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sie am Hanfrocken, weift sie das Garn und schert sie am Webstuhl den Seidenaufzug an. Und es sinnt und spinnt Kikimora im Geiste Böses wider die ganze Menschheit (Russisches Volksmärchen von J. P. Sacharow.) Baba-Yagä. Baba-Yagä schlich hinaus, ein Pfiff und sofort waren Trog, Stampfe und Besen zur Stelle. Flink stieg die Wald hexe in den Trog und fort ging’s — mit der Stampfe trieb sie zur Eile, mit dem Besen glättete sie die Spuren ihrer Reise. Bald darauf wurde es lebendig im Walde: Bäume krachten, trockenes Laub raschelte ...“ (Aus dem „Russischen Volksmärchen“ von A. Afanassjew.) Die Sinfonie E-Moll „Aus der neuen Welt“ von Dvorak Dvorak war in den Jahren 1892—95 Konservatoriumsdirektor in New York und wollte mit dieser Sinfonie seiner böhmischen Heimat ein Lebenszeichen von sich geben. Man sollte prüfen können, ob er im fremden Lande noch der Alte geblieben wäre. Einige aus der Volksmusik der Neger und Indianer stammende Themen findet man in den einzelnen Sätzen verstreut. Das ist das Einzige, was man als verwertete Eindrücke „aus der neuen Welt“ findet. Viel stärker klingt die Sehnsucht nach der Heimat durch die Sinfonie. Der erste Satz: Adagio (ruhig, ernst), beginnt versonnen nachdenklich in synkopierten Rhythmen. Plötzlich kommt es zu kühnem Aufschwung. Der Hauptteil des Allegro (lebendig) bringt das schwungvolle erste Thema, welches man in seiner ersten, vom Horn gespielten Hälfte als Ausdruck der Erwartung und Sehnsucht, in seiner zweiten in Klarinetten und Fagotten erklingenden Hälfte als ein etwas stürmischer Ausdruck für Zufriedenheit deuten kann. Dann kommt eine primitive exotische Tanzmelodie, der erste „amerikanische“ Eindruck. Das aus ihr hervorgehende, zuerst von der Soloflöte gespielte zweite Thema des Satzes ist geschliffener, kultivierter, aber doch trifft Dvorak den naiv-frohen Negerton damit noch recht gut. Die Durchführung bringt Kombinationen der Themen, Verkürzungen, Wechsel von Tonarten, bald träumerische Ruhe, bald Lärm und Aufregung. Der glanzvolle Abschluß aber will die „Neue Welt“ den Freunden in Europa als etwas Herrliches hinstellen. Der zweite Satz: Largo (breit), gibt in seinen sich deutlich voneinander abhebenden Abschnitten Bilder friedlich-feierlicher Andacht: Dankgebetsstimmung, aber auch Bitte um Schutz vor Gefahr (Mittel stück in Moll), dann Fröhlichkeit und wieder Andacht.ßtimmungswechsel wie bei Wallfahrten, wo ja auch Jahrmarktstrubel nicht fehlt.; Das Scherzo: Molto vivace (sehr lebhaft), wird zunächst von einem schnurrig-heiteren Motiv beherrscht. Früher aber, als sonst in Scherzo sätzen üblich, tritt bald der Gegensatz ein: Eine schöne Gesangslinie. Nach einem vorübergehenden Auftauchen des Hauptthemas aus dem ersten Satze beginnt ein fröhlicher deutscher Volkstanz in der Art, wie sie uns Franz Schubert schenkte. Der Finalsatz: Allegro con fuoco (stürmisch, feurig), wird durch ein schwungvolles, balladenartiges Thema, vielleicht ein indianisches Kriegs tanzthema eröffnet. Wehmütig singt dagegen die Klarinette von Heimweh. Fröhliche Bilder der Heimat tauchen auf. Lange wird’s den Komponisten wohl nicht mehr in der neuen Welt halten. Der Kampf der Themen aus der alten und neuen Welt, wie ihn die Durchführung bringt — Wieder verwendung früherer Themen —, wird zugunsten der alten Welt entschieden. Die Freude auf die Rückkehr spricht aus dem glänzenden Schluß. Dr. Kreiser.