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Siege in dem Kampfe gegen das billige englische Product auf dem inländischen Giefsereieisenmarkte die nur durch billige Transportfrachten herbei zuführende Massenverhüttung der Minette nöthig haben. Neben einer eingehenden Prüfung, inwiefern die Aufrechterhaltung der Erzeugung deutschen Giefsereiroheisens in dem jetzigen Umfange billi gerer Hohmaterialienfrachtenbedarf, welchen Werth dieselben für die umfangreichere Darstellung dieser Roheisensorte haben können, damit die Einfuhr ausländischen Giefsereiroheisens, die im Jahre 1881 gegen das Vorjahr nicht unbedeutend ge stiegen ist,* unterbleibt — neben der sorgfältigen Prüfung, ob die blühende Eisen- und Stahlindustrie verschiedener Bezirke, nachdem das Thomassche Entphosphorungsverfahren überall zur Anwendung gebracht sein wird, nur intact gehalten werden kann, wenn der massenhafte Bezug der Minette aus Lothringen durch besonders billige Ausnahme tarife ermöglicht wird — neben der Würdigung dieser wichtigen Fragen vom volkswirthschaftlichen Standpunkte, tritt das Interesse der Reichs- und Staats-Eisenbahnen als entscheidender Factor in den Vordergrund. Die Staatsregierung hat somit die Entscheidung in der Hand. Nun ist bekanntlich den vielfachen Eingaben und Bemühungen umReduction der Rohmaterialien, insbesondere der Erztransport-Tarife von mafsgeben- der Stelle entgegengehalten worden, es sei im Hin blick auf die Rentabilität des Staatseisenbahn betriebes unmöglich, generelle Frachtermäfsigungen eintreten zu lassen, und Ausnahmetarife für be stimmte Relationen seien nur dann statthaft, wenn die Verletzung anderer Interessen vermieden werden könne. Für generelle Tarifreductionen werden wohl zweifellos die bereits erzielten und voraus sichtlich stetig wachsenden Ueberschüsse aus dem Staatseisenbahnbetriebe von durchschlagendem Einflüsse sein. So fest, wie hiernach auf eine hoffentlich baldige Ermäfsigung der Rohmaterial transporte zu rechnen ist, ebenso fest vertrauen wir, dafs das Gesammtinteresse über das Sonder interesse gestellt wird und dafs den zur Prüfung derselben berufenen wirthschaftlichen Organen der Nachweis erbracht werden kann, dafs die der Einführung billiger Minettefrachten entgegengestellte Befürchtung der Verletzung einzelner Interessen stark übertrieben oder gar nicht vorhanden ist. Im industriellen Leben und ganz besonders in der schwergeprüften Montanindustrie kann es nicht auffallen, dafs jeder sich seiner Haut wehrt, dafs jeder sein damit verknüpftes eigenes Interesse vor Gefahren zu bewahren sucht, die ihm durch Erschliefsung neuer Productionsgebiete, durch Einführung neuer Fabricationsmethoden, durch * Nach vorläufigen Ermittelungen beträgt die Gesammt-Roh- eiseneinfuhr nach Deutschland 358 000 Tonnen pro 1881 gegen 238 000 Tonnen pro 1880 und 388 500 Tonnen pro 1879. Eröffnung neuer Verkehrswege oder irgend welcher Art scheinbar drohen. Aber das aus einer ob- jectiven Prüfung aller einschlägigen Verhältnisse sorgfältig ermittelte Resultat mufs für alle aus schlaggebend sein, der Einzelne mufs sich fügen, vor allen Dingen aber gilt gleiches Recht für Alle auch in wirthschaftlichen Fragen. Kann man daher das in den eingangs erwähnten sogenannten Eisenbahn - Gonferenzen zu Tage getretene Be kämpfen einer billigeren Minettefracht, insofern durch deren Einführung die Interessen einzelner Produzenten in Frage kommen können, nicht auffällig finden, auch selbst die vorgebrachten Gegengründe der sorgsamsten Erwägung werth halten, dann wird man sich doch billig darüber wundern dürfen, dafs kein Gegner der billigen Minettefracht es für angezeigt fand, wenigstens eine Gleichstellung der Transporttarife für Erze aus Lothringen mit denen im Local- und Nachbar verkehr der rheinisch - westfälischen Eisenbahnen gültigen Erztarife zu verlangen. An diese auf fallende Thatsache wollen wir heute keine Reflectio- nen knüpfen, uns vielmehr für dieses Mal darauf beschränken, jenen Frachtunterschied zur Ver vollständigung unserer früheren Mittheilungen des näheren zu beleuchten. Im zweiten Hefte des »Stahl und Eisen« haben wir nachgewiesen, dafs die Frachten für Minette transporte durchweg ungefähr 6 % höher sind, als sie sein würden, wenn dieselben ebenso nach den Grundtaxen für Erztransporte im Local- und Nachbarverkehr der rheinisch-westfälischen Bahnen tarifirt wären, wie es für Rasenerztransporte aus Holland in das rheinisch-westfälische Revier längst der Fall ist. Wir führten als Beispiel an, dafs die Fracht für die 839 km lange Strecke Hayingen- Mülheim a. d. Ruhr nach vorgedachter Grundtaxe genau gerechnet nur 74,58 M betragen dürfe, wogegen nach dem mit dem 1. April v. J. ein geführten ermäfsigten Tarife 7946 erhoben werden. Inzwischen haben wir uns bemüht zu ermitteln, wie dieser Frachtbetrag zusammen gerechnet wird mit Rücksicht darauf, dafs in dem auf Seite 152 der Zeitschrift mitgetheilten Ministeriairescripte betont wird, für Erzsendungen aus Lothringen seien für die preufsischen Strecken die in den rheinisch-westfälischen Verkehren allgemein üb lichen Einheitssätze zu Grunde gelegt. Wir kommen dabei unter Benutzung der von der Königlichen Eisenbahn-Direction zu Köln — rechtsrheinisch — gemachten Angaben zu folgendem Resultate: Für die Strecke der Eisenbahnen in Elsafs- Lothringen kommen zunächst 0,60 e%6 pr. Tonne Expeditionsgebühr in Anrechnung, also pr. 10 Tonnen •6 6,— ferner für 31 km Transport auf der Strecke Hayingen—Sierk ä 2,2 Mpfg. pr. Tonne und km = 6,82 •6 rot. » 7,—• ferner für die 308 km lange Transport ¬ strecke der preufsischen Staatsbahnen