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Juni 1887. „STAHL Ü des Martinstahlwerkes während der späteren Umbauzeit des Bessemerwerks. Die Einrichtung der Oefen wurde derart gewünscht, dafs ein späterer Betrieb mit flüssigem, von den neuen Hochöfen zu entnehmenden Roheisen sich leicht bewerkstelligen läfst; andererseits müssen vor handene alte Walzen, unter welchen sich ziemlich grofse, von 2 m Länge und 800 mm Durchmesser befinden , ohne vorausgehendes Durchbrechen leicht in demselben aufgeschmolzen werden können. Endlich war auf eine gröfstmögliche Benutzung der vorhandenen Gebäulichkeiten, Kamine u. s. w. Rücksicht zu nehmen. Die bestehenden Martinöfen waren nach altem Muster mit nach der Ofenmilte hin geneigtem Gewölbe aus Dinas-Faonsteinen mit nebeneinander liegenden einfachen Kanälen für Luft- und Gas- Zufuhr angelegt. Die Offen standen über den Wärmeansammlern, für Luft- und Gasheizung, welche letztere sich in der Praxis angeblich als mit unzureichender Heizfläche versehen erwiesen haben sollen. Es mufste deshalb für den Fall, dafs die bestehenden Räume und Gebäulichkeiten einiger- mafsen benutzt werden sollten, eine gänzliche Umgestaltung der ursprünglichen Anordnung eintreten, in anderen Worten, es durften die (nach hergebrachter Weise so benannten) Regene ratoren (welche wir weiter unten zweckmäfsiger Wärmespeicher oder Wärmeansammler nennen wollen) nicht mehr unter den Oefen, sondern freiliegend neben denselben aufgestellt werden. Eine solche Anordnung hatte Verfasser schon im Jahre 1880 auf einer damals im Bau be griffenen Eisen- und Stahlhütte in Frankreich, unter Hinweis auf die daraus ergehende Beseiti gung constructiver Schwierigkeiten zum Vorschlag gebracht, ihre Ausführung jedoch aus verschiedenen Gründen nicht durchsetzen können. Auch die in gegenwärtigem Projecte zum Grund gelegte ovale Form des Ofens, welche bei einer stabilen Construction sich der eigentlichen Eiform der Flamme recht gut anzupassen scheint, hatte der Verfasser damals schon bei seinen Studien in Betracht gezogen, jedoch ohne es bei der kurz gemessenen Mufsezeit zu einem eingehenderen Vorschlag, behufs Verwirklichung seiner diesbezgl. Idee, zu bringen. Die im Decemberheft 1884 von »Stahl u. Eisen« inzwischen veröffentlichte Abhandlung über eine neue Regenerativofen-Gonstruction durch die HH. Frank, Wesley, Dick und James Riley in Glasgow bestätigte einigermafsen die Richtigkeit meiner Auffassungsweise. Ohne den berechtigten Patentansprüchen der eben genannten Herren im geringsten entgegen treten zu wollen, gedenke ich vielmehr, gelegent lich der bevorstehenden Ausführung meiner Pro jecte, der letzteren die praktischen Erfahrungen ND EISEN.“ Nr. 6. 388 hinsichtlich dieser Construction in entgegen kommendster Weise zu Nutzen zu machen. Bei einem eingehenderen Vergleich der eng lischen Construction mit der hier mitgetheilten müssen jedoch wesentliche Abweichungen con- statirt werden, welche erstens als Anhaltspunkt für die obige aufgestellte Behauptung, dafs sich der Verfasser schon im Jahre 1880, unabhängig von den benannten Erfindern, mit derselben Idee (deren Patentanmeldung er damals lediglich wegen der zu kurz bemessenen Mufsezeit sowie des Kostenpunktes unterliefs) befafste, dienen, dann auch die Berechtigung zur eigenmächtigen Ver öffentlichung des in Rede stehenden Projectes klar legen sollen. Die Vorausschickung dieser kurzen Bemerkungen bezweckt die Wahrung gegenseitiger Interessen. Auf das Project selbst zurückkommend, will ich der leichteren Erklärung halber die vorgelegten Pläne, welche für die Interessenten ein übersicht liches Bild der ganzen Einrichtung zu geben be zwecken, der Reihe nach einer näheren Unter suchung unterwerfen. Blatt XVII stellt den Grund- und Aufrifs der Anlage dar. Das Fundamentmauerwerk der alten Martin-Oefenhalle hatte 43,50 m äufsere Länge und 20,50 m äufsere Breite. DieWärmeansammler lagen unter der im Aufrifs Fig. 2 mit AB bezeichneten Flurlinie, die Oefen unmittelbar über denselben. Die gufseisernen Säulen S, welche, wie aus Fig. 2 ersichtlich, wieder benutzt werden, trugen ein hölzernes Dach, welches sich beim Umbau nicht verwenden liefs. Die vorhandenen Fun damentmauern sind im Aufrifs durch die Schraffur gekennzeichnet, die Säulen, und mit denselben die neue Dachconstruction, welche zweckmäfsiger aus Eisen und verzinktem Wellblech gewählt ist, wurden, der Höhe der Ofenplattform und der Wärmespeicher entsprechend, um 2,40 m höher gelegt, die Entfernung derselben auf 19 m bezw. 6 m gebracht. Die in Fig. 2 gezeichnete Curvendachstuhl- Construction soll, so viel wie möglich, bei den Neubauten durchgeführt werden. Dieselbe bietet eine sehr stabile Construction, gröfstmögliche Raumbenutzung und «ein relativ geringes Material gewicht. In Verbindung mit derselben ist eine Lauf- krahnanlage angebracht. Dieser Laufkrahn be dient die drei Oefen und wird gebraucht, einer seits bei der Abhebung der Ofengewölbe gelegentlich Reparaturen oder Einlagen von grofsen Walzen, andererseits beim Putzen der Wärmespeicher, bei welchem behufs schnellerer Abkühlung der ganze Deckel des Apparates ab gehoben wird. Die Tragfähigkeit des Laufkrahnes ist mit 5 t berechnet. Mit den in Aussicht ge nommenen Abmessungen der Oefen entsprechen dieselben der das Einschmelzen ganzer Bruchwalzen in letzteren betreffenden Vorbedingung des Projects.