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Hagen, Dr. Grothe - Berlin, Dr. Jansen - Dülken, Professor Dr. Lothar Meyer - Tübingen, Stadtbau meister Stübben - Köln und Professor Undeutsch- Freiberg. Nur Herr Grothe war leider verhindert worden, an den Sitzungen theilzunehmen. Wir sind stets von der Ansicht ausgegangen, dafs die Schulfrage sowohl im allgemeinen, wie speciell auf technischem Gebiet, eine der wichtigsten wirthschaftlichen Fragen bildet, und dafs dem- gemäfs der Central-Verband nur eine seiner haupt sächlichsten Pflichten erfüllte, als er seine Auf merksamkeit auch diesem Gebiet energisch zu wandte. Der Umstand, dafs die Berichte der Herren Professor Dr. Lothar Meyer und Director Böttcher über die Arbeiten der Schul - Commission in sehr vorgerückter Stunde noch mit lebhaftestem Interesse von der Versammlung aufgenommen wurden, und der Beifall, den die Beschlüsse der Commission, welche einstimmig angenommen wurden, fanden, beweist am besten, dafs auch die Delegirten des Central-Verbands anerkannten, welche Bedeutung die richtige Organisation des Unterrichtswesens auf allen Gebieten für die wirthschaftliche Thätigkeit und Entwicklung eines Landes und für das Gedeihen der Bevölkerung hat. Die vorgeschlagenen und, wie bemerkt, einstimmig angenommenen Resolutionen lauten wie folgt: „Eine der wesentlichsten Vorbedingungen zur Förderung des wirthschaftlichen Gedeihens einer Nation ist die möglichst günstige wirthschaftliche Lage der arbeitenden Klassen. Die materielle Wohlfahrt dieser für das All gemeine so überaus wichtigen grofsen Masse des Volkes ist bedingt durch ihre Erwerbsfähigkeit. Diese hängt wiederum in erster Linie von der Vorbildung des Individuums für den erwählten Lebensberuf ab. Daher ist es für den Erfolg aller Bestrebungen, die wirthschaftliche Lage der arbeitenden Klasse zu heben, von der allergröfsten Wichtigkeit, dafs man unausgesetzt das Ziel im Auge behält, die Erwerbsfähigkeit jedes einzelnen Individuums durch eine geeignete Vorbildung für den erwählten Lebensberuf zu sichern und zu fördern, beziehungs weise zu erhöhen. Demnach ist die Organisation unseres Schul wesens für unsere wirthschaftlichen Verhältnisse von so tief einschneidender Bedeutung, dafs es der Centralverband deutscher Industrieller als eine der wichtigsten Aufgaben aller Vereine zur Förderung unserer wirthschaftlichen Interessen betrachtet, die hochwichtige Frage in den Kreis ihrer Erwägungen zu ziehen, ob nach den bisher in der Praxis gemachten Erfahrungen unseren Gewerbebeflissenen im weitesten Sinne des Wortes durch die vorhandenen Lehranstalten ausreichende Gelegenheit geboten ist, sich für den erwählten Lebensberuf in geeigneter und den wünschens- werthen Erfolg sicher stellenderWeise vorzubereiten. Der Gentralverband nimmt zunächst davon Abstand, die Organisation der allgemeinen Bildungs anstalten in den Kreis seiner prüfenden Erwä gungen zu ziehen, indem er sich vorbehält, auf die damit im Zusammenhänge stehenden wirth schaftlichen Fragen nach Erledigung der für In dustrie und Gewerbe wichtigeren zurückzukommen, so namentlich auch auf die Frage, ob die Theilung unseres höheren Schulwesens in Gym nasium, Realgymnasium, Oberrealschule, Real schule und höhere Bürgerschule dem wirthschaft lichen Bedürfnifs der Nation entspricht. In der Erwägung aber, dafs schon seit Jahren alle weitblickenden Personen die Nothwendigkeit erkannt haben, unsere gewerbliche Erziehung mehr als bisher den Bedürfnissen des praktischen Lebens anzupassen, in Erwägung ferner des Um standes, dafs auch Staatsregierungen durch ihr organisatorisches Vorgehen auf dem Gebiete des technischen Schulwesens die Nothwendigkeit einer Aenderung der bestehenden Zustände anerkannt haben; in Erwägung endlich der Thatsache, dafs gerade die Vertreter der Industrie am meisten Gelegenheit haben, die durch eine unzulängliche gewerbliche Erziehung hervorgerufenen socialen Schäden aus unmittelbarster Wahrnehmung kennen zu lernen, kann sich der Gentralverband als be rufener Vertreter industrieller Interessen der Pflicht nicht entziehen, sich mit der Organisation unseres technischen Schulwesens zu beschäftigen und auf die Abstellung bestehender Mifsstände hinzuwirken. Der Gentralverband bekennt sich zu der An sicht, dafs zu einer gediegenen Ausbildung für einen gewerblichen Lebensberuf unerläfslich ist: 1. die Aneignung einer abgeschlossenen all gemeinen Vorbildung auf einer der be stehenden allgemeinen Bildungsanstalten, 2. die Aneignung der für den erwählten Lebensberuf nothwendigen speciellen Kennt nisse auf einer nach den Bedürfnissen der Praxis zweckmäfsig organisirten Fachschule. Da drei Stufen allgemeiner Bildungsanstalten bestehen, 1. die Volksschule, welche mit dem vollen deten 14. Lebensjahre, beziehungsweise 13., abschliefst, 2. die höhere Bürgerschule, welche mit dem vollendeten 16. Lebensjahr abschliefst, 3. Gymnasium, Realgymnasium,Oberrealschule, welche mit dem vollendeten 18. Lebens jahre abschliefsen, so scheint die Forderung nahe zu liegen, es solle sich an jede dieser drei Schulkategorieen eine technische Schule anschliefsen. — Bei ein gehender Erwägung sieht man aber bald, dafs dies ein in der Sache selbst nicht begründeter Schematismus wäre. Die Technik hat nicht drei Zugänge, sondern nur zwei: entweder man studirt gründlich die