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„Obgleich ein Zusammenhang der Fuchs- grubenflötze mit denen der Hermsdorfer Gruben mit Sicherheit angenommen werden kann und zum Theil selbst nachgewiesen ist, hat sich doch der Charakter der Kohlen durchaus verändert. Dieselben sind zwar denen der Hermsdorfer Gruben (Glückhilf) äufserlich sehr ähnlich, auch weicht ihre chemische Zusammensetzung nur durch einen geringen Mindergehalt an disponiblem und Mehrgehalt an gebundenem Wasserstoff von diesen ab. Während aber die Flötze der Glück- hilfgrube mit wenigen Ausnahmen vorzügliche Fettkohlen liefern, sind die Kohlen der Fuchs grube fast nur schwach backend. Eine Aus nahme macht in dieser Beziehung das zweite Flötz, dessen Kohlen durchweg stark backen; bei den übrigen tritt eine einigermafsen erhebliche Backfähigkeit nur ganz lokal auf.“ Von desto gröfserem positiven Werth sind die in derselben Arbeit gemachten Angaben über Wahl und Ausführung der Untersuchungsmethoden, sowie einige beherzigenswerthe Winke für spätere Kohlenuntersucher, die theils direct gegeben, theils leicht herauszulesen sind und mit denen der Verfasser nach dreijährigem Schaffen sich leider für immer von seiner damaligen Specialität abgewandt hat. Wenn einerseits die vorhin unter 1 a bis f aufgezählten Probleme als völlig gelöst angesehen werden mufsten und die Richtigkeit der Lösung derselben in concreten Fällen überall Anwendung resp. Bestätigung gefunden hatte, stellten sich den später mit Steinkohlen-Chemie sich Befassen den ganz von selbst Aufgaben von zunächst zweierlei Art: I. Einiges von Richters nicht völlig zu Ende Geführtes anzugreifen, weiter zu verfolgen und event. zu modificiren oder späteren Ermittelungen gemäfs zu berichtigen. Es galt speciell auf Grund von Analysen westfälischer Kohlen 1. in die von Richters geschossene Bresche zu treten und den falschen Propheten Fleck aus seiner Position in der Literatur dauernd zu vertreiben (s. unten); 2. die »Hygroskopicität« (wie Rcf. es zur Ver meidung von Verwechslung mit blofs »hygrosk. Wasser« genannt hat) einer gröfseren Reihe (über 100) westfälischer Kohlen zu bestimmen und als Charakteristicum zu bestätigen oder nicht zu bestätigen, wie es Richters ausdrück lich als wünschenswerth bezeichnet hat; 3. Richters Backfälligkeitsprobe auf ihre Allge meinanwendbarkeit zu prüfen oder eventuell eine andere Methode an Stelle der Richters- sehen zu setzen. Das ad 1 Beabsichtigte ist durch die Wider legungen, die sich durch die »Chem. Aphorismen«* hindurchziehen und in den »Chem. Beiträgen«** (pag. 4), sowie in der »Steinkohlenchemie«*** (pag. 12, 16, 17, 20, 24) fortsetzen und wiederholen, glücklich erreicht worden, indem die Flecksche Schablone in den neueren Auflagen der gröfseren Lehr- und Handbücher (z. B. Wagner, Muspratt) angemessen beleuchtet, als unberechtigt bezeichnet und ignorirt ist. Das Hauptergebnifs der etwa 100 mit west fälischen Kohlen vorgenommenen Hygroskopicitäts- Bestimmungen ist unter Besprechung dieses Gegen standes überhaupt auf pag. 28 bis 33 der »Chem. Beiträge« mitgetheilt, — jener Schrift, zu deren Erscheinen Dr. Schondorffs Aufsatz über Koks ausbeute und Backfähigkeit der Saarkohlen« (»Pr. Ztschr.« Bd. 23) den unmittelbaren Anstofs gegeben hat. Schondorff hat a. a. O. eine grofse Zahl vonBestimmungen »hygroskopischenWassers« mitgetheilt, diesen jedoch dieselbe Bedeutung bei legend wie dem »hygrosk. Wasser bei 15°« von Richters, womit dieser die Wasseraufnahme fähigkeit als Mafs für die. Flächenanziehung be zeichnet wissen will und hat. Insoweit als die Identität aber zugegeben werden kann, kommt Schondorff zu demselben Schlufs (Druckseite 14),wieRef.(»Chem. Beitr.« 31); zu dem Schlufs nämlich, dafs die Hygroskopicität mit dem Alter der Kohlen im allgemeinen abnimmt. Während Schondorff aber die Ausnahmen von der Regel durch die Lagerungs verhältnisse der Flötze erklärt wissen will, zeigen die vom Ref. (»Chem. Beitr.« pag. 31) beige brachten Beispiele, dafs die Regel nicht selten — innerhalb des Flötzes selbst sogar — ihre Geltung verliert und ihr auch das Verhalten anthracitischer Kohlen widerspricht. Wenn Richters schon die Unabhängigkeit der Hygroskopicität der Kohlen (»D. pol. Journ.« 195, p. 320) betont, so hat Ref. die Hygroskopicität als specifische Eigenschaft der allerverschieden sten Körper bezeichnet und überhaupt mehrfach in der »Steinkohlen-Chemie« pag. 50 ff. 76, 81, 128 und 129 besprochen. An letzterer Stelle ist übrigens gröfseren Differenzen in der Hygroskopicität eine Bedeutung bezüglich der Unterscheidung von Kohlen sehr verschiedenen Alters zugestanden. Die von Richters sinnreich erdachte Methode, durch welche für den jeweiligen Backfähigkeits grad ein Zahlenausdruck gegeben werden sollte, ist nächst der »Hygroskopicität« das Einzige, womit Richters keinen glücklichen Griff gethan und keinen durchschlagenden Erfolg gehabt hat. Die Methode hat nirgendwo Eingang gefunden. * Muck: Chemische Aphorismen über Stein kohlen. Bochum, 1873 ** Muck: Chemische Beiträge zur Kenntnifs der Steinkohlen. Bonn, 1876. *** Muck: Grundzüge und Ziele der Steinkohlen- Chemie. Bonn, 1881.