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letzten Katzenmusiken.Verhafteten zu bespeien, hi« Wache auf dem großen Neumarkt gestürmt. Es wurden dabei von Seiten der Empörer die Waffen gegen Offiziere und andere für die Ordnung auftretenden Bürgepgarden gezückt. In Bremen ist nun auch die Cholera eingezvgen. Bis zum iS. sind 12 Personen erkrankt und fast alle gestorben. SchleSwig-Holstein. Der Rückmarsch der Truppen wird mit einer Eile ausgesührt, als wenn der Feind ihnen auf den Fersen folgte Am 8. Abend kam der hannoversche Train in Rendsburg an und ging am 9. Morgens wieder dem Süden zu. Auch die preußischen Husaren, Pioniere und eine Abthei- lung preußischer Kürassiere vassirten diese Festung. Letztere setz ten ebenfalls ohne Aufenthalt ihren Marsch nach dem Süden fort. — Am 10. Abends machte der General v. Wrangel bei seiner Reise- durch Rendsburg den Mitgliedern der proviso rischen Regierung einen Besuch und theilte denselben die erfreu liche Nachricht mit, daß er die bestimmte Hoffnung zu hegen Veranlassung habe, es werde die dänische Regierung darein willigen, daß die Trennung der Truppen in schleswigsche und holsteinische während des Waffenstillstandes wegfalle und daß ferner der §. 7 der Waffenstillstandsübereinkunft dahin verändert werde, daß die von der provisorischen Regierung erlassenen Ge setze und Verfügungen in Kraft erhalten würden und 'es der neuen Regierung nur freistehe, einzelne Erlasse der provisori schen Regierung aufzuheben. Oesterreich. In Wien ist es schon wieder zu Unruhen gekommen. Bei einem Actienvereine eines Herrn Swoboda, der vorgegeben, der Kaiser Habe die Garantie für seine Speculation übernommen, hatte sich ein nicht unbeträchtlicher Theil des ge schäfttreibenden Publikums mit L Millionen Gulden betheiligt. Auf ein Mal stellte sich die Insolvenz des Swoboda heraus, und das Ministerium des Innern zeigte am 12. Sept, an, die ses Unternehmen sei ein reines Privatunternehmen, es wolle je doch unter Umständen eine Vermittlung übernehmen. Sofort stürzte das Volk nach dem Palais des Ministeriums des In nern, drang in die Höfe ein, beseitigte die Sicherheitswachcn, zerschlug die Thüren und Fenster und drang in di« innern Ge mächer des Ministeriums. Unglücklicher Weise fügte es" sich, daß wachhabende Nationalgardisten die Bajonnette gegen die Ein dringlinge fällten. Daraus erneuerte sich der Sturm. Das Mi- litair rückte an, ward aber auf dringende Vorstellungen einer Deputation des Studentencorps zurückgezogen; doch das Volk, auf eine günstige Antwort des Ministers wartend, wankte und wich nicht. Erst spät Nachts zerstreute sich der tumultuirende Haufe. — Auch am 13. Morgens haben sich diese Zusammen läuse wiederholt. Das Ministerium löst den größten Theil der Actien ein. Der Reichstag hat sich in Permanenz er-, klärt. Die Stimmung ist eine sehr bedenkliche. Ungarn. Auf des Minister Kossuth Vorschlag ist für die Dauer der jetzigen gefahrvollen Zeiten (des Kampfes gegen die Kroaten, Raizen u. s. w., und bei der befürchteten Hinterlist der österreichischen Negierung, welche mit Hilft des Banus Jellachich die Freiheit in Ungarn wieder stürzen will) eine außerordentliche Negierungsgewalt gebildet worden. 150 Ge sandte sind nach Wien gegangen, um vom Kaiser die Bestäti gung der neuen Gesetze und einen Aufenthalt desselben in Pesth zu verlangen. Mit abschlägiger Antwort ist die Neichsdeputa- tion am 10. Septbr. wieder zurückgekehrt. Die größte Ent rüstung .herrscht darüber in Pesth.. Es heißt, die Hilfe Frank reichs und Deutschlands solle direct angerufen werden. Der Banus ist am 6. in Agram wieder eingetroffen, und hat sich sogleich'nach Warasdin begeben, um an der Spitze sei-' ner Hauptärmee von 56,000 Mann nach Ungarn vorzurücken. Auf diese Nachricht hatte sich die bei Warasdin stehende söge- nannte mobile ungarische Nationalgarde spMch auf Mdqtzpn gemacht.. >.i Frankreich. Die Aussichten für Erhaltung des Welt, friedens, schreibt man au« Straßburg, gewinnen nun mit jedem Tage an Bestand. Die Maßregeln, welche die franz. Regierung trifft, deuten auf Einstellung d«r Truppenbewegung nach dem Süden hin, und allem Anscheine nach wird dftM- penarmee nächstens vermindert. , — Zn Folge des Beschlusses der Nationalversammlung über die Arbeitsdauer verlangen die Bauunternehmer in Pari« von den Arbeitern ILstündige Arbeitszeit, worauf die Maurer und Zimmerleute die Arbeit ganz eingestellt haben. — Die Nationalwerkstätten in Lyon kosten der Stadt schon 1,650,000 Fr. Die darin verfertigten Arbeiten sind auf 30,000 Fr. geschätzt. England. Wie zu erwarten war, spricht sich die cngl. Zeitschrift „Times" sehr streng gegen die Entscheidung der frankfurter Reichs versammlung in derb äni sch en Frage aus, Wenn man ihrem Willen nachgebe, so würde man ihr gestatten, nicht -bloS den souverainen Staaten Deutschlands, sondern auch allen europäi schen Vorschriften zu machen und ihren Willen der Politik und den Verpflichtungen Englands, Rußlands, Frankreichs, Schwedens und Dänemarks zum Trotz durchzuführen. Die Be dingungen des Waffenstillstandes seien billig nnd gerecht, aber sie seien schlecht ausgenommen worden in Frankfurt, weil die Dauer des Waffenstillstandes die Möglichkeit eines Winterftld- zugs ausschließe, wo die Deutschen das kühne Unternehmen von 1658 — 59 wiederholen könnten, über das Eis zu marschiren und Kopenhagen anzugreifen, während die dänische Flott« ein gefroren wäre; und weil sie einen, von den deutschen Partei gängern in den Herzogthümern mit offener Verletzung der Recht« der Krone eingesetzten Regierung ein Ende machten. Aber eben deshalb verdienten die Bedingungen des Waffenstillstandes die Unterstützung aller europäischen Mächte, worunter auch Preu- ßen zu verstehen sei, als die durch die Bedingungen der Ur kunde am strengsten gebundene Partei. Sie sehe daher der Entscheidung des berliner Cabinets mit größerm Interesse ent gegen, als sie den Berathungen der Centralversammlung in Frankfurt widmen könne, denn dieser Entschluß werde nicht blos entscheiden, ob dieser Zwist zu einem allgemeinen Kriege werden solle, sondern auch, ob Preußen Europa gegenüber sei nen Charakter, seine Ehre und seine Souverainität aufrecht erhalten werde. Italien. Es ist beinahe schon entschieden, daß vor, der Hand die Unterhandlungen mit Karl Albert dem Abschlusse nahe sind, um den Waffenstillstand auf L Wochen zu ver längern. Man nimmt dieß in Mailand bereits sicher an^ und die neuesten militairischen Dispositionen des Marschalls deuten darauf/ hin. In Mailand ist' auf ausdrücklichen Befehl Rabehky's das Lottospiel, das unter der provisorischen Negierung auf gehoben war, wieder eingeführt worden. ' Das modenesische Hofblatt zeigt an, daß der russische Kai ser, die Königin von England und der König von Preußen die Mittheilung des Herzogs, daß er den Thron feiner Väter wie der bestiegen habe, und dessen Bitte um Unterstützung seiner rechtmäßigen Ansprüche sehr wohlwollend und mit den Ver sicherungen der größten Theilnahme für den Herzog erwidert haben. Von Bologna lauten die Nachrichten schlecht. Mordthaten und Räubereien sind daselbst an der Tagesordnung und wer den zuweilen am lichten Tage auf offener Straße verübt. In einer Nacht wurden Ist Menschen auf verschiedenen Punkten er- mordet gefunden. Die Behörden haben alles Ansehen verlöre». D»na»f»rst««thÜMer- Di«Lage, der Fürstenthümsv