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32 Nr. 1. STAHL UND EISEN.“ Januar 1882. bieten mithin eine mehr als sechsfache Sicherheit. I Sie sind aus ca. 8 m langen Stücken auf Längen von 50 m zusammengeschweifst, die wiederum durch Stahlmuffen unter sich zusammengeschraubt sind. Auf der Beladestation werden die Laufdrähte durch Verschraubungen in dem Holzgerüst fest- gehalten, während sie auf der Entladestation mit über Rollen geführten Ketten verbunden sind, an welchen die bereits erwähnten Spanngewichte hängen. Auf diese Weise findet eine Ausgleichung der durch den Temperaturwechsel hervorgerufenen Verlängerung oder Verkürzung der Laufdrähte statt und kann niemals eine Ueberlastung ein- treten. In Entfernungen von 25 bis 30 m sind beide Laufdrähte auf hölzerne Säulen gelagert, welche, sobald sie eine Höhe von 10 m über schreiten, durch seitliche Verstrebungen gegen Schwankungen gesichert sind. Um auch die Laufdrähte gegen Seitenschwankungen zu schützen, hat man auf den Unterstützungssäulen ein Kopf stück aus Eichenholz horizontal befestigt, an dessen beiden Enden die Laufdrähte in halbrund ausgekehlten gufseisernen Lagern ruhen. Die I Entfernung der Laufdrähte von der Mitte der Säule ist, um gleiche Biegungsmomente zu er- | halten, für die beladenen Wagen kürzer als für I die leeren Wagen; der Abstand beider Lauf- I bahnen voneinander beträgt überall 2 m. Auf jeder der beiden Endstationen schliefsen sich an die beiden Laufdrähte Zungen an, welche die Ueberführung der Wagen auf die in Gufs- stühlen horizontal aufgehängten Weichenschienen vermitteln. Die Weichen selbst bestehen aus hochkantig gestellten, mit halbrundem Kopf ver sehenen Flacheisenschienen von 65 X 26 mm Querschnitt, die an der Beladestation sich um die ganze Kohlenwäsche herumziehen, an der Entladestation dagegen eine symmetrische Schleife bilden. Unterhalb der Laufdrähte befindet sich das Zugseil, das an beiden Enden der Bahn über horizontale, mit Hirnleder bandagirte Seilscheiben von 2 m Durchmesser geführt und durch die mit demselben gekuppelten Seilbahnwagen ge tragen wird. Sind die Wagen nach den End stationen eingezogen, so ruht das Zugseil auf Führungsrollen, die an den erwähnten Unter- i Stützungssäulen angebracht sind. Die Seilscheibe j der Beladestation wird mittelst Vorgelege von der I Dampfmaschine betrieben, dient somit als Antriebs scheibe für die Balm. Die zur Kraftübertragung | erforderliche Spannung des Zugseils wird in ähn- ' lieber Weise wie bei den Laufdrähten durch ein Gewicht an der Entladestation erzeugt; der Durch- j messer des aus Tiegelgufsstahl hergestellten Zug- I seils beträgt 15 mm, die absolute Festigkeit in ' den einzelnen Drähten 120 kg pro Quadrat- j millimeter. Jeder Wagen besteht aus Obertheil, Gehänge, I Kuppelungsapparat und Kasten. Auf den beiden Endzapfen des Obertheils sitzen die gufsstähler- neu Laufräder, die mittelst einer Traverse ver bunden sind. In der Mitte der letzteren hängt ein Bügel (das Gehänge), welcher den Wagen kasten in der Schwerpunktslinie an zwei Zapfen fafst, so dafs er leicht umgekippt werden kann; eine Falle an der Stirnwand des Kastens dient zur Arretirung. Das Gehänge ist durch eine Spreize versteift, an welcher der Kuppelungsapparat befestigt ist. Derselbe besteht aus einer kleinen Seilrolle, über welcher sich das Gehäuse mit einem festen und einem beweglichen Bolzen be findet. Zwischen den gabelförmigen Enden dieser Bolzen geht das über die Rolle geführte Zugseil hindurch, auf welchem in bestimmten Entfer nungen kleine cylindrische Stahlmuffen befestigt sind. Gelangt eine solche'Muffe an die verschieb bare Gabel, so hebt sie dieselbe und gleitet unter ihr hinweg, während sie an die feste Gabel an- stöfst und diese, sowie überhaupt den ganzen Wagen mitnimmt. Ein Zurücklaufen des letzte ren auf den Steigungen kann nicht eintreten, denn sobald die Stahlmuffe unter der beweglichen Gabel durchgeglitten ist, wird diese durch eine Spiralfeder wieder niedergeprefst. Auf der Ent ladestation drückt ein daselbst befestigter Aus rücker auf den halbrunden Kopf des aus dem Kuppelungsgehäuse liervortretenden Bolzens, dreht das Gehäuse um seinen Bolzen und läfsl das Zugseil ruhig weitergehen, während der Wagen auf der Entladeweiche weiterrollt. Die aus den Hochöfen abfliefsende Schlacke wird granulirt (durch einen auf dieselbe geleiteten Wasserstrahl in Sand verwandelt) und mittelst eines Elevators dem über der Beladeweiche an gebrachten Rumpf zugeführt, von welchem aus durch Oeffnen mehrerer Schieber die Seilbahn wagen gefüllt werden. Damit die von der Seil bahn überschrittene Rampe und die Bahngeleise nicht durch etwa herabfallende Stücke beein trächtigt werden, sind über denselben Schulz brücken angebracht, über welche die beladenen Seilbahnwagen hinwegfahren. Die geringe Ge schwindigkeit der Wagen (von nur 1 1 i 3 m pro Secunde) gestattet auch zwischen beiden Statio nen ein Auskippen derselben durch einen Ar beiter, so dafs über der Kohlenladebühne der Schlackensand zugleich bequem und billig zum Zwecke des Versandts in Eisenbalmwaggons ver laden werden kann. Die Seilbahn transportirt in der Stunde 120 Wa gen, indem alle 30 Secunden ein beladener Wagen auf der Entladestation eintrifft. Die Leistung be rechnet sich demnach bei 31/3 hl Inhalt eines Wagens ca. 250 kg Schlackensand zu 600 Gir. pro Stunde, und ist somit 3/ Tag nöthig, um das tägliche Maximalquantum von Schlackensand und Kohlenschiefer zu bewältigen. Der zum vollen Betriebe der Drallseilbahn (einschliefslich