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Anton Bruckner (1824- 1896) 8. Sinfonie in c-Moll Anton Bruckner, dessen Leben von den beiden Jahreszahlen 1824 und 1896 um schlossen wird, gilt als der lebte große Klassiker deutscher Sinfonik im 19. Jahr hundert. Seine 9 Sinfonien sind imponierende Gipfel- und Endwerke, zum Teil von einer Ausweitung, die bis an die Grenze des vom Hörer noch Erfaßbaren geht. »Musikgewordene Domen sind Bruckners Sinfonien einmal treffend genannt worden: Die großartige »Achte« ist ein bezeichnendes Beispiel für diese vollendete musi kalische Architektonik, die nur langsam und zögernd, begleitet von gehässigen Kri tiken, von der musikalischen Welt verstanden und anerkannt wurde. Heute können wir uns die Programme unserer Sinfoniekonzerte kaum noch ohne den Namen Bruckner vorstellen. Es ist ein unmögliches Unterfangen, auf so engem Raum alle Schönheiten, die lo gische Verknüpfung der Themen und den meisterlich verzahnten Aufbau der gesam ten Sinfonie umfassend zu schildern. Im ersten Sat; erleben wir eine machtvoll ringende Auseinandersefiung mit dem Schicksal. Nach Bruckners Worten stellt das Hauptlhema so etwas wie eine »Todesverkündigung« dar, »die immer sporadisch stärker, endlich sehr stark auftritt, am Schluß: Die Ergebung«. Leise verklingt der Sat}. über dem Thema des Scherzos steht Bruckners Erklärung »Der deutsche Michel«. So klingt die Musik auch: Beharrlich, vielleicht ein wenig querköpfig und eigen sinnig, nicht ohne Humor, träumerisch sinnend im zart sich aussingenden Trio. »Feierlich langsam, doch nicht schleppend« beginnt das Adagio, eine weihevolle, von Schönheit erfüllte, machtvoll strömende Musik, die mit Worten nur schwer und unvollkommen zu erklären ist. Im Finale - dem gewaltigsten, das wir von Bruckner kennen - klingen noch einmal alle Hauptthemen dieses Werkes zusam men, ein gigantischer, sieghafter Ausklang, dessen Gewalt wir uns nicht zu ent ziehen vermögen. Es wäre falsch, in Bruckners Musik irgendwelche mystischen Vorstellungen hinein- geheimnissen zu wollen, seine Musik ist eine zutiefst menschliche, in der - wie es einmal Dr. Karl Laux in einem Gedicht treffend ausgesagt hat - auch » der Wälder Orgelrauschon« mitklingt, »der Berge Schroffheit und der Städte Glanz«. Wenn wir Bruckner s o hören, werden wir am ehesten einen Zugang zu seiner Musik finden.