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642 Trennung, von Gefahr? Wie deutet das der treueste Mann in Eurem Volke?' — .Warum verließet Ihr den RetchSrath?' entgegnete die Fürstin mit trüber Miene. .Ihr dürstet daun nicht fragen nach dem, was meine Lippen mundet, wenn ich's sagen muß. Der König Carl ist gelandet zu Zeng, aber Ihr wisset nicht, daß er unsern Botschaftern zu Agram geantwortet: Er sei gekommen, daS durch Parteiung zerrüttete Ungarn zu beru higen, Eintracht zu stiften unter den uneinigen Magnaten, die Rebellion zu vernichten, den Thron seiner Schwester, so nennt mich der böse Vetter, fester zu stellen, und das Alles um da- Gedächtniß König Ludwigs willen, dessen Verdienste um ihn und sein HauS und seine Krone von Neapel der Falsche dankbar zu vergelten schwöret.' — .Trauet ihm nicht!« rief Niclas heftig. .Laßt den Arglistigen nicht in das Herz Eures Reichs." — „Seid Ihr ein Roland, ein Herkules, und wollet Ihr ihn aufhalten mit der Einen Brust?" -ntwortete Pie Köni gin schmerzlich. .Die HorwathiS mit ihren Crösten decke» seine Reise; Vetter Twartko, der wilde Bosniak, und Stephan Latzkowitsch haben alle unruhigen Gemüther im Ungarlande für diesen Carl geworben, und ziehen gegen uns heran. ES find die wüsten, rachedurstigen Feinde Cures Vaters, die, was er ihnen that; an ihrer schuldlosen Königin zu rächen gesonnen. Sie nennen unseü Krönung übereilt und unrecht mäßig vollzogen; sie schreien: nicht die Königin Mutter, nur der Gara regiere. Paul Horwatht, der Bischof von Agram, hat selbst den Fremden an dieses Reiches Küsten geleitet, um dem schwachen Weiberregtmente ein Ende zu machen. Ver gebens habe ich dem Adel und den Comitaten für ewig alle Freiheiten bestätigt, die ihnen die heiligen Könige verliehen; die bärtigen Männer standen unentschlossen, haben vergessen, daß sie mein edler Pater groß und reich gemacht, daß er die Krongüter vergeudet, um ihre Dienste über Maaß zu loh nen; das Volk hat vergessen, daß er die Freiholde dem Edel- manne gleichgestellt, daß seine Hand des Orients Handels straße durch dieses wüste Land geleitet, daß er diese Stadt zur Königsstadt erhoben, daß er di« Nation vor einer gan zen Welt so hoch gestellt, daß sein ganze- Leben ein lan ges Opfer war für die, welche ihm der Himmel anvertrauet. Kein Aufruf ward vollzogen; nur einige der Obergespanne führten uns ihre Wappner zu. Darum müssen wir unser Geschick der Hgnd des Allmächtigen anvertrauen, und der geltrbte Gemahl, unser Siegmund muß fort von hier, fort noch in dieser Nacht." --7- , < „Der Markgraf, den die Barone selbst zum Schutzherrn Ungarn« ernannt, flüchtig vor einem fremden Abenteurer, welcher im Vann des Papstes liegt, und selbst sein Neapel voll Rebellen weiß?" fragte Niclas stutzig. „ES muß so sein! Man befeindet den Siegmund, weil man sein Herz, seinen Geist nicht kennt,, wie Ihr und ich, weis des Ungarn Eifersucht die Herrschaft nicht dem Luxem burger gönnt, weil der Ungar fürchtet, daß die Untugenden seines Vaters Carl, und Wenzels, seines Bruders, auch auf ihn vererbt sein möchten. Er darf die Ankunft des Durazzo nicht erwarten, der ihn persönlich haßt, und dessen Herzlo sigkeit und grausames Gemüth selbst da» Leben des Gelieb ten antasten könnte," — „Doch warum denn Trennung? — Warum wollet Ihr auf einem andern Wege Sicherheit suchen? Warum nicht mit Eurem Gatten ziehen?" — Maria s zarte Gestalt schien sich zu erhebe» wie aus unsichtbaren Fittichen; die scharf gezeichneten, dunkeln Au genbraunen zogen sich gegen die weiße Stirn hinauf; fest wie ein Mann preßte sie die kleine Hand gegen den schön gewölbten Busen. „Ach flüchtig, ich Ungarn- Königin und die Tochter des großen Ludwig-?' fragte sie.von schönem Zorn erhitzt. „Wir sollten die Krone in den Sand hinter uns werfen, damit der Abenteurer ein Recht hätte, daS ver lassene Kleinod aufzuheben?" — .Dann wird auch Herr Siegmund nimmer weichen ," fiel mit gleicher Gluth der kräftige Magnatensohn ein. »Dann werden wir stehen in dem Thore der Königsburg, und nur über den zerfleischten Leibern wird dieser falsche Blutsfreund seinen Einzug halten.« — Marias Augen verloren den Ausdruck de- Unwillens, indem sie auf den Jüngling schaute, der die Hand am Schwertgriff,. mit den Blicken eines Helden eine ganze Welt herauszufordern schien. Sie seufzte tief auf, und wandte stch ab von ihm der Flügclthüre des Thronsaales zu, aus welchem mit heftigem Schritt und hochrothem Gesicht ihr Gemahl in die Vorhalle stürmte. „Weißt Du darum Maria?« fragte Prinz Siegmund mit kurzem Athem, die ihm entgegengestreckte Hand der Gat tin fast unsanft ergreifend. „Wie einen Schulknaben haben sie mich gemeistert, der bocksbärtige Palatin und Deine zärt liche Mutter. Alle Sünden meiner Kindheit, selbst die elen den Prager Groschen, die ich von meinen mährischen Vet tern auf das kleine Wagland geborgt, haben sie mir jüdisch vorgerechnet gleich einer Todsünde, und mir zuletzt gar höf lich den Stuhl vor die Thüre gesetzt. O ich weiß, was diese Eigennützigen im Sinne tragen. Wenn sie in Kampf gingen mit diesem Durazza, könnten sic ein Stücklein des goldenen Rockes etnbüßen, mit welchem Dein edler Vater die Blößen ihres rohen Leibes bedeckt. Sie wollen Handel trei ben mit Seel' und Ehre, Handel treiben mit Dir selbst. Man will unser Ehcband zerreißen, und Dich dem Herzoge von Orleans antragen, um Frankreichs Macht für sich als Brautschatz zu gewinnen, und den unwillkommenen Usurpa tor dadurch fortzuscheuchen. Maria, sprich, schwöre bet der Gnadenmutter, weißt Du um den entsetzlichen, ktrchenräube- rischen Plan dieser Gotteslästerer?" — „Und das frägt Siegmund, das mein König seine Ma ria?" entgegnete die Königin erschüttert. „Du hast ein frisches Beispiel solchen Frevel«!' stürmte der Prinz weiter; .warf nicht die Schwester Hedwig he» «ackern Oesterretchcr, den das Sakrament an sie gebunden, fort, und nahm des heidnischen Jaghel« unsaubere Hand, um nur die Krone Polens zu gewinnen? Umsonst hatte» wir unser Blut gewagt gegen diese Litthauer, umsonst unser schar fes Schwert dem Semovit gezeigt und das Polenland bebe» gemacht, wie heute siegte dort die Zunge im weibischen Reichsrathe, den die Natur zum Spott mit stattliche» Bär ten geziert." — ! , Maria umschlug den Gemahl mit beiden Axmew, und legte ihr schönes Haupt an die breite Brust hcS kräftigen- stattliche» Fürsten. „Maria ist keine Hedwig;" sagte sie leise, doch bebte ihre Stimme im Seelenschmerz; unser Gelübde hörte der Himmel, und nur der Tod kann es lösen. O Sieg mund, sollte nicht Martens Vertrauen wanken, wenn der Mann ihrer Seele im Mißtrauen schwankt?" — Der Fürst drückte sie fest an sich , und streichelte be schämt ihre Wange.? Mit leichtem Tone ries er da»«: „So mag « d rum sein! Auf Freund Ntcla», laßt die Pferde sat teln; ich mag keine Stunde mehr unter diesen seelenlosen Larven wandeln, und bestelle auch eiu sanfte-, sicheres Thier für unsern Schlick da, er hat gar verständig gefochten für unsere Sache, freilich eben so fruchtlo-, wie di« mächtige Donau die Felsen am eisernen Thor bekämpft, um sich «ine freiere Bahn zu öffnen." Er deuiete dabei mit lächelndem Blick zurück aus einen schmächtige» jung«» Mann in schwäre