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868 Stahl und Eisen. Eine neue Methode zur Bestimmung des Schwefels im Eisen. 1. November 1896. die Kochflasche A treten, welche die letzten Spuren von Schwefelwasserstoff in letztere zurück führen. Nun erst hört man bei I) mit dem Quetschen auf, schiebt den Bunsenbrenner sofort wieder unter die Kochflasche, kocht nochmals 1/2 bis 1 Minute, wobei der Hahn B offen bleiben kann, überzeugt sich, dafs die Temperatur der Lösung in G mindestens 60 0 C. beträgt, und es ist nun sämmtlicher Schwefelwasserstoff in die Vorlage F übergeführt. Hat man auf die beschriebene Art Eisen proben oder Metallsulphide behandelt, so kann man sofort zur Umsetzung des in der Vorlage F entstandenen Cadmiumsulphides in Kupfersulphid schreiten. Zu dem Zweck lüftet man den Gummistöpsel E der Vorlage F, giefst jetzt 5 bis 7 cem der sauren Kupferlösung III durch G hinein und schwenkt die Vorlage etwas, damit die Theile sich mischen, wobei das gelbe Schwefelcadmium ohne weiteres in schwarzes Kupfersulphid verwandelt wird. Man filtrirt das selbe jetzt bei Anwendung eines aschefreien Filters ab, süfst vortheilhaft mit heifsem Wasser von 60 bis 90 0 G. aus und verwandelt nun durch sachgemäfses Glühen das Kupfersulphid in Kupferoxyd. Zu dem Zweck hebt man das nasse Filter nebst dem Kupfersulphid behutsam aus dem Trichter heraus, quetscht das Kupfersulphid, wenn seine Menge etwas erheblich ist, von aufsen im Filter flach, zugleich etwas in die Höhe, doch nie über den Filterrand hinweg, so dafs es im Filter keinen Kegel mehr, sondern eine etwas gleich- mäfsig dicke Schicht bildet und sich so leichter rösten läfst. Nun legt man das flach gedrückte, nasse Filter in ein vorher geglühtes, abgekühltes und genau gewogenes Platinschälchen, setzt dieses unbedeckt auf einen gewöhnlichen Dreifufs (Höhe etwa 22 cm) mit Pfeifendreieck und erhitzt den Inhalt erst 4 bis 7 Minuten über einem kleinen Rundbrenner mit Schornstein ganz gelinde, bis das Filter vollständig verkohlt und verglimmt ist, wobei man mit einem Platinhäkchen nachhelfen kann. Bei diesem ersten Glühen soll die Entfernung der Flammenspitze vom Boden des Platinschälchens wenigstens 6 cm betragen, weil das Kupfersulphid andernfalls zu früh sintert, dann nicht ganz voll kommen oxydirt, zum Theil in dem Schälchen klebt und etwas zu leicht ausfällt. Ist das Filter verbrannt, so bedeckt man das Schälchen zu “3 mit einem Platin- oder Porzellandeckel und bringt dasselbe nun in deutliche Rothgluth, d. h. man röstet den Inhalt unter Zutritt von Luft. Dieser Vorgang ist vollständig beendet, wenn 0,01 g der Kupferverbindung mindestens 2 Minuten schwach rothglühend gewesen sind, wobei die Flamme den Boden des Schälchens berühren mufs; längeres Glühen schadet durchaus nicht. Bei diesem Rösten bilden sich aber auch Spuren von Kupfersulphat, und um diese vollständig zu zersetzen, glüht man die Substanz zu allerletzt 1/2 bis 1 Minute lang im vollständig bedeckten Schälchen bei der stärksten Gluth, welche man mit dem Rundbrenner von oben 2,5 cm Weite nebst Schornstein erzeugen kann, und es ist nun der Inhalt des Schälchens reines Kupferoxyd geworden, welches eine matt schwarze Farbe, blättrige Beschaffenheit hat, lose im Schälchen liegt, nicht hygroskopisch ist und sich nach dem Erkalten ganz genau wiegen läfst. Durch Multiplication des Kupferoxyds mit 0,404094 (abgekürzt 0,4041) erhält man das Gewicht des gesuchten Schwefels. Das Platinschälchen bleibt bei dieser Arbeit unverändert, nöthigenfalls reinigt man es am besten durch Auskochen mit roher Salzsäure. Die beim Auflösen der Eisenproben freiwerden den Gase, welche bei J den Apparat verlassen, haben einen knoblauchartigen Geruch und können besonders in der Nähe des Arbeitstisches Be klemmung verursachen. Leitet man die Gase aber ins Freie oder durch eine Lösung von Silbernitrat, so wird man bei der Arbeit nicht mehr im geringsten belästigt, und die bisher von allen Analytikern wohl nur ungern ausgeführten Schwefelbestim mungen gehören nun zu den einfachsten und an genehmsten, welche bei Eisenuntersuchungen vor kommen können. Der oben abgebildete Apparat hat sich nicht allein bei dieser neuen Methode gut bewährt, er ist auch dann benutzt worden, wenn nach der alten Oxydationsmethode verfahren, aber statt Brom-Salzsäure eine Mischung von etwa 40 ccm Wasserstoffsuperoxyd mit 5 ccm Ammoniak (spec. Gew. 0,91) angewandt und damit die Vorlage F beschickt wurde. Vorher war aber durch einen blinden Versuch der unlösliche Rückstand bestimmt worden, welchen das angewandte Wasserstoff superoxyd nach Eindampfen mit Ghlorbarium und Salzsäure hinterliefs; derselbe wurde dann bei wirklichen Schwefelbestimmungen berücksichtigt. Diese HgO2-Ba SO4-Methode nimmt aber dieselbe Zeit in Anspruch, wie die Br - Ba SO - Methode, und kann sich daher hinsichtlich der Schnelligkeit in der Ausführung bei weitem nicht mit meiner Cd S - Gu 0 - Methode messen. Die Ueberführung des gewonnenen Cadmiumsulphides in wägbares Kupferoxyd beansprucht bei einiger Uebung nur 20 bis 30 Minuten Zeit, so dafs hiernach genaue Schwefelbestimmungen beim Auf lösen von 10 g Eisen in 21/2 Stunden, beim Auflösen von nur 5 g Eisen aber in 11/2 Stunden leicht ausgeführt werden können. Einige analytische Beläge werden die Brauch barkeit sowohl bei Behandlung reiner Sulphide, als für die Bestimmung des Schwefels in Eisen sorten darthun.