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Die Statistik der oberschlesischen (Fortsetzung aus Eisengiefsereibetrieb. Auch unter den Zahlen dieses Titels befinden sich nur geschätzte, andere sind nach Schätzung seitens des Statistikers ge- und verlheilt. Dafs dadurch der Werth einer Statistik nicht gewinnt, deren Zahlen positiv sein müssen, soll sie nicht mehr oder weniger den Charakter einer Einbildung annehmen, bedarf keiner Auseinandersetzung; auffällig aber bleibt es, dafs der Oberschlesische berg- und hüttenmännische Verein, obwohl alle Werksvorsteher Mitglieder desselben sind, nicht durchzusetzen vermag, dafs für eine so kostbare Veröffentlichung die nöthigen Daten mit tadelloser Zuverlässigkeit bearbeitet und rechtzeitig bei seiner Geschäftsführung eingeliefert werden. Die diesmalige Anordnung der statistischen Auf zeichnungen weicht von dem letztjährigen kaum ab; nur allein eine Trennung der Arbeitslöhne Erwachsener von denen der Jungen ist versucht worden; da aber auch hierbei eine Trennung nach Schätzung nicht vermieden werden konnte, so bleiben die daraus zu ziehenden Resultate nur bedingten Werthes. Gleiches Verfahren mit den gleichen Consequenzen bei den Colonnen 30 bis 32, Koks- und Kohlenverbrauch zum Schmelzen, bezw. zum Dampfaufmachen und zur Formerei: nach ihnen müfste z. B. Falvahütte mit einem Gemische von Koks und Kohlen — 147 : 100 — im Cupolofen geschmolzen haben und Aehnliches wird der fremde Leser bei den Aufzeichnungen für die Königshütte und andere sich vorstellen müssen, welche es unterliefsen, des Betriebes und der Production ihrer Flammöfen getrennt von den Cupolofenresultaten zu gedenken; für die unten folgenden Ermittelungen technischer Resultate hat Referent solche, zu Zweifeln veranlassende Zahlen aufser Berücksichtigung gelassen. Die diesjährig statistisch behandelten Giefsereien haben sich abermals um eine vermehrt; gleichwohl ist aber auch jetzt die ganze einschlägige Industrie Ober schlesiens noch nicht darunter enthalten. Als interessant mag hervorgehoben werden, dafs die neu hinzugekommene Giefserei der Kötzschen Erben in Nicolai sich zum Betriebe ihres Cupolofens keines Gebläses, sondern eines Ejectors bedient, und damit dieses System erstmals in Oberschlesien in Erscheinung tritt; leider ist der Betrieb dieser Giefserei noch ein sehr beschränkter und so junger, dafs seine Zahlenresultate zum Vergleiche mit denen der Con- currenz nicht herangezogen werden können. Die Besserung der Nachfrage macht sich in den Zahlen der Production und des Absatzes im Jahre 1887 allerorts erkennbar; beide stiegen von 21 578 bez. 20 883 t im Jahre vorher auf 25 494 bez. 25 816 t; einzelne Werke, z. B. die königliche Gleiwitzer Giefserei, waren längere Zeit hindurch sogar zur Nachtarbeit gezwungen. Leider hatte die Statistik keine Veran lassung, auch eine allgemeine Preisbesserung registriren zu können, obschon im Laufe des Jahres ein wieder holter Versuch zum Durchsetzen von Aufschlägen gemacht und füg Handelsguts gegen Jahresschlufs auch eine Preissteigerung um 1,50 • durchgesetzt wurde. Es berechnet sich ein jahresdurchschnittlicher Tonnenwerth von 131,61 K (130,48 K für gewöhn lichen und 298,85 für Stahlgufs) gegen 135,04 JI (132,68 K für gewöhnlichen und 289,72 J für Stahlgufs) in 1886 nach den beiderjährigen statistischen Auf zeichnungen. Bemerkt sei hierbei, dafs die Uebersicht der Hauptergebnisse u. s. w. wiederholt den 1886er Tonnenwerth unrichtig angiebt und dafs infolgedessen der Rückgang des Werthes nicht 3,86 ( oder 2,85 %, sondern nur 3,40 JI oder 2,5178 % beträgt. Berg- und Hüttenwerke für 1887. voriger Nummer.) Die Betriebsausrüstung der statistisch behandelten 23 Giefsereianlagen bestand aus 50 Gupol- und 12 Flammöfen, 27 Dampfmaschinen mit 532 und 6 Gefällen mit 92 HP. Dafs, wenn eine Giefserei 2 oder mehrere Gupol- bez. Flammöfen besitzt, diese Oefen in der Regel nur alternirend, selten und nur ausnahmsweise gleichzeitig zusammen im Feuer stehen, ist eigentlich so selbstverständlich, dafs die hierauf bezüglichen Colonnen der Statistik ebenso ohne Schaden für die Verständlichkeit weggelassen werden könnten, wie die Colonne der Betriebswochen, nachdem überall die Zahl der Schmelzen angegeben ist: diese summiren für die Gupolöfen mit 4630, für die Flammöfen mit 223; beide Zahlen würden sich jedoch verändern, wenn Königshütte, Redenhütte und eine dritte Giefserei beliebt hätten, die Betriebsthätigkeit beider Ofensorten von einander getrennt zu declariren ; da dies nicht ge schehen, ist die Zahl der Schmelzen auch der Flammöfen den Gupolöfen zugeschrieben, bezw. vom Statistiker ge schätzt worden. Von den aufgegebenen 27 Dampf maschinen mit 532 HP ist die bei der Kötzschen Giefserei notirte 25pferdigeals nicht denGiefsereizwecken dienend abzusetzen, andererseits hat die Bemerkung, dafs die Ein- trachthütter Maschine eine Hochofenmaschine, wenig Interessantes mehr, nachdem daselbst schon nahezu anderthalb Decennien lang ein Hochofenbetrieb nicht mehr umgeht und so lange schon für die Cupolofen- giefserei allein Dampf aufgemacht werden mufs. Die Statistik verzeichnet als Production der be handelten Werke 24 704 t gewöhnlichen und 174 t Stahlgufs aus Gupolöfen, sowie 616 t Flammofengufs, in Summa, wie bereits oben angeführt, 25 494 t, bei deren Erzeugung 1371 erwachsene Arbeiter und 50 Jungen thätig waren, welche 843 967 JI bezw. 10 822, zusammen 854 789 JI an Löhnen verdient hatten. Die Zahl dieser Production bedeutet gegen das Vor jahr eine Steigerung um 3916 t oder 18,15 %; die Röhrengiefserei allein lieferte ein Plus von 2018 t oder 42,53 % mehr als in 1886. Erschmolzen wäre diese Production aus 17 615 t oberschlesischem, 650 t englischem, 97 t schottischem, 238 t steirischem, ungarischem und schwedischem Roheisen, 8202 t Alt- und Brucheisen, 498 t Abfällen und 36 t Stahl und Schmiedeisen, zusammen aus 27 336 t metallischem Rohmaterial unter Verbrauch von 5537 t Koks und 966 t Kohlen zum Schmelzen nebst 7826 t Kohlen zur Dampferzeugung, zur Formerei und zu secundären Zwecken. Aus diesen Totalsummen Resultate zu berechnen, erscheint unter Berücksichtigung des weiter oben Gesagten zwecklos und beschränkt sich Referent dazu auf Benutzung derjenigen Angaben, welche völlig klar und nicht zu bemängeln sind. Im allgemeinen läfst sich feststellen, dafs eine geringe procentuale Steigerung des Verbrauchs von eingeführtem, fremdländischen Roheisen stattgefunden hat, etwas stärker ist der Mehrverbrauch von Alt- und Brucheisen gewachsen; die Summe des ver schmolzenen einheimischen Giefsereieisens erreichte 86,46 % der 1887er Production an Gielsereiroheisen. Von 20 574 t Gufswaaren von 19 Werken steht fest, dafs sie im Cupolofen erschmolzen und dafs dazu 3805 einzelne Schmelzen gemacht worden sind ; die durchschnittliche Gröfse der Schmelzergebnisse wäre danach 5407 kg gewesen. Die durchschnittlich kleinsten Schmelzen — 1415 kg — ergeben sich aus den Angaben der Eintrachthütte, die gröfsten — 11 945 kg — führte die fiscalische Giefserei zu Gleiwitz ab. Letzteres Werk lieferte überhaupt 8820 t Gufs waaren, mehr als 34 % der gesammtea Gufswaaren.