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Claude Debussys Vorspiel zum „Nachmittag eines Fauns“ gehört zu den typischsten Werken des Impressionismus. 1892 wurde die Partitur begonnen und im Sommer 1894 beendet. Die Uraufführung fand Ende Dezember 1894 unter dem Schweizer Dirigenten Gustave Doret in der „Societe nationale“ statt. Der Widerhall war so stark, daß das Werk wiederholt werden mußte. Von Debussy waren ursprünglich vorgesehen gewesen: Vorspiel, Interludium und Schlußparaphrase über das Gedicht Mallarmes. Der Dichter wurde durch ein Bild Bouchers in der Londoner Nationalgalerie angeregt: Im Schilf belauscht ein junger Faun die Nymphen, er träumt — auf seiner Flöte blasend — verlangend nach ihnen. Ursprünglich hatte Mallarme ein Ballett vorgeschwebt. Später (1911) ist dieser Gedanke auch verwirklicht worden, und zwar durch das bekannte russische Ballett mit Diaghileff und Nijinski. Die Bindung an die sinfonische Musik ist kaum noch zu erkennen, viel eher müßte man von einer „musikalischen Meditation“ über das Gedicht sprechen. Eine Flöte beginnt: Unbegleitet, kein in sich geschlossenes Thema, sondern vielmehr ein Gleiten von Ton zu Ton, ein träumerisches Steigen und Fallen. In immer neuer Abwandlung und Beleuchtung arbeitet Debussy mit dieser Flötenimpression. Ein zweites Thema klingt auf, es kommt zu Steigerungen, • doch helfen diese Erklärungen die Musik besser zu verstehen? Debussy selbst schrieb in einem Brief vom 10. Oktober 1896: „Das Prelude zum .Nachmittag eines Fauns' ist vielleicht das, was im Innersten der Flöte des Fauns vom Traum steckengeblieben ist? Genauer, es ist der allgemeine Eindruck des Gedichtes, denn um ihm nachzugehen, würde die Musik außer Atem kommen. Es ist auch die Verachtung dieser Bibergelehrsamkeit, die unsere besseren Köpfe träge macht; sodann, es ist ohne Respekt gegenüber der Tonart! und eher in einem Modus, der alle Nuancen zu umfassen ver sucht. Das Ende ist die Ausspinnung des letzten Verses: „Lebwohl, ich seh dich Paar als Schattenbild!“ Textliche Mitarbeit: Gottfried Schmiedel • Einflihrungsvortrag; Prof.I)r. Hans Mlynarczyk Literaturhinweis: Boyer: Geschichte der französischen Musik (Wäll); Strobel: Claude Debussy; Stefan: Georges Bizet Vorankündigung: Sonnabend, 20. Oktober: 3. Philharmonisches Konzert, Anrecht A1 Sonntag, 21. Oktober: 3. Philharmonisches Konzert, Anrecht A 2 Sonnabend, 27. Oktober: „Meisterliche Musik der Nationen“ : Italien, Anrecht B 1 Sonntag, 28. Oktober: „Meisterliche Musik der Nationen“ : Italien, Anrecht B 2 Dienstag, 30. Oktober: 3. Außcrordentl. Konzert mit Michael Weimann, Moskau (Werke von (iluck, Beethoven und Tschaikowskij)