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•und einen Schmelzprocefs zu trennen, haben vorläufig wenigstens noch keine Aussicht auf ökonomischen Erfolg. Was Roheisen ist, darüber kann also kein Zweifel herrschen. Freilich kann das Roheisen von sehr verschiedener Beschaffenheit sein, und es ist deshalb eine weitere Eintheilung nöthig. Die bisher übliche Benennung nach Nummern würde ausreichend sein, wenn scharfe Grenzen vorhanden wären; leider macht es fast jeder Hochofenbesitzer wie er will und bezeichnet thunlichst viel seines Roheisens mit Nr. 1. Hier dürfte sich also eine Vereinbarung em pfehlen , zu der vielleicht folgende Grundlage gewählt werden kann: Das Roheisen zerfällt in graues und weifses. Das erstere ist durch graphitischen Kohlenstoff und Silicium, das letztere durch amorphen Kohlenstoff und Mangan gekennzeichnet, ohne dafs doch damit die entgegengesetzten Elemente in den beiden Eisenarten ausgeschlossen wären. Unter beiden Arten können vier Nummern unter schieden werden, nämlich bei grauem Roheisen Nr. » n 1» 1: Ferrosilicium mit mehr als 5 % Silicium, 2: Schwarzeisen , 5—3 % Silicium, 3: Graueisen , 3—0,5, , 4: Lichtgraueisen , 0,5 % und weniger Silicium, bei weifsem Roheisen Nr. 1: Ferromangan mit mehr als 20 % Mangan, , 2: Spiegeleisen , 20—4,5 % Mangan, , 3: Weifsstrabl , 4,5 —1,5 , „ , 4: Weifskorn » 1,5 % und weniger Mangan. Die beiden Nr. 1 werden durch das Mittel glied Siliciummangan, die beiden Nr. 4 durch das halbirte Eisen (schwach halbirtes, wenn vorwiegend grau, stark halbirtes, wenn vorwiegend wcifs) verbunden. Die Nr. 1, Ferrosilicium und Ferromangan, dienen nur als Zuschlag; die Nr. 2 als Zusatz, Schwarzeisen in der Giefserei, Spiegeleisen bei den Frischprocessen; die Nr. 3 sind die am meisten verwendeten Roheisenarten, das Grau eisen als Hauptmaterial für Giefserei, indessen auch, wenn es mindestens 1,5 bis 2 % Silicium und nicht über 0,1 % Phosphor oder Schwefel enthält, für den sauren Bessemerprocefs — dann heifst es kurzweg Bessemerroheisen —, während der Weifsstrahl, an sich das Material für den Puddelprocefs besserer Eisensorten, bei 0,5 bis 0,75 % Silicium, 2 % Mangan und mehr, und dabei 2 bis 3 % Phosphor das Material für den basischen Bessemerprocefs bildet und dann kurzweg Thomasroheisen heifst. Grau Nr. 4 findet seine Hauptverwerthung zum Hartgufs, zum schmiedbaren Gufs und bei der Drahtfabrication, Weifs Nr. 4 dagegen (Puddel- roheisen) ist das Hauptmaterial für den Puddel procefs zur Herstellung gewöhnlicher Eisensorten. Halbirte Roheisensorten bilden Material für Hart gufs und manche Schweifseisenarten. Nach dem verwendeten Brennstoffe theilt man das Roheisen noch in Koks-, Holzkohlen-, Anthracit-, Rohkohlen-Roheisen. Die wichtigsten Fortschritte in der Erzeugung des Roheisens beziehen sich auf die Sicherheit, eine chemisch bestimmte Roheisenart herstellen zu können. Daher wird gegenwärtig die Nummereinthei- lung leicht durchführbar erscheinen. Varietäten lassen sich dann besser durch Buchstaben be zeichnen; jeder Besteller weifs aber, wenn er z. B. Weifs Nr. 3 verlangt, welche Grenzen des Mangangehalts er zu erwarten hat. Die Sicherheit in der Herstellung bestimmter Roheisenarten beruht in erster Linie auf der Anwendung wissenschaftlicher Grundsätze beim Hochofenbetriebe, sodann auf der Inhaltsver- gröfserung der Hochöfen und auf der Anwendung hoch erhitzten Windes. Leider vermehrt letzterer gleichzeitig die vorher angeführten Mängel des Hochofenprocesses durch Vergröfserung der directen Reduction. Das Roheisen wird der Regel nach in Gestalt einfach geformter Stücke erstarren gelassen. Diese nennt man Masseln oder Gänse. Ich habe auf Grund geschichtlicher Angaben früher geglaubt, es müsse richtiger Gänze heifsen, da diese Stücke im Gegensatz zu den mehr ver ästelten Gufswaaren ganz sind, aber weitere Studien auf Anregung des Hrn. Geheimraths Reuleaux haben mich von meinem Irrthum | überzeugt. Nach Becks Geschichte des Eisens erwähnt schon Diodor der Eisenstücke, welche öpvetov TTOV§ besitzen; in Monzenheim (vgl. Lindenschmidt) sind derartige Stücke von durch schnittlich 5 kg Schwere von folgender Form gefunden worden: In Khorsabad waren die ähnlichen Formen durchlocht, um den Tragriemen durchziehen zu können. Es ist nicht schwer, mit einiger Phantasie daraus eine von oben gesehene Gans zu bilden, wie die punktirten Linien andeuten mögen. Der Name Gans ging von den aller dings durch Rennarbeit erzeugten Eisenstücken offenbar auf das Roheisen über. Thiernamen sind überhaupt im Eisenhütten wesen sehr gebräuchlich: Unsere Gans heifst im Englischen pig (Ferkel) und Percy erläutert diesen Ausdruck durch den Anschlufs an den ernährenden Sau-Kanal (sow-channel), wie fol gende Skizz erläutert, in welcher wiederum