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aufzuweisen haben, höher als die für den Bessemerstahl, und wenn auch ganz unzweifelhaft diese Mehrkosten von Jahr zu Jahr heruntergedrückt werden, so werden sie doch schon durch den beim Thomasprocefs unvermeidlichen höheren Abbrand nie vollständig dasselbe Niveau wie beim Bessemer- procefs erreichen. Sollten aber auch — was gar nicht bezweifelt werden kann — einzelne Unternehmungen durch die ausgedehnte Einführung des Entphosphorungsverfahrens Schaden leiden, so dürfte doch durch die oben angeführten Daten nachgewiesen sein, dafs im allgemeinen die Verhältnisse unserer heimischen Eisenindustrie durch diese wichtige Erfindung bei weitem sicherer gestellt worden sind, als sie bisher waren, zumal wenn die Eisenbahnverwaltungen die Bestrebungen der Eisen- und Stahlindustrie auf diesem Gebiet durch Einführung billiger Frachten für die gröfstentheils weiten Strecken, auf welchen Kohlen und Erze zusammengeführt werden müssen, unterstützen. Nach dem Vortrage zeigt Redner verschiedene sehr interessante Proben von Bandagen, Schienen und Schwellen vor und bemerkt: Es ist schon so viel an Proben producirt worden bei den Vorträgen, die uns hier früher ge halten sind, dafs es schwierig ist, noch etwas Neues vorzuführen. Trotzdem habe ich einige Sachen mitgebracht, die wenigstens, soviel ich weifs, in dieser Form noch nicht vorgeführt worden sind. Es ist verschiedentlich der Einwand gemacht worden, dafs es schwierig, ja unmöglich sei, die nöthige Contraction zu erzielen. In Hörde und auf den rheinischen Stahlwerken hat man diese Schwierigkeiten nicht gefunden, und auch bei uns bat sich das Verfahren durchaus bewährt. Die Schwierigkeiten bei der Darstellung des Roheisens für den Thomasprocefs hat man ganz erheblich überschätzt. [Lebhafter Beifall.] Vorsitzender: Ich eröffne die Discussion über den gehörten Vortrag. Herr Lürmann hat das Wort. Herr Lürmann: Herr Brauns hat zwar gesagt, er mache keinen Anspruch darauf, dafs seine Mittheilungen über die Erzvorkommen in Deutschland, welche brauchbares Roheisen für den Ent- phosphorungsprocefs liefern, vollständig seien; ich kann aber nicht umhin, noch auf ein Vorkommen aufmerksam zu machen, welches erst in diesem Sommer aufgeschlossen ist und wovon Herr Brauns jedenfalls Kenntnifs haben wird. Ich meine die Ablagerung im Wesergebirge. Herr Brauns: Ich kenne dieses Vorkommen, kann aber über die Ausnutzung desselben nichts sagen und habe mich aus diesem Grunde in meinem Vortrage auch nicht darüber geäufsert. Herr Lürmann: Die betreffenden Erzgruben sind dem Revierbeamten, Herrn Bergrath von Renesse, unterstellt. Derselbe hat mir mitgetheilt, dafs dort Minette in ganz ausgezeichneter Qualität und in grofser Regelmäfsigkeit lagert und zwar in einer Mächtigkeit von 11/2 m; ferner, dafs im vorigen Vierteljahr schon eine ganz wesentliche Förderung stattgefunden hat, und dafs man augen blicklich mit dem Bau einer Eisenbahn beschäftigt ist, an welche die Gruben angeschlossen werden sollen. Bis jetzt ist erst eine Grube in Angriff genommen, und zwar das Flötz Victoria, welches sieben Eisensteinfelder hat und von einer Paderborner Gesellschaft ausgebeutet wird. Es sind im letzten Vierteljahr bereits 147 000 Gtr. Eisenerz gefördert worden bei einer Belegschaft von 300 Mann, woraus hervorgeht, dafs diese Zeche immerhin schon von Bedeutung ist. Die Erze werden verhüttet auf den Hochöfen von von Born in Dortmund und auch in Steele; täglich gehen 10 Doppelwaggons dorthin ab. Es ist anzunehmen, dafs die Lager im oberen Theile des Wesergebirges, wo schon seit 20 Jahren Erze aufgeschlossen sind, meistens begleitet sind von braunem Minette. Was jetzt gefördert wird, ist rother Minette. Vorsitzender: Verlangt noch einer der Herren das Wort? Herr Brauns hat die Frage der Herstellungskosten bei dem neuen Verfahren im Vergleich zu denjenigen des alten Verfahrens etwas sehr leicht und flüchtig gestreift. Vielleicht werden einige Herren von dem Hörder Werk oder von den Rheinischen Stahlwerken so gütig sein, uns über diesen wichtigen Punkt etwas Näheres mit- zutheilen, und ich glaube in Ihrem Sinne zu sprechen, wenn ich sage, dafs uns solche Mittheilungen sehr willkommen sein würden. [Zustimmung.] Herr Dr. Grafs: Nach meinen Erfahrungen beträgt die Differenz in den Herstellungskosten circa 7 Mark. Herr Brauns: Selbstverständlich konnten meine Auslassungen nur allgemeine Gesichtspunkte umfassen; auf die Details habe ich mich gar nicht eingelassen. Die Frage, welche vom Herrn Vorsitzenden angeregt worden ist, kann man so kurzer Hand nicht erledigen. Es kommt dabei auf die localen Verhältnisse und auf die Preise an, wozu man das Thomaseisen haben kann. Das alles ist so verschieden, dafs es überhaupt gar nicht möglich ist, in irgend einer bestimmten Weise sich darüber zu äufsern. Herr Valdkampf: Es wäre doch sehr zu wünschen, dafs uns über die Höhe der Fabrications- kosten bei dem neuen Verfahren genauere Angaben gemacht würden.