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October 1882. „STAHL UND EISEN.“ Nr. 10. 473 an die kühlende Kesselwand zu liegen kommen und so vor schneller Zerstörung durch die Hitze gesichert sind. Wenn wir zum Schlufs die Generatorfeuerung der im vorigen Paragraphen behandelten systema-’ tischen Hostfeuerung gegenüberstellen, so zeigt sie eine unbedingte Ueberlegenheit in der leichten Aus führbarkeit einer mechanischen Beschickung und in ihrer Unabhängigkeit von der Schichthöhe. Während bei der Rostfeuerung durch einen geübten Heizer eine dünne Kokslage von bestimmter Höhe auf dem Rost gehalten werden mufs, braucht der Generator schacht nur einfach voll gehalten zu werden, wozu ganz einfache mechanische Vorrichtungen genügen. Zwischen der Menge der unten und oben erforder lichen Luft besteht dann bei Anwendung derselben Kohlenart ein ganz festes Verhältnifs. Sobald dieses streng innegehalten wird, was durch künst lichen Zug sehr leicht, durch natürlichen jedenfalls annähernd zu erreichen ist, wird die Generator feuerung wirklich zu einer Präzisionsfeuerung. Ja. sie kann bei Anwendung stark gepresster Luft in Gebläsegeneratoren mit Schlackenabflufs geradezu den Charakter einer Maschine annehmen, welche ohne Nachhülfe von selber richtig functionirt. Die Schattenseite der Generatorfeuerung liegt in ihrer relativ gröfseren Ausdehnung und den da durch veranlafsten Wärmeverlusten. Ihre Ver vollkommnung fällt zusammen mit ihrer Ver kleinerung. § 6. In den vorhergehenden. Paragraphen sind die verschiedenen Systeme moderner Feuerungen in ihren Hauptzügen geschildert worden, nicht mit der Absicht zu detailliren und alle die technischen Eigenthümlichkeiten hervorzu heben, mit welchen die Constructeure ihren Erfindungen den Cha rakter der Neuheit verleihen wollen, unsere Auf gabe war vielmehr, die leitenden Gesetze der Wärmeerzeugung und der Wärmeführuug klar zulegen und so eine auf wissenschaftliche Prin- cipien begründete Classification durchzuführen. Wir stellten zuerst Naturfeuerungen und ra tionelle Feuerungen einander gegenüber. Bei ersteren wird, unbekümmert um das Wesen und den Verlauf der Verbrennung, nur Luft und Brenn stoff zusammengeführt, in der Meinung, dafs nun mehr der Procefs seinen guten Gang nehmen müsse und nur noch die rein mechanische Bei hülfe des Heizers beim Schüren und Schlacken erfordere. Hierhin gehört das freie Feuer und das gewöhnliche Planrostfeuer. Seitdem mit den Hülfsmitteln der Chemie und Physik die grofsen Unvollkommenheiten der Naturfeuerung festgestellt, sucht die rationelle Feuerung an der Hand der Wissenschaft die Auf gabe zu lösen, die natürlichen Brennstoffe mit dem Minimum von Luft vollständig zu verbrennen. Ihr vornehmster Schritt ist die Trennung der Entgasung von der Verbrennung des rückständigen Kohlenstoffs. Die rationelle Feuerung zeigt zwei grofse Klassen, die systematische Rostfeuerung und die Generatorfeuerung. Die erstere verwandelt Gase und Koks in einem einzigen Abschnitt vollstän dig in Kohlensäure und Wasserdampf, indem sie die Koks in dünner Schicht auf einem Rost mit Luftüberschufs verbrennt und die Gase in regel- mäfsigem Strome darüber hinleitet. Die Genera torfeuerung hingegen verbrennt die Koks in zwei Abschnitten zuerst unvollständig zu Kohlenoxyd und dieses sammt den Gasen mittelst einer zweiten Luftzufuhr vollständig zu Kohlensäure und Wasser dampf. Jede dieser beiden Klassen zerfällt je nach der Führung des Entgasungsprocesses in zwei Ordnungen. Apparate der ersten Ordnung ent gasen mit der Arbeitswärme, die der zweiten mit der Abhitze oder einer besonderen Feuerung. Die natürliche Flammentemperatur liegt bei der zweiten Ordnung um 200 — 300° höher, als bei der ersten, weshalb die zweite nur für die intensive Hitze, die erstere vorwiegend für den Dampf kessel am Platze ist. Nach dieser Uebersicht bleibt noch ein mit der modernen Intensitäts-Feuerung verbundener Nebenapparat zu besprechen, dessen Wirksamkeit den Erfolg einer Anlage oft in entscheidenster Weise bedingt. Wir mginen den Lufterhitzer. Es ist in den einleitenden Abschnitten dieser Ab handlung eingehend erörtert worden, wie die Lufterhitzung eine künstliche Erhöhung der na türlichen Flammentemperatur und dadurch die directen und indirecten Vortheile hoher Ofentem peraturen hervorbringt. Diese Vortheile können sich nur zeigen, wo es auf hohe Hitzegrade an kommt, nicht bei den Kesselfeuerungen. Wenn wir also von Feuerungen mit Lufterhitzern sprechen, haben wir nur Intensitätsfeuerungen im Sinn , und umgekehrt denken wir uns jede leistungsfähige Intensitätsfeuerung mit jenem Apparat ausgestattet. Bei alle dem bleibt der Lufterhitzer , wie gesagt, nur ein Nebenapparat, der an dem Wesen irgend einer Feuerung gar nichts ändert. Jede Feuerung kann sich seiner bedienen. Man kann statt kalter erhitzte Luft einführen ins freie Feuer, unter den Rost, zur Verbrennung der Generatorgase, sowie auch;in den Schacht des Generators , ohne dafs irgend eine dieser Feuerungen aufhörte, das zu sein, was sie vorher war. Dieser Satz , so einleuch tend er ist, ist dennoch oft vergessen worden; namentlich ist man stellenweise geneigt, die Sie- mensche Regenerativfeuerung als eine eigene neue Klasse von Feuerungen anzusehen, während sie wei ter nichts ist, als eine indirecte Generatorfeuerung erster Ordnung, welche den als Regenerator betitel ten Siemenschen Lufterhitzer benutzt. Ob gerade dieser oder irgend ein anderer gleichwerthiger