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Fabricant hat es also thatsächlich in der Hand, nach den mikroskopischen Schliffen den Erfolg seiner Abkühlungsmethode zu beurtheilen ; was von dem Material für Werkzeugstahl gilt, läfst sich auch für Radreifen, Achsen und dgl. verwerthen, denn die Festigkeitseigenschaften hängen mehr oder minder mit der Abkühlungsart in weiten Grenzen zusammen. Hr. Lürmann wird nun wieder sagen: Das ist Alles sehr schön und wissenschaftlich, aber es ist für die Praxis nicht zu verwertherr, weil man mit den Dingen nichts Rechtes an fangen kann, die man einmal sieht und dann wieder vergifst. Das führt mich zu dem zweiten Theile meines Vortrags, nämlich zur Erörterung der Frage, wie man es denn anzufangen hat, um das einmal Gesehene und Beobachtete festzuhalten. Die Antwort ist: Da giebt es nichts weiter als die Photographie. Wollte man das im Mikroskop erscheinende Bild zeichnen, etwa durch ein Prisma, so ist das nicht nur sehr mühsam und zeitraubend, sondern es sind dabei auch Fehler gar nicht zu vermeiden. Selbst bei grofser Uebung sind Irrthümer, welche oft aus der subjectiven Anschauung entspringen, stets zu finden. Man glaubt etwas zu sehen, was man wünscht, was aber gar nicht da ist. Selbst die von Hrn. Martens mit gröfster Sorgfalt gezeichneten Bilder von Spiegeleisen* sind nicht richtig, wie ich Ihnen durch Vorführung von Photogrammen beweisen könnte. Die Photographie dagegen läfst sich subjective Beeinflussungen nicht gefallen, sondern giebt nur ein Bild dessen, was thatsächlich vorhanden ist. , Nun habe ich ja schon vor zwei Jahren hier eine ganze Menge Photogramme auf einen Schirm geworfen; aber die Bilder waren nur streifenweis klar und deutlich. Erst nach vielen Versuchen und Mühen bin ich dazu gekommen, meinen Apparat in der Bergakademie unter Mithülfe der bekannten vortrefflichen Optiker Schmidt & Haensch** auf einen brauchbaren Zustand zu bringen. Das hat nahezu 4000 •6 gekostet. Bei allen wissenschaftlichen Dingen ist meiner Ansicht nach eine Hauptsache, kein Geheimnifs zu treiben, sondern durch Mittheilung thunlichst zahlreiche Mitarbeiterschaft zu erlangen. Ich habe daher beim vorjährigen Bergmannstage in Wien einen Vortrag gehalten, infolgedessen mein Freund Professor Kupelwieser in Leoben im Auftrage seiner Regierung nach Berlin kam, sich meine Sachen erklären liefs, selbst mit meinem Apparat arbeitete und dann einen Apparat bei Schmidt & Haensch bestellte, der blofs 750 •46 kostet und alle jene von mir mühsam errungenen Fortschritte in sich trägt. Hier auf dieser Zeichnung ist derselbe abgebildet. * welche das beweisen sollen, was Dürre in seiner vortrefflichen Arbeit über die Constitution des Roheisens ausgeführt hat. ** Berlin, Stallschreiberstr. 4.