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April 1888. «STAHL UND EISEN.“ Nr. 4. 255 Arbeit aufserordentlich viel gröfser ist als die der Hochofengase und glaube ich annehmen zu dürfen, dafs mir dies vollständig gelungen ist. Die Ansicht des Hrn. Haedicke, dafs nach Analogie meiner Berechnung Jemand, der imstande ist 71/2 kg zu heben, 100 Pferde stark sei, ist durchaus unrichtig, denn der Betreffende müfste dann das Gewicht in 1/1000 Secunde heben, oder in einer Secunde 1000 m hoch. Wohl wird Jemand imstande sein, das Gewicht von 71/2 kg in 1 Secunde 1 m hoch zu heben und dann leistet er eben nicht 100, sondern nur 1/10 HP. Wird diese Leistung aufgespeichert und später in kürzerer Zeit wieder abgegeben, so ist für diese kurze Zeit natürlich die Leistung entsprechend gröfser und nur dies habe ich in bezug auf'die Friedenshütter Kessel behauptet, nicht aber, dals jeder der explodirten Kessel ein 10,2 millionenpferdiger gewesen sei, in diesem Sinne wird wohl Hr. Haedicke ganz allein die Sache aufgefafst haben. Witten, den 18. März 1888. Hochachtend! L. Prött, Königlicher Kesselrevisor. Die Metall- Walzmaschine von Simonds. (Hierzu Blatt VII.) Dem »Iron age« vom 16. Februar 1888 ent nehmen wir die Beschreibung der, in den Fig. 1 bis 4 dargestellten Walzmaschine von Simonds, vermittelst welcher Rundstäbe zwischen zwei parallelen, senkrecht in entgegengesetzter Richtung auf- und niedergehenden Platten gewalzt werden, um demselben an beliebigen Stellen in der Länge verschiedene Durchmesser geben zu können, wie solches bis jetzt durch Schmieden geschieht. Zu dem Zwecke sind die Druckplatten O zwischen zwei, auf gemeinschaftlichem Bette stehenden Ständern M geführt und auf der Rückseite mit je einer Zahnstange versehen, in welche zwei Zahnräder B eingreifen. Diese sind auf den Achsen A befestigt und der Antrieb erfolgt von den Riemscheiben P und P aus durch die Ge triebe a, b, c, d, e, f, g und h in ähnlicher Weise wie bei einer Hobelmaschine mit selbstthätiger Umsteuerung. Behufs Herstellung verschiedener Formen werden die Walzplatten N (Fig. 4) auf die Druckplatten O aufgeschraubt, welche hier die zum Walzen von Wagenachsen erforderliche Einrichtung zeigen. Um das Auswechseln der Walz platten zu erleichtern, ist eine geeignete Hebevor richtung vorhanden. Die Entfernung der Ständer M von einander wird vermittelst des Handrades K eingestellt, welches durch geeignete Ueber- setzung auf die Schrauben S wirkt. Die Simonds Rolling Company, Boston, hat in ihrem Werke in Fitchbury, Mass., eine solche Walzmaschine in Betrieb gesetzt und erzielt damit gute Erfolge. Der Erfinder beabsichtigt, die Anwendung des Systems auf die Herstellung von Wagenachsen für Eisenbahnen, Spindeln und Wellen aller Art, conische Geschosse, Kugeln u. dergl. m. auszu dehnen und giebt an, dafs in London eine Ge sellschaft zur Ausbeutung seiner Patente mit einem Kapital von 150000 gegründet worden sei. R. M. D. Bestimmung des Phosphors in Stahl Von M. Ukena. In den meisten Laboratorien wird zur genauen Bestimmung des Phosphors in Stahl und Eisen die salpetersaure Lösung eingedampft, das ge trocknete Eisensalz geglüht, in Salzsäure gelöst und in Salpetersäure aufgenommen. Die Operationen des Eindampfens und Glühens in grofsen Abdampfschalen von Porzellan haben bisher viel Zeit in Anspruch genommen und in einem beschränkten Raume das Fertigstellen einer gröfseren Anzahl Bestimmungen zur Unmöglich keit gemacht. Infolge der unten näher beschriebenen ein fachen Einrichtung wurde es ermöglicht, im La boratorium der Hütte Phönix in Laar durch einen Chemiker und zwei Gehülfen die Phosphor bestimmungen sämmtlicher Thomas- und Marlin chargen nach der Glühmethode auszuführen. — Bedingung einer schnellen Ausführung dieser Methode ist die Anwendung solcher Lösungs- gefäfse, die nur wenig Raum einnehmen, zu gleicher Zeit aber ein Eindampfen der Lösung und ein Glühen des getrockneten Eisensalzes ge statten. Zu diesen Zwecken haben sich im hie sigen Laboratorium Casserollen von Berliner Porzellan mit Porzellangriff vorzüglich bewährt. Eine fernere Bedingung zur schnellen Ausführung