Suche löschen...
Dresdner Journal : 29.08.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-08-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188708297
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870829
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870829
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-08
- Tag 1887-08-29
-
Monat
1887-08
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 29.08.1887
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
die ruhige Entwickelung eingreifenden Parteien ist keine minder wichtige That Diese That, begonnen von Al- sonS XII., vollendet von der Königin-Regentin, wird in der Geschichte Spaniens ein glänzendes Blatt füllen und w>>d die Dankbarkeit, wie der Zeitgenossen, so der Nachlebenden finden Lagesgeschichte. Dresden, 29. August. Se Majestät der König begaben sich heute vormittag 8 Uhr in Begleitung deö Generaladjutanten Generallieutenant von Carlowitz Excellenz nach dem Kavallerieexcrzierplatze und geruhten der durch den kommandierenden General Prinz Georg. Königl. Hoheit, abgehaltenen Besichtigung der 0 Jnsanterubrigade Nr. 64 (Schützenregiment Nr. l08, l. Jägerbataillvn Nr l2, 2. Jägerbataillon Nr l3 und 3 Jägerbataillon Nr. 15) belzuwohnen. Zugegen waren außerdem Se. Hoheit Prinz Albert von Sachsen- Altenburg und Se. Excellenz der Kriegsminister General der Kavallerie Gras v. Fabrice, sowie der Divisions kommandeur Generallieutenant v. Holleben Excellenz. Dresden, 29 August. Se Exzellenz der Hr. StaatS- minister v. Nostitz-Wallwitz ist heute von Sohland wieder hierher zurückgekehrt. Dresden, 29. August. Das heute hier ein getroffene 34. Stück des ReichS-GesetzblatteS vom Jahre 1887 enthält lediglich: Nr. 1745) Bekannt machung vom 23. August d. I., die Einfuhr be wurzelter Gewächse aus den bei der internationalen Reblauskonvention nicht beteiligten Staaten betreffend. * Berlin, 28. August. Se. Majestät der Kaiser wohnte gestern nachmittag dem Wettrennen des Berlin- PotSdamer Reitervereins auf der Rennbahn zu Sper- lingSlust bei Es fanden drei Rennen statt. Bei den beiden ersten Rennen händigte Se. Majestät die Ehren preise Allerhöchstselbst den Stegern (Lieutenant v. San den II. und Lieutenant v Mellenthin) aus. Nach Beendigung des zweiten Rennens trat Se Majestät unter begeisterten Kundgebungen der am Rennplatz versammelten Menge die Rückkehr nach Babelsberg an. Außer Er. Majestät wohnten auch Ihre Königl. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Wilhelm, die Frau Prinzessin Friedrich Karl, Prinz Friedrich Leopold, Prinz Alexander, sowie der Herzog und die Herzogin Johann Albrecht von Mecklenburg Schwerin, der Herzog Ernst Günther und die Prinzessinnen Amalie und Sophie von Schleswig-Holstein dem Rennen bei. — Heute vormittag erledigte Se. Majestät Regierungsangelegenheiten. Am Nachmittage unternahm Allerhöchstderselbe eine Spazierfahrt. Um H5 Uhr findet bei den Kaiscrl. Majestäten eine größere Familientafel auf Schloß Babelsberg statt, zu wel cher auch die zur Zeit in Berlin anwesenden Mit glieder der Königl. Familie sich von hier nach Potsdam bez. Schloß Babelsberg begeben. Ebenso haben zu derselben auch der Prinz Komatsu No Mlja von Japan und dessen Gemahlin nebst ihren« Hoi- marschall und der Hofdame der Frau Prinzessin Ein ladungen erhalten. Bezüglich der Reisepläne des Kronprinzen glaubt die „Köln Ztg." bestimmt zu wissen, daß der Kronprinz auf der Rückreise von England Berlin gar nicht berührt, sondern vom Rhein aus sich über Mün chen stracks nach Toblach in Tirol begiebt, wo für ihn vom l. September ab Wohnung gemietet ist. In Toblach, daS im Pusterthale am Eingänge zum Am- pezzothale liegt, hatte die kronprinzliche Familie schon vor einigen Jahren einen Spätsommeraufenthalt ge nommen. Der „R.-A." veröffentlicht heute eine Bekannt machung betreffend die Einfuhr bewurzelter Ge wächse aus den bei der internationalen Reblauskon vention nicht beteiligten Staaten vom 23. August 18*7. Auf Grund der eingegangenen amtlichen Berichte über die Verbreitung der Reblaus, welche eine hohe Gefahr für den ganzen Rheingau ergeben, verfügte Fürst Bi-marck in Gemeinschaft mit den Ministern der Finanzen und der Landwirtschaft, daß schleunigst eine Konferenz der Behörden, des Aufsichtskommissars und der Sachverständigen stattfinden solle behufs Be ratung der für den Rheingau zu treffenden Vorsichts maßregeln. Die Konferenz wird heute vormittag un ter dem Vorsitze des Oberpräsidenten in Biebrich ab gehalten. Die „Nordd. Allg. Ztg.* schreibt offiziös: Die „Hamburger Nachrichten" bringen eine telegraphische Mitteilung aus Kopenhagen, wonach vie Kaiserl. deutsche Re gierung die Versicherung abgegeben habe, sie stehe in keinen Be ziehungen zu den Alarmartikeln, welche in jüngster Zeit in der deutschen Presse gegen Dänemark erschienen sind. Verhaftung vorzubeugen, der weinenden Käthe dieselbe sogleich anzukündigen und sie mit zur Stadt zu nehmen. Inzwischen hatte sich Franz Eschebach ebenso er folglos bemüht, seinen Vater umzustimmen. War es bei der Anzeige, die der Alte gemacht, zunächst nur auf einen Schabernak gegen semen Nachbar abgesehen gewesen, so erhielt die Sache für ihn durch den Um stand, daß das Pferd abhanden gekommen war, und durch das Eingeständnis seines Sohnes, zu welchem Zwecke Käthe den Ritt unternommen habe, für ihn ein ganz anderes Gewicht. Er schäumte vor Wut gegen die kecke Dirne und gegen seinen ungeratenen Buben, die sich unterfangen, ihn so hinter- Licht zu führen, verschwor sich hoch und heilig, jene müsse ins Zuchthaus, bedauerte nur, daß er keine Handhabe be sitze, auch diesen dahin zu schicken, und verbot ihm, sich wieder vor ihm sehen zu lassen. Während sich Eichebach immer mehr in seinem Zorn und seiner Rachsucht befestigte, kam bei Glöckner guter Rat über Nacht. Der Gedanke, Käthe sei im Gefängnis, raubte ihm den Schlaf, und die Vorstel lung, sie könne gar des Diebstahls für schuldig be funden und verurteilt werden, preßte ihm den Angst schweiß aus. Wie ein Gottgesandter erschien ihm da her der ihm oberflächlich bekannte Walter Bernek, der von Franz Eschebach telegraphisch benachrichngt, noch früher als er mit Käthe verabredet, herbeigeeilt, direkt von der Station nach der Domäne gefahren war und sich ihm zum Verteidiger feiner Tochter anbot. .Retten Sie sie, retten Sie sie"! rief er, indem er sich dem jungen Rechtsanwalt in die Arme warf, „und fordern Sie mein ganzes Vermögen"! Dit in fttisinnigtn Blättern sowohl wie in der „Neuen Preuß Ztg" veröffentlichten Angriffe aus Dänemark sind der deutschen Regierung und ihrer Politik in der That voll ständig fremd; auch ist zu bemerken, daß jene Artikel ihren ersten Anstoß in französischen Blättern uvd in der „Neuen Freien Presse" erhalten hatten, einem Blatte, dessen französische Beziehungen allgemein bekannt sind — Dieser Umstand allein würde schon genügen, um sie als vollständig unmaßgeblich sür die deutsche Politik erscheinen zu lassen. Man schreibt der „Pol. Korr." aus Berlin vom 26. August: Die russisch-französischen VerbrüderungSseste, zu welchen die andauernde Anwesenheit des angeblich von der Polizei aus Schritt und Tritt überwachtenHrn Doroulöde aus russischem Boden sortgesept Veranlagung gicbt, werden hier selbstredend in aufmerksamer Weife verfolgt Sie bestätigen, was seit ge raumer Zeit über die in gewissen russischen Kreisen herrschende Stimmung berichtet wird Man weiß hier zwar sehr wohl zwischen diesen Kreisen und der russischen Regierung zu unter scheiden; allein man fragt sich, was eine Überwachung wert fei, die es nicht hindert, daß Hr D« roulöde nicht nur unter den Augen der Polizei, sonder» im Beisein hoher russischer Würden träger und Funktionäre aufreizende Trinkjprüche gegen Deutsch land ausbringt und daß letztere sogar mit gleichgesinnten Reden seitens anwesender Russen beantwortet werden? Ohne die Be deutung dieser Manifestationen zu überschätzen, muß man sich dennoch fragen, wohin derlei führen soll und ob die russische Regierung, wenn sie cs geschehen läßt, daß die gereizte Stim mung unaufhörlich genährt werde, es schließlich, wie sehr sie diese Vorgänge auch mißbilligen mag, in der Hand haben werde, sie zu beherrschen. Uber die Aussichten der Aktiengesellschaft für Splritusverwertnng schreibt der „Deutsche Ölono- mist", welches Blatt die erste Nachricht über das be stellende Projekt veiöffentlicht hatte: „Zur Stunde, da wir unter die Presse gehen, läßt sich an maßgebender Stelle noch nicht übersehen, ob die Vereinigung der Spiritusbrenner auf der vor l 4 Tagen von uns mitgeleilten Grundlage zu Stande kommt; die Erklärungen von einer großen Zahl von Brennern stehen noch aus und werden erst im Laufe des heutigen Tages eintrefscn. Die Wahrscheinlichkeit spricht aber für das Zustandekommen der Brennervereinigurg, dem dann die Konstituierung der Aktiengesellschaft aus dem Fuße folgen wird. Sollte aber die Vereinigung auf der bekannten Grund lage bis zum 2«. d Mts nicht zu Stande kommen, so ist da durch das Projekt keineswegs gefallen; es ist vielmehr als zweifellos zu betrachten, daß es doch zur Durchführung ge langt." Auf kürzlich von der „Vo lks-Zeitung" gebrachte Glossen über sozialvemokratische Angelegen heiten erwidert heute das sozialdemokratische „Volks blatt", dem „von unterrichteter Seite" geschrieben wird; „Der Korrespondent der „Volks-Zeitung" befindet sich in einem großen Irrtum, wenn er behauptet, daß man den „Führern" der sozialdemokratischen Bewegung einen „unschätzbaren Dienst" durch die Verhinderung eines Kongresses erweise, indem sie von jeder Kontrolle, jedem Widerspruch, jeder Verpflichtung zur Rechenschast befreit würden. So viel uns die sogenannten „Führer" bekannt sind, wünschen sie sämtlich, wo möglich in Deutschland, und zwar öffentlich einen Kongreß abhalten zu können, um Rechenschast zu geben und etwaige Widersprüche entgegen zunehmen Auch ist uns mitgeteilt worden, daß noch in diesem Herbste ein sozialdemokratischer Parteitag statt finden soll Noch wollen wir bemerken, daß wahrschein lich die „Führer" oder die „Parteileitung" aus den verschieden sten Gründen gar nicht in die Lage kommen werden, sich wegen eines Beschlusses, der seiner Zeit auf dem Kongresse zu Wyden gefaßt worden ist zu verantworten. Der demnächstige sozial demokratische Parteitag wird wohl in einer Weise abgehalten werden, daß selbst das findigste staatsanwaltliche Auge keinen Zusammenhang desselben mit srüheren Kongressen erblicken dürfte. Geschähe das nicht, so müßten die „Führer" von ihren Parteigenossen zur Bcrantwo.tung gezogen werden." * Brcmrn, 27. August Der auf der Werft „Weser" erbaute Panzeraviso „k" erhielt bei dem heutigen Stapel lauf durch den Vizeadmiral Grafen v. Monts den Namen „Wacht". Wien, 28. August. Der Kaiser reist am 31. d Mts. nach Olmütz zu den Monövern und wird den ganzen Monat September über von Wien ab wesend sein. — In wunderbarer Beleuchtung erglänzt das von den Tschechen ausgegebene Schlagwort von der slawischen Solidarität. Eine derbere Ab fertigung, als sie ihnen seitens ihres Bundesgenossen, den Polen, zu teil geworden, könnte kein Deutscher ersonnen haben. Die polnischen Blätter erklären ganz einfach die sogenannte slawische Solidarität für eine inhaltslose Phrase, welche aus jedem Blatte der Ge schichte Lügen gestraft werde Insofern als die Tschechen eine Erweiterung der Landesautonomie an streben, können sie auf die Hilse der Polen zählen, welche in dieser Hinsicht mit den konservativen deut schen Hand in Hand gehen. Nicht bloß die slawischen, sondern alle autonomistischen Parteien Österreichs seien Bundesgenossen der Polen. Es gehe aber nicht an, daß die verschiedenen Parteien der Majorität bloß in inneren Fragen zusammeuwirken, einzelne darunter aber die auswärtige Politik in ihrem Sinne beein flussen wollen. Nimmer könnten die Polen aber die im tschechischen Lager gewünschte Politik des Lieb äugelns mit Rußland und der Bekämpfung, des „Vielleicht fordere ich noch mehr", versetzte Walter mit seinem Lächeln, hielt es aber jetzt auch nicht an der Zeit, den Amtmann über sein Verhältnis zu Käthe aufzuklären. Obgleich sich der Amtmann jetzt zur Zahlung einer Kaution in jeder beliebigen Höhe erbot, war es dem Amtsgerichtsrat beim besten Willen nicht möglich, Käihes Entlassung aus der Untersuchungshaft zu ver fügen, denn die inzwischen erfolgten Vernehmungen hatten erschwerende Umstände zu Tage gebracht. Eschebach behauptete, und sein Kutscher bestätigte dies, Käthe Glöckner habe das Pferd gegen des letz teren Willen mit Gewalt aus dem Stalle gezogen und sei mit demselben davongeritten und gab ihr Schuld, sie habe mit dem Fremden, der es über Seite gebracht, in« Einverständnis gehandelt. Das einzige Zugeständnis, was der verzweifelnde Vater und der eifrige Anwalt erlangen konnten, war, daß der Fall in möglichst kurzer Frist zur Verhandlung kommen sollte, und der einzige Trost, welcher der Gefangenen gewährt ward, waren die Unterredungen, die ihr mit ihrem Verteidiger gestattet wurden. Wie groß dieser Trost mar, davon ließ sich weder Glöckner noch der Amtsgerichtsrat etwas träumen. Die Nachforschungen nach dem eigentlichen Pferde diebe gingen inzwischen eifrig fort, lieferten aber kein Ergebnis, und es ließ sich nur annehmen, daß jener in nicht allzu weiter Entfernung e«nen Hehler gefun den, der das schöne Tier verborgen hielt oder es mög licher Weise durch Kunstgriffe, wie sie solchen Leuten eigen, unkenntlich gemacht hatte. So erschien denn Käthe Eschebach ohne ihren Mit schuldigen, wie der alte Eschebach sich ausdrückte, vor Deutschtums gutheißen Die Polen stellen sich ganz auf den großösterreichischen Standpunkt und befinden sich nur dadurch in einem Gegensätze zu den mehr zentralistisch gesinnten Deutschen, daß sie glauben, es könne den einzelnen Provinzen ohne Beeinträchtigung des Ganzen eine weitgehende politische und nationale Selbständigkeit eingeiäumt werden. Wie ganz anders lauten die Forderungen der Tschechen. Freilich haben die Polen keinen Grund zur Klage; ihr Land Galizien bildet einen Staat im Staate und genießt eine einzige Ausnahmestellung, dafür «st es ober auch ein ganz slawisches Land, während die Tschechen unmöglich tue 2H Millionen Deutschen aus dem Gebiete der Wenzelskrone wegbruigen werden, jeden- kalls ist es mit der dicken Freundschaft zwischen Tschechen und Regierung vorbei. Der Bogen ist schon so ge spannt, daß jeder neue Ruck einen Bruch herbeisühren kann. Indessen dauert die Widersetzlichkeit tschechischer Gemeinden gegen die Verfügungen des Unterrichts- Ministers fort Selbstverständlich wird die Regierung sich au diese Haltung tschechischer Gemeindevertretungen nicht kehren und ihre Verfügungen wenn »ölig zwangs- w ne durchführen. * Buda-Pest, 27. August. (K. Z.) Offiziös wird mitgeteilt, daß Österreich sich in der bulga rischen Angelegenheit keiner diplomatischen Aktion an schließen wird, die mit einer Protestnote beginnen und zu Zwangsmaßregeln führen würbe Paris, 26. August. (K Z) Recht angenelm muß Deronläde auf seiner Pilgerfahr! zum Grabe Katkoffs durch eine Veröffentlichung berührt werden, die heute in der „Röpublrque sranyaife" zu lesen ist und kaum noch gestattet, Michael Kattkoff als vier ten den Nationalheibgen Gambetta, Skobelcff, Chaney anzmeihen Dieser „glühende F'ennd Frankreichs" hat nämlich am 27. Mai dieses Jahres an einen zeit weise in Lugano sich aufhaltenden Freund, der ihn über seine Stellung zum russisch französischen Bünd nisse befragt hatte, folgendes in einem Briefe geant wortet: „Ich hasse Frankreich auf den Tod, weil es stets, in Vergangenheit und Gegenwart, der Herd liberaler und revolutionärer Bewegungen gewesen «st, und ich verzweifle nicht daran, es eines Tages zum zweit,« male durch die Heere der Ordnung besetzt zu sehen Aber heute, wo Rußland von Deutschland und Oesterreich bedroht wird, ist das Bündnis mit Frankreich e ne unvermeidliche, wenn auch unangenehme Notwendig leit " Dieser Bries wurde im Juni im Mailänder„Secolo ve>össen licht und ein Franzose wandte sich sogleich an Katioff mit der Bitte, dleie entsetzliche Auslassung zu verlern neu Katloff aber fühlte sich weder -u einer Ableugnung, noch einer Besckwnignng bewogen, ja, er aniwortetr nicht einmal auf den Brief Die „Rä- publique fiaii«,aise" findet es nun gar nicht hübsch von Derouläde, daß er zum Grabe eines Mannes wall- sahriet, der eine neue „Invasion der Barbaren" her- beiwünscht, ja, d-r vielleicht sogar im stände gewesen wäre, die Lichtstadt nebst Pantheon, Überresten Viktor Hugos und Patriot,nliga eines Tages nachdrücklichst bombardieren zu lassen. Sehr bemerkenswert «st es, daß die „R«publique sran^aise" trotz des obenerwähn ten Brie es offen ausspricht, daß Kaiser Alexander die Aiisichten Katkoffs bezüglich Frankreichs vollständig ^eile: „Gleich Katkoff hat er nicht die geringste Sym pathie sür Frankreich... Zwischen unserer Denkungsart und seinerzugleich mystischen undautotratischenAuffassung giebt es nichts Gemeinsames" So sinkt eine Säule »ach der andern in den Staub! Trotzdem verzweifelt die „Röpublique Franyaise" nicht, daß die Gemein samkeit. der Interessen beiden Staaten nicht gestatten werde, den einen von Deutschland zerschmettern zu lassen „Am Tage, wo das eine Land untergeht, ist auch das andere besiegt. Man weiß das in Rußland, und das genügt." Ein ander,s Blatt sp.ach freilich gestern eine andere Ansicht aus und meinte, das ganze russische Bündnis sei eine ziemlich faule Geschichte, denn an dem Ta-,e, wo Deutschland wolle, werde es zweifelsohne im stände sein, Frankreich in St. Peters burg zu überbieten. — Der „Temps" erklärt die Nachricht des „XIX. Siecle", die Gerichtsbehörden hätten Befehl erhallen, das Gesetz gegen das Spio ne »wesen mit größter Strenge auszuführen, weil man im Norden eine große Anzahl Spione als deutsche Offiziere und Ingenieure erkannt habe, für erfunden. — Die Verwaltung der französischen Westbahn hat beschlossen, daß ihre übrigens nur- in geringer Zahl vorhandenen ausländischen Beamten, meistens Belgier und Schweizer, entlassen werden, sofern sie nicht in kürzester Frist die französische Natioualange- horigkeit nachjuchen. . -»1 Pari-, 27. August. DaS „Journal de» Dvbats" spottet mit Recht darüber, daß das Krieg»- ministerium, dessen Eingang besser bewacht sei, al» das Serail des Grvßtürken, und in welches man nur unter endlosen Schwierigkeiten Einlaß erlange, nicht einmal den Mobilmachungsbefehl vor verfrühter, unstatthafter Veröffentlichung habe schützen können, obgleich man die Ausfertigung desselben mit ver doppelten Vorsichtsmaßregeln umgeben habe. „Die 15« für die Truppensührer des ArmeecorpS bestimmten Abzüge der ersten Mitteilung waren in einem besonder» Bureau gedruckt worden und niemand hatte während dieser Arbeit Ein» tritt erlangt. Die Truppenführer sollten dieselben im Lause des Sonnabends erhalten. Wie groß aber war da- Erstaunen des Ministers, als er ein Morgenblatt öffnete und seine Weisungen längst vorher veröffentlicht sand! . . Diese MobilmachungS- probe, die wir nie ernsthast genommen haben, hat bereits ein wichtiges Ergebnis gehabt, nämlich das, zu zeigen, wie zur KricgSzeit die Geheimhaltung beobachtet würde Wir wissen nicht, wie die Mobilmachung erfolgen wird. Aber soviel scheint einmal sestzuslehen, daß man sich durch gewiße, den Bericht erstattern bekannte Mittel, Dank der Kameraderie, den Frei, billetS für Theater, ja vielleicht gar mit Geld die den Truppen mitgeteilten Pläne und Weisungen verschaffen kann, bevor diese Schriftstücke noch aus den Aktenschachteln des Boulevard St.- Germain herauSgekommen sind. Dies Ergebnis steht unseres Erachtens nicht im Verhältnis zu den Anstrengungen, welche gemacht worden sind, um die Geheimnisse unseres Generalstabs zu behüten. Vielleicht wird man noch weitere Schranken hinzu fügen und die Geschwader von Thürhütern noch um einige ver mehren; vielleicht thäte man aber noch bester daran, die HilfS- deamten etwas sorgfältiger auSzuwählen, denen man geheime Schriftstücke anvertraut, und etwas weniger Riegel und Gitter anzuwenden, aus denen weder die Tugend der Mädchen, noch die der Beamten beruht" — Die vom Kriegsministerium angeordnete „strenge Untersuchung", von der die „D-batL" vor- ausfehen, daß sie ebenso erfolglos sein werde, als die seiner Zeit wegen des (nn „Temps" veröffentlichten) Berichts Borgnis-Desbordes über den Rückzug von Langs vn (Angelegenheit Herbinger), hat nach einer halbamtlichen Note ergeben, daß der Vertrauens bruch nicht von einem Offizier, sondern von einem Arbeiter der Militärsteindiuckerei begangen worden sei. — An diese Angelegenheit reiht sich eine ähnliche an, die m einer andern Note des Kriegsministeriums wie svlgt erzählt wird: „2 Waggons mit Gewehren des neuen Modells 86 (Viellader) wurden aus der Fabrik von St.-Etienne an die Artilleriedirektion Besancon geschickt. Bei Ankunft war das vorschrifts mäßige Bleisiegel des einen Wagens entfernt und durch bas einer Bahiistation der Paris-Lyoner Bahn ersetzt, auf w-lchem jedoch der Name der Station ab gelratzt war. D>r Direktor verweigerte die Abnahme »nd erstattete Bericht Eine Unlersnchnng ist eröffnet" — Tas „Journal des D bats" erteilt den im Amts blatt veröffentlicht« n Dekreten, nach welchen Ausländer durch dreijährigen Aufenthalt in den Kolonien bez. Schutzherrschaftsländern, Eingeborene aber durch eben so langen Militärdienst das französische Bürger recht erwerben, seine volle Zustimmung, hält jedoch sür raglich, ob Dekrete hinreichen, um die für Al gerien durch ein Gesetz festgestellten Bedingungen des Erwerbs des französischen Bürgerrechts zu ändern — Eine halbamtliche Bekanntmachung erklärt die Mel dung verschiedener Blätter, im Tonkin sei die Cho lera stark aufgetreten und habe sogar eine Handels- stvckung hervorgerusen, für übertrieben. Allerdings herrsche im Tonkin die Cholera, wie in jedem Früdjahre, aber diesmal weniger heftig als sonst; am l5. Juli seien nur noch einige vereinzelte Fälle vor- gelommen. — Die meisten Generalräte haben heute ihre Tagung geschlossen. — Hr. de Montebello, Botschafter in Konstantinopel, trifft demnächst hier ein und überbringt dem Minister des Auswärtigen den Großkordon des Osmunieh- und Hrn. F. Charmes, dem Ministerialdirektor der politischen Abteilung den des Medjidjchordens. — Der Abg. Clemenceau hat die Einladung der Toulouser Radikalen, dort zu sprechen, abgelehnt. * Rom, 27. August. CrispiS „Risorma" rät den Mächten, in der bnlg arischen Frage neutral zu bleiben. Wenn auch die Stellung des Prinzen von Coburg vom Standpunkte des Berliner Vertrages eine ui'gesetzl'che sei, so sei er immerhin von den Bulgaren in gesetzmäßiger Form gewählt. Die Entsendung euics rnffiichen Gouverneurs sei nur mit Zustimmung der Mächte statthaft, ebenso jegliche militärische Inter vention. Italien werde illegalen Vorkehrungen nicht zustimmcn. * London, 27. August. Der in der gestrigen Sitzung des englischen Unterhauses von den Regie rungsparteien mit ansehnlicher Stimmenmehrheit er fochtene Sieg über die Gegner der Proklamierung der irischen Nationalliga bestätigt unsere vor kur ven Schranken des Gerichtes und sah hier den letzteren sowie den Kutscher und die als Zeugen geladenen Wirtsleute aus der Ausspannung wieder. Franz Eschebach und der Amtmann Glöckner hatten sich unter dem zahlreich herbeigcströmten Publikum einen versteckten Winkel aufgesucht und harrten dort in wahrer Todesangst des Ausganges der Ver handlung. (Fortsetzung folgt.) Wiener Volkstheater. Der Verein zur Erbauung eines deutschen Volkstheaters in Wien hat sich, wie bereits mitgeteilt, konstitniert, nachdem die Zeichnung des Vereinskapitals von 560000 FI. nachgewiesen war. Der Vereinsausschuß wurde ermächtigt, das Volkstheater zu verpachten und einen diesbezüglichen Vertrag auf angemessene Zeitdauer unter entsprechen den Bedingungen abzuschließen. Der von den Archi tekten Fellner und Helmer ausgea« beitete Plan ist in den Formen der italienischen Hochrenaissance gehalten. Das Gebäude erhält seine Hauptsront gegen die Kreu zung der Museums- und Bellariaftraße. Für Ent leerung des Theaters ist durch Anlage von breiten Kommunikations- und Trcppenanlagen ganz außer ordentlich gesorgt; alle Treppen, Foyers und Garde robenräume erhalten direktes Tageslicht Der Zu schauerraum enthält ein Parterre und bloß zwei Gale rien. Fast die Hälfte der Zuseher sind im Parquet plaziert und daher im Straßenniveau untergebracht. Aus dem? Paiquet führen 17 Doppelthüren, von welchen man, die Garderobe passierend, direkt ins Freie gelangt. Die Besucher der ersten Galerie ge langen vom Hauptvestibul aus über zwei breite Trep pen zu ihren Sitzen; auch hier sind 17 Ausgänge eingerichtet. Für die Besucher der zweiten Galerie stehen ebenfalls 2 breite Treppen zur Verfügung. Dieselben werden ganz getrennt von der ersten Galerie, so daß eine Stauung nicht entstehen kann. Die Be- >ucher gelangen durch seitliche Vorhallen zu den Sitz plätzen über 3 Treppenarme, sie können, wenn es gilt, das Theater rasch zu verlassen, auf breite Ter rassen und von diesen auf die Galerietreppen ge langen, ohne den Zuschauerraum passieren zu müssen. Für das Logenpublikum sind separate Logentreppen angeordnet. Der Zuschauerraum er hält seine charakteristische Physiognomie dadurch, daß die Logen (die in geringer Zahl vorhanden) in einem bogenförmigen Prosceninm untergebracht, wäh rend die offenen zwei Galerien so arrangiert sind, daß man erkennen muß, die Verfasser der Pläne wollten, wie eS sich für ein Volkstheater geziemt, möglichst wenig Unterscheidungen zwischen den Besuchern äußer lich hervortreten lassen. Der Fassungsraum deS Theaters soll der folgende sein: Parterre: 44 Orchester fauteuils, 300 Parkettfauteuils, 264 Parterrefauteuils, Stehraum 266 Personen, zusammen 874 Personen. Unterteilung: l Hofloge, 10 Logen L 5 Personen, zu sammen 50 Personen. Erster Rang: 12 Logen » 5 Personen — 60 Personen, 354 Fauteuils, zusammen 414 Personen. Zweiter Rang. 12 Logen L 5 Per sonen — 60 Personen, 354 Fauteuils. Stehraum 248 Personen, zusammen 662 Personen. Summa 2000 Personen In wenigen Wochen soll der erste Spatenstich zu diesem volkstümlichen Werte gemacht werden.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)