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WHeritz-Mung Anzeiger für Dippoldiswalde nnd Umgegend. 1M. 26 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 78. Jahrgang. Donnerstag, den 16. Dezember 1909. Nr. 145. ,en- ien. Mtt achtfeMgem „Illustrierten Unterhaltungsblatt". Mtt land- und hauswirtschaftlicher Monats-Beilage. Für di- Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Lagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehnr. — Druck und Verlag von Carl Irhnr in Dixxoldisiva e. tag und Sonnabend und wird anden vorhergeh« denWenden ausgegeb» Inserate werden mit I» PK., solche au» unserer Ämtshauptmaimschaft mit 12 Pfg. die Spaltzeile oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei gespaltene Zeile 3S bez. ZV Pfg. - Tabellarische 84 Pfg-, einmonatlich 42 s r undkonrplizierteJnserate Pfg. Einzelne Nummem mtt entsprechendem Auf- 1V Pfg. — Alle Postan- s M W schlag. - Eingesandt, im Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Amtsblatt für die Königliche Umtshaupimmnlchast, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. .«elßiitz-Zettum^ «scheint wöchentlich drei- » mal: Dienstag, Donner»- Der Fabritbesitzer Herr Franz Echtler in Dtttersdorf beabsichtigt, in dem unter Nr. 87 des Brandversicherungs-Katasters für Dittersdorf gelegenen Grundstück . eine Änderung des Wassertriebwerkes durch Einbau einer 80 P.8. Francis- Spiral-Turbine vorzunehmen. Nach § l7 der Reichsgewerbeordnung wird dies mit der Aufforderung hierdurch bekannt gemacht, Einwendungen hiergegen, soweit sie nicht auf besonderen Privatrechts- Titeln beruhen, bei deren Verlust binnen 14 Tagen, vom Erscheinen dieser Bekannt machung an gerechnet, hier anzubringen. Dippoldiswalde, am 14. Dezember 1909. 1527 A. Königliche Amtshauptmannschaft. Folgende im Grundbuche für Hausdorf aus den Namen des Carl Ehregott Hiekel eingetragenen Grundstücke sollen am 2. Februar 1910, vormittags >/i11 Ahr, an der Eerichtsstelle im Wege der Zwangsvollstreckung versteigert werden. 1. Blatt 25, nach dem Flurbuche 19,7 Ar groß, auf 13380 M. — Pfg. ge schätzt, es ist ein Bäckereigrundstück; 2. Blatt 39, nach dem Flurbuche 59,7 Ar groß, auf 1620 M. — Pfg. ge schätzt, es ist eine Wiese. i-il» Einkilbt der Mitteilungen des Grundbuchamts, sowie der übrigen die Grund- M insbesondere der Schätzungen, ist jedem gestattet. ' R den Grundstücken sind, soweit sie zur Zett der Ein- traaung des am 22. Novbr. 1909 verlautbarten Versteigerung-^ buche nicht ersichtlich waren, spätestens im Versteigerung ^LL^rung zur Abgabe von Geboten anzumelden und, wenn der Gläubiger widerspricht, glaubhaft .»macken widrigenfalls die Rechte bei der Feststellung des genngsten Gebots nicht be- Mcksickttgt 'und bei der Verteilung des Versteigerungserlöses dem Ansprüche des Gläu bigers und den übrigen Rechten nachgesetzt werden würden. . Wer ein der Versteigerung entgegenstehendes Recht hat, muh vor der Erteilung des Zuschlags die Aufhebung oder die einstweilige Einstellung dw Bewahrens herbei- führen, widrigenfalls für das Recht der Versteigerungserlüs an die Stelle des versteigerten Gegenstandes tritt. Dippoldiswalde, den 14. Dezember 1909. Königliches Amtsgericht. Das Konkursverfahren über das Vermögen des Schuh- und Pantoffelfabrikanten Arthur Bernhard Goldammer in Kreischa wird nach Abhaltung des Schlußtermins hierdurch aufgehoben. Dippoldiswalde, den 14. Dezember 1909. Königliches Amtsgericht. Weihnachtsgedanken. Das Jahr 1909 neigt sich dem Ende zu und bringt uns dem Zeitlauf getreu das schönste und lieblichste Fest, das die Christenheit kennt, das liebe Weihnachtsfest. Schon lange vorher geht das Christkind, das zur Freude unserer Kleinen noch immer in unserm Volke lebendig ist, in den Familien herum, und wo es nicht selbst erscheinen kann da sendet es den alten, guten, getreuen Ruprecht, der trotz seines Greisenalters in jugendlicher Frische seines Amtes waltet. Heller Sonnenschein lagert erwartungsvoll auf den Gesichtern der Kinder und strahlt auf die Eltern zurück, die darüber nachdenken, wie sie wohl ihre Lieben am herrlichsten erfreuen können. Die Kinderstube ist zur Werk- statt geworden, und jedes Kind plant Ueberraschungen für den Christabend; es ist ein Geben und ein Empfangen So waren in diesen Wochen wohl bei allen Familien nur ein Geist und eine Liebe, die den Gedanken an eigene, persönliche Wünsche gar nicht aufkommen liehen, die das Streben weckten, andere zu erfreuen und zu beglücken. Mitten hinein in ein so selbstloses Denken und rühriges Schaffen klingt dann die Weihnachtsbotschaft „Friede auf Erden!" Ist diese auch ganz gewiß nur in geistigem und geistlichem Sinne aufzufassen, indem Gott mit dem sündigen Menschen seinen Frieden durch das Opfer seines Sohnes gemacht hat, so ist es doch nur natürlich, daß wir Menschen auf Erden dabei auch an den weltlichen Frieden in uns und um uns denken, denn diesen Frieden geben oder nehmen wir uns selber, je nachdem wir in Liebe zu unserm Vaterlande und in Treue zu unserm Landesherrn, in Einigkeit ein Fels des Friedens sind oder in der Jagd nach rein parteiischen Zielen in Zwietracht verfallen und zerfallen. Wie wahr das ist, das haben wir in diesem Jahre nach beiden Seiten hin erfahren. Drohend ballten sich am politischen Gesichtskreise die Gewitterwolken zusammen, atz Oesterreich-Ungarn, alten Ansprüchen gemäß, die. Herzegowina und Bosnien für sich genommen hatte. Es wäre unbedingt zum Kriege gekommen, hätte nicht das waffenstarke Deutschland in treuer Bundrsgemeinschaft Hand in Hand mit Oesterreich gestanden. Hier danken wir also der festen Einmütigkeit den Frieden. Das andere Bild zeigt unser Vaterland in seinem Innern. Die Un einigkeit der Parteien machte es unmöglich, eine allen Parteien gerechte Reichsfinanzresorm zustande zu bringen, und das, was schließlich au» dieser Zerrissenheit heroorging, hat die Gegensätze nur noch mehr verschärft; der Kampf tobt weiter. Aus diesem Kampfe aber haben die staats- feindlichen Parteien, wie die Wahlen in Sachsen, Baden, Koburg und Halle a. S. nur zu deutlich beweisen, den Gewinn gezogen. Wenn nun mitten in diese haltlose Zerfahrenheit die Weihnachtsglocken ihre Friedensbotschaft hineinklingen lassen, dann — so wünschen wir — möge diese offene Herzen und offenen Sinn finden. Möge sie in die Herzen aller derer dringen, die ihr Vaterland und ihren König lieb haben, um sie mit ihrer heiligen Bedeutung zu er füllen, damit sie in der Erkenntnis dessen, was dringend not tut, den Hader und die Eigensucht der Parteien töten, da» Kampsschwert beiseite legen und sich in einmütigem, segenbringendem Frieden eng aneinander schließen; zwar nicht um nun zu ruhen, sondern um mit der wuchtigen Kraft gewaltiger Einigkeit den Kampf gemeinsam gegen alle die aufzunehmen, von denen dem Vaterlande Gefahr droht. Friede unter uns und dann durch Kampf zum Sieg über die Abtrünnigen und durch diesen Sieg zu herrlichem immerwährenden Frieden! Ist das unser Weihnachts gelübde, so wird auch die Zett kommen, wo der innere Friede wieder hergestellt ist und wir die Weihnachtsbotschaft frohen Herzens vernehmen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Das 1. Abonnements-Konzert der Stadtkapelle, das am Montag im Sternsaale stattfand, brachte Opernsätze von Meyerbeer, Mozart, Verdi und Wagner in bester Ausführung. Als neu trat auf „Ballett musik" von Ponchielli, die Stunden des Morgens, des Tages und der Nacht und ihier Tänze in charakteristischem Gepräge oorführend. Als Sängerin war Fräulein Luise Hammer aus Dresden gewonnen, die in einer Arie aus Haydns Schöpfung mit Orchesterbegleitung und in drei Liedern, von Herrn Kantor Schmidt auf dem Klavier gewandt begleitet, durch frische, Helle, wohlgeschulte Stimme die Konzertbesucher aufs lieblichste erfreute. Dresden. In der Zweiten Kammer wurde am Dienstag über die Reform des Forst- und Feldstrafgesetzes und über die Einschränkung der stillen Zeit vor Ostern beraten. Beide Gesetzentwürfe wurden an die betr. Depu tationen verwiesen. — In der Nähe des Hofmannschen Restaurants in Gehringswalde bei Wolkenstein stellte ein großer, stark betrunkener, unbekannter Mann einen 10jährigen Knaben, packte ihn bei der Brust und fuhr ihn an: „Ich will mal deine Taschen untersuchen!" Der Kleine führte behufs einer Besorgung eine Mark bei sich und war zufällig im Besitze einer anständigen Haselrute. Schlauerweise ließ er den Gauner nur zunächst ruhig gewähren, um ihn sich sicher fühlen zu lassen, versetzte s ihm aber dann einen wohl- gezielten Hieb ins Gesicht. Vor Schreck und Schmerz ließ der Gauner den Knaben fahren, dieser sprang die Straßen- böschung herab und der Betrunkene hinter ihm her. Der Junge blieb absichtlich stehen und zum zweiten Male packte ihn der Gauner, nochmals tut aber die schmerzhafte Hasel rute ihre volle Schuldigkeit. Nach diesem Beweise tat kräftigen Protestes zieht der „Gebleute" unter Fluchen und Schimpfen eiligst von dannen. Ebemnitz. Eine geheimnisvolle Spukgeschichte. In den Orten Wüstenbrand und Lungwitz bei Chemnitz „spukt" es seit einiger Zeit. Abends pflegt dort eine große weiße Gestalt von über 2 Meter Länge aufzutauchen und versetzt auf einsamer Landstraße die Passanten in Schrecken. Vor dem Fußgänger erscheint plötzlich die geheimnisvolle Ge stalt und verlangt — Geld, die Uhr usw. Das „Ge spenst" hat also materielle Bedürfnisse und es ist deshalb kein Zweifel, daß man es nicht nur mit einem Menschen, der Unfug treibt, sondern mit einem Verbrecher zu tun hat. Es sind auf diese Weise etwa 20 Personen ange fallen worden. Von einem Bäckerjungen, der in der Frühe Brot mit einem von zwei Hunden gezogenen Wagen ausgefahren hatte, verlangte die verkleidete Person die Einnahme, der Junge fand aber Schutz und Beistand bei seinen Hunden, die ohne G-spensterfurcht wütend auf die Erscheinung lossuhren, und infolgedessen ließ der Kerl den Burschen weiterfahren. In der Nacht vom Sonntag zum Montag erschien die Gestalt an einem abgelegenen Platz dicht vor den Augen eines Schutzmannes. Dieser gab mit seinem Revolver Feuer, das „Gespenst" entkam aber unverletzt. Chemnitz, 13. Dezember. Am Montag abend zwischen 9 und 10 Uhr ereignete sich auf der Leipziger Chaussee, an der Borna-Röhrsdorfer Grenze, ein schweres Auto mobilunglück. Ein in der Richtung nach Limbach fahren- des Automobil stieß dort mit einem nach Chemnitz fahren- den Geschirr so heftig zusammen, daß der Chauffeur auf der Stelle getötet wurde und der Besitzer des Automobils schwere Verletzungen davontrug. Der Führer des Ge schirrs kam mit dem Schrecken davon, während ein Pferd so schwer verletzt wurde, daß es abgestochen werden mußte. — Ein Liebesdrama in der Eisenbahn ereignete sich auf der Bahnstrecke Annaberg-Flöha. Als am Diens tag der um 6 Uhr 7 Min. fällige Personenzug aus Annaberg in Flöha ankam, fanden Bahnbedienstete in einem Waggon zwei junge Leute, einen etwa 24jährigen Mann und ein 20jähriges Mädchen bewußtlos auf Ein Arzt stellte fest, daß sich beide durch Gist ums Leben bringen wollten. Das Liebespaar, dessen Namen noch nicht festgesiellt werden konnte, wurde mit einem anderen Zug nach Chemnitz geschasst, wo die beiden Personen im Krankenhause Aufnahme fanden. Annaberg. Aus der Bezirkskasse sind an fleißige, ordnungsliebende Spitzenklöppelschüler und -Schülerinnen Prämien für ihr Betragen bewilligt worden. Für die selben sind 32 junge Leute in Vorschlag gebracht worden. — Auch hat der Bezirkstag Beihilfen zum Besuche eines Skikurses für Lehrer zur Verfügung gestellt. Reichenbach i. V. Die Klempner-Innung gibt be kannt, daß ihre Mitglieder nur noch Reparaturen an solchen Emaillewaren vornehmen werden, die aus ihren Geschäften gekauft sind. Auch ein Beitrag zum Kapitel „Handwerk und Warenhaus". Tagesgeschichte. — Der 1908 in Angriff genommene Schutzhafen auf Helgoland (für kleine Kreuzer und Torpedovote) iit dieses Jahr ein tüchtiges Stück gefördert worden. Es wird aber noch vieler Jahre bedürfen, ehe das große Werk, das einen Kostenaufwand von 30 Millionen Mark erfordert, vollendet sein wird. Der neue Hafen wird an der Südspitze der Insel gebaut, und zwar auf einem dem Meere abgerungenen Grunde. Eine mächtige, allen Stürmen trotzende Steinmole ist bereits mehrere hundert Meter weit ins Meer geführt worden. Außerdem haben sehr umfangreiche Anschüttungen ausgebaggerter Erd- und Sandmassen stattgefunden, sodaß ein Neuland entstanden iit, das bereits die Größe des ganzen Unterlandes von Helgoland erreicht. Diese Landgewinnungsarbeiten werden in den folgenden Jahren fortgesetzt. In Wirklichkeit wird die Insel also nicht unbedeutend vergrößert. Schwierig und kostspielig gestalten sich die Arbeiten dadurch, weil alle» zum Hafenbau erforderliche Material an Steinen, Zement und Holz vom Festlande nach Helgoland ge bracht werden muß. Da durch den Bau des Hafen» die