Volltext Seite (XML)
November 1887. 793 Nr. 11. STAHL UND EISEN.“ Wanzen gefunden hat, wenn dieselben sich nicht ganz zu dieser Zusammensetzung umgewandelt haben, was bei dem raschen Luftwechsel recht wohl denkbar ist, wie die von Hrn. Platz wahr genommene vermehrte Oxydation durch Ab schabung der Wanzenhaut zeigt. Gelangen nun diese oxydirten Kügelchen wieder in das flüssige Eisen, welches bei dem weiteren Anfüllen der Form an jeder Stelle derselben denkbar ist, so findet Reduction und lebhafte Gasentwicklung statt, und als Endresultat ent stehen Gufsstücke mit Hohlräumen und Kügelchen in denselben. Es entstehen also erst die Kügelchen und dann die Hohlräume. Man sieht, die vortrefflichen Untersuchungen des Hrn. Platz lassen sich, von dieser Seite be trachtet, als ausgezeichnete Begründung der zu erst von Hrn. Prof. Ledebur ausgesprochenen, und von mir seiner Zeit nur aufgenommenen An sicht, wonach die Kügelchen die Ursache der Hohlräume sind, sehr gut benutzen, besser als zum Beweise des Gegentheils. Bei der oben berührten Discussion über meinen früheren Vortrag ist mir schon entgegengehalten worden, dafs die Spritzkügelchen von gleicher chemischer Beschaffenheit sein müfsten wie das Muttereisen, aus welchem dieselben entstanden seien. Hr. Platz äufsert dieselbe Ansicht am Schlüsse seines Aufsatzes. Dementsprechend wurde mir seiner Zeit auch als Hauptargument für die stattgehabte Saigerung die abweichende chemische Zusammensetzung der Ausscheidungen entgegengehalten. Auf Grund der Aeufserungen des Hrn. H. M. Daelen, welche ich schon oben wiedergab, versuchte ich nun schon vor längerer Zeit durch Versuche nachzuweisen, dafs Ausscheidungen, welche unzweifelhaft Spritzkügelchen waren, in der Zusammensetzung von Muttereisen abweichen könnten. Meine Hauptaufgabe bei diesen Versuchen war, dieselben so einzurichten, dafs die entstehenden Ausscheidungen zweifellos als Spritzkügelchen entstanden sein mufsten und jeder Einwand da gegen unmöglich wurde. Ich benutzte zu diesem Zweck die Form stehend gegossener dünnwandiger Röhren, in derem oberem Ende, dem verlorenen Kopf, sich bekanntlich fast immer Kügelchen finden. Bei der hiesigen Fabrication wird der verlorene Kopf als kurzes Stück vom dünnwandigen Schlichtende abgeschnitten, die Muffen werden stets nach unten gegossen. Zu den Versuchs röhren nahm ich eine besonders phosphorhaltige Mischung, hätte ich damals die Untersuchungen des Hrn. Platz gekannt, so hätte dies unterbleiben können. Die erhaltenen Proben waren stellenweise sehr Teich mit Kügelchen durchsetzt, manchmal so stark, dafs zwischen den einzelnen Löchern und Gruppen nur Stege von 1/2 bis 1 mm Wand stärke stehen blieben und die im ganzen nur 12 mm betragende Eisenstärke fast ganz damit angefüllt war. Die betreffenden Röhrenformen waren 4 m lang und sowohl Mantel wie Kern waren besonders scharf getrocknet. Kernstützen waren nicht vor handen , die Form war stehend angeordnet. Nachstehende Fig. 3, 4, 5 und 6 geben möglichst genaue Nachbildungen einiger der erhaltenen Bruchflächen in wahrer Gröfse. Fig. 3. Fig. 4. Fig. 5. Ich glaube, man wird mir zustimmen müssen, wenn ich behaupte, dafs die oben skizzirten Kügelchen nicht durch Aussaigerung entstanden sein können, sondern dafs dieselben Spritzkügelchen sein müssen. Die durch Hrn. F. Guntermann in Düsseldorf vorgenommene chemische Untersuchung, auf Phosphor, welcher Körper in der früheren Streit frage das Hauptcriterium bildete, ergab in zwei Fällen: I. II. Muttereisen 1,13 % P. Muttereisen 1,08 % P. Kügelchen 3,04 % P. Kügelchen 1,23 % P. Also in beiden Fällen eine Anreicherung an Phosphor. Ich glaube, ich brauche nichts mehr hinzuzufügen, möchte aber nicht schliefsen, ohne an Hrn. B. Platz, der als Chemiker in Bezug auf die Vornahme der nothwendigen chemischen Analysen viel besser gestellt ist als ich, die Bitte zu richten, die Sache, welche er mit so vielem Geschick aufgenommen hat, auch in der von mir angedeuteten Richtung weiter zu verfolgen. Ich hoffe, dafs dann eine gröfsere Anzahl von Versuchen meine auf nur wenige Analysen auf gebaute Ansicht bestätigen wird. Riemer.