Er weiß, daß man mit viele« l au, wentg Gate« schaffe, »ad de- gnägte sich einfach^ Bates zq schaffe». Er »st ein alter Repu blikaner «nd hat nicht dasBeijHivmde» de« Kaiserreich- adge» wartet, u« ftia« dcmvkialische Uoerzrua»ng zu dekeaaea Er hat temem Prinzen grsch unchcit . . ." Lie aqieuhastlgkett, die er als Lehrer del n du, fitzte er in seiner Beschäftsthstigkeit fort. Er tß dir Vertürperuatz der R.chljchaffeuheit keine Arbeiter danken ihm, seine KvukurreMen ehren »ha Seine Mitbürger, die wie wir sei» Privatleben kennen, machten ihn zu ihre« Vertreter im Bemeiadera» und erneute» sei» Mandat mit stet« Wachseadel Mehrheit Wiederholt wählte ihn der Gemein berat zum Budgetan-schuß-Odmann DaS ist keine Kleinigkeit. Paris hat e>» Staatsbudget, und der, welch r mit brr Regrlnng desselben betraut ist, muß Hohr Amanzbesähigung besitzen. Darum sagte uns (der Ausruf tst vom Pariser Abg de tu Forge, Obmann de« WahlkomUeeS, persönlich unter zeichnet) eines Tages ein Fiaanzmialfter, wenn Jac ¬ que» Abgeordneter brr Seine wäre, so würd« er sich tu der Kammer al- eine- der rnaftra, fleißigsten und nützlichste» Mitglieder au« zeichnen Srnv nicht solche Manner vor allem einer Stadt wre Paris nötig, dieser Heimat der künstlerisch gebildeten Arbeiter, der verdienten Kaufleute, der hervorragenden Grwerb«reibend«uV Li r Wahl >m Seine dspartrmeut soll keine Parade srm Am Boradend« der -Petl- au-ste-ung gilt e» nicht, eraen Federbujch zu begrüßen oder einem Säbel zuzujubeln, sondern der Redlichkeit und Arbeit eine glanzende Huldigung darzubringeo. Wir haben das Un heilvolle de» S. Dezembers überstanden, aber nicht vergessen. Wir werdrn nicht zu Gunsten de« volksabslimmtrli Yen Korps- raltum« da« io Par»« vor «« Jahre» grgea Frankreich znm Vorteil der zäsarqchen Legend« begangene Verbrechen wieder holen, wir werden Alle am S7. Januar für den Bürger Jacque« stimmen." Aus Tonkin liegt folgende Drahtmeldung vor: „Da sich in Ehomai und Ehochu Zusammenrottungen von Flußräudern gebildet halten, von wo au« häufig Banden aus zogen, um die unter unserem Schutze stehende Bevölkerung zu plündern und zu brandschatzen, so erhielt der General Vorgnis- Des borde« den Beseht, sie zu zerstreuen. Am 1'. Januar wurde Ehomar angegriffen »nd nach einem sehr lebhafte» Ke« sechte eingenommen. Wir halten t Offizier und tu Svlda.cn tot. Die Räuber sind aus der Flucht. Der General Borgnis- De-borde« setzt seinen Marsch nach Ehochu fort." Die zwei gekannten Orte liegen eiwa 100 üm nördlich von Hanoi »n der bergigen Gegend zwischen Luyenquang und Lainyujen, b. y. zwischen dem klaren Strom und dem Songkau. Rom, 21. Januar. (P. L.) Ein Bruchteil der Opposition beabsichtigt, die Angelegenheit Mattei zu Angriffen auf die Regierung auszubeuten. Wie seinerzeit berichtet, hatten mehrere Deputierte sofort nach erfolgter Enthebung des Generals Mattei vom Posten des Präsidenten des Komitees für Arttüerie und Genre in der Kammer Interpellationen angemeldet. Dieselben gelangten jedoch nicht mehr vor Schluß der Sejfion auf die Tagesordnung, und da d»e im Verlaufe einer Sitzungsperiode des italienischen Par laments unerledigt gebliebenen Interpellationen nach den bestehenden Bestimmungen in der nächsten Sitzungs periode keine Berücksichtigung mehr finden, sondern seitens der betreffenden Kammermttglteder erneuert werden müssen, haben mehrere radtkate Deputierte neue Interpellationen über den erwähnten Gegenstand vor- berettet, welche sofort nach der, bekanntlich am 28. d. M. stattfindenden Eröffnung der neuen Tagung angemeldet werden dürften Es läßt sich übrigens die Wahrneh mung machen, daß der Eiser jener kleinen Gruppe von Deputierten, welche in der Sache Mattei einen gün stigen Ausgangspunkt sür einen Sturmlauf auf das Kabinett erblicken, sich merklich abgelühlt hat und die Regierung braucht sich wahrlich durch die geplanten Interpellationen kaum beunruhigt zu fühlen. General Mattei hat durch feine einem Journalisten gegenüber an der italienischen Heeresverwaltung geübte Kritik seiner eigenen Sache derart geschadet, daß es selbst unter den engeren Parteigenossen und persönlichen Freunden des Generals nur Wenige geben dürste, welche für ihü öffentlich elnzutreten und auf diese Weise ihre Billigung bezüglich der dem General beliebten Handlungs weise kundzugeben geneigt waren. Die Debatte über die zu gewärtigenden Interpellationen wird sich sür die Regierung sicherlich ungefährlich gestalten und wenn auch vorauszujetzen ist, daß die Interpellanten ihren gewohnten radikalen Ton anschlagen und vielleicht in der Reihe jener Deputtrten, welchen es »n allen Dingen nur um die Bekämpfung der Regierung zu ihun ist, Gesolgschaft finden dürften, so kann es andrerseits als gewiß gelten, daß das Kabinett in der Affaire Mattei eme sehr bedeutende Kammermrhrheit an seiuer Seite ver einigen wird. — Die itäftenijche Presse verfolgt den Zug der unter der Führung des bekannten Kosaken Atsch inow stehenden Expedition nach Abessinien mit einer gewissen Erregtheit. Namentlich sind es die -f- Öffentliche Vorträge. Am 22. d. MtS. fand der drttte Vortrag des Hrv. v. Seidlitz statt, welcher durch die Gegenwart Ihrer Königl. Hoheiten des Prtuzen Georg und der Prinzessin Mathilde aus gezeichnet war. Ten Gegenstand der Ausführungen bildete da- Verhältni- zwischen Natur und Kuast. Diese- Thema wird bet einer unbtfangenen, ben idealen Standpunkt überzeugung-sicher wahrenden Er örterung >u jeder Zeit die allgemeine Teilnahme für sich in Anspruch nehmen dürfen, da fowohl der Künst ler wie der Kunstfieund, der eine in dem Schaffen, der andere in der Würdigung eine- Werke-, gleich- mäßig von der rechten Erkenntnis des unter den beiden Machten obwaltenden Zusammenhanges ab hängig sind. Der Vortragende brachte am BeHMU seines Dar legungen nn Urteil Dürers, der sich in seiner »Pro- porttonslehre" über das Verhältnis d< s Künstler» zurNa. tur also äußerte: »Sieh fleißig die Dinge an, richte Tich danach und gehe nicht von der Natur uach Deinem Gutduiken, den« wahrhaftig steckt die Kunst in der Natur. Wer sie heraüLreiht, der hat sie u»d mit Klugheit stellte er seine Beträchtuvg unter den Ei, fluß diese» sür immer giftigen Spruche». Bor allem wandle er sich gegen die Nachahutüng der Natur, die doch jedem Einzeluen ander» eifchetnt upo selbst dem Einzelnen verschiedene Eindrücke bietet. Darum ist ein Kopier n der Natur unmöglich, und al» des Künstler» wahre Ausgabe gift' es, das m del stetigen Bewegung liegende Wesen zu erfassen und i» der durch Las eigene Nature^'vermittefttü Fassung darzusttUen. Der Realist giedt den empfangenen Eindruck sklavisch wieder, der Idealist jucht das Allgemeine i» der Er- chewungen Flucht; wa- er der Natur entnimmt, ist ein Eigentum, »st uur em Bild der Natur, wie es ich in »hm spiegelt. Allein aus feiuea Werken weht uns darum der Hauch der Persönlichkeit enigegeu, der unseren Sinn fesselt. In einem Überblick über die Hauptphasen der bil denden Kunst suchte der Sprecher die Bedeutung der Persönlichkeit darzulegen' und aus der Einheitlichkeit der Persönlichkeit da- durch Stetigkeit des Stils und Wesens bedingte künstlerische Schaffen abzuleiten. In der Ausführung ließ sich da» Bemühen erkennen, nach indlvidueller Möglichkeit dem au»gedehnten Stoffe verschiedene Gesichtspunkte abzugewinvev und zu seiner Übersichtlichkeit deftragen zu helfe». Eine Eisenbahn zwischen dem Atlantische» »ad de» Stillen Ozean. Der Kaiser von Rußland hat den ^8»u ein r Eisefibahn vön Tjüman am Urylgebirge nach Wladi wostok am Japanischen Meer gejiedmigt. Maßgebend für die Genehmigung des.Projektttz waten iu erster Linie der Vorteil, ip^cheu.Rußland au» der neuen Bahn im Falle eine» MiegeS mit Lhina riehen dürste, und in zweiter Lime handelspolitische Erwägungen. Denn da Tjümen mit den Haupt,tädtea de» Euro päischen Rußland in Eisenbahnverbindung steht, so wirb nach Vollendung bei? Eiienbah» ^ganz Sibirien, Korea, Japan und ein großer Te l Lhipas in so ralche Verbi»düug rßit Petersburg and Muskau ae- btachk/wle sie dw Hauptstadt keiues anderen zwui- sierten Staates besitzt. Dre Loste» der Pqhrt Pßrden ganz uageheme sei». Dem Boravschlag zufolge solle» sie, 1800 Millionen Mark betragen, doch wird von fach kundiger Seite versichert, daß man kaum mit 3 Milli arden ausreichen werde. Nach dem vorliegenden Plan führt die Bahn von Petersburg über Moskau und die berühmte Meßftadt Nljchmj-Nowgorod zunächst nach Kasan. Von dort über Perm und Jekaterinburg nach Tjumen. Hier beginnt dre neuzukonstruierende, sibirische Strecke. Durch" die Barabajteppe, an Omsk vorbei, soll sie geraden Wegs nach Tomsk leiten. Die genannte Steppe ist em weiches Marschland, das mit zahlreichen klernen Seen bedeckt ist. Bei Regenwetter bildet das ganze Gebiet einen unabsehbaren Sumpf, der für den Bahnbau um so schwerer zu überwinden ist, als sich Sand und Steine erst m einer Tiese von 6 — 8 rn vorfinden. Dabet sind aus diefer Strecke nicht wenigc r als 4 große sibirische Ströme zu überbrücken: Tobol, Ischim, Jttyjch und Odu Weit größere Schwierig keiten noch bietet tue Überbrückung deS Jemsfet dar, welche hei Krasnojarsk erfolgen wird. Der Fluß ist außeroi dent- lich ties, seme Strömung ungewöhnlich stark und im Frühjahr führt er Eisblöcke bis zu 2 m Stärke mit sich. Bon Krasnojarsk auS jührt die Bahn hinab an ha- Südende des BaikalfeeS. An Irkutsk vorbei und die Selenga Überfchrestend gelangt sie in das Gebiet der Schilka, de» nördlichen Ouellflusses Le» Amur. Sie läuft neben diejem Strome her bis an fein Knie. Dort überschreitet sie ihn, und während der Amur sich nach Norden wendet, schlägt die B-Ku ein« südliche Richtung, um m Wladiwostok ihr Ekve -N, finden. Dte Gesammtlätzge her Bahn wird aas 10000 lew veranschlagt, ,'MMial der Mg' von Monel nach Mülhausen, vov dieser ungeheuren Strecke find etwa oppositionellen Lrgave, die^ficht überdies« Sache mit grvßeln^Ungestüm^Lußernä und^ von^einem dürr Atschinow befehligten^ bewaffneten Freikorps^ sprechet-, von welchem Belästigungen de» itaftemschen Expedition»- k»rps in Nordafrika, ja vielleicht unmittelbare Angriffe auf einzelne Teile de» letztere» zu besorgen seren. E» sei festgestellt, daß da» Interesse, welche» in den maß gebenden politischen Kreisen Roms der erwähnten Expedition gewidmet wird, out dem Etser der Presse durchaus nicht gleichen Schritt hält. Namevilich in den italienischen RegteruugSkreisen verhält man sich gegenüber dem angeblichen Zuge Atjchmows nach Abessinien ziemlich kühl; man will hier vor Allem genauere Nachrichten üb-.r Stärke und Art der Zu sammensetzung de» Atschinow schen Gefolges uv- warten, ehe man sich über dieses mehr oder minder abenteuerliche Unternehmen ein Urteil bildet. Die allarmiereitden Aeuherungen der Presse über diesen Gegenstand werden m den erwähnten Kresten durch aus nicht ernst genommen. — Der kürzlich erschienene Berich» über die SanrtätS-Berhältnisse in Italien im Jahre 1888 bildet einen sehr eindringlichen Beleg sür die Verdienste, welche Herr L«»pi sich auch aus diesem Gebiete erworbeu Hal und fortdauernd weiter erwirbt. Der Minister - Präsident hat durch die Schaffung eines neuen, allen Anforderungen der öffentltchcn Gesundheitspflege entsprechenden Sanitäts- Gesetzes, sowie durch strenge Handhabung der Sanitäts- Polizei eine sehr wesentliche Besserung der sanitären Verhältnisse iu Italien herbeigesührt und namentlich eine beträchtliche Eindämmung jener Epidemien erzielt, welche in manchen Gegenden des Landes beständige Herde haben. Au« dem erwähnten Berichte geht her vor, daß gewtsse Krankheiten, wie Blattern, Typhus, Diphteritis, Scharlach u. s. w., welche in Südüalien bisher alljährltch eprdemtsch austraten und zahlreiche Opfer forderten, im Jahre 1888 sich blos vereinzelt zeigten und zumerst einen günstigen Verlauf nahmen. Im Allgemeinen wird durch den Bericht sestgestellt, daß die Gefundheitsverhällniffe in ganz Italien während des bezeichneten Zeitabschnittes durchaus sehr besne- digende waren. Jeder, der die srüheren Sanitäts- zustande in Italien kennen gelernt hat, wird diesen Eilolg sehr hoch anschlagen müssen. Derselbe konnte aber auch nur durch die Energie eines Lri-pi erzielt werden, welcher sich nicht mit dem Ruhme begnügte, ein vortresfltches Sanitätsgesetz geschaffen zu haben, sondern dieses Gesetz, welches namentlich aus die Pflege der öffentlichen Reinlichkett und die Emführuug guten Trinkwassers gerichtet ist, auch mit aller Strenge durchjühren ließ. Rom, 22. Januar. Um dem Defizit des Staatsduegets ohne Anleihe und neue Steuern abzu- helsen, wrrd iu der Presse sehr lebhast ein Plan er örtert, über dessen Zweckmäßigkeit und Au-fichten wir un- vorerst emes Urteils enthalten möchtet». Es han delt sich darum, alle L>chenkungeu an Land- und Grund besitz, welche jemals zu WohlthatigkeitSzwecken gemacht woroen sind, das »opm« plv", welches einen Wert von mindestens 1 Milliarde Mark darsteüt, sür den gedachten Zweck zu benutzen. Mau beyaupler, daß dte gcgenwärttge Verwaltung drejer Besitzungen über alle Matzen unprakltsch und kostspielig sei, daß die Schenk ungen wvhtthäliger Menjchensreunbe viel mehr zur Schaffung von Sinekuren, als zur Linderung des menschlichen Elends verwendet würden. Jene Länder ei» n sollen daher verkauft und ihr Ertrag der StaatS- kaffe überwiesen werden, welche ihrerseits den Unter halt der Krankenhäuser uud sonstlgeu Wohlthätigkett»- anstalteu, welche bisher aus den Ertrag ihres Grund besitzes angewiesen waren, übernehmen würde Wir lon - men auf diese sehr verwickelte Angelegenheit zurück, sovnid da» Projett etwa» greifbarere Gestalt augenommen hat. — Auch die Tiberstadt stand, wie ihre Schwester an der Seine, die letzten Tage hindurch unter dem Einfluß einer ziemlich lebhaften Wah lagt tation. Herr Fran cesco Stacci, der bisherige Inhaber des bestrittenen Mandats, hatte dasselbe infolge emer Beförderung niederlegen müßen, kandidierte jedoch von neuem. Die Radikalen und Franzofenfreunde hatten ihm in der Person des Herrn Federico Zuccari einen Wettbewerber entgegengestellt, der sich bei den Wählern durch heftige Angriffe- aus Regierung und den Dreibund beliebt zu machen juchte. Außerdem machte man gegen Herrn Siaccr geltend, daß er im Parlament viel zu wenig Reden halte, und in seiner Eigenschaft als Militär der Regierung nicht unabhängig gegenüberstehe. Jn- deffen der Liebe Mühe blieb umsonst und obschon zur Stunde das Wahlergebnis noch nicht vollkommen be kannt ist, so gilt doch Herrn Stacci- Wiederwahl mit 1700 lcrn bereit- fertig gestellt. Da ein russischer Pecsonenzug erfahrungsgemäß 6o0 lcm im Tage zurück legt, fo würbe man die Strecke Petersburg-Wladi wostok in 16 Tagen bewältigen können. Von London nach Shangai würde man in Zukunst nur 22 Tage nötig haben, während dieselbe Strecke zur See 30 bis 35 Lage erfordert. Aber die geplante Bahn ist weniger für den Personenverkehr als für die Warenein- und Ausfuhr bestimmt. Das südliche Sibirien ist bekanntlich ein fruchtbares und an Metallschätzen sehr reiches Land. Gold, Silber, Felle, Mammutknochen, Weizen und Thee — der letztere für den Durchgangsverkehr — wird die neue Bahn iu bedeutenden Mengen zu be fördern hadeo, und auch die Einfuhr aus dem west lichen Europa nach dem gegenwärtig noch so ungemein schwer zugänglichen Sibirien dürfte sich nach Voll endung des geplanten Werkes sehr rasch heben. Man kann die russische Regierung zu ihrer weitblickenden Politik in Asien nur beglückwünschen. Sie versteht es meisterhaft, ihre ungeheuren Besitzungen an das Mutterland festzuretten und scheut zur Erreichung dieses Zieles vor keinen Kosten, keinen Mühen zurück. Der Russe russifiziert, der Engländer beherrscht. Dseser Gegensatz ist für die Zukunft Astens ent scheidend. V«suu-Heit»pflege. vr. Blerjch in Mannheim widmet im „Manvh. Generalanzeiger" der schlechten Gewohnheit, durch den Mund stau durch die Nase zu aUven, »ine nähere Betrachtung. Bei der Ein- ätwüvg des offenmündige» Individuums, jagt er, wird die Lust, wie sie ist, direkt tu die Lungen geleitet.
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