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478 Nr. 6. STAHL UND EISEN.“ Juni 1889. Fig. 6. Trennung der beiden Fördertrümmer darstellt. Es kommt hinzu, dafs hierbei das Schachtgeviere unnöthig ist, so dafs die Schachtmündung voll ständig frei und die Ueberwachung und Aus besserung der Fördergestelle und des Zwischen geschirrs erleichtert sind. Da ferner das eiserne Seilscheibengerüst in einiger Entfernung von der Schachtmündung seine Stützpunkte findet, weil die 6 m Durchmesser habenden Seilscheiben etwa 22 m über der Hängebank liegen, so ist der Schacht von allen Seiten zugänglich. Derselbe ist mit Geländer, Schachtthüren und Aufsetz vorrichtung (System Staufs) versehen. Die F ördermaschine, von der Friedrich Wilhelms- Hütte in Mülheim a. d. Ruhr gebaut, hat 600 Pferdestärken und ist für Dampf von 7 Atm. construirt. Die Seiltrommeln cl haben 8 m Durchmesser und 1,50 m lichte Breite, so dafs die verhältnifsmäfsig nahe Lage am Schacht auf die Seilführung keinen wesentlichen Einflufs hat. Die Kraft-Brialmontsche Steuerung ist einfach und so angeordnet, dafs der Maschinist die Hängebank übersehen und andererseits von dort überwacht werden kann. Zum Anhalten der Maschine dienen gleichzeitig auf beide Trommeln allmählich wirkende Dampf- und Handbremsen. Aufserdem sind an der Maschine noch vorhanden: Sicherheitsventile an den Dampfeylindern, ein Teufenanzeiger, welcher mit der Dampfbremse in Verbindung steht und diese selbstthätig in Bewegung setzt, wenn der Förderkorb zu hoch über die Hängebank hinausgeht, ein Weidt- m an n scher Geschwindigkeitsmesser (D. R.-P. Nr. 26 260t), welcher jeden Seilhub, jede Be wegung des Förderseils, die Geschwindigkeit des selben an jeder Stelle, jede Ruhepause und Controlstriche (bei Revision durch Beamten) auf zeichnet. Die zweistöckigen Förderkörbe b fassen je 20 Mann, welche an einer Schmalseite ein- und an der entgegengesetzten Schmalseite aus treten, und haben eine Hypcrsielsche Fang vorrichtung, bei welcher die Fangklauen durch eine Spiralfeder bewegt werden. Letztere liegt in Rothgufsschalen und ist dadurch gegen Be schädigungen geschützt. Das eine Bruchbelastung von 100000 kg aufweisende Seil ist durch Einstellschrauben mit dem Förderkorb b ver bunden, so dafs derselbe der Höhe der Hängebank und dem Füllort genau angepafst werden kann. Für den Fall der Noth ist ein besonderes Dampfkabel e mit Vorgelege, Handbremse und 2 Sperrklinken vorhanden, dessen Seilscheibe i in gleicher Höhe mit den Förderseilscbeiben c liegt, so dafs das Kabel in jedes Trum des Schachtes gelangen kann. Elektrische Signale und Telephonverbindung zwischen Hängebank und Füllort sind am Modell nicht vorgesehen, in Wirklichkeit aber in Angriff genommen. In den Fördergestellen des Salzbergwerks Ludwig 11 sind elastische Holzbänke angeordnet, um beim Einschlagen der Fangvorrichtung den Stofs auf die auf den Bänken stehenden Berg leute abzuschwächen. Demselben Zweck dienen elastische Stangen, an welche sich der Fahrende im Falle eines Seilbruches hängt. In der hauptsächlich aus Zeichnungen be stehenden Ausstellung Belgiens fällt eine eigen- thümliche, auf der Zeche Marchienne bei Charleroi in Gebrauch stehende Einrichtung (Fig. 7) auf, um Förderkörbe in durch Verschie ¬ bungen des Gebirges verdrückten Schächten zu führen. Die Einrichtung besteht in der Anwen dung von federnden Lagern a für die am Gestell befindlichen Führungsrollen b, so dafs sich die Entfernung derselben dem jeweiligen veränder lichen Abstand der Führungsschienen anpassen kann. Die Socit des charbonnages des Prs- de-Fleron bei Fleron stellt die Vorrichtung (Fig. 8) zur Verhinderung des Ueberwindens des Gestelles aus. Wie ersichtlich, wirkt dieselbe, wenn die Klinke a von der Seilscheibe ausgelöst wird. Auch die Bremse der Socit anonyme de Marginelle & Couillet für Fördermaschinen verdient Beachtung. Dieselbe soll dann in Thätig- keit treten, wenn die Dampfbremse den Dienst versagt. Hierzu ist es nur nothwendig, einen neben dem Maschinistenstand befindlichen Fufs- tritt niederzutreten. Dadurch wird eine Klinke aus einem Sperrrad gelöst, so dafs ein fallendes Gewicht eine Kettentrommel und durch Kegel- räder-Uebertragung die die Bremsbänder an ziehende Schraube dreht. Die Oberharzer Fahrkünste sind durch 2 grofse Modelle des Königl. Oberbergamts zu Glaus-