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nähme bei diesen Versuchen merklich geringer war, als ohne Braunsteinzusatz, wurde noch die Vermuthung ausgesprochen, dafs sich dieses Metalloid an der Reduction des MnO betheiligt habe. Die Kohlenstoffanreicherung erscheint eher geringer als gröfser, als sie nach den son stigen Beobachtungen zu erwarten war. Die Ge- sammtheit dieser Beobachtungen berechtigte zu dem Schlufs, dafs ein Mangangehalt des ge schmolzenen Stahls bis zu 0,7 ohne Einwirkung auf die Tiegelwandung ist. Ich konnte nicht umhin, den Widerspruch dieser Thatsachen mit älteren Feststellungen Ledeburs hervorzuheben. Professor Ledebur hält im Juliheft 1885 dieser Zeitschrift seine Ansicht über die thätige Mitwirkung des Mangans aufrecht und belegt dieselbe durch zwei neue lehrreiche Versuche, welche in Döhlen ausgeführt wurden. Nun habe ich vorerst zu constatiren, dafs Professor Ledebur mich insofern mifsverstanden hat, als er annimmt, ich hätte die bei Hirsch- wanger Tiegeln gefundenen Gesetze als allgemeine hinstellen wollen. Dieses Mifsverständnifs habe ich dadurch wohl veranlafst, dafs ich beim Schlufsresume meiner »ersten Mittheilung« nicht nochmals deutlich sagte, was ich im Eingänge als leitenden Gesichtspunkt bezeichnet hatte, dafs jede Tiegelgattung ihre besondere Untersuchung erfordere und somit die gefundenen Gesetze nur für diejenigen Hütten mafsgebend sind, welche Tiegel verwenden, welche den untersuchten in bezug auf Material und Mischungsverhällnifs gleich oder doch ähnlich sind. Wie sich aber die Tiegel auf rheinischen oder sächsischen Werken verhalten, kann aus jener Erfahrung nicht vorausgesagt werden. Demnach kann von einem Widerspruche der Beobachtungen in Hirschwang mit dem, was in Döhlen oder Duisburg gefunden ist, eigentlich gar nicht die Rede sein. Professor Ledebur hält aber auch meine Versuche an sich für un zureichend , da ich wohl Roheisen, aber keinen Stahl mit gröfserem Mangangehalt geschmolzen habe und der zuvor angeführte Braunsteinver such eine anderweitige Deutung zulasse. Darauf hin hatte Hr. Director Peipers die Güte, noch einige Schmelzversuche in gewöhnlichen Hirschwanger Tiegeln mit manganreichen Ein sätzen vorzunehmen. Versuch XL Es wurden 34 kg steirischer Frischstahl mit 0,75 kg Ferromangan einge schmolzen. Das Ferromangan enthält nach meiner Analyse Mn = 46,58; Si = 2,83. Die mir übersandte Frischstahlprobe enthielt G = 0,659; Mn = 0,070; Si = 0,041. Es ist un zweifelhaft , dafs 0,659 nicht den richtigen Durchschnitt des Kohlenstoffs darstellt. Nach einer Reihe früherer Versuche beträgt der G-Ge halt derartigen Stahls 0,9 bis 1,0 %. Die Schmelze hätte nun nach der Analyse enthalten müssen: C. = 0,777, Mn = 1,078, Si = 0,101, sie enthielt wirklich : G = 1,470, Mn = 0,883, Si = 0,374. Versuch XII. Der so erhaltene Stahlblock wurde von neuem umgeschmolzen und 3 Stunden lang bei höchster Hitze flüssig gehalten. Hierauf zeigte er folgende Zusammensetzung: C = 1,505, Mn = 0,894, Si = 0,689, mithin + 0,035 + 0,011 + 0,315. Beim ersteren Versuche zeigte sich nun allerdings eine deutliche Einwirkung des Mangans und zwar in der starken Kohlenstoffaufnahme, welche die Folge einer Verflüssigung von Tiegel thon ist. Beim zweiten Schmelzen aber bestä tigte sich meine frühere Feststellung, dafs der Mangangehalt sich so gut wie gar nicht ändert, dafs die Siliciumaufnahme nicht gröfser ist, als bei manganarmen Einsätzen und dafs auch die Kohlenstoffaufnahme durch den Mangangehalt nicht gesteigert wird. Aufserdem wurde noch ein dritter Versuch derart angestellt. Ich habe aber eine chemische Analyse dazu nicht ausge führt, da das Fehlen der Schlacke ein ausreichender Beweis war, dafs das Mangan neutral geblieben. Eine weitere Erörterung dieser Verhältnisse bleibt dem letzten Abschnitt der heutigen Abhandlung vorbehalten. Kapfenberger Versuche. Das bedeutendste alpine Tiegelstahlwerk, Kapfenberg, verwendet ebenfalls Tiegel mit einem bedeutenden Graphit zusatz. Der Tiegelthon aber ist nach einer mir von Hrn. Director Reiser gütigst mitgetheilten Analyse erheblich saurer und infolge höheren Magnesiagehalts wohl erheblich leichter zu ver flüssigen, wie der in Hirschwang benutzte. Zum Vergleich stellen wir die auf wasserfreie Sub stanz uragerechnete Analyse des Kapfenberger Thons unter a neben diejenige des Pfälzer Cha- mottethons b und des Göttweiser Bindethons c, die Tiegelmaterialien des letztgenannten Werkes. a b c Al203 . . . 30,72 37,27 35,68 SiO2. . . . 62,91 55,54 60,45 Fez03 . . . 3,49 3,16 3,43 MgO . . . . 2,64 0,53 0.20 GaO . . . . 0,26 0,00 0,00 NaO . . . . — 3,50 0,24 100 100 100,00 Man verwendet in Kapfenberg Tiegel mit 40 % Graphitkohlenstoff, wie solche mit 28 % Kohlenstoff. Das gewöhnliche Verfahren zur Fabrication von Werkzeugstahl besteht im Umschmelzen ge frischten steirischen Rohstahls. Der Stahl nimmt dabei etwa 0,2 % Silicium auf, wobei die Tiegel, wie ich persönlich be obachtet, so gut wie gar nicht angegriffen