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und Hoffnung vtrloren. Plötzlich unterbrach ein Schall von Isidoren- Ruf die lautlose Stille. Schnell eilte Seraphim zur Geliebten. Der Russe fragte hierauf den Polen: „Haben Sie nie an den Grasen geschrieben, besitze» Sie tein Bild, keine Priese von ihm?" „Einmal schrieb Jonathan im Namen meiner Murter an ihn. Hierauf sandte er 300 Dukaten und die Anzeige seiner Heirath. Den Brief und sein Btldniß ließ ich dem Jonathan, al« ich au« Warschau in da« offene Feld zog." „Wissen Sie da« der alte Graf tobt ist?" forschte der Offizier. „Da« ist mir unbewußt und thut mir darum leid, weil ich hoffte, das Unglück seine-Fleisches und Blutes würde ihn vielleicht bewegen, Etwa- zur Milderung meine- Schtcksal« zu thun." Seraphim unterbrach die Redenden: Freude strahlte an- allen seinen Zügen; mit Innigkeit drückte er den Offizier, dann Alexis an seine innig froh bewegte Brust. „Sie wird i genesen!" war Alles, waS er zu sprechen vermögend war. „Fürchten Sie nicht die Einwirkung des strengeren Kli- ana'S?" entgegnete Alexis. Die Frage änderte plötzlich Seraphims heitere Miene; der kluge Arzt hatte den Rausch der Wonne des Wiedersehens seiner Geliebten vergessen, wo er sei und wohin die Kranke reise. „Mit ikr! Glück und Ehre opfere ich und thcile ihr Schicksal!" rief begeistert Seraphim. „Isidora SchilkovSky ist nicht mit nach Sibirien vom Gesetz und Richterspruch verbannt; freier Wille ist's, der sie bestimmt hat, ihren grausamen Vater liebevoll in da- Elend zu geleiten;" so ertönte des Offizier« göttlich belebende« Wort und entzündete in Seraphim und Alexi« in verschiedener Art das Feuer der Freude und den Brand neuen Kummers. „Sie dürfen sie zurücklassen?" fragte voll Leidenschaft Seraphim. „Meiner Ordre nach ist sie frei, so bald sie will; der Unterhalt am Verbannungsort war ihr durch das ihr noch gebliebene mütterliche Vermögen gesichert; ihre Begleitung wurde dem Alten noch als ein Gnadenakt angerechnet, und beim großen Gott, cs war es auch, denn verdient hat er solche Güte und Liebe nicht." (Fortsetzung folgt.) Die Niederschlema-Schneeberger Zweigbahn. (Schluß.) Was endlich die Rentabilität einer Zweigbahn von Niederschlema nach Schneeberg, beziehentlich der Einfluß, den dieser Zweig auf die Rentabilität der Zwickau-Schwarzenberger Hauptbahn üben wird, an langt, so sind die Bedingungen sür die erstere, die Rentabilität der Zweigbahn, in den därg.legteu Verhältnissen in großartigem Maaß- stab gegeben. Der Umstand, daß dieselbe nur eine Länge von andert halb Stunden haben wird, ter nicht selten gegen die Rentabilität gel tend gemacht wir«, begünstigt die Letztere, denn eS ist eine in Belgien vorzüglich beachtete und durch unwiderlegliche Erfahrungen nachgewie sene Wahrheit, daß der durch Binnenbahnen auf kürzere Entfernungen »ermittelte Verkehr nicht nur der stärkste ist, sondern auch der kleine locale Personenverkehr die stärksten Zahlen für die Frequenz und Ein nahme bildet. Die Annahme von 000,000 Centn« jährliche Fracht ist, wie schon früh« bemerkt worden ist, aus die gegenwärtige Lage der Ver- kehrsverhältniffe basirt und jedenfalls-, worauf ebenfalls schon früher hingewiesen wurde, eine sehr niedrige; .« erhoben sich daher jetzt nicht wenige Stimmen, die behaupten,, daß, wenn die Zweigbahn ge baut werd«, in Folge der sich dadurch auch in unserer Gegend neu gestaltenden GewerbSthätigkeit mit Bestimmtheit auf wenigsten« di« doppelte Centnerzahl gerechnet werden könne; auch der Verfasser ist dieser Ansicht, um so mehr, al« bei den obigen, ans 800,000 Cent-, ner berechneten Transportquanten noch gar nicht einmal alle Güter be rücksichtigt worden find, wie z. B. Bausteine, namentlich Granit, ob schon dies« mit der Zeit einen sehr wesentlichen TranSportgegeustand, bilden dürften, unbeachtet geblieben find. Der Personenverkehr au« den Städten Schneeberg, Neukädtel und Eibenstock und nach denselben, sowie überhaupt von dem südwestlichen Theil de« Obererzgebirge« ist «ln weit stärkerer, al« der von Schwar zenberg und Umgegend; so lang« der nur erwähnte Ort den Aus gangspunkt der Hauptbahn bildet, werden voraussichtlich auch alle über Zwickau kommend« Badereisend« nach Karlsbad von Niederschlema au« den weit bequemeren Weg über Schneeberg-Eibenstock nehmen. Berechnet man die Einnahme von dem Personenverkehr auf der Strecke zwischen Niederschlema und Schneeberg nur auf 4000 Thlr. jährlich, so ergibt sich unter Hinzurechnung der Einnahme von dem Gütertran«p»ri und zwar von l,800,000 Gentner, der doppelten Zahl de«' auf 90,000 Eentner nach dem gegenwärtigen Stand der Ding« veranschlagten Tran«portquantum«) der Eentner mit 5 Pf. durchschnitt lich berechnet, im Beträge vock 30,000 Thlr. — - —«ine jährlich« Bruttoeinnahme von der Zweigbahn von 34,000 Thlr. —« —zieht man hiervon SO Procent, auf wie hoch bei der Zwickau-Schwarzen berger Hauptbahn die Betriebskosten angenommen worden find, ab, also 20,400 Thlr. — - --so verbleibt ein Reinertrag von 13,600 Thlr. —- — - oder ungefähr 6^ Procent de« Anlagecapitale« ein schließlich der Zinsen während der Bauzeit an 208,000 Thlr. —- —- Auf die Rentabilität der Zwickau-Schwarzenberger Hauptbahn muß der Bau der Zweigbahn von Niederschlema nach Schneeberg von wesentlichem Einfluß sein, weil ohne diesen Schienenweg, ohne diese Permittlerin zwischen dem südwestlichen, von der Hauptbahn unberührt bleibenden Theil de« ObercrzgebirgeS und dem allgemeinen Eisenbahn netz, ein namhaftes Theil de« Verkehres au« dem letzterwähnten Lan- deSlheil der Hauptbahn verloren gehen wird, denn ein großer Theil der Gewerbtreibenden, namentlich au- den noch weiter al« Schnee berg und Neusläbtel von der Hauptbahn entfernten Orten, wird, darüber sind die Stimmen aller mit den OrlSverhältniffen Vertrauten einig — wenn die Niederschlema-Schneeberger Zweigbahn nicht zur Ausführung gelangt, nach wie vor mittelst gewöhnlichen Fuhrwerkes seine Fracht güter nach Zwickau befördern lassen, sei es nun via Schneeberg oder via Hnnd-Hübel-Kirchberg. Die Hohe Staatsregierung hat sich für den Bau einer Pferde bahn von Niederschlema nach Schneeberg bereits entschieden und will den im Laufe diese« Jahre- zusammentretenden Ständekammern ein Dekret über jene Zweigbahn vorlegen; für diese Maßregel must zwar jeder Bewohner Schneeberg- und Neustädtel- der Regierung innig danken!; daß aber die Bahn nicht als Pferdebahn, sondern al« Dampß- bahn zur Ausführung gebracht werde, bleibt noch ein bescheideuer Wunsch; man darf sich wohl auch der Hoffnung hingeben, daß, wenn die Bahn zur Ausführung kommt, vom Pferdebetrieb abgesehen wird, denn die lebende Pferdekraft erheischt ja unausgesetzt einen größeren Aufwand, al« die Dampfkraft, sodann ist aber auch bei dem in Aussicht stehenden ansehnlichen Lastenverkehr der Locomotivenbetrieb zweckmäßiger al« der Betrieb mit Pferden. Daß die Stände de« Lande«, wenn ihnen die Verhältnisse, von denen der Verfasser vorstehend« nur ein« Skizze zu geben im Stande gewesen ist, auf dem Wege der Petitionen in ausführlicherer Weise vorstellig gemacht werden, im Interesse der bereit« im Bau begriffenen Muldenthalbabn zur Herstellung der Zweig bahn ihre Genehmigung geben werden, ist nicht zu bezweifeln, denn eS ist eine Forderung der Gerechtigkeit, daß ein LandeStheil der Vvr- theile und Wohlthaten der Nähe einer Eisenbahn nicht entbehre, der doch die durch die letztere vorübergehend verursacht werdenden Lasten mit allen Theilen de« Lande« gleichmäßig trägt. Tagesgeschichte. Aller Auge» richten sich in den Tagen des wiedererwach- ten Frühlings auf unsere Saatfelder. Obwohl settMo- naten, zum großen Tröste für Millionen fleißiger Hände, die Getreidepretse in -einem steten Weichen begriffen sind und wir jetzt bereits den Scheffel Korn für vier Thaler und einige Groschen darunter haben, so stehen doch alle andern Lebens mittel, namentlich Fletsch und Butter, so wie ein großer Theil von Gemüsen, vorzugsweise auch die Erdäpfel, immer noch in einem, gegen früher, sehr hohen Preis, so daß eS also für Millionen keinen sehnlicher» Wunsch gibt als den, daß un- der Himmel wieder eine recht gesegnete Ernte gebe» möchte, damit die Getreidepreist sich »och niedriger stelle» und namentlich das HauptnahrungSmtttel in unserem Gebirge die Kartoffeln — wieder auf die früheren billigen Preise zurückgehen. Was kann also natürlicher sein,, als daß Alles hoffend auf unsere Saatfelder blickt.