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artig in Schwung gebracht hat und daß die Musiker gern unter seiner Stab führung spielten. Auch hier war es wohl weniger das technische Können als vielmehr die Strahlkraft des Menschlichen, die diese schöne Verbindung zum Orchester herstellte. Das schönste Zeugnis seines Menschentums hat sich der Komponist selbst ausgestellt, als er im Vorwort zu seiner 5. Sinfonie jene schönen Worte schrieb, die auch für seine „Siebente“ Gültigkeit besitzen: „Ich wollte in der 5. Sinfonie den freien und glücklichen Menschen besingen, seine gewaltige Kraft, seine Ritterlichkeit und seine geistige Reinheit. Ich kann nicht einmal sagen, daß ich dieses Thema selbst ausgewählt habe — es wuchs in mir und forderte, ausgedrückt zu werden.“ Sch. Willy liurkhard gehört neben Conrad Beck und Walther Geiser (Basel), Albert Moeschinger (Bern), Robert Oboussier, Adolf Brunner und Armin Schibier (Zürich) sowie Henri Gagnebin und Jean Binet (Genf) zu den markantesten Vertretern der schweizerischen Gegenwartsmusik. Am 17. April 1900 in Leubringen bei Biel (Schweiz) geboren, studierte Burkhard nach Absolvierung des Lehrer seminars Muristalden bei Bern in Leipzig bei Karg-Elert und Teichmüller, in München bei Courvoisier und in Paris bei d'Ollone. 1928 wurde er als Theorielehrer an das Konservatorium Bern berufen, mußte jedoch wegen seines Gesundheitszustandes 1933 in die Berge ziehen. Seit 1942 lebt Burk hard in Zürich als Theorie- und Kompositionslehrer am dortigen Konser vatorium. Im gleichen Jahre erhält er den Musikpreis der Stadt Zürich. Von Burkhards zahlreichen Werken (von der Kammermusik bis zur Oper ist alles vertreten) hat in Dresden das Oratorium „Das Gesicht Jesajas“ einen un gewöhnlich starken Widerhall gefunden. Für die Zeitschrift „Musica“ verfaßte Burkhard 1949 einen Artikel, dem wir folgende Sätze entnehmen: „Es ist fast ein Ding der Unmöglichkeit, einen musikalischen Formbegriff, sei es nun ,Sonate“, ,Sinfonie“, ,Oper“, genau abzutrennen. Andererseits ist es eine sehr oberflächliche Art der Kritik, ein fach festzustellen, ein Werk sei, im Gegensatz zu seinem Titel, keine ,Suite“, keine .Sonate“, damit ist nämlich über den Wert oder Unwert noch gar nichts ausgesagt. Alle diese Begriffe sind nur deshalb lebendig geblieben, weil sie sich der Entwicklung angepaßt haben. So hat der Begriff .Sonate“ schon existiert, bevor sich die klassische Sonatenform herausgebildet hatte, und er wird heute als Titel für Werke verwendet, die weder mit der vorklassischen noch mit der klassischen Form viel Gemeinsames haben.“ Burkhards Worte — übertragen auf den Titel „Concertino“ — geben uns in gewisser Hinsicht eine Erklärung für das Werk „Concertino für 2 Flöten, Cembalo und Streichorchester“, das Paul Sacher und seinem ausgezeichneten Kammerorchester gewidmet worden ist. Unter Concertino verstand man in der Barockmusik das kleine Solistenensemble, das dem vollen Orchester