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verlangten Qualität, in den Lieferungsterminen, in der Cautionsbestellung, in der Garantie über Haltbarkeit der Fabricate, in den Zahlungsbedin gungen wie in der Sicherheit der Zahlung über haupt, in den Frachtkosten u. a. m. Kommt nun noch der Wunsch hinzu, angesichts anderweit fehlender Bestellungen das Werk und seine Ar beiter beschäftigt zu wissen; handelt es sich ferner für die Firma um die Gewinnung eines neuen aus ländischen, von fremder Concurrenz hartnäckig behaupteten Absatzgebietes: dann gilt es erst recht, die billigsten Offerten abzugeben. In dieser Weise erklärt sich die für den ersten Blick auffallende Erscheinung mehr oder minder grofser Differenzen zwischen Inlands- und Auslandspreisen, wobei aufserdem noch zu beachten ist, dafs diese von einander abweichenden Offerten in der Kegel nicht von einem und demselben, sondern von verschie denen deutschen Werken abgegeben worden sind. Uebrigens hat die deutsche Eisenindustrie, inso weit sie ihren Export aufrecht erhalten will, mit der Thatsache zu rechnen, dafs auch ihre Concur renten in England, Belgien, Frankreich, Schweden, Oesterreich und Nord-Amerika das Ausland billiger bedienen als ihr Heimathsland, und demnach die sonst kaum zu empfehlende Preisdifferenz als eine nur in Deutschland bestehende Eigenthümlichkeit nicht anzusehen ist. Ueber die Zahl der Arbeiter wie über deren Löhne hat der Verein auch in diesem Jahre Er hebungen angestellt, die leider die erwünschte Vollständigkeit nicht haben erzielen lassen, da ein Theil der Werke die erbetene Mitwirkung ver sagte. Bis Mitte April 1888 waren die Antworten von 205 (vorwiegend grofsen) Eisenhüttenfirmen, Giefsereien und Maschinenbauanstalten (darunter 88 Actiengesellschaften) aus allen Theilen des Reichs eingegangen. Im Januar 1887 beschäftigten diese 205 Werke 138 695 Arbeiter mit 9 181 870 • Monatslohn, im Januar 1888 dagegen 147 051 Ar beiter mit 10 259 518Monatslohn. Demnach waren die Zahl der Arbeiter um 8356 (6,2 %), die Gesammtlöhne pro Monat um 1 077 648 « (11,7 %) gestiegen. Im Januar 1887 verdiente durchschnitt lich (also mit Einschlufs der jüngeren und geringer bezahlten Arbeitskräfte) 1 Arbeiter monatlich 66,20 K, im Januar 1888 dagegen 69,67 . Für die 12 Monate des Jahres berechnet, würde sich ein Mehrverdienst des Arbeiters von JI 42,84 und für die 205 Werke, die nur erst einen wenn auch sehr ansehnlichen Theil der deutschen Eisenindustrie repräsentiren, eine Steigerung an Lohnzahlungen um die bedeutende Summe von 12 931 776 JC an nehmen lassen. Da der Geschäftsgang befriedigend geblieben ist und die vorliegenden Aufträge die Einstellung weiterer Arbeiter nothwendig machten, ist die im April vorigen Jahres ausgesprochene Voraussetzung sicher eingetroffen, wahrscheinlich ist sogar bis Ende December eine weitere Steige rung der Löhne eingetreten. Hierüber werden die demnächst wieder anzustellenden Erhebungen Aus kunft geben. Aufser den Löhnen wurden an gesetzlichen Leistungen zu gunsten der Arbeiter (Krankenkassen, Unfall - Berufsgenossenschaften, Haftpflicht u. s. w.) von den 205 Werken in 1887 2 340 893(15,92 pro 1 Arbeiter) gezahlt. — An freiwilligen Leistungen (Invaliden- und Pensionskassen, Versorgung der Wittwen und Waisen, Arbeiterwohnungen, Kost- und Logir- häuser, Consumvereine, Schulen, Bibliotheken. Bildungs-, Erholungs- und gesellige Zwecke u. s. w.) zahlten 159 Werke der Eisenindustrie und des Maschinenbaues in 1887 2 511876 JI (18,52 pro 1 Arbeiter). — Für die Actiengesellschaften be rechnen sich die Leistungen für derartige Wohl fahrtszwecke zu mehr als 1/4 der an die Actionäre gezahlten Gesammtdividenden; bei den im Privat besitz befindlichen Werken, deren Kapitalrenten nicht bekannt sind, dürften diese Leistungen einen gleichhohen Antheil von der - Verzinsung des An ¬ lage- und Betriebskapitals darstellen. Was die Gesammtzahl der beschäftigten Ar beiter betrifft, so stehen uns bis heute nach der amtlichen Statistik nur die Ziffern bis mit 1887 zur Verfügung. Danach waren vorhanden Beschäftigte Ar beiter 1887 1878 1886 Eisenerzbergbau . . . 27 745 32 137 32 969 Hochofenbetrieb . . . 16 202 21 470 21432 Eisengiefserei .... 31 769 45 813 48 668 Schweifseisenwerke . . 45 695 50 965 52 768 Flufseisenwerke . . . 14 562 34 080 36 740 Summe der Arbeiter 135 973 184 465 192 577 Die freihändlerische Presse — leider auch die Vertreter der gleichen Richtung im Reichstage — haben aus den statistischen Nachweisen der Be rufsgenossenschaften der - Eisenindustrie heraus lesen wollen, dafs unsere gegenwärtige Handels politik die Lohnsätze der Arbeiter immer ungün stiger beeinflusse. Stellt' man nach den »Amtlichen Nachrichten des Reichsversicherungsamts« die entsprechenden Zahlen für die 8 Berufsgenossen sehaften der Eisenindustrie zusammen, so er geben sich in 1886 „ 188' Betriebe 10 793 20 534 Arbeiter 412 007 (38 pro Betrieb) 452 505 (22 „ „ Gesammtlohn 354 480 417 JI 374 490 342 „ Einzellohn 860,37 JI 827,59 „ Hiernach würde sich allerdings im vollsten Gegensatz zu unseren Erhebungen im durchschnitt lichen Einzellohn ein Ausfall von 32,78 JI ergeben. Ein zu auch nur annähernd richtigen Resultaten führender Vergleich der Jahre 1886 und 1887 ist jedoch für die Eisenindustrie aus der Statistik ihrer 8 Berufsgenossenschaften gar nicht zu beschaffen, weil in 1887 durch den Eintritt von fast 10 000 (vorwiegend kleinster) Handwerker-Betriebe die Zahl der Werke sich fast verdoppelt hat und die Grundlagen für die Vergleichung total verschoben sind. Um seiner Aufgabe: »Wahrung und För derung der wirthschaftlichen Interessen derEisenindustrieund desMaschinen baues« gerecht zu werden, hat sich der Verein auch im vergangenen Jahre mit allen Tagesfragen beschäf tigt. die in dieses Gebiet gehörten. Durch gedruckte Circulare und sonstige Mittheilungen sind die ge ehrten Herren Mitglieder davon fortlaufend in Kenntnifs gesetzt worden und bedarf es in diesem Bericht nur einer übersichtlichen Zusammen fassung, ebenso, insoweit dies überhaupt angezeigt sein sollte, einer kurzen Erwähnung der mafs- gebenden Motive. Der wichtigen Frage des Eisenbahntarif wesens ist fortdauernde Aufmerksamkeit zuge wendet worden und wird unverändert eine Er- mäfsigung der P rod u c t ionsk o sten durch Verbilligung der Frachtsätze für die Rohstoffe und Fabricate als ein Entgegen kommen der Eisenbahnen betrachtet, das gerade jetzt um so mehr erwartet werden kann, als die Eisenbahnen sich im letzten Betriebsjahr einer recht guten Rente erfreut haben. Trotz des vor handenen Zollschutzes sind in 1888 etwa 220 000 t