Volltext Seite (XML)
konzertes hin- und herpendelt, brillant und glänzend instrumentiert ist, melodisch schön, rhythmisch interessant, voll koloristischer Wirkungen und fein gestufter Orchesterschattierungen. Das Werk wurde 1875 durch Sarasate urauf geführt. Wer den NamenGeorges Bizet hört, denkt dabei sofort an ein Werk, an eine Oper, an die „Carmen!“ Von den sonstigen Werken des französischen Meisters blieb nur die Suite zu dem Drama „Die Arleserin“ von Daudet lebendig, zuweilen erklingen noch einzelne Arien aus den Opern „Die Perlen fischer“ und „Djamileh“, — fast alles übrige wurde vergessen. Zu Recht? Zu Unrecht? Die Frage ist nicht leicht zu beantworten. Bizets Sinfonie in C ist das Werk eines Siebzehnjährigen. Sie wurde in knapp vier Wochen komponiert (Oktober/November 1855), blieb unbekannt, bis sie von dem Glasgower Musikschriftsteller D. C. Parker in der Bibliothek des Pariser Conservatoriums entdeckt wurde. Parker machte Felix Weingartner darauf aufmerksam, der das Werk am 26. Februar 1935 in Basel uraufführte. Das Jugendwerk Bizets ist sinfonisch sehr schulgerecht geformt, verrät Kenntnis der Klassiker, neigt aber auch zu einem etwas großzügig-ober flächlichen Musizieren, wie es die musikalische Mode der damaligen Zeit bebte und verlangte. Auffallend die stereotype Dreiklangmelodik. Der spätere Bizet läßt sich am ehesten im langsamen Satz erkennen, in der weit ausschwingenden, sehnsüchtigen Melodik und der Verbindung von Chromatik und Orgelpunkt. Nina Curtis meint, die Sinfonie zeige „ein natürliches Talent, das dem Mozarts, Schuberts und Mendelssohns im gleichen Alter nicht nach stehe“. Als interessante Talentprobe des jungen Bizet nehme der Hörer die Musik so, wie sie ist: leicht, unproblematisch und unterhaltsam im besten Sinne. Darius Milhaud wurde 1892 geboren, gehörte zeitweilig zur bekannten „Gruppe der Sechs“, unterrichtete seit 1940 in Californien und kehrte 1948 in seine französische Heimat zurück, wo er heute als Komponist und Leiter des Pariser Rundfunks tätig ist. Milhaud schuf bislang über 350 Werke: Von hebräischen Liedern über seine „Drei-Minuten-Opern“ und die 6 pastoralen Gesänge „Landwirtschaftliche Maschinen“ bis zu dem jazzartigen „Konzert für Schlagzeug und Orchester“ ist ungefähr alles vertreten, was an musikalischen Formen denkbar ist. Das ist genauso typisch für Milhaud wie der Ausspruch eines belgischen Musik wissenschaftlers: „Milhaud komponiert, wie andere atmen, begieriger sich mitzuteilen, als die Form zu pflegen, und völlig unbesorgt um die Kunst regein.“ Milhaud bezeichnete sich selbst einmal als einen „Franzosen provenzalischer Herkunft und israelitischer Religion“. Als seine Lieblingskomponisten führte er Rameau, Couperin, Berlioz und Bizot an, des weiteren Satie, Debussy, Strawinsky, Mahler, Strauss und — hoch über allen stehend! — Bach und Mozart! Eine bunte, schillernde Reihe, bezeichnend zugleich für Milhauds