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Industriebezirken, an Ein- und Ausfuhr bestimmter Artikel hervorgerufen. So gab es 1881 allein auf der Great Northern 10 Millionen Frachtsätze.“ . . . „Was die Höhe der Gütertarife betrifft, so sind dieselben im Durchschnitt weit höher als die deutschen, wobei selbstverständlich auch hier und da, wo besondere, namentlich Wettbewerbsverhältnisse dies bedingen, niedrigere Tarife als die deutschen vorkommen.“ . . . „Dafs die englischen Privatbahnen mit diesem Zustand zufrieden sind, ist nicht wunder bar, das verkehrtreibende Publikum dagegen ist dies weniger, und zahlreiche Klagen werden von demselben erhoben, allerdings ohne bis jetzt eine Aenderung herbeizuführen.“ — Ueber das obenerwähnte Eisen" bahntribunal findet sich bei Ulrich folgende Mit- theilung: „Die Entscheidung über Beschwerden wegen unangemessener Behandlung des Verkehrs wurde durch das Gesetz vom 21. Juli 1873 auf einen be sonderen Gerichtshof von drei Commissaren, welche die Königin ernennt, darunter mindestens einen Juristen und einen Eisenbahnfachmann, mit gleichen Befugnissen wie die ordentlichen Obergerichte, über tragen. Vor diesen Commissaren kann Jedermann und auch das Handelsamt, sowie mit dessen Ge nehmigung Städte, öffentliche Corporationen und | Hafenämter, klagen. — Die Red. Zahlen beweisen. Der Vergleich zwischen den Leistungen des Bochumer Vereins und der Dessauer Gasgesell schaft für Arbeiterwohlfahrtszwecke im Märzheft unserer Zeitschrift ist mehrfach in die politische Tagespresse übergegangen, u. A. auch in die »Frankfurter Ztg.«. Die Verbreitung hat Herrn W. Oechelhäuser gewaltig erzürnt und zu einer ge harnischten Entgegnung in jenem Blatte veranlafst, welche wir zur Erbauung unserer Leser wörtlich wiedergeben wollen. Die genannte Zeitung schreibt: X Frankfurt, 9. März. Mit Bezug auf den Passus, den wir vor einigen Tagen aus der Fachschrift »Stahl und Eisen« über nationalliberale Arbeiter freundlichkeit citirten, geht uns folgendes Schreiben des Herrn Abg. Oechelhäuser zu: „Verehrliche Redaction! Ich habe bisher keine Notiz von den persönlichen Angriffen genommen, welche schon seit Jahresfrist in der Fachschrift »Stahl und Eisen«, in der »Dortmunder Zeitung« u. s. w. gegen meine Person gerichtet werden, und zwar aus keinem anderen Grunde, als weil ich, neben der wirthschaftlichen, auch die „sociale Hebung des Arbeiterslandes“ erstrebe, die Manchem allerdings ein Dorn im Auge ist. Nachdem ich aber in Nr. 67 Ihres geschätzten Blattes einem Redactionsartikel begegne, welcher aus Anlafs der in jener Fachschrift aufgestellten Vergleichung der humanitären Leistungen des Bochumer Vereins für Bergbau und Gufsstahlfabrication und der unter meiner Leitung stehenden Continental - Gasgesell schaft eine Frage an mich richtet, so fühle ich mich doch veranlafst, das bisher beobachtete „Schweigen der Verachtung“ zu brechen. Ich er widere jener Fachschrift also zunächst, dafs es eine bewufste Lüge ist, als verfolgten meine arbeiter freundlichen Schriften den Zweck, „das eigene Wirken in helles Licht zu setzen“. Sie enthalten in Wahrheit nicht eine Silbe, nicht die leiseste An spielung auf das »eigene Wirken« oder die huma nitären Leistungen meiner Gesellschaft, noch geben sie den mindesten Anlafs zu Vergleichungen mit den höheren oder geringeren Leistungen anderer Arbeitgeber. Noch in der letzten Schrift habe ich umgekehrt, der über alles Lob erhabenen Leistungen vieler Industriellen gedacht und gerade aus Rhein land und Westfalen die unübertroffenen Wohlfahrts einrichtungen dreier Firmen (F. A. Krupp, D. Peters & Co. und Fr. Brandts) als leuchtende Beispiele speciell aufgeführt. Habe ich also somit keinerlei Anlafs zu der vom Zaum gebrochenen Vergleichung mit Bochum gegeben und verzichte ich auf die Richtigstellung der darin enthaltenen Zahlen, so hin ich mir es doch selbst schuldig, die gehässige Tendenz jenes Artikels in »Stahl und Eisen« jedem Unbefangenen klar zu machen. Der Verfasser bringt die humanitären Leistungen der beiden in Ver gleichung gestellten Firmen in Verhältnifszahlen zu den Tantiemen und Dividenden,'mit denen sie doch absolut nichts zu thun haben, den einzig mafsgebenden Anhalt aber, nämlich das Ver- hältnifs der Wohlfahrtsleistungen zur Kopfzahl der Arbeiter und zu ihrer Be schäftigungsweise, Momente, die sich jedem gewissenhaften Statistiker von selbst aufdrängen müssen, übergeht der Verfasser mit Schweigen. Giebt es doch kaum zw.ei Gewerbe, in denen eine gröfsere Verschiedenheit im Verhältnifs der Arbeiter zahl zum Kapital und seinem Ertrag steht, als die Gasindustrie, mit ihrer verschwindend kleinen Ar beiterzahl, und die Berg- und Hüttenindustrie! Dies mein erstes und letztes Wort auf persönliche Angriffe und Verdächtigungen. Sachlich hin ich dagegen stets bereit, meine Ansichten zu verfechten. Berlin, 8. März 1888. Hochachtungsvoll Oechel häuser, Milgl. d. Reichstags.“ Wir haben der Antwort des Abg. Oechelhäuser gerne Raum gegeben, obgleich sie eigentlich an die Adresse der Fachzeitschrift »Stahl und Eisen« gerichtet ist. Deshalb mufs uns Herr Oechelhäuser aber auch erlauben, folgende kurze Bemerkungen zu seinem Schreiben zu machen. Der Angriff des Fachblattes ist doch nur theilweise persönlich. Er hat auch seine sachliche Seite, insofern er die Leistungen der Bo chumer und Dessauer Unternehmung für Wohlfahrts zwecke rein zahlenmäfsig beleuchtet. Solch ein Ver gleich mufs Jedem freistehen, und es kann keine Rede davon sein, dafs es „vom Zaune gebrochen“ wäre, namentlich da sich Herr Oechelhäuser in der That sehr eingehend theoretisch mit der Hebung der Arbeiterlage beschäftigt. Wir haben natürlich gar keinen Anlafs, für die Bochumer besonders ein zutreten ; das werden sie selbst thun. Wir haben vielmehr schon dem Abdruck der ersten Notiz die kritische Bemerkung hinzugefügt, dafs auch die Bochumer Leistungen keine aufserordentlichen seien. Immerhin scheine aber der relative Abstand zwischen den in Bochum und Dessau aufgewandten Summen interessant genug und Herrn Oechelhäusers »Erwi derung« hätte gewifs nur gewonnen, wenn er seine Behauptung, dafs wesentliche Factoren bei der Be rechnung unberücksichtigt geblieben seien, ebenso zahlenmäfsig belegt hätte wie der Bochumer Verein die seinige.