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L80 Re«.Dori, 27. «ug. Am 41. d. M. starb in Cincinnati Theodor Dietsch, Redakteur des „Republikaner,", an den Fol- -en der Schwindsucht. 1819 zu Mühltroff im Königreich Sachsen geboren, auf dem Gymnasium zu Plauen vorbereitet, studirte er 4n Leipzig Rechtswissenschaft. Da» Jahr 1848 fand ihn al» Etadtrath von Annaberg. In da» Frankfurter Parlament gewählt, nabm er seinen Sitz auf der äußersten Linken, und ging mit nach Stuttgart. Seiner Stelle in Annaberg verlustig erklärt und in Anklagezustand versetzt, suchte er in Amerika eine neue Heimath, und landet« 1849 in New-Orlean». Schon im Januar d. I. kränkelte er, und nur zu bald zeigten sich die Symptome jener verheerenden Krankheit. Ein hinterläßt eine trauernde Wittwe und drei unerzogene Kinder. — Entweder Europäer oder Sklaven — heißt e» in einem Artikel au» Washington — muffen die nothwendige schwere Arbeit aller ersten Ansiedlungen in Städten und auf dem Lande Herrichten, und nur durch den nieder» Preis derselben ist die Verbreitung der Civiltsation und die Urbarmachung des Boden» in einem, ausgedehnteren Maßstab möglich u. s. w.— Lockt euch dt«S nicht dahin, ihr Europa müben? — ' Inland Dre-den, 15. September. Die SocietätSbrauerei zum Waldschlößchen ist bereits wieder, und zwar, wie allgemein er wartet wurde, vergrößert und verschönert, au- der Asche er standen und dürste binnen Kurzem in Betrieb gesetzt werden. Das alte Gebäude ist um ein Stockwerk erhöht worden und hat in der Mitte noch ein die Vorderfront zierendes Giebel- stockwcrk im Dachraume erhalten.— Johanngeorgenstadt, 14. September. In diesen Tagen ging hier eine Zuschrift der Ausfig-Teplitzer Eisenbahn- und Bergbaugesellschast ein, welche den hiesigen Stadtrath um Erörterung der gewerblichen und anderer in den Bahnbetrieb einschlägigen Verhältnisse hiesiger Stadt bat und gleichzeitig mütbcilte, daß die pro- jectirte Teplitz-Karlsbäder Bahn (Egerbahn) cvncesfionirt nnd deren tzortetzung bis an die sächsische Grenze (von Echlackenwcrth über Lichtcnstadt, Abertbam, Bäringen, Platten nach Johanngeorgenstadt) beschlossen sei. Nun dürfte auch Schwarzenberg-Johanngeorgenstadt nothwendig werden. — Chemnitz, 15. Sept. Um den Bau der Chemnitz-Göß- nitz-Zwickaner StaatScisenbahn in nachdrücklichster Weise zu fördern, beabsichtigt die den Bau leitende königl. StaatSeisen- bahndirection noch circa 1500 tüchtige Handarbeiter, denen ein Tagelohu von 17—18 Ngr. -»gesichert wird, anzunehmen. Oeffeutliche Gerichtsverhandlungen. Eibenstock, den 11. Septbr. 1857. Ja der heutigen Sitzung des hiesigen Königl. Bej.-Gerichts wurde über zwei Verbrecher öffentlich Gericht gehalten. Die Zuhürcr- räumen diesmal während der beiden Hanptverhandlungen, jsowohl we gen der Gegenwart der Königlichen OberstaatSanwaltschaft de- Herrn Oberstaatsanwalts, Ritter vr. Schwarz-, al- wegen der Individualität der Angeklagten, außergewöhnlich zahlreich angefüllt. Zuerst gelangte die Untersuchung wider den mwerehelichten Zimmergesellen Friedrich Wilhelm Martin au- Schönheide, 32 Jahre alt, zur Hauptverhand lung, Martin, der nach 54jähriger Dienstzeit al- Militär in Felge eine- Betrug- seine Dimisfion erhalten hatte, ist ein höchst gefährli ches Subject, da- schon 2malige Arbeitshausstrafe, darunter 1 Mal aus der Leuchtenburg in Altenburg, und mehrmals Gefängnißürafc ver büßt hat. Auch neueldingS wieder ist ein auf 6 Monate Arbeit-Haus lautende« Straferkenntniß gegen ihn gesprochen worden, wogegen er den Gnadenweg betreten hat. Die Verbrechen, deren er schon wieder bezüchtigt ist, find die de« vollendeten Versuchs de- Betrug«, zweier vollendeten Betrügereien und eine« Diebstahls. DeS ersten Verbrechen« machte er sich im Septbr. vorigen Jahre« schuldig, in dem er den Breltmüller Engler auf der, zwischen böhm. Rerihammer und Hirschenstand liegenden Schneidemühle Borah unter der falschen Vorspiegelung, er habe bereit« mit dem Zimmermeister Richter in Johanngeorgenstadt, dem die damal« ans der Borah befind lich gewesene» Bretter gehörten, abgeschlossen, dahin zu vermögen ver suchte, ihm eine Fuhr« Landbretter, 2 Schock zu je 10 Thlr. enthal tend, abzulaffen. Engler, der jedoch die strenge Anweisung hatte, ohne Geld und Vorwiffen Richter« kein« Bretter verabfolgen zu lassen, ließ sich nicht täuschen. Martin« Versuch mißlang. Glücklicher aber war er 8 Tage später, indem er Von dem Schneivemüller Taut, der damals auf der Borah war, unter der lügenhaften Angabe, er habe mit Richtern den Handel abgeschlossen und die Weisung erhalten, Bretter abfahren zu können, 2 Schock Landbretter, t 10 Ngr, erschwindelt. Gan» auf dieselbe Weise gelang er am S. Mai l. I. aus der Schneidemühle zu Milden«» bei WerneSgrün in den Besitz von 3 Schef. Schlagbrettern, t S Thlr. Wenige Tage vorher nämlich hatte er mit dem Fleischergesellen Gerber in WerneSgrün, dem die Bretter in Mil den«» gehörten, auf 4 Schock Schlag- u. 3 Schck. Miltelbretter ge handelt, war aber mit ihm nur auf 2 Schck. Mittelbretter einig ge worden und wurde dabei au-gemacht, daß Martin, wenn er sie abhole, Gerbern darüber zu benachrichtigen habe. Dem Schneidemüller, der den Handel mit angehört, suchte er glauben zu machen, er habe sämmt« liche Bretter Gerber- gekauft und sei mit ihm bereit- wegen der Ab fuhr einig; nur wolle er immerhin auflaveu, da Gerber, der auf di» Mühle zu kommen versprochen habe, so lauge bliebe. Da aber Ger ber immer nicht kam, so fuhr Martin mit den Brettern ab und sagt«, er wolle ihn auf dem Rückwege sprechen. Auch die- war eine Vor spiegelung, um sich den Schein der R^ellität zu geben. Heberer hatte gleichfalls die ausdrückliche Weisung, ohne Gerbers Anweisung kein« Bretter abfahren zu lassen. Gr ist daher ersatzpflichtig. Da- 4. Verbrechen, dessen er sich schuldig gemacht, bestand in der Entwendung eine-, dem ehemaligen Grenzaufseher, Herrn Opell zu» gehörigen Taschenmessers, dessen Werth auf t7 Ngr. geschätzt war. E« hatte zwar Martin dem Verletzten Ersatz geleistet, jedoch zu spät, da bereits deSfallS an die GenSdarmerie Anzeige erfolgt war. Nach dem die Untersuchung geschloffen und die Belastungszeugen vereidet worden waren, verschrit« die Königl. Staatsanwaltschaft zur Begrün dung ihrer Anklage und beantragte Bestrafung nach Maßgabe der Art. 2lä, .223 und 26 de» Crim.-Ges.»Buchs, welches bezüglich de» beiden ersten Verbrechen, die noch unter seiner Herrschaft verübt wor den, gelindere Grundsätze ausspreche und der Art. 285, 276 nnd 277 ,c. de» Strafges.-Buch«. Außerdem habe auch noch Art. 3VV. w— gen der bereit« 2 Mal erlittenen Arbeitshausstrafe Platz zu greifen. Hieraus ergriff der Vcrtheidiger des Angeklagten, Hr. Adv. Fied ler allhier, das Wort, der in präciser und gewandter Weise hinsicht lich der 3 erster» Puucte Straffreisprechung i eines Clienten beantragte, da ein objektiver Thatbestand, weil kein Antrag auf Bestrafung und ' nur ein Betrug in VeUragSverhältniffen, ein Creditbetrug vorliegt, nicht vorhanden. Das 4. Verbrechen anlangend, so sei die diebisch« Absicht nicht nachgewiesen. Alle die von der Vertheidigung hervor gesuchten ErculvationSmomente waren jedoch nicht im Stande, ihren Schützling vor der Hand der bürgerlichen Freiheit zurückzugeben; denn der Hohe Gerichtshof verurtheilte ihn zu Zucht- und Arbeitshaus i» der Dauer von l Jabr 8 Tagen und I Jahr 6 Monaten. Hieran schloß sich der Verhandlungstermin in der Untersuchung wider den Fleischermiir. Johann Christoph Becher In Aue wegen qualificirten Diebstahl«. Als Verletzte war Hr. Conditor Unger nebst seiner Ehefrau vorgeladen, Der Kläger deponirte, daß sich in der Zeit vom Januar bis zum 12. Mai «. e. seine Heuvorräthe so auf fällig vermindert hätten, daß er folgerichtig auf eine» Diebstahl hab« schließen müssen, ohne jedoch ein« bestimmte Person in Verdacht g habt zu habe». Die Quantität deS entwendeten Heue« schätzt er auf circa 24 Ctnr., welche« Facit auch der al« verpflichteter Sachverständiger vorgeladene Herr Mühleubesitzer und Oekonom Blevl allhier heran« bringt. Um die Mittagszeit de« 12. Mai bemerkt Hr. Unger zufällig an der Seite seiner Scheune, w,lche unmittelbar an den mit einem hohen Zaune versehenen Hosraum Bechers angrenzt, eine Oeffnung, dadurch entstaMen, daß der unter« Theil eine» Brete» j Elle hoch uns 8 Zoll breit, weggebrochen war und welcher hinweggenommcn und wieder angelegt werden konnte. Der Dammificat legt sich auf di« Lauer uns ist so glücklich, wirklich den Dieb in flagranti zu ertappen, wie er das Stück Bret entfernt und mit dem Arme Heu herauslangt. Hr. Unger und feine Ehefrau schauen Bechern in'« Angesicht und drücken in zurechtweisendeu Worten ihr Verwundern über die Person de« Die«' bcS aus, welcher da- Heu zurückwerfend sich bestürzt entfernt, die Wahrheit dieser Angaben leugnet der Jnculpat auf» Entschieden '« und bemerkt auf Befragen, warum er in die Scheune gegriffen, er hab« eine von seinen Hühnern hinein sich verkrlegen sehen und Gier dari» gemnthmaßt. Alles Andere stellt er in Abrede. Der Unrftand aber, daß die Scheune vorher in gutem Zustande sich befunden haben soll, daß man später die an der Oeffnung losen Bnter mit neuen Nägel» wi.der angenagelt fand nnd sogar die Spuren der Hammerschläge be« melkte, daß ferner die Umzäunung de« Gehöfte« im besten Stand« und gegen fremden Eintritt wohl verwahrt war, sowie endlich d e be» schworne» Aussagen.de« Ungerschen Ehepaare« lassen einen Zweifel an der Urheberschaft de- Angeschuldigteu nicht zu. Wenn auch d«