Volltext Seite (XML)
Januar 1883. „STAHL UNI) EISEN.“ Nr. 1. 37 mehr Gewicht auftreten können, wenn wir eine Erklärung von Ihnen zu Grunde legen könnten. (Beifall.) Herr Brauns: Ich möchte noch auf einen wesentlichen Unterschied aufmerksam machen, der mir aufgefallen ist bei Vorführung der Whitwell- und Cowper-Apparate gegenüber dem Apparat von Massicks und Crooke. Die Apparate von Whitwell und Cowper lassen beide annehmen, dafs die durchziehende Flamme ihre Spitze soweit gleichmäfsig an alle Theile des Apparats abgiebt, so dafs der gute Effect desselben dadurch gesichert erscheint. Beim Whitwell wird das dadurch erreicht, dafs die Flamme gezwungen ist, in den Abtheilungen des Apparats zu circuliren, und beim Cowper nimmt die Flamme den diagonalen Weg von der Oeffnung der Verbrennungsschachtes bis zur Ausströmungs öffnung. Wenn man dagegen den Apparat von Massicks und Crooke betrachtet, dann fällt Einem sofort auf, dafs sich, wenigstens nach meinen Erfahrungen, die Flamme durchaus nicht gleichmäfsig in die 4 (Rufe: 6!) oder 6 Theile des Apparats vertheilen wird. Ich habe viel mit Feuerungen experimentirt, habe aber stets gefunden, dafs man sich arg täuscht, wenn man von einer abziehenden Flamme erwartet, dafs sie mehrere ihr gebotene Wege gleichmäfsig benutzt. Die Construction der Herren Massicks und Crooke läfst deshalb meiner Ansicht nach befürchten, dafs sich die Flamme einen Weg durch eine oder zwei der 6 Abtheilungen auswählt und diese über Gebühr erhitzt, während die übrigen kalt bleiben. — Ganz unzweifelhaft würde der Effect der Apparate durch eine derartige ungleichmäfsige Erhitzung der Wärme-Auf nehmer erheblich herabgemindert. Es sind das Bedenken, welche nach meinen Erfahrungen gegen die Zweckmäfsigkeit der Construction der Herren Massicks und Crooke sprechen — vielleicht ist aber einer der Herren aus unserer Milte imstande, diese Bedenken durch Vorführung von Resultaten aus eigener Erfahrung, der besten Lehrmeisterin, zu beseitigen. Herr Dr. Otto: Ich möchte mir gestatten, auf eine Aeufserung zurückzukommen, die in der vorigen Sitzung gefallen ist. Herr Schlink hat damals geäufsert, dafs ihm die deutschen feuerfesten Steine den heutigen Anforderungen in bezug auf Qualität 'nicht zu entsprechen schienen, und er stellte sie den englischen gegenüber, die infolgedessen hier vielfach verwendet würden. Ich möchte diese Aeufserung nicht unwidersprochen Jassen. Thatsächlich werden in Deutschland ganz aufser- ordentlich wenig englische Steine zu Hochöfen verwendet, und daraus ist doch unzweifelhaft der Schlufs zu ziehen, dafs die einzelnen Hochofenbesitzer die Erfahrung gemacht haben, dafs sie bei dem deutschen Fabricat mindestens ebenso gut fahren. Es ist allerdings richtig, dafs ein sehr grofser Import englischer Steine heute in Deutschland noch stattfindet, der erstreckt sich aber nicht auf Hochofensteine, sondern ganz wesentlich auf kleine Steine überhaupt, insofern ganz Norddeutsch- land von einer gewissen Linie ab von englischen Steinen überschwemmt wird. Der Grund hierfür liegt nur in den äufserst billigen Preisen der englischen Steine. Die deutsche Steinindustrie arbeitet in bezug auf Selbstkosten unter ganz denselben schwierigen Verhältnissen, wie gar mancher andere deutsche Industriezweig auch, wie die deutsche Eisenindustrie z. B., während die englische Stein industrie unter ganz aufscrordentlich günstigen Verhältnissen arbeitet. Die Herren von der Eisen industrie haben den Vortheil, dafs sie sich eines Einfuhrzolles auf ihre Fabricate erfreuen; auf feuer feste Steine ist aber kein Zoll und darum kommen dieselben ganz frei herein. Ich möchte meinen verehrten Freund Schlink bitten, von diesem Gesichtspunkte aus die heutigen Leistungen der deutschen Steinindustrie mit etwas mehr Wohlwollen zu betrachten. Es ist wohl ganz unzweifelhaft, dafs wir viel mehr fabriciren würden, wenn wir uns auch eines Zolles erfreuten. Ich habe die Aeufse- rungen des Herrn Schlink deshalb nicht unwidersprochen lassen wollen, weil es ja klar ist, dafs, wenn aus so hervorragendem Munde eine solche Aeufserung in die Welt kommt, sofort dahinter gegriffen wird und jeder Importeur sich darauf beruft: der und der hat es gesagt, also mufs es wahr sein. Vorsitzer Herr Lueg: Ich mufs doch bemerken, dafs der von Herrn Dr. Otto behandelte Ge genstand eigentlich nicht zur Sache gehörte, da wir augenblicklich über das zweckmäfsigsle System der Winderhitzungsapparate verhandeln. Ich habe den Herrn Redner nicht unterbrochen, möchte aber die Discussion über den von ihm angeregten Gegenstand als abgeschlossen betrachten. Herr Gregor: Was die von Herrn Brauns gemachten Bemerkungen betrifft, so möchte ich darauf hinweisen, dafs die ältere Construction der Cowperschen Apparate darin bestand, dafs das Gasverbrennungsrohr in der Mille angebracht war und die Verbrennungsproducte durch die concentrisch um dasselbe aufgestellten Füllziegel von oben nach unten abzogen. Dadurch bildeten sich stets ungleich erwärmte Luftströmungen und die heisen Gase folgten stets den heifsesten Gassen, während die kälteren Gassen stets kalt blieben. Durch die Verlegung des Gasverbrennungsrolires an die innere Peripherie wurde dieser Mifsland beseitigt und seitdem functioniren die Apparate sehr gut.