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Februar 1887. „STAHL UND EISEN.“ Fig. 6. Zeichnung eines Rundmeifsels, dessen Schneide nach der Richtung G 1 D 1 in der Fig. 5 gelegt ist. Waren die Ecken von richtiger Härte, so ging die Mitte der Schneide um. War die Mitte der Schneide richtig hart, so brachen die Ecken, weil zu hart, beim Härten oder beim Gebrauch eines solchen Bohrmeifsels aus. Fig. 5 und 4. Aetzfiguren auf dem Quer schnitt der runden bezw. achteckigen Stahl stäbe nach dem Poliren, Härten, Anlassen und Aetzen. Fig. 3 und 2. Lage der Interferenzfarben- Erscheinungen auf den Querschnitten der viereckig bezw. rechteckig geschmiedeten Stahlstäbe. Fig. 1. Querschnitt des rohen Stahlblocks nach dem Poliren, Härten, Anlassen und Aetzen. Es zeigen sich die Linien der recht- winklich zu den Seitenflächen entstandenen Krystalle. Wurde ein solcher Block nach dem Erkalten und vorherigem Einkerben der Ecken unter dem Dampfhammer zer brochen, so traten diese Krystalle mit ihren ganzen Flächen in Erscheinung. Nachdem also der Versuchsstab in der angegebenen Weise in einem Stück geschmiedet war, liefs ich an jeder Stelle des veränderten Querschnitts ein Stück herausschneiden, die einzelnen Stücke wurden auf den Querschnittsflächen genau eben geschliffen, gehärtet, polirt, angelassen und dann geätzt. Hierbei folgte ich den, für diese und alle folgenden Arbeiten grundlegenden Vorschlägen von Hrn. Geheimrath vom Rath. Bei der Analyse des Stahls aus diesem Versuchsstabe zeigte sich derselbe von guter Zusammensetzung. Auf der Schnittfläche des rohen Gufsblocks nach Linie a b c zeigten sich die Linien der Eisenkrystalle, überall rechtwinklich zu den vier Seitenflächen stehend. Fig. 2 ist die Schnittfläche des rechtwinklich geschmiedeten Theiles nach Linien d e f. Die Krystalllinien sind verschwunden. Dagegen zeigen sich von den Langseiten d e und f f 1 ausgehend, von der Verdichtung durch die Hammerschläge herrührend, parallel laufende Streifen, ähnlich den Zähnen eines feinen Kammes, welche bei schräg auffallendem hellen Sonnenlicht, auf der gehärteten und angelassenen, aber noch nicht geätzten Fläche, auf diesen Linien schöne Erscheinungen von Interferenzfarben zeigen. Es documentiren sich hierdurch die härter gewordenen und weicher ge bliebenen Stellen, welche durch den Schlag des Hammers mehr oder weniger verdichtet sind. Fig. 3 zeigt die Schnittfläche des wieder viereckig geschmiedeten Stabes, nach Linie g h i, und liegen die Erscheinungen der Interferrenzfarben auf der gehärteten und angelassenen aber noch nicht geätzten Fläche naturgemäfs von den Seitenlinien h i und g i 1 ausgehend, ebenfalls wieder die Verdichtung in dem viereckigen, aus dem rechteckigen Querschnitt veranschaulichend. Wird durch das Hineinschmieden der vier Ecken des Quadrats das Achteck gebildet, Fig. 4 nach Linie k 1 m n, so zeigt sich am auffallendsten in diesem Querschnitt eine Aetzfigur. In dem Natur selbstdruck einer solchen Fläche, welche nach dem Poliren gehärtet und geätzt wurde, bleibt der Kern mehr weifs, in einer Form, welche unserm „Eisernen Kreuz“ ähnlich ist, weil diese Stelle weniger verdichtet weicher blieb, daher tiefer geätzt wurde, mithin auch weniger Farbe annahm und abgab. Dahingegen boten die vier Ecken durch das Dichterwerden beim Schmieden und An nahme einer gröfseren Härte, der ätzenden Säure mehr Widerstand, blieben höher stehen, nahmen beim Aufwalzen der Farbe mehr von dieser an und gaben sie im Druck mehr ab, erschienen also dunkler, schwärzer.* Aus dem Achteck wurde der Stab rund geschmiedet, wie Fig. 5 nach Linie o p zeigt. Die * Vergl. auch die Mittheilung von Prof. Ledebur auf Seite 143, Nr. 3 v. J. 2*