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September 1886. „STAHL UND EISEN.“ Nr. 9. 623 Man wird bemerken, dal's die dritte Probe nichts anderes als Dolomit ist. Die beiden Rohstoffe von Euböa und aus Steier mark unterscheiden sich dadurch voneinander, dafs der letztere thonerdehaltiger und weniger reich an MgO als ersterer ist. Beide werden nicht in derselben Weise behandelt. Während der von Euböa stammende Rohstoff im Cupolofen calcinirt wird, wird der aus Steiermark in Flammöfen gebrannt, weil bei letzte rem das Verhältnifs des Staubes ein solches ist, dafs durch dessen Verbindung mit der Koksschlacke im Cupolofen sich ein erheblicher Verlust bilden würde. In beiden Fällen wird die Fütterung des Brennofens aus Magnesiaziegeln hergestellt. Zunächst sucht man die ungaren Stücke heraus, dann kommt die Anmachung und Mischung der ein fach bei Rothgluth gebrannten Magnesia. Es ist be kannt, dafs dieselbe in diesem Zustande die Eigen schaft besitzt, sich unter Druck zusammenzuballen und infolgedessen sich mit Sand zu vereinigen, mit wel chem sie gut gemischt worden war. Nach der Mischung geht man zur Vermahlung über, alsdann zur Zusammenpressung und schliefslich zum Brennen bei höchstmöglicher Temperatur. Man erhält auf diesem Wege Producte, welche keiner Schrumpfung mehr ausgesetzt sind —eine Bedingung, die für Ziegel unbedingt unerläfslich ist — und welche man belie big lange, selbst im Regen, aufbewahren kann. Michallet hat bis heute etwa 1500 t Carbonate verarbeitet und hat, namentlich der Eisenindustrie und in geringem Mafse auch den Bleihütten, mehr als 600 t Magnesiaziegel oder gebrannten und gemah lenen Sand mit oder ohne beigemischtem Theer ge liefert. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, ist hinzu zufügen, dafs die Magnesia in gewisser Hinsicht dem Dolomit stets überlegen sein wird. Man kann sie in der Betriebstemperatur mit sauren Ziegeln, überhaupt mit allen kieselsäurehaltigen Fütterungen in Berüh rung bringen, ohne dafs man eine der Lästigkeiten zu befürchten braucht, welche bei. Verwendung von Dolomit unter gleichen Umständen entstehen. So kann man bei der Verwendung von Magnesia die sämmt- liehen Oeffnungen einfach dadurch herstellen, dafs man im Innern Magnesia und äufserlich kieselsaure Bekleidungen nimmt, so dafs bei der Erbauung eines Ofens nur diese beiden Materialien erforderlich sind. Bei der Anwendung von Dolomit ist dagegen, wie wir weiter unten auseinandersetzen werden, stets ein Isolirungsmittel zwischen den sauren und basischen Rohstoffen nothwendig, wodurch natürlich eine neue Schwierigkeit entsteht. Ich bedaure, keine Gelegenheit gehabt zu haben, Stampfmasse oder solche Ziegel zu probiren, welche aus auf nassem Wege — durch eins der bekannten Verfahren (von Closson, Scheibler, Schloesing) — hergestellter Magnesia fabricirt sind. Die auf diesem Wege erhaltene Magnesia ist sicher viel reiner und von viel gleichmäfsigerer Qualität als die aus Bruch steinen gewonnene. Wir wissen aber nicht, ob der artige Ziegel in Gebrauch gekommen sind. Es darf aber wohl nicht angezweifelt werden, dafs die Processe auf nassem Wege in dieser Hinsicht einen Fortschritt be deutet haben. II. Dolomit. Untenstehend folgen die entsprechen den Angaben für den Dolomit. Wir leiten dieselben mit der Erklärung ein, dafs, unter sonst gleichen Um ständen, der an Magnesia reichhaltigste Dolomit der beste ist, weil alsdann das gebrannte Product an der Luft am langsamsten zerfällt. Hinsichtlich der anderen Gesichtspunkte verweisen wir auf folgende Tabelle: Dolomit-Rohproducte aus Flüchtige Bestandtli. Kalk Magnesia Kiesel- säure "Thonerde Eisenoxyd Bemerkungen bez. des Brennens Steinbruch von Varigey (S.- et L.-) . . . 44.2 28,3 18,6 4,10 3,00 1,70 gut „ » Santenay » ... 46,6 33,6 17,7 0,90 0,70 0,60 widersteht90st. Brennen » » Diou » ... 42,2 31,4 16,4 0,10 1,50 4,00 gut „ „ Thy-le-Chäteau (Belgien). 47,4 33,0 18.5 0,30 0,20 0,70 schlecht » » Chrzanow (Galizien) . . . 46,2 29,0 17,3 0,80 0,90 4,10 gut „ » Dombrowa (Russ.-Polen) 45,4 31,0 16,1 2,00 1,30 3,20 gut „ , Bessges (Gard) .... 45,0 28.0 17,0 3,80 4,00 gut In Hörde gebrauchter Dolomit 45,0 28,0 17,0 2,08 2,57 für Bessemer Aus den Tabellen scheint hervorzugehen, dafs das Brennen sich um so vollständiger und leichter vollzieht, je mehr man sich dem Verhältnifssatz von 4% an Thonerde und Eisenoxyd nähert, lieber diese Zahl hinaus und besonders wenn der Gehalt an Kieselsäure über 3 bis 4 % geht, verliert das Product, wenngleich es auch stets alle Kennzeichen einer guten Calcinirung besitzt, seine feuerbeständigen Eigen schäften. Ich glaube, dafs unter sonst gleichen Umständen die für Martinöfen bestgeeigneten Dolomitsorten etwa 3 % Thonerde und Eisenoxyd und 2,5 % Kieselsäure enthalten sollten. Sie fritten sehr gut, erhärten schnell und tief und besitzen einen hohen feuerbeständigen Werth. (Für die Converter scheint es nothwendig zu sein, einen weniger thonerdereichen Dolomit zu wäh len, wie dies das Beispiel der Hörder Hütte zeigt.) In gleicher Weise wie die natürliche Magnesia mufs man auch Dolomit stark brennen, um ihm seine Kohlensäure zu entziehen und die Eigenschaft der Schrumpfung zu benehmen, damit sich später in der aufgestampften Masse oder in den Ziegeln keine Risse bilden. Die Brennung kann in einem Siemensschen Flammofen geschehen, dessen Herd aus basischen oder mehr oder minder neutralen Materialien con- struirt ist. Wir glauben aber, dafs der Cupolofen den Vorzug verdient, weil man im allgemeinen ein besser gebranntes Product erhält und dabei gleich zeitig weniger Koks verbraucht. Bei continuirlichem Betriebe kann der Koksbedarf auf 600 bis 500 kg herabgedrückt werden. Der natürliche Zug genügt, und ein einziger Mann kann den Brennbetrieb für eine Production bis zu 2 t pro Tag führen. Die Ausfütterung des Cupolofens mufs mit Mag nesiaziegeln oder Dolomitmasse oder Chromeisenstein geschehen. In den oberen Theilen des Cupolofens kann man die gewöhnlichen sauren Ziegel verwenden. Bei gutem Brand ist das Product dicht und von grofser Härte. Sobald wie möglich mufs dasselbe in Mühlen auf Linsenform gebracht werden. Der angemachte Dolomit mufs vor Zutritt der Luft und namentlich der Feuchtigkeit bewahrt werden. In einem verschlossenen Raume darf man seinen Bedarf höchstens nur alle Monate oder sogar alle zwei Monate nehmen, wenn die Qualität nicht leiden soll. Die Verwendung des Dolomits in basi schen Oefen geschieht am häufigsten in der Form