Aram Chalsihalurian: Konzert für Klavier und Orchester Eine ganz andere Haltung nimmt der Armenier Aram Chatschaturian in seinem Klavierkonzert ein. Es ist ganz aus der freien Improvisation, aus dem Hang zum rhapsodischen Sichausleben geboren. Gewiß zerschlägt der Komponist, der zu den bedeutendsten Vertretern der sowjetischen Musik gehört, nicht die klassische Form. Aber er erweitert sie, indem er dem Klavier ein starkes Sonderrecht einräumt. Das Orchester ist nur der allerdings sehr farbige und fesselnde Hintergrund, der manchmal ganz aufgegeben wird in den Kadenzen, die mehr sind als bloße Virtuosen stücke, vielmehr die Fortführung des sinfonischen Gedankens durch den Solisten. Große dramatische Spannungen erfüllen den ersten Satz, die an russische Vorbilder, aber auch an einen Musiker wie Bela Bärtok denken lassen. Die Melodik des Mittelsatzes läßt am deutlichsten den Zusammen hang dieser Musik mit den volkstümlichen Elementen aus der Heimat des Komponisten erkennen. Der letzte Satz ist dann wieder angefüllt von dramatischen Steigerungen, die etwas Elementares an sich haben. Einen „verwegenen Klavierritt durch das wilde Kurdistan“ hat ein Kritiker das Werk nicht unzutreffend genannt. Modesl Moussorgskij: Bilder einer Ausstellung Die Bedeutung von Moussorgskijs Schaffen kann man nicht zuletzt daraus ersehen, welche Ausstrahlungen es auf die Musikentwicklung weit über die Grenzen des damaligen Rußland hinaus hatte. Wenn das Vorstoßen Moussorgskijs in neue musikalische Ausdrucksbereiche richtig verstanden werden soll, darf nie vergessen werden, daß sein Bemühen um eine neu artige Aussage in der Tonkunst kein Experiment um seiner selbst willen war, sondern daß es erwuchs aus den Prinzipien, eine nationale und volksverbundene Musik zu schaffen. In der kompositorischen Praxis sah das so aus: Moussorgskij verarbeitete die heimatliche Volksmusik organisch in seine Werke als Kernsubstanz, die Charakter und Aufbau der Kompositionen bestimmte und darum auch diese im Vergleich zu Musikwerken von Künstlern anderer Länder verändern mußte. Nicht mehr die Schulregel war für ihn in der harmonischen Verarbeitung maß gebend, sondern das Ohr bzw. die vorgeprägten Harmonien aus der Volks musik. An Moussorgskijs neuartiger Kompositionsweise knüpften vor allem die Musiker der neuentstehenden nationalen französischen Schule wie Debussy und Ravel an. Die stilistischen Eigenheiten des musikali schen Impressionismus Debussys unterscheiden sich zwar in vielem grundsätzlich von dem, was Moussorgskij erstrebte, gewisse Verbindungs linien bleiben trotzdem erhalten. Diese sind, obwohl Ravel nicht wie Debussy in engem persönlichen Kontakt zu Moussorgskij stand, zwischen Ravel und Moussorgskij stärker, weil Ravel nicht nur urwüchsiger in