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411 ersehen wir, daß e« auch in Norwegen in letzterer Beziehung um nichts besser als hier ist. „Die »Lärche" — heißt k« darin — „ist unendlich groß und selbst im Schatten haben wir 24—26 * R. Die Laudieut« seufzen nach Regen, und bekommen wir denselben ni»t bald, so gebt da» Heu und Getreide allerwärtS zu Grunde. Schon jetzt zeigt W eine Lendenz zum Steigen des obbehin theiier genug stehenden Ge treide«. Die Schifffahrt und der Holzhandel sehr flau, und im Ganzen nur der größte Geldmangel! Man kann kaum Geld gegen vollkommene« Pfand zu 18—20 ^Procent aus- tretben. Alle Kaffen And leer und immer und immer hört man da« Wort: „Darleihen! Darleihen!" auSrufen. Italien. »Lien, 2. Juli. Au« Neapel wird ge meldet: Zu Saprt, einem Küftenstäbtchen am Golf von Policaftro, unweit von Bonatt ist ein erfolgloser Auf stand au-gebrochen. Neapel selbst ist vollkom- men ruhig. — Neapel, 3. Juli. Wenn auch die telegraphischen Meldungen über den allerneuesten »Aufstands versuch in Italien noch verworren lauten, so ist doch der Plan, welcher den Verschworenen dabei zu Grunde lag, leicht zu durchschauen. Bor allem lag e« ihnen daran, Soldaten der Revolution anzuwerben.a Zu dem Ende wendeten sie das Aiige auf die dreihundert neapolitanischen politischen Gefan genen, welche im Zwinger der Insel Ponza durch ein kleine« Detachement von Invaliden bewacht werden. Um die Befrei ung dieser zu erwirken, richtete man sich so ein, daß am näm lichen Abend, an welchem der sardinische Dampfer „Cagliari" von Genua die Fahrt nach Tunis antreten würbe, ein be waffneter Hanfe de« im Hafen von Livorno liegenden kleinen Dampfers „Jl Giglio" sich zu bemächtigen hätte. Letzterer ist al» Krtcgsdampfer armirl, dient aber ansschlicßenb um den Postdienst zwischen Livorno und der Insel Elba zu ver sehen. Da, wie Sie wissen, in der Nacht vom 29. auf den 30. Juni gleichzeitig in Genua und Livorno Unruhen ver sucht wurden, gelang es den Verschworenen wirklich de« Dampfers „Jl Giglio" habhaft zu werden, und damit dem Dampfer „Cagliari" anfzupaffen, dessen »Mannschaft an« kaum fünfzehn Individuen bestand, da er einer Handelsgesellschaft angehört, welche zwischen Tunis und Genua den. Transport von Reisende» und Waaren besorgt. Die Lerschwvrnen ga ben den kleinen toScanischen Dampfer auf, und steuerten mir dem Cagliari, welcher eine Tragfähigkeit von achthundert Ton nen, und eine »Maschine von der Kraft von hundertundfsinszig Pferden besitzt, auf die Insel- Ponsa lo«, wo die wenigen Invaliden, welche die Besatzung bilden, keinen ernsten Wider stand ihnen eutgegenzusetzen vermochten. Durch die frcige- wordenen Gefangenen verstärkt, unternahmen sie bei Sapri unweit Salerno eine Landung. Sie fanden die dortigen Behörden auf diesen Besuch nicht unvorbereiret. Nach einem kurzen Gefecht mit der GenSdarmerie nahmen die Aufständi schen Reißau«, konnten aber den Bord ihre« Dampfers Cag- liart nicht mehr erreichen, weil bereits die auS Castcllamare herbeigeeilten königl. Kriegsdampfer ihnen den Rückzug durch die Besetzung de« „Cagliari" abgeschnitten hatten. Die mei sten au« ihnen wurden gefangen genommen; die übrigen ret teten sich durch die Flucht in die umliegenden Berge, wo sie Don derGcnsdarmerie verfolgt werden.— Genua, 30. Juni. Eine Handvoll Verschworener hat hier versucht, die bestehende Ordnung der Dinge umzustürzen. In einer Oerllichkeit bet der Vorstadt Villafranca wurden ungefähr 3000 Flinten, eine beträchtliche Anzahl »Pistolen und Dolche, sowie eine Quan tität Pulver und Kugeln weggenomme». Etliche dreißig Ver schworene hatten sich in der Nacht von gestern auf heute de« kleinen Fort« Diamante bemächltgt, indem sie die kleine Wache entwaffneten und den diese befehligenden Serganten tödteten. Hieraus veksuchten sie auch da- Fort Sperone zu nehmen, die« mißlang ihnen jedoch, und ebenso würden fie durch rasch hetbeigstilts Truppen aus dem DjamsisstfpH Der Plan, sastt man, sei gewesen,, nach Wststähch« ver tzdytz von Genua sich der Flotte zu«chM«btige^ und damit nach Neapel zu laufen. Seitdem haben ^un viel» Verhaftungen stattgcfunden. Die Stadt ist - übrigen« vollkommen ruhig, und man glaubt allgemein: e« bandle sich hier wieder üm «in thörickie« Attentat der Mazzinisten, welche wie gew-hnltch Italien mit einigen Dutzend verschworener Tagdtebe „befreien" wollten. (Großbritannien Londpn, 3. Julis „PoÜ ning Post" meldet, der König von Belgien werde Engläntz besuchen. Man erwarte denselben stündlich in Dover. Der Kaiser und die Kaiserin von Frankreich iperden auf ihrer be vorstehenden Reise nach England vermuthlich zwei Tage in Manchester zubringcn. — Kalkutta, 16. »Mai. Nach Aus bruch de« Aufstandes ist vom Generalgouverneur von Ostin dien mit Bezug auf die Gerüchte von der bs-bfichtigten Ver- letzung der Kastengebräuche und Glaubenssysteme der Einge borenen eine Proklamation erlassen worden, worin e- heißt; ,,Fo,t William (Regierungssitz in Kalkutta). Departement de« Innern, den >6. »Mai. Der Generalgouverneur mW Rath von, In dien bat die Armee von Bengalen darauf hing,wiesen, daß di« Er» zählungen, durch welche die Mannschaften gewisser Regimentei zu dem Verdacht verleitet werden ilnd, al« sinne die Regierung von Zndtip auf Beeidigung ihrer Religion oder Verletzung ihrer Kake, verleum derische UnwahrkeUen seien Der Generalgouverneur und Rath hat erfahren, daß dieser Verdacht noch immer von böswilligen Leuten nicht nur in der »Armee, sondern auch unter andern Klaffen de« »Volke» vev« breitet wird. Von Neuem warnt daher der Generalgouverneur und Rath alle Klaffen gegen die Täuschungen, welche gegen fie in» Wert gesetzt werden. Die Regierung von Indien hat unabänderlich die r» ligiösen Gesinnungen alle.- ihrer Unterthanen mit sorglicher Ehrerbie tung behandel. Der Generalgouverneur „ne Na'h hat erklärt, daß er niemals aufhö-en werde, so zu v.rfahren. Er wiederholt jetzt die e E klärung un» verkündet mit allem Nachdruck, daß die Regierung von Judien nicht den Wumch hegt, ihre Religion oder Kake zu sir ren, und daß von Seiten der Regierung nicht» gerchehen ist, noch ge schehen wir», was auf die freie Nrbnng »er Religion»- und Kastelp gebrauche irgeu» einer Klaffe ve» Volke« Einfluß üven könnte." Inland. Grünhain, 30. Juni. Beim gestrigen Quartal d«r hiesigen Schuhmacher - Innung, feierten drei »Meister, Ficker, Hedrich und Scherffiz, ihr SOjäbrigeS Jubiläum al« Meiste» in hiesiger Stadt. — Vergangenen Sonntag Mittag in der ersten Stunde brach i r Auerbach Feuer an«, welches binnen erliche» Stunden einige 40 Häuser mit Hinter- und Neben gebäuden einäschcrte. Dem Vernehmen nach soll e« von ei nem blödsinnigen Fleischer, der in eine VersorgungSanstalt abgcfübrt werben sollte, angelegt worden sein. ——— Ocffcntliche Grrichk-vtrhandlungm. Eibenstock, den ZN. Juni I8S7. Vor einem zahlreich versammelten Publikum fand heute die Hanptd verhand uug gegen den 28; Zähe alten PosamentirgesellelptKM Ehrt» stia» Josef »Mäder au» Oberwiesenthal gebürtig, gegerffdärtkg v«w ehelicht, in Schneeberg wohnhaft und bei der K>iea»ros«rvt.den^ welch r sich wiederholter Veruntreuungen a» seinem Diegstherzn, "Herrn Ludolf daselbst, schuldig gemacht, Statt. De Details siilh» folgende r »Mäder war vo« Hru. Ludolf mehrere Male, beauftragt wvrdöst, Oel einzukaufen. Das zu diesen Zwecken jede» Mal, erhalt««« Geld war von ihm aber jede» »Mal unterschlagen und zu eigenen 3w,ck«n veruken, del worden. Die« hatte zu >8 verschiedenen. Mqleü stattgefunden. ES klagte ibn daher auch die königl. StaalSamvältfchaft 18 verschie dener Unterschlagungen au, weshalb denn »le Artikel -87, »2ö8,,, ?78, hauptsächlich 2b!t i» Anwendung zu brlngen°ivSren. Die G.sammt- sunune der veruntreuten Gelder beträgt I l Lhir. 8 Ngr. 4 Pf. Dtp Angeklagte, der übrige»» noch nie zuoor in eimr Untersuchung befangen war, auch polizeilich ngch nicht bestraft ist, legt« «in offeiie-, «llütaf