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Juli 1888. STAHL UND EISEN.“ Nr. 7. 447 Handlung und Handarbeit erhebliche Auslagen verursachen, noch einen grofsen Abbrand an Eisen herbeiführen, denn erstere würden den Zweck der Verminderung der Gesammtgestehungs- kosten vereiteln und das durch letzteren ge lieferte Eisenoxyd könnte auf dem Herde nicht mehr rcducirt werden, weil die dazu geeigneten Stoffe gröfstentheils aus dem Roheisen entfernt sein würden. Aus diesen Gründen können weder diejenigen Frischmethoden in Betracht kommen, welche auf dem Blasen geprefster Luft auf oder in das Roheisenbad beruhen, noch diejenigen, nach welchen demselben Wandungen aus Oxyda tionsmitteln, wie Erze, Schlacken u. s. w. ge geben und die Frischung durch schaukelnde oder drehende Bewegung des Gefäfses befördert wird. Bedenkt man nun, dafs jetzt vorwiegend Eisenerz als Oxydationsmittel benutzt und der Metallgehalt nur etwa zur Hälfte gewonnen, also auch der Sauerstoff auch nur in gleichem Mafse ausgenutzt wird, so liegt die Frage nahe, ob nicht durch eine innigere Vermengung von Roheisen und Erz vor dem Einsetzen ein besserer Erfolg zu erzielen sein würde? Durch das vor etwa zwanzig Jahren versuchte Verfahren von Ellershausen ist die Möglichkeit der Vermischung von Erzpulver mit flüssigem Roheisen nachgewiesen, und das dabei entstehende Kochen läfst auf eine lebhafte Einwirkung schliefsen. Die Unbrauchbarkeit der erzielten schwammigen Eisenluppen für die Verarbeitung im Puddelofen berechtigt aber nicht ohne weiteres zu dem gleichen Schlüsse für den Herd, weil hier die infolge der rapiden Frischung entstehende Streng flüssigkeit kein Hindernifs bildet, im Gegentheil das langsame Schmelzen die gegenseitige Ein wirkung befördert. Eine Beurtheilung dieses Verfahrens, soweit sie ohne eingehende Versuche zulässig ist, dürfte wohl kaum einen Zweifel über die Erfüllung obiger Bedingungen ergeben. Andererseits ist die Möglichkeit der Auffindung noch weiterer einfacherer Mittel gewifs nicht ausgeschlossen und soll der hier angeführte Ge danke nur beweisen, dafs die Zukunft des Herd schmelzens in dieser Richtung noch nicht als abgeschlossen zu betrachten ist. Bezüglich solcher Anlagen von Herdöfen, welche ein Umschmelzen des Roheisens bedingen, sei noch erwähnt, dafs auch der basisch oder neutral ausgefütterte Gupolofen von Rollet noch nicht etwa als abgethan zu betrachten ist, vielmehr in Frankreich noch in mehreren Werken erfolg reich betrieben wird und der Erfinder denselben namentlich für die Verbindung mit dem Herd ofen empfiehlt, weil nicht nur der Schwefel ent fernt, sondern auch das Silicium zum gröfsten Theil verbrannt wird, der Kohlenstoff dagegen zurückbleibt, so dafs ein leichtflüssiges, für die Frischung sehr geeignetes Rohmaterial entsteht. Die bauliche und maschinelle Anlage von Herdofen-Stahlwerken betreffend, wird die jetzt vielfach auftretende Frage der Anlage voraus sichtlich noch lebhafte Anregung zu Vorschlägen für Neubauten ergeben, welche ebenso wie bei den Bessemer- und Thomaswerken einen fördern den Einflufs auf die Entwicklung dieser Industrie ausüben werden. Bei dem im Vergleich mit dem Converter geringen Ausbringen eines Herdofens wird in dessen das Bestreben der Erhöhung der Leistung desselben dasjenige der Anwendung von möglichst vollkommenen Nebeneinrichtungen überwiegen, da hierdurch eine Verminderung der Gestehungskosten nicht in dem Mafse zu erwarten ist, wie bei der Massenproduction der Converteranlagen. Aus diesem Grunde werden Vorschläge, wie solche in letzterer Zeit u. A. von Steffen und Schmid- hämmer* gemacht wurden, seitens der betrieb leitenden Techniker einer besonders eingehenden Beurtheilung unterzogen werden, welche bekannt lich ohnedies die gröfsten Freunde der Einfachheit in der Ausführung der ihnen unterstellten Anlagen sind. Es soll daher hier auch nur der Auf forderung Folge gegeben werden, durch weitere Besprechung die Aufgabe der zweckmäfsigen Ein richtung der Stahlwerke zu fördern. Betrachtet man zunächst den Ofen, so ist die Trennung der Wärmespeicher von dem Herd körper in beiden Entwürfen enthalten und ist dem Schmidhammerschen das Auswechseln des letzteren hinzugefügt, welches in dieser Weise eine Neuerung ist, da meines Wissens P e r n o t nur den Herd und Dick-Riley bei kleineren Oefen das Gewölbe auswechselbar gestalteten. Die Frage, ob die Fortbewegung ganzer Ofenkörper behufs Erneuerung des feuerfesten Futters an anderem Orte zweckmäfsig sei, ist im allgemeinen seitens der Praxis verneinend beantwortet worden. Dieselbe entstand zuerst in den Bessemerwerken, als die Dauer des Futters den stets wachsenden Anforderungen bezüglich der Vermehrung der Chargen noch nicht entsprechen wollte, es wurde dann eine Anzahl von Stahlwerken mit Lauf krahnen versehen, um die Converter einzeln aus heben und ersetzen zu können, nachdem aber die rechten Mittel zur Herstellung feuerfester Futter von gröfserer Dauer gefunden waren, beschränkte man das Auswechseln nur auf die Bodentheile, und in später entstehenden Anlagen wurde die Zahl der Converter allen Anforderungen entsprechend vorgesehen. Ein gleiches Schicksal haben die bei Einführung des basischen Futters entstandenen Neuerungen erfahren, obgleich in der Auswechselung der Mäntel mit Futter unter Zurücklassung des Zapfenringes ** wohl eine Ver besserung bestand. * Siehe »Stahl und Eisen« 1887, S. 382,1888, S. 309. ** S. Wedding: »Der basische Bessemer- oder Thomasprocefs«. S. 78.