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ÜicIflcftoUtflc Xoufmift Je mehr wir von der vielgestaltigen im All herrschenden Einheit über zeugt sind, in deren Mitte der Mensch lebt, je mehr wir die in unserem eigenen Leben, unserer eigenen Geschichte waltende Einheit erkannt haben, um so leichter wird unser Blick in die die Geschicke der Kunst offenbarende vielgestaltige, das ist vieljormige Einheit dringen und um so eher werden wir die böse Neigung überwinden, an ihr zu mäkeln und sie zu stutzen zu wollen wie die Gärtner, die, um gradlinige Hecken zu ziehen, den Pflanzenwuchs hemmen und den gesunden natürlichen Baum gekünstelten Formen zuliebe verkrüppeln. Nirgend finden wir in den lebendigen Er scheinungen der Natur geometrische und mathematische Figttren: Warum sie der Kunst auf drängen wollen ? Warum die Kunst einem Linearsystem unterwerfen ? Warum nicht ihre üppige, zwanglose Entfaltung wie die der Eichen bewundern, deren reiches, vielverschlungenes Geäst lebendiger zu unserer Phantasie spricht als der zur Pyramide oder zum chinesischen Hut entstellte Taxus? Wozu all das Abmühen, die Triebe der Natur und der Kunst zu verkümmern und zu meistern? Vergebliche Mühe! Am ersten Tage, an dem die kleinen Gartenkünstler einmal die Schere verlegt haben werden, wachsen sie, wie sie wollen und müssen. Franz Liszt. OTif Cie feil 2Bot£en aus 6cm 2luffa% „Serliog un6 feine jparolbfinfonie" (®e= fammelte @cfjriffen IV, 35) tritt grang ßisgt, 6er grofe 2lnreger in 6er 9JIufIfs gefcf)id)£e, für ben gortfeftriff in 6er JHufif ein, unb mancfjeS in biefem liuffaft Hingt, mie Peter (Kaabe, 6er präfibent 6er (Reidfömufi’EEammer, in feiner grunbiegenben ßiSgt=25iograpI)ie fagf, „als ob es gefrf)rieben toäre, um bie 2lrbcifen ber Eüt>nften .Jleutöner' unferer Sage gu Dcrteibigen". ßisgt meinte bamif geroifj bie oon ifjm mit fo genialen 3“gen auSgebaufe Pro= grammuftf. 3Iber er mar ein Diel gu großer ©eifl, als bafj er fid) einfeifig auf biefe 3Jicf)tung feflgelegt hätte. 3>n ber lebten (Einführung mürbe ftf>on baoon gefprocf)en, mie menig „wörtlich" man bas Programm nehmen barf. HoIIcnbö Derfe^lf toäre es, ßisgt als5lur=Programmufifer aufgufaffen. 3Iiif)t nur, bofj er fiefj tf;eoretifcf) barüber auSgefprocf>en bat, baff bie Programmufif eben nur ein Seil, nur eine ©eite ber Ddlufif ifl. Itud) ber PraEtifer ßisgt, ber Äomponift Eann als Ärongeuge für bie abfolute DltufiE gelten. Denn gerabe eines feiner befannteflen 2BerEe, ,,Les Preludes“, ifl— feine ProgrammufiE. SaS, maS als if>r „Programm" befannt ifl, mürbe ihnen nach 3 fraglich unterfefjoben. Sarauf ifl nicht nur fjanslicf bereingefallcn, ber 1857 fcfjrieb: „Sie prälubien erfdfeinen tfjaraftcrifliftf) buref) bie Plef^obe, mie bie OTlufif gu bem fertigen Programm rein auf bem 2Bege ber (Reflexion Ftinjugebradff mirb", aud) ein Dielgebraucfjter neuerer &ongertfüf)rer bringt es nod) fertig, gu fcf) reiben: „.. . liegt ein Profagebitf)t ßamartines gugrunbe". ßisgt l)affe gu Dter 3IIännertf)ören, beren Äompofition er fpäter aufgab, eine SuDertüre gefdfrieben, bie er bann als felbflänbigeS ©tücf Verausgab. 2lus unbefatmfen ©rünben fudjfeßisgt natf) einem ©ebidft, bas auf feine fertige Äompofition paffe. 3n ßamartines, beS frangöftfdfjen (RomanfiEerS, ,, I,es Preludes" glaubte er es gefunben gu haben. Ser Sidffer ficht im ßeben eine „(Reihe Don (Oorfpiclen gu jenem unbefannten ©efang, beffen erjle unb feierliche (Rote ber Sob anflimmf". Sine ©t^ilberung beS ßebens alfo, feines 2luf unb 2lb, feiner ffämpfe unb ©türme, feiner glücfliefen ©tunben, ber ßiebe, 6er 3eif, mo bie „Dermunbefe ©eele fudft ... in ber lieblichen ©fille beS ßanblebenS bie eigenen (Erinnerungen eingumiegen", bis mieber „ber Srommefe ©türm? ftgnal" ertönt. (Run, bas ifl ein gang allgemeiner 3nl>a[t, ben man (eiri)f Dielen Sinfonien Don Jpapbn bis 23ruc£ncr unterlegen fönnte.