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Februar 1893. wickelt; in Wirklichkeit war es die einfachste Lösung des vorliegenden Falles und beweist, in welchem Mafse die Anwendung der elektrischen Kraftübertragung unter Umständen - die Erweite rung odr Veränderung vorhandener Anlagen erleichtert. Der Vortheil würde noch mehr in die Augen springen, wenn die Entfernung zwischen Arbeitsmaschine und Stromerzeuger statt 34 m vielleicht 340 m betragen hätte.“ Die obenbezeichnete charakteristische Eigen schaft der elektrischen Leitung bringt es ferner mit sich, dafs in erster Linie für ortsverändernde Maschinen die elektrische Uebertragung besonders geeignet erscheint. Ihre Verwendung und ihre Vortheile bei Gruben- und Strafsenbahnen sowie bei den theils projectirt, theils bereits ausgeführten Hoch- und Untergrundbahnen sind jedoch zu bekannt, um hier näher besprochen zu werden. Weniger bekannt dürfte vielleicht sein, dafs man in ganz ähnlicher Weise wie bei den elek trischen Bahnen in nächster Zeit auch bei der Kettendampfschiffahrt auf einem Kanal von be trächtlicher Länge an Stelle des Dampfbe triebes den elektrischen Betrieb versuchsweise einführen will. Im Bergbau wird gleichfalls bei Kraftbedarf, sei es für Strecken- oder Wasserförderung, die bequemere Form der Zuführung einen Vortheil der elektrischen Uebertragung bilden, denn eine elek trische Leitung dürfte im Schachte einer Dampf leitung wohl jedenfalls vorzuziehen sein. Zwei derartige Anlagen, welche vor kurzem in Sachsen durch die Zweigniederlassung Leipzig der Firma Schuckert & Co. in Nürnberg erfolgten, werden auch hier einige weitere gelegentliche Vortheile, welche häufig noch zu gunsten einer elektrischen Uebertragung sprechen, erkennen lassen: Im Schachtfelde II der Mariengrube bei Meusel witz wurde eine maschinelle Streckenförderung nothwendig. Man entschlofs sich für die elek trische Uebertragung, welche nunmehr seit drei Monaten zur vollsten Zufriedenheit functionirt und an Betriebskosten weit geringer zu stehen kommt, als die der bisherigen Art der Kraft lieferung. Die Kesselanlage bedurfte auf der Mariengrube keiner Erweiterung. Die Dampf erzeugung erfolgte durch die bereits vorhandene Anlage so reichlich, dafs die neu aufgestellte Antriebsmaschine von 21 HP, welche für die Schuckertsehe Flachringmaschine (Modell J. L. 6 mit 120 Volt und 110 Ampere = 12300 Volt ampere) nothwendig wurde, leicht mitgespeist werden konnte. Der elektrische Strom wird theils für die Beleuchtung eines 600 m entfernt liegen den Tagschachtes benutzt, überwiegend aber für den Betrieb einer Streckenförderung. Bei letzterer handelt es sich um den Betrieb von 20 vollen Kohlenhunten mit einem Gewicht von 19 500 kg, 30 leeren Kohlenhunten mit 6000 kg, sowie der 1000 m Kette mit 3577 kg. Eine weitere interessante elektrische Gruben anlage bildet die Motoren-, Bahn-und Beleuchtungs anlage auf Falck’s Steinkohlenwerk in Bockwa bei Zwickau. Nach den freundlichst von Schuckert & Co. zur Verfügung gestellten Angaben umfafst die Anlage eine Dampfmaschine von 60 eff. HP, eine Primär-Dynamomaschine, 4 Elektromotoren und 1 Dynamomaschine für Beleuchtung. Die Primärdynamo für die Kraftübertragung ist eine Schuckertsehe Flachringmaschine I. L. 7, welche bei 50 HP Kraftbedarf bis 62 Ampere bei 500 Volt leistet. Die Maschine hat ge mischte (sogenannte Compound-) Bewicklung auf den Magneten, und in die Nebenschlufswicklung ist ein regulirbarer Widerstand eingeschaltet. Die Maschine steht auf Riemenspannschlitten und ist vom Fundamente isolirt. An Mefs- und Controlinstrumenten sind ein Strommesser und ein Spannungsmesser, System Hummel, vorgesehen; ferner die nöthigen Aus schalter und Bleisicherungen, die mit Rücksicht auf die hohe Spannung von 500 Volt besonders construirt sind. Der von der Primärmaschine erzeugte Strom wird, nachdem er die obengenannten Apparate, welche an einem besonderen Schaltbrett in über sichtlicher Weise angebracht sind, passirt hat, durch ein sehr gut mit reinem Gummi isolirtes Kupferkabel den unter Tage befindlichen Secundär- maschinen zugeführt; das Kabel ist an Porzellan knöpfen im Fahrschacht verlegt. Der erste Elektromotor ist mit einer Centri- fugalpumpe direct gekuppelt und mit Rücksicht auf den geringen Raumbedarf (28/4 und 1 m) im Füllort der Rufskohlflötzsohle (191 m) des Falckschen Grubenfeldes aufgestellt. Der Motor ist eine Schuckert - Maschine, Modell Z 5, welche bei 900 Touren pro Minute, 24 Ampöre Stromverbrauch und 450 Volt 12,5 eff. HP leistet; die Centrifugalpumpe von Brodnitz & Seidel fördert hierbei 1900 1 Wasser pro Minute von 192 bis 175 m (= 17 m Förder höhe) Sohle der Bockwaer Wasserhaltung. Der zweite und dritte Elektromotor sind Schuckertsehe Flachringmaschinen, Modell J. L. 6, welche bei 700 Touren pro Minute je 11 eff. HP bei 19,6 Ampere und 480 Volt, und 13 eff. HP bei 24,5 Ampöre und 480 Volt leisten; sie treiben je eine freistehende Zwillingskolbenpumpe von Wolff & Meinel vermittelst Riemen an; die Cylinderdurchmesser sind 200 mm, der Hub 250 mm und jede Pumpe leistet bei 48 Touren pro Minute 600 1 Wasser von der Sohle des zweiten Planitzer Flötzes (235 m) auf die Sohle der Bockwaer Wasserhaltung (175 m) 60 m Förderhöhe. Für die Aufstellung dieser Maschinen ist ein besonderer Raum in der Nähe des Füll ortes hergestellt. Die Motoren stehen erhöht auf einer Eisenconstruction, so dafs sie bei ein- tretender Wassergefahr möglichst lange in Betrieb