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Heber Herstellung und Verwendung des Chromstahls. In jüngster Zeit haben die Chrom-Eisen- legirungen eine gewisse Aufmerksamkeit auf sich gezogen und dürften dieselben, nach allen An zeichen zu urtheilen, berufen sein, in naheliegen der Zukunft eine gröfsere Rolle zu spielen, als dies bisher der Fall war. In der schwedischen Zeitschrift »Blad für Berghandlerings vänner inom Orebro Län« finden wir eine Zusammenstellung der Aeufserungen, welche über den Gegenstand in letzter Zeit durch die Fachpresse gegangen sind. Nachdem ihr Verfasser zunächst die Thatsacbe fest gestellt hat, dafs jetzt in Schweden ein Werk zur laufenden Erzeugung von Ghromroheisen in Be trieb ist, fährt er folgendermafsen fort: Im »The Engineer« schreibt man, dafs eine Legirung von 1 bis 11/2 % Chrom mit Stahl sich durch leichte Schmiedbarkeit auszeichnet, vorzüglich Schneide hält und, mit Schwefelsäure behandelt, einen aufserordentlich schönen Damast zeigt. Es sind ferner hervorragende Eigenschaf ten des Chromstahls, dafs er, ohne zu verbren nen, lange Zeit der höchsten Temperatur ausge setzt werden kann, und dafs seine Zähigkeit alle anderen Stahlsorten hinter sich läfst, während er gleichzeitig so hart ist, dafs damit leicht ge härtete Stücke von . bestem gewöhnlichem Stahl durchbohrt werden können, ohne dafs seine Schneide dabei erheblich leidet. In der letztjährigen Frühjahrs ■ Versammlung des Iron and Steel Institute* deutete Dr. Percy schon darauf hin, dafs die Legirungen von Chrom und Eisen die Aufmerksamkeit der Eisenwerks besitzer wohl verdienten. Bei der letzten Zu sammenkunft derselben Körperschaft wurde eine Abhandlung von Brüstlein vorgetragen, die der gröfsten Beachtung werth ist, weil derselbe zu : den Stahlwerken in Unieux, Loire Frankreich, in Beziehungen steht, wo chromhaltiger Stahl regelmäfsig erzeugt werde. B. hat gefunden, dafs mit Chrom legirter Stahl viele Eigenschaften besitzt, die denselben für zahlreiche Zwecke höchst verwendbar erschei nen lassen. Er hatte Legirungen mit 1 und mit 1,5 % Chrom hergestellt, die von einem hervor ragenden Messerfabricanten probirt wurden, wo bei derselbe fand, dafs sie sehr gut schmiedbar waren; die erstere war sogar leichter zu bear beiten als reiner Gufsstahl. Eine Messerklinge und ein Rasirmesser wurden angefertigt, deren Schneiden sehr hart und haltbar waren; das Be- merkenswertheste aber blieb die aufserordentlich schön damascirende Farbe, welche die Oberfläche derselben annahm, sobald sie mit verdünnter * »Stahl und Eisen« 1886, Seite 753. Schwefelsäure behandelt wurden. Diese Legirun gen waren hergestellt, indem man Gufsstahl bester Qualität in kleinen Stücken mit pulver förmigem ausreducirten Chromeisen in hessischen Tiegeln schmolz. Es empfiehlt sich indessen, den Stahl in gröfseren Partieen zu erzeugen und am besten dabei den Tiegelstahl durch Bessemer stahl zu ersetzen. Eine andere sehr interessante Mittheilung machte früher der französische Bergingenieur G. Rolland. So weit ihm bekannt, gab er an, werde Chromstahl in Brooklyn, in Sheffield und in Unieux producirt; er habe 1876 Brooklyn be sucht und sich ganz besonders für den daselbst aufgenommenen Procefs interessirt. Man erzeugte drei Sorten Chromstahl; die erste war die härteste, sie wurde zu Werkzeugen verwendet, mit denen sehr harte Gegenstände bearbeitet werden sollten. Er nennt Julius Bauer als den Urheber der Be hauptung, dafs Chromstahl langandauernde Er hitzung ohne Nachtheil ertrage. Die Brooklyn Compagnie ist der Ansicht, dafs Chromstahl in kaltem Zustande jede andere Stahlsorte an Zähig keit übertreffe und nach dem Härten gehärteten Kohlenstahl von gleichem C-gehalt schneide, ohne von demselben selbst angegriffen zu wer den. In seinem Laboratorium fand er vor vielen Jahren, dafs das berühmte russische Blecheisen Chrom enthält, aber da der Gehalt daran so ge ring, hatte er nicht gemeint, dafs Chrom irgend eine Einwirkung auf die Qualität habe. Nun müfste er sagen, dafs die bemerkenswerthe Härte, welche Chrom beim Eisen hervorbringt, dessen Anwendung für die verschiedensten Zwecke em pfehle, bei denen diese Eigenschaft vom höchsten Gewichte ist. Weshalb Chromstahl, obwohl schon seit etwa 20 Jahren bekannt, so wenig Anwendung gefun den, ist durch die grofse Schwierigkeit begründet, Chromeisen zu einigermafsen billigen Preisen und mit genügend hohem Chromgehalt darzustellen. Das Ghromroheisen, welches noch vor drei Jahren an den Markt kam, hielt theils 8 bis 9, theils 16 bis 19 % Gr und kostete in Schweden 2500 bez. 4800 Kr. pro Tonne. Das erstere war nahezu unverwendbar, weil es gleichzeitig 7 % Kohle hielt, was veranlafste, dafs man bei Darstellung von Stahl mit 1 % Cr im Martin ofen das Bad erst bis auf etwa 0,12 % entkoh len mufste, um 0,12 seines Gewichtes an Ghrom roheisen zusetzen zu können, sollte der Kohle gehalt des fertigen Productes nicht zu hoch aus fallen. Dadurch wurde das Bad unglaublich ab gekühlt und mufste aufs neue erhitzt werden, wobei ein Theil des Chroms wieder oxydirt wurde